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Rugby in der Partizipationskrise: Ist die Antwort Touch?
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Freitag, 30. September 2022

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Rugby lebt vom Teamgeist - doch dieser ist vielerorts während der Pandemie abhanden gekommen.

Was tun gegen den Mitgliederschwund? Nicht nur in Deutschland haben Rugbyklubs mit Fluktuation, Abwanderung und generellem Schwund der Zahl der Aktiven zu kämpfen. In England will sich die RFU, immerhin der reichste Rugby-Verband der Welt, nun mit einer Zwangsmaßnahme diesem Trend entgegensetzen. Künftig sollen Vereine verpflichtend eine kontaktfreie Rugbyform anbieten.

Viele etablierte Rugby-Klubs hierzulande haben seit der Corpora-Pandemie mit der Zahl ihrer Aktiven zu kämpfen. Zahlreiche Vereine, die zuvor ohne Probleme zwei Mannschaften an jedem Wochenende aufstellen konnten, schaffen es nicht mehr einen 22er-Kader aufzustellen.

Noch gibt es von Rugby Deutschland keine aktuellen Mitgliederzahlen der Klubs aus diesem Jahr und aufgrund der im Vorjahr erstmals erhobenen Sonderumlage dürften die Zahlen zusätzlich verzerrt sein. Jedoch sieht man in Rugby-Deutschland allerorts Zeichen für einen Mitgliederschwund.

Doch nicht nur in Deutschland hat Rugby nach Corona ein Problem mit der Zahl der Aktiven. Aktuell macht man sich selbst im Rugby-Mutterland England, das nach offiziellen Angaben der RFU eine siebenstellige Zahl registrierter Spieler vorzuweisen hat, akute Sorgen.

Die Gründe gelten diesseits wie jenseits des Ärmelkanals als dieselben: Nach fast zwei Jahren Pandemiepause haben sich viele etablierte Spieler zurückgezogen, während schwächere Jugend-Jahrgänge die Lücken nicht füllen können. Die Folge: Spiele werden abgesagt, Teams ziehen sich zurück und der Spielbetrieb wird eingeschränkt - eine Negativ-Spirale droht.

Touch als Rettung im Mutterland

Deshalb gibt es nun eine Direktive des Verbands, laut der die Rugby-Vereine des Landes eine Rugby-Variante ohne Vollkontakt anbieten müssen. Darüber berichtet die Londoner Times am gestrigen Donnerstag unter Berufung auf die guten Kontakte im Verband.

Der Entwicklungsbeauftragte der RFU, Steve Grainger, betont gegenüber der Londoner Times: „Es gibt einen großen Appetit darauf Rugby zu spielen, aber nicht unbedingt unter Vollkontakt - wir müssen uns fragen, wie wir das nutzen können und dadurch Sorge zu tragen, dass unser Spiel floriert.“

Die Hoffnungen beim englischen Verband beruhen darauf, dass Aktive im Touch eine engere Verbindung zum Rugby aufrechterhalten und dementsprechend auch als TV-Zuschauer, Ticket- sowie Merchandise-Käufer und nicht zuletzt auch als Vereinsmitglieder erhalten bleiben.

Noch gibt es im Mutterland fast an jeder Ecke Rugby-Klubs

Denn aktuell hat England ein dichtes Netz an Rugby-Klubs im gesamten Land vorzuweisen. Auf 55 Millionen Einwohner kommen über 2.000 Rugby-Vereine, die auch in aber auch abseits der Hochburgen im Südwesten des Landes verteilt sind. Dieses Netz gilt es zu erhalten und davon würde auch das traditionelle Vollkontakt-Fünfzehner profitieren.

Ein ähnliches Experiment hatte es bereits in Irland gegeben, mit gemischten Resultaten. Ob Touch auch für das deutsche Rugby eine Chance sein könnte, ist eine Debatte wert. Schon jetzt bieten einige größere Vereine hierzulande, aber auch vom Kontakt völlig unabhängige Gruppen regelmäßig Touch-Rugby an.

Ein Zwang, wie in England, wäre angesichts der Umstände und der Personaldecke bei vielen Vereinen hierzulande utopisch. Jedoch wäre die Rugby-Variante ohne blaue Flecken sicherlich für mehr Klubs eine Alternative, um abwanderungswillige Aktive bei der Stange zu halten und das Vereinsleben zu beleben.

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