Registrieren
Advertisement
Die schlechtesten All Blacks jemals?
Drucken
Geschrieben von TotalRugby Team   
Dienstag, 19. Juli 2022

Image
Auch Kapitän Sam Cane musste sich viel Kritik anhören. Foto (c) Perlich

Der Mythos der Unbesiegbarkeit ist schon lange weg und nun sinkt Neuseelands weltberühmte Rugby-Nationalmannschaft auf einen neuen Tiefpunkt. Nach der zweiten Pleite gegen Irland in Folge fragen sich viele: Ist dies das schlechteste All-Blacks-Team jemals?

Die Zahlen sprechen für sich: Vier der letzten fünf Spiele hat Neuseeland verloren, erstmals seit 1994 verloren die All Blacks zwei Mal in Folge daheim und seit der Einführung des Rankings von World Rugby vor zwei Dekaden, stand der dreimalige Weltmeister noch nie dermaßen schlecht da, wie aktuell als viertbestes Team der Welt.

Erleben wir gerade das schlechteste All-Blacks-Team aller Zeiten? Der Mythos dieses Teams wurde vor knapp 100 Jahren 1924 und 1925 geboren, als die Neuseeländer 32 Spiele in Folge auswärts nicht verloren. Die Invincibles, die Unschlagbaren, waren geboren. Den Nimbus der Unbesiegbarkeit hat dieses Team schon lange nicht mehr.

Die 22-32 Niederlage am Samstag in Wellington gegen Irland ist fast schon eine nationale Tragödie. Denn das Spiel wurde in der neuseeländischen Öffentlichkeit als das wichtigste Match seit Jahren aufgebauscht. Klar, man habe sich in letzter Zeit Ausrutscher erlaubt, habe dann aber immer mit mehr Konzentration und Anstrengung die Dinge gerade gerückt.

Dieses Mal war es anders: Auf die historische erste Pleite in Dunedin folgte nicht etwa eine Reaktion, sondern eine weitere Demontage durch die Iren. Konnte man die beiden Pleiten letzten November in Paris und Dublin noch mit einer langen kräftezehrenden Saison erklären, hatte Neuseeland dieses Mal den Heimvorteil im Rücken und die eigenen Stars sind mitten in der Saison.

Die vierte Pleite im fünften Spiel - was ist nur los mit den All Blacks?

In Neuseeland wird also nach Antworten gesucht. Ist man noch immer das beste Team der Welt? Warum hat man ein Team gespickt mit Top-Stars wie Beauden Barrett, den Ioane-Brüdern und Ardie Savea, muss sich nun aber zum dritten Mal in vier Duellen mit Irland innerhalb eines Jahres geschlagen geben - obwohl Irland mit Jamison Gibson-Park, James Lowe und Bundee Aki gleich drei für Neuseeland spielberechtigte Spieler einsetzt, die nicht mal in die Nähe einer All-Blacks-Nominierung gekommen waren.

Mehr und mehr Experten machen dies an der Person Ian Foster fest. Seit Graham Henry das Zepter 2004 als Trainer der All Blacks übernommen hat, war Jahre vorher schon eine Nachfolgeregelung organisiert. 2011 übergab er an Assistent Steve Hansen, der wiederum nach der WM 2019 an seinen Assistenten Foster übergab. Dessen Siegquote als Trainer der All Blacks ist die schlechteste seit über 40 Jahren und die allerschlechteste aller Neuseeland-Trainer, die mindestens ein Dutzend Spiele im Amt waren.

Ist es wirklich Fosters Schuld? Es scheint so, denn die wenigen brillanten Momente in der Serie gegen Irland waren eher der individuellen Klasse von Spielern wie Ardie Savea, Will Jordan, Beauden Barrett, oder Rieko Ioane geschuldet, als der Taktik von Foster. Die Spielstruktur der Iren schaffte es immer wieder Schwächen in der Defensive der All Blacks zu exponieren, ohne dass Neuseeland darauf eine Antwort gehabt hätte.

Sind die All Blacks deshalb ein mittelmäßiges Team? Sicherlich nicht, denn allein in Sachen Spielermaterial ist Aotearoa der internationalen Konkurrenz weit überlegen. Selbst mit Ian Foster als Trainer können die All Blacks jeden Gegner schlagen. Dann wäre da noch die Person Scott Robertson - der Crusaders-Coach galt 2019 schon als heißer Anwärter auf den Trainerposten und hat seitdem mit zwei weiteren Titeln seine Klasse unter Beweis gestellt.

Sollte Foster den Sturm der Entrüstung - selbst der sonst so zurückhaltende Chef des neuseeländischen Verbands Mark Robinson nannte die Leistungen des Teams „inakzeptabel“ - nicht überstehen, stünde Robinson bereit. Was so ein kurzfristiger Wechsel nur ein gutes Jahr vor einer WM bringen kann, zeigt ein Blick nach Südafrika. 2018 übernahm dort Rassie Erasmus nach einer desolaten Leistung der Boks bei der Rugby Championship das Zepter und lieferte ein gutes Jahr später einen WM-Titel für Südafrika ab.

Artikel empfehlen
Kommentare (0)add comment

Kommentar schreiben
Du mußt angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.

busy
 
< vorheriger Artikel   nächster Artikel >

honeypot@totalrugby.de
Advertisement
Advertisement
Advertisement