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Kartenflut im Super Rugby: Geht Rugby zu lax mit gefährlichen Tackles um?
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Dienstag, 5. April 2022

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Ein gefährliches Tackle aus der Bundsliga - wie sollte man damit umgehen? Foto (c) Kessler

Eine Rekord-Kartenflut im Super Rugby nachdem dort der Platzverweis zur neuen Saison entwertet wurde, heizt die Debatte auch hierzulande. Pflegen wir den richtigen Umgang mit gefährlichen Tackles und wäre eine Herabsetzung der Bestrafung wie in der Südhemisphäre schlussendlich kontraproduktiv?

Dass Anton Segner am Samstag im legendären Eden Park zu seinem zweiten Super-Rugby-Einsatz von Beginn kam und über 80 Minuten innerhalb einer halben Woche spielte, war eines der Themen in Neuseeland nach dem Auckland-Derby. Mehr noch war aber eine Szene in der 52. Minute im Nachhinein Gesprächsstoff.

All-Blacks-Außen Caleb Clarke hatte sich einen verdienten Platzverweis eingehandelt. Seine rote Karte wegen seines unkontrollierten Sprunges in den gegnerischen Außen Tomasi Alosio, den er mit dem Knie am Kopf erwischte, war eine von insgesamt sieben roten Karten in nur sieben Super-Rugby-Spielen an diesem Wochenende. Zücken die Schiedsrichter im Super Rugby eher den roten Karton, oder liegt es an der Spielweise der Teams in der Südhemisphäre?

Dieser Moment überschattete das Auckland-Derby: Die rote Karte gegen Caleb Clarke

Ins Zentrum der Debatte ist eine Entscheidung aus dem Vorjahr: Rote Karten bedeuten zwar den Ausschluss des betroffenen Spielers aus dem Spiel, jedoch kann dieser nach 20 Minuten durch einen Bankspieler ersetzt werden. Die Konsequenzen eines Platzverweis, besonders wenn er früh im Spiel passiert, sind seitdem weitaus weniger gravierend, so dass die Blues im Auckland-Derby beispielsweise in der Schlussphase wieder vollzählig waren und das Spiel gewannen - genauso wie sechs der sieben Teams, die einen Platzverweis kassierten.

Ob die Kartenflut in dieser Saison direkt damit zusammenhängt, lässt sich weder beweisen, noch widerlegen. Jedoch dürfte die laxere Sanktion als im restlichen Welt-Rugby, sowie die Vorliebe der Rugby-Fans in Neuseeland und Australien für die „Big Hits“ durchaus eine Rolle spielen. Experten, TV-Kommentatoren und Fans sind sich darüber hinaus einig: Rote Karten ruinieren Spiele, produzieren langweilige Spiele und deshalb führte man die Regel-Novelle zur neuen Saison ein.

Dass die zugrunde liegende Aktion oftmals die Karriere des Opfers ruinieren kann, ist da eher zweitrangig. So auch gut 2.000 Kilometer nordöstlich, wo sich Queensland-Reds-Flanker Tuaina Tualima im Spiel gegen die Brumbies die wohl verdienteste Rote des Wochenendes abholte. Er ging mit voller Wucht und viel Anlauf in ein statisches Ruck und erwischte Wallabies-Flanker James Slipper von den Gästen ungebremst mit der Schulter am Kopf.

Der verdienteste Platzverweis von insgesamt sieben an einem einzigen Super-Rugby-Wochenende

Slipper wurde im Gesicht getroffen und fiel nach hinten, überstand den Einschlag zum Glück aber relativ unbeschadet. Andere waren da weniger glücklich, wie die vielen Fälle von Stars belegen, die Ihre Karriere wegen zu vieler Gehirnerschütterungen beenden mussten: Im November war der erst 26-jährige Dillon Hunt, einmaliger All Black, deshalb zurückgetreten, vor kurzem folgte Wales-Flanker James Davies und selbst Beauden Barrett äußerte kürzlich Bedenken in diese Richtung.

Die Debatte, ob die rote Karte mit verkürztem Platzverweis auch in der restlichen Rugby-Welt Anwendung findet, dürfte damit zumindest negativ beeinflusst werden. Vor wenigen Wochen noch hatten die Trainerteams von Ulster und Leinster in Irland sich dafür ausgesprochen, die rote Karte auch in Europa zu entwerten.

Das wäre auch ein fatales Signal im Amateur-Rugby, wo auch in Deutschland jedes Wochenende Tausende ihrem ovalen Ballsport nachgehen, dabei aber natürlich auch von dem Geschehen bei den Profis beeinflusst werden. Rugby als Sport hat Kopfverletzungen in den letzten Jahren endlich die nötige Aufmerksamkeit geschenkt - die Rugby-Community täte gut daran, hier am Ball zu bleiben.

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