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Exeter gibt dem Druck nach: Der Indianer verschwindet vom Logo
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Freitag, 28. Januar 2022

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Der Indianer ist passé, Exeter wird nun von einem keltischen Krieger repräsentiert.

Nach gut zwei Jahren Diskussionen um die Exeter Chiefs, deren Logo und Name wurde nun eine Lösung gefunden. Der Klub gibt zumindest teilweise nach und das Indianer-Logo, sowie jegliche Hinweise auf die Ureinwohner Nordamerikas verschwinden, der Name bleibt jedoch. Warum diese Diskussion emblematisch für gesamtgesellschaftliche Trends ist und sich anderswo in ähnlicher Form wiederholen dürfte.

Die Exeter Chiefs sind das wohl erfolgreichste englische Vereins-Team der vergangenen Jahre. Als Meister der Jahre 2017 und 2020, sowie als Champions-Cup-Sieger 2020 eilten die Männer mit dem Indianerkopf auf der Brust zuletzt von Sieg zu Sieg.

Doch mit der zunehmenden Prominenz des 2010 erstmals in die Premiership aufgestiegenen Vereins rückte auch ein Thema mehr und mehr in den Fokus. 1999 wurde der Klub mit dem damaligen Aufstieg in die zweite englische Liga erstmals professionell. Mit dem damaligen Start in die neue Ära wurden aus dem Exeter RFC nun die Chiefs, was in erster Linie ein Rebranding war.

Natürlich hat der äußerste Südwesten Englands wenig mit dem Namen „Häuptlinge“ im Bezug auf die Ureinwohner Nordamerikas zu tun, jedoch wurden so wohl schon seit dem frühen 20. Jahrhundert die ersten Mannschaften der lokalen Rugby-Teams genannt. Mit dem Anspruch des Vereins die Nummer eins im Südwesten zu sein, passte der alte und zugleich neue Name im Jahr 1999 sehr gut.

Damit einher ging das neue Logo mit einem Indianerkopf, welcher mit Federn geschmückt ist und klar Bezug auf die Ureinwohner nimmt. Viele Fans des Vereins, der mit den Jahren immer erfolgreicher wurde, erschienen nun immer öfter im Stadion als Indianer geschmückt.

Der größte Triumph in der Vereinsgeschichte: 2020 gewinnt Exeter den Champions Cup gegen Racing 92

Doch einhergehend mit der Debatte um den Namen Washington Redskins - dem NFL-Team aus der US-amerikanischen Hauptstadt das aufgrund des rassistisch konnotierten Namen Rothäute diesen Namen ablegte - begann sich auch in England Widerstand gegen die Chiefs zu regen.

Im Jahr 2020 gab es zunächst eine Petition für eine Namensänderung und den Verzicht auf jegliche Hinweise auf indianische Kultur, mit der Begründung, dass der Gebrauch des Indianers „rassistisch“ sei - jedoch auch eine zweite Petition für den Erhalt des Namens und Logos. Beide erhielten rund 10.000 Unterschriften und die Debatte beherrschte nicht nur die lokalen Schlagzeilen rund um die Stadt mit ihren 130.000 Einwohnern.

Damals entschied sich die Klubführung um Unternehmer, Mäzen und Vereinspräsident Tony Rowe gegen eine Änderung. Man werde sich nicht dem Zeitgeist hingeben und außerdem sei die Benutzung des Logos eher eine Ehrerbietung, als eine Schmähung, so Rowe nachdrücklich.

Die Debatte endete damit aber nicht. Nach und nach verboten mehrere andere Premiership-Klubs den Fans der Chiefs im Indianerkostüm in deren Stadien zu erscheinen. Dies hielt die Debatte am köcheln bis nun am gestrigen Donnerstag doch die unerwartete Wende kam: Die Klubführung lenkte teilweise ein.

Der Name Chiefs bleibt zwar bestehen - jedoch verschwindet der Indianerkopf vom Logo und wird von einem keltischen Krieger vom lokalen Stamme der Dumnonii ersetzt, die in der Region des heutigen Devon jahrhundertelang heimisch waren, vor der angelsächsischen Besiedlung der Großbritanniens.

Dieses Land ist unser Land, wir sind die Chiefs - mit diesem Image-Video verkündete der Verein das neue Logo

Dies entspreche viel mehr der Identität des Klubs, der als Aushängeschild des Rugby-verrückten Südwesten Englands gilt. Eine neue Ära beginne damit für den Klub, der in diesem Monat auch eine lang erwartete Erweiterung seines fortwährend ausverkauften Stadions Sandy Park eröffnet hatte.

Tatsächlich scheint in diesem Fall ein guter Kompromiss gefunden worden zu sein, der sowohl die meisten Kritiker besänftigen dürfte und gleichwohl der Identität des Klubs gerecht wird. Gleichwohl merkt, wie bereits bei der Debatte um Black Lives Matter und ungeimpfte Rugby-Stars: Der Rugbysport kommt mit steigender Prominenz um viele gesamtgesellschaftliche Debatten nicht mehr herum.

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