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Irland löst Tokio-Ticket, Harlequins gewinnen Sensationsduell gegen Bears
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 21. Juni 2021

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Irland fährt mit Erfolgsgarant Conroy zu Olympia. Foto (c) Perlich

Das ovale Wochenende hat gehalten, was es versprochen hat. Vier Halbfinalduelle, ein Endspiel und die Entscheidung um den letzten Platz bei Olympia. Neben einem Horror-K.O., dem historischen Triumph der Italiener und dem Fehlen der Franzosen bei Olympia wird vor allem das Spiel der Bristol Bears gegen die Harlequins in Erinnerung bleiben.

Es gab das von vielen erwartete Endspiel um das letzte Olympia-Ticket im Stade Louis II von Monaco - genau da, wo das DRV-Wolfpack vor fünf Jahren so nah an der Olympiaquali war. Frankreich trat einen Steinwurf von der französischen Grenze mit dem Fürstentum das ganze Wochenende wie der Gastgeber auf und agierte dementsprechend selbstbewusst. Doch die Iren zeigten sich davon unbeeindruckt und waren im Finale der ganz große Spielverderber.

Der Weg der Iren in das Endspiel hatte über Simbabwe (ohne Pforzheims Chitokwindo), Tonga (mit dem All-Blacks-Überläufer Malakai Fekitoa), Hongkong und Samoa geführt. Erst im Halbfinale gegen Samoa wurde es dabei erstmals richtig eng - doch auch beim 21-7 konnten sich die Boys in Green auf Supersprinter Jordan Conroy verlassen. Der dem Wolfpack nur allzu vertraute Außen erzielte gegen Samoa einen von insgesamt elf Versuchen im Turnier, womit er zum unangefochtenen Versuche-König von Monaco wurde.

Frankreich wirkte auf dem Weg ins Finale noch Mal souveräner und konnte Hongkong und Samoa deutlicher als die Iren schlagen und Geheimfavorit Chile mit 43-5 abfertigen. Auch im Finale starteten les Bleus deutlich besser. Aber trotz drückender französischer Dominanz in der ersten Hälfte, in der die Iren den Ball gefühlt gar nicht hatten, stand es nach sieben Minuten nur 12:5 aus französischer Sicht.

In Durchgang zwei profitierte Irland dann auch ein wenig vom Glück des Tüchtigen. „Wir haben ein paar glückliche Abpraller erwischt“, so Kapitän und Spielmacher Billy Dardis nach dem Abpfiff im Interview mit World Rugby. Ein versprungener Ball der Franzosen, der ausgerechnet in den Händen von Supersprinter Conroy landete, leitete die Wende ein. Irland konnte den Druck der Franzosen mit der Führung im Rücken besser absorbieren und profitierte von deren hektischer Spielweise mit ablaufender Uhr - das Resultat waren zwei weitere Versuche der Iren und nur einer für Frankreich.

Am Ende stand ein 28:19 aus irischer Sicht und damit der Gewinn des letzten Tickets für Tokio 2020. Für die Franzosen ist diese Niederlage der zweite vergebene Matchball nach 2019, als es daheim in Colomiers nicht für den einzigen Europaplatz reichen sollte - im Finale unterlagen sie damals knapp England. Die Tatsache, dass Europa nur einen Platz hat, sich Kanada währenddessen gegen die Cayman Inseln und Jamaika qualifiziert und Südkorea dabei ist, sollte den Verantwortlichen bei World Rugby und dem IOC aber zu denken geben.

Trostpreis für Frankreich: Immerhin ein Team wird die Fahne der Grande Nation hochhalten. Beim parallel gespielten Frauen-Turnier wurden zwei Plätze vergeben. Das Ungleichgewicht in Sachen Leistungsstarke zwischen den Teams war im Damen-Turnier weitaus dramatischer. 51:0 hieß es am Ende für les Bleuets gegen die Damen aus Hongkong, während Russland im zweiten Endspiel mit 38:0 Nachbar Kasachstan schlug. Beide World-Series-Teams sind damit auch in Tokio dabei.

Harlequins gelingt gegen Bristol Comeback für die Ewigkeit

Eine gute halbe Stunde lang zauberte das Star-Ensemble aus Bristol, das die reguläre Saison der englischen Premiership dominiert hatte, wie erwartet. Der erste Konterversuch über Charles Piutau, Semi Radradra und Ben Earl war symptomatisch für die Spielfreude dieses großartigen Teams. Doch der 75-Meter Versuch sollte nicht der einzige in der Anfangsphase bleiben. Gleich vier Mal konnten die Gastgeber das Leder in der ersten halben Stunde im Quins-Malfeld unterbringen.

Bristol wähnte sich auf dem sicheren Weg nach Twickenham, wo das Finale kommende Woche nach der Verlängerung der Corona-Maßnahmen in Großbritannien doch nur vor 10.000 Zuschauern stattfinden wird. Aber da hatten die Bears ihren Plan ohne die Harlequins gemacht, die das Spiel auch beim Stand von 0:28 nicht aufgaben.

Doch es bedurfte zunächst eines glücklichen Zufalls - unter Druck von Bristols Defensive kickte Quins-Verbinder Marcus Smith einen verzweifelten hohen Ball, den Bristol-Außen Malins nicht unter Kontrolle brachte. Quins-Achter Dombrandt fiel das Leder glücklich in die Arme und er musste „nur“ noch knapp 50 Meter damit bis ins Malfeld sprinten. Was zunächst wie ein Glückstreffer eine Minute vorm Pausenpfiff wirkte, war der Auftakt zu etwas besonderem.

Schon in der zweiten Minute der zweiten Halbzeit klingelte es erneut im Malfeld der Bears. Quins hatten sich mit viel Druck und einem starken Danny Care als Ballverteiler erneut bis ins Bears-Malfeld gearbeitet und waren durch Schluss Tyrone Greene zum zweiten Versuch gekommen. Bis zur 77. Minute sollten drei weitere folgen, so dass Marcus Smith mit der Erhöhung von Versuch Nummer fünf den 31:31 Ausgleich besorgen konnte.

Es ging in die Nachspielzeit und diese brachte noch mehr Spannung: zunächst punkteten die Quins mit ihrem Momentum im Rücken zum 38:31, doch wenig später der nächste Versuch der Bears, jedoch ohne Erhöhung - 36:38 in Minute 105. Der letzte Akt in diesem Drama: Quins sichern sich einen Turnover, dem jedoch ein klares High Tackle vorausgegangen war. Trotz TMO-Entscheidung wurde der darauffolgende Versuch nicht zurückgenommen. Quins zogen damit ins Endspiel ein und zwar mit der größten Aufholjagd der Premiership-Geschichte und so können sie ihren Triumph aus dem Jahr 2012 eventuell wiederholen.

Dort treffen die Londoner auf den Titelverteidiger. Denn im anderen Semifinale setzten sich die Exeter Chiefs in einem ebenso hochklassigen Spiel mit 40-30 gegen die Sale Sharks durch. Überragend neben dem bekanntermaßen großartigen Sturm um England-Hakler Cowan Dickie war Jack Nowell - der England-Außen hatte seit Monaten mit Knieproblemen zu kämpfen und feierte seinen Start-XV-Einsatz mit gleich zwei Versuchen.

Benetton triumphiert gegen geschwächte Bulls

Im Endspiel des Rainbow Cup, dem Nachfolger der Pro 14 und Vorläufer der United Rugby Championship kam es zum ungewohnten Duell Treviso - Pretoria. Auch wenn die Bulls auf zahlreiche ihrer Springboks verzichten mussten, traten sie doch zumindest als leichte Favoriten in Norditalien an. Doch die Südafrikaner hatten ihre Rechnung ohne das talentierte Team um den jungen Azzurri-Verbinder Paolo Garbisi gemacht.

In einem ansprechenden Endspiel zogen die Männer aus der Modestadt im zweiten Durchgang sukzessive davon und gewannen am Ende 35:8. Seitdem Italien zwei Teams in der einst keltischen Liga stellt, war dies der erste Triumph - er wurde entsprechend frenetisch gefeiert.

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