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TR-Update international: Toulouse triumphiert, Neuseeland dominiert
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 24. Mai 2021

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Als Vater Emile den Europacup holte, durfte Sohn Romain schon Mal Hand anlegen - 25 Jahre später gewinnt er den Henkelpott selbst.

Während Rugby in Deutschland erst langsam aus dem langen Lockdown-Schlaf erwacht, wurde am Wochenende international groß aufgespielt. Im Londoner Twickenham-Stadion kehrten erstmals in diesem Jahr Zuschauer zurück und sahen, wie Stade Toulousain sich zum fünften Mal Europas Rugby-Vereinskrone sicherte. In der Südhemisphäre zementierten die neuseeländischen Teams ihre Dominanz und besonders ein Spieler machte einmal mehr klar, warum er der wohl beste Angriffsspieler der Welt ist.

Ziemlich genau ein Vierteljahrhundert später machte es der Sohnemann dem Vater nach. Emile Ntamack war 1996 in Cardiff der allererste Kapitän, der den Heineken Cup in die Höhe stemmen durfte. Ntamack war der Kapitän von Stade Toulousain, der Verein, der die allererste Ausgabe des Rugby-Europacups gewinnen konnte.

Sohn Romain ist 25 Jahre später zwar nicht Kapitän der Toulouser, aber als Verbinder der Antreiber und Strippenzieher des Teams, das sich am Samstag den fünften Titel sichern konnte. Mit dem fünften Stern auf dem Maillot haben sich die Rot-Schwarzen aus der Airbus-Stadt ganz im Süden Frankreichs endgültig zum besten Team Europas gekrönt.

Zu den 20 Bouclier de Brennus, die es für den französischen Meistertitel gibt, kommt nun ein weiterer Champions Cup hinzu. Dabei war das Finale von Twickenham für den amtierenden französischen Meister keineswegs ein Zuckerschlecken. Trotz geballter Star-Power mit den Frankreich-Spielern Ntamack und Dupont, sowie Springbok-Weltmeister Cheslin Kolbe und All-Blacks-Legende Jerome Kaino glich dieser Sieg eher einer Zitterpartie - trotz numerischer Überzahl über weite Strecken der Partie.

Die letzten Minuten belagerte La Rochelle die Toulouse-Linie und der siegbringende Ballgewinn des letztendlichen Gewinners war eher Straftritt, als sauberer Turnover. Mit einer 5-Meter-Gasse hätte der Titelgewinn für Toulouse noch Mal richtig ins Wanken geraten können. Doch Schiedsrichter Luke Pearce übersah im Eifer des Gefechts das klare Bodenspiel und ließ Toulouse gewähren.

Toulouse ist Europas bestes Vereinsteam - zum bereits 5. Mal in 25 Jahren

Auch wenn die letzte Szene des Spiels nicht ganz sauber verlaufen war, ist Toulouse doch ein würdiger Sieger. Die ersten 60 Minuten der Partie kontrollierte Toulouse, ohne dabei den Spielwitz an den Tag zu legen, den man von Stade gewöhnt ist. Die 10.000 zugelassenen Zuschauer im Rugby-Tempel Twickenham bekamen eine enge Partie geboten, die von Taktik geprägt war.

Toulouse konnte auch aus der roten Karte für La Rochelles Fidschi-Star Levani Botia kein übermäßiges Kapital schlagen. Der für seine knallharten Tackles bekannte 12er hatte Frankreich-Veteran Maxime Medard am Kinn erwischt und war dafür nach nur 27 Minuten des Feldes verwiesen worden. Dennoch punkteten beide Teams nur in Dreier-Schritten.

12:12 unentschieden stand es, als sich Toulouse in der 60. Minute aufmachte den ersten Versuch zu legen. Eingeleitet wurde die schönste Kombination von Verbinder Ntamack, der im Mittelfeld die blitzartig aufrückende La-Rochelle-Defensive mit einem grandiosen Überpass aushebelte. Zwei Pässe später war der argentinische Innen Juan Cruz Mallía mit dem Ball im Malfeld.

19:12 und wenig später 22:12 nach einem weiteren Ntamack-Straftritt - doch wer nun ein in Unterzahl auseinanderfallendes La Rochelle erwartete, sah sich getäuscht. Im Gegenteil - plötzlich spielte La Rochelle das bessere Rugby und schaffte es immer wieder in die Gefahrenzone von Toulouse. Minutenlang biss sich La Rochelles Sturm kurz vor der Linie die Zähne aus, bis der 29-malige All-Blacks-Neuner Tawera Kerr-Barlow per Hechtsprung den 19:22 Anschluss herstellte.

In den letzten Minuten arbeitete sich La Rochelle noch einmal tief in die Toulouse-22, kassierte dort aber den fragwürdigen Turnover. Für La Rochelle wäre es die Vollendung des Märchens, das mit dem Wiederaufstieg 2014 begann. Der Ex-Klub von Robert Mohr und Erik Marks kehrte dennoch mit erhobenem Haupt zurück nach Frankreich. Zumal in der Top 14 ja noch immer ein Titel im Bereich des Machbaren ist - auch dort wäre der wahrscheinlichste Gegner Toulouse im Finale vom 19. Juni.

Neuseelands Klubs dominieren die australische Konkurrenz

Zehn Spiele wurden im Super Rugby Trans Tasman, benannt nach der ungefähr 1700 km breiten Meeresstraße zwischen beiden Ländern, bisher ausgetragen. Zehn Mal gingen die neuseeländischen Teams als Sieger aus den Duellen hervor. Nachdem zwischen den beiden benachbarten Ex-Kolonien ein Corona-sicherer Reise-Korridor geschaffen wurde, gibt es auch endlich wieder Spiele zwischen den Top-Teams beider Länder.

Bisher gingen die direkten Vergleiche allesamt an die neuseeländischen Teams - mehr oder minder deutlich. Hatten die Brumbies in Christchurch das neuseeländische Super-Team Crusaders beim 29-31 noch am Rande einer Niederlage, während der Western Force gegen die Chiefs nur ein Erhöhungskick beim 19-20 fehlte, waren die Ergebnisse in Runde zwei schon deutlich eindeutiger.

In der Form von niemandem zu stoppen - die Crusaders aus Christchurch im Duell mit den Queenslannd Reds

Die Waratahs unterlagen in Auckland mit 21-48 und noch eindeutiger erwischte es die Reds, Australiens bestes Team. Daheim ließ sich der australische Meister vom neuseeländischen Rivalen geradezu vorführen. Beim 63-28 Auswärtssieg war vor allem All-Blacks-Verbinder Richie Mo’unga in ganz besonderer Form und legte gleich drei Versuche selbst. Für die aufkommende Rugby-Euphorie in Brisbane sicherlich ein Stimmungskiller.

Auch für die kommenden Bledisloe-Cup-Serie zwischen beiden Ländern sind dies keine guten Nachrichten aus australischer Sicht. Seit 2003 konnte Australien die jährliche Dreier-Serie gegen den Erzrivalen nicht mehr gewinnen. Auch der aktuelle Wallabies-Coach Dave Renny wird von der australischen Öffentlichkeit am Ende wohl nur am Erfolg oder Misserfolg gegen Neuseeland gemessen.

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