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TR-Vorschau Six Nations: Walisischer Grand Slam oder Gallisches Comeback?
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 18. März 2021

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Letztes Jahr gelang Frankreich ein seltener Sieg in Cardiff - gelingt den Walisern nun die Revanche in Paris?

Der krönende Abschluss, das große Finale: Jedes Jahr im Frühjahr ist der Super Saturday das sportliche Feuerwerk, mit dem das beliebteste Rugby-Turnier (abgesehen von der WM) beendet wird. Volle Pubs nicht nur in Großbritannien und Frankreich, sondern auch Deutschlands Irish Pubs füllen sich. All dies wird es auch 2021 nicht geben, aber immerhin gibt es für Rugby-Fans drei Spiele in Folge und eventuell sogar schon einen Turniersieger.

Die Ausgangslage vor Spieltag 5

Rang Team Spiele Siege Punkte Differenz
1. Wales 4 4 19 63
2. Irland 4 2 11
34
3. Frankreich
3 2 10 39
4. England 4 2 10 5
5. Schottland 3 1 6 1
6. Italien 4 0 0 -142

*das Spiel Frankreich-Schottland wird am 26. März nachgeholt

Schottland - Italien
Samstag 20. März 15:15 Uhr, Murrayfield Stadium Edinburgh (Live auf DAZN)

Um zu verstehen, wie die Entwicklung beider Teams in letzter Zeit auseinandergedriftet ist, muss man nur einen Blick zurück auf den Februar 2015 werfen. Barack Obama begann gerade sein vorletztes Amtsjahr und die italienische Rugby-Nationalmannschaft hatte noch einen formidablen Sturm. Dieser sicherte den Azzuri im Edinburgher Murrayfield damals einen Last-Minute-Sieg, indem er aus dem Spiel zum Paket ansetzte, an dessen Ende ein gewisser Sergio Parisse das Leder unter dem Leib trug.

Seitdem haben die Azzurri 31 Six-Nations-Spiele am Stück verloren und zumindest in den letzten beiden Jahren nicht den Eindruck gemacht, als würde sich daran bald was ändern. Schottland dagegen kann mittlerweile an einem guten Tag selbst die besten Teams im Wettbewerb schlagen, zumal daheim im Murrayfield. Was einst das Duell um den Wooden Spoon war, droht nun zu einer klaren Angelegenheit zu werden.

Schottland ist sich seiner Sache dermaßen sicher, dass man willens ist bei dieser Partie ein wenig zu experimentieren. Auf der Zehn wird Schottlands Kapitän Stuart Hogg starten, der eigentlich Schluss ist und auf dieser Position wohl Europas bester. Finn Russell wird nach einer Gehirnerschütterung geschont. Auf der Neun ist der etatmäßige Halb Ali Price zunächst auf der Bank - für ihn startet der wenig erfahrene Scott Steele in seinem erst vierten Einsatz für Schottland überhaupt.

Bilder wie aus einer grauen Vorzeit: Italien gewinnt ein Six-Nations-Spiel und zwar auswärts in Edinburgh 2015

In der zweiten Sturmreihe fehlt Johnny Gray angeschlagen - Coach Gregor Townsend will auf keinen Fall seinen wohl wichtigsten Stürmer vor dem Frankreich-Spiel, für das weiterhin der 26. März als Nachholtermin gehandelt wird, riskieren. Auch auf der Hakler-Position gibt es einen Wechsel, wo David Cherry erstmals von Beginn an spielt. Trainer Townsend erklärt seine insgesamt sieben Wechsel unter anderem auch damit, dass er Spielern aus der zweiten Reihe eine Chance geben wolle, sich zu zeigen.

Bei Italien gibt es derweil nur zwei Wechsel und die sind eher leistungsbedingt. Carlo Canna hatte gegen Wales enttäuscht und wird nun auf der Zwölf vom erst 20-jährigen Federico Mori ersetzt. Schluss Jacopo Trulla muss ebenso weichen und wird von Edoardo Padovani vertreten. Ob diese beiden Wechsel reichen werden, um nach 26 im Turnierverlauf kassierten Versuchen nun defensiv stabiler zu sein, darf aber bezweifelt werden.

TotalRugby-Prognose: Schottlands Trainer Townsend betonte vor dem Spiel, dass er von seinen Jungs vor allem Dominanz und vollen Einsatz an den Kontaktpunkten erwarte. Italien hat gegen die Schotten eine bessere Bilanz, als gegen alle anderen Six-Nations-Teams und zuletzt sah Italien vor allem dann gut aus, wenn es im Sturm schottische Schwächen ausnutzte. Eine bessere Chance, als an diesem Samstag in Edinburgh dürften die Azzurri wohl nicht bekommen. Das Duell im letzten Herbst war mit 17-28 zumindest keine derbe Schlappe - doch die erneute Niederlagenserie dürfte an den Azzurri gezehrt haben, denn auch gewinnen oder verlieren kann zur Gewohnheit werden. Sollte die Italien-Defensive in der ersten halben Stunde dicht halten, könnte ein enges Spiel daraus werden, doch wir bei TR sehen auch die durchmischte Schottland-Mannschaft mit +12 vorne.

Irland - England
Samstag 20. März 17:45 Uhr, Murrayfield Stadium Edinburgh (Live auf DAZN)

Für die Iren ist das Spiel an der heimischen Landsdowne Road die Chance sich selbst ein verspätetes Geschenk zum Saint Patrick’s Day zu machen. Wenn schon in diesem Jahr kein Guiness in den Pubs der Hauptstadt fließt, kann man zumindest den ungeliebten Gast und ehemaligen Kolonialherren mit einer Pleite nach Hause schicken. Damit würde man das diesjährige Turnier, das mit zwei knappen Niederlagen startete, immerhin versöhnlich beenden.

Dass dies gegen eine englische Mannschaft, die immerhin Turnierfavorit Frankreich schlagen konnte, alles andere als einfach sein wird, weiß man im irischen Camp. Trainer Andy Farrell, dessen Sohn immerhin Kapitän des gegnerischen Teams ist, hat sich für einige Wechsel entschieden. Für die meisten Diskussionen hat ein Wechsel auf Außen gesorgt: Der in Neuseeland geborene James Lowe wird nach durchwachsenen Defensiv-Leistungen durch Jacob Stockdale ersetzt.

Der erfahrene Conor Murray kehrt auf der Neun zurück, Tadhg Beirne ersetzt den verletzten James Ryan und dafür kommt Josh van der Flier ins Team. CJ Stander spielt derweil wohl sein letztes Spiel in Grün, nachdem unter der Woche bekannt wurde, dass er im Sommer seine Rugby-Karriere beenden werde. Die Entscheidung des in Südafrika geborenen Achters kommt überraschend, feiert Stander doch erst im April seinen 31. Geburtstag und dürfte noch mindestens zwei Jahre auf diesem Niveau spielen können.

Beim letzten Besuch konnte England siegreich vom Dubliner Rugby-Rasen ziehen

England-Coach Eddie Jones vertraut derweil seiner Mannschaft aus dem Frankreich-Spiel, das mit ein wenig Dusel gewonnen werden konnte. Einzig 13er Henry Slade muss mit Wadenproblemen passen und wird von Elliot Daly ersetzt. Für den Saracens-Profi eine glückliche Fügung, war er doch erst in der Vorwoche nach durchwachsenen Leistungen auf Schluss aussortiert worden. 2015 spielte Daly zuletzt für England auf der 13 in einem Spiel gegen Südafrika.

Wie so oft vor Duellen mit Irland hat Jones im Vorfeld zum verbalen Tiefschlag gegen Irland ausgeholt. Nachdem er Irland im letzten Jahr aufgrund eingebürgerter Spieler das Team der Vereinten Nationen nannte und 2018 ein Video aufgetaucht war, in dem Jones von den „schäbigen Iren“ redete, war sein Verbal-Angriff dieses Mal aber harmlos: Wir haben uns nicht zu viele Gedanken über Irland gemacht, nun ja, Gibson Park ist ein unstrukturierter Spieler und kann zur Gefahr werden.“

Sein Gegenüber Farrell betonte in erster Linie, dass man CJ Stander in seinem 51. und wohl letzten Spiel in Grün einen standesgemäßen Abschied ermöglichen wolle. Auf die Seitenhiebe von Jones wollten weder er, noch Gedrängehalb Murray eingehen. Viel lieber würde man England die dritte Pleite im laufenden Turnier beifügen, die aller Voraussicht gleichbedeutend mit einem vorletzten Platz für England wäre.

TotalRugby-Prognose: Zwei Teams, die sich nicht unbedingt grün sind und ein bisher durchwachsenes Turnier positiv abschließen wollen. Zwei Teams, die ihre Stärken eher im Sturm haben und zuletzt auch auf der Suche nach einer spielerischen Identität waren. England hatte gegen Frankreich endlich eine bessere Balance aus kicken und mit dem Ball laufen gefunden und die bis dahin gruselige Disziplin verbessert. Auch Irland hatte sich im Turnierverlauf gebessert und die anfängliche Versuche-Flaute spätestens gegen Italien hinter sich gelassen. Wir bei TR erwarten ein ausgeglichenes und hartes Spiel, das erst in der absoluten Schlussphase entschieden wird. Irland hat daheim auch ohne Zuschauer knapp die Nase mit +4 vorne und darf den Paddy’s Day nachfeiern.

Frankreich - Wales
Samstag 20. März 21:00 Uhr, Stade de France Paris (Live auf DAZN)

Es hätte der Grand Slam Decider sein können. Das letzte Spiel des Turniers, 80 Minuten, der Sieger geht mit dem Grand Slam nach Hause. Nun ist die Ausgangslage nach der Absage des Duells Frankreich-Schottland ein wenig komplizierter - lediglich wenn Wales dieses Duell gewinnt, ob mit einem oder einhundert Punkten steht fest: Wales gewinnt die Six Nations 2021 und wäre damit wohl der überraschendste Titelträger seit einer ganzen Weile.

Sollten die Franzosen gewinnen, wäre der Turnier-Ausgang ein Rechenexempel mit drei Szenarien:

  • Gewinnt Frankreich ohne Bonuspunkt und Wales nimmt den Defensiv-Bonus mit, ist Wales-Turniersieger
  • Gewinnt Frankreich ohne Bonuspunkt, verwehrt den Walisern aber den Defensiv-Bonus, dann würde ein Sieg über Schottland mit Offensiv-Bonus und eine insgesamt bessere Punktedifferenz (aktuell liegt Wales 24 Punkte vor Frankreich) reichen
  • Gewinnt Frankreich mit Bonuspunkt und Wales legt keine vier Versuche, dann würde gegen Schottland jeder Sieg mit Bonus reichen, bzw. ein Sieg ohne Bonus und in der Endabrechnung besserer Punktebilanz.


Zuzutrauen wäre Frankreichs Offensive dieser Coup am Samstag und am darauffolgenden Freitag allemal. Doch trotz viel offensiver Firepower haben les Bleus es im bisherigen Turnierverlauf „nur“ zu elf Versuchen gebracht, sieben davon allein gegen Italien - allerdings wegen der Spielverschiebung mit einem Spiel weniger auf dem Konto.

2020 entschied Frankreich-Verbinder Ntamack das Duell in Cardiff mit diesem Versuch für Frankreich

Frankreichs-Coach Galthié vertraut genau derselben XV, die schon gegen England 76 Minuten lang eine sehr gute Figur gemacht hatte und England über weite Strecken dominiert hatte. Verbinder Mathieu Jalibert erhält also weiterhin den Vorzug vor dem wiedergenesenen Romain Ntamack, der mit dem Platz auf der Bank vorlieb nehmen muss. Bernard le Roux wird weiter schmerzlich vermisst, da die beiden anderen Zweite-Reihe-Stürmer Taofifénua und Willemse mit weit über 130 kg nicht die mobilsten Vertreter ihrer Zunft sind.

Bei den Walisern wiederum gibt es nur eine einzige Änderung: Cory Hill wird durch Adam Beard ersetzt und startet in der zweiten Reihe neben Dauerbrenner Alun Wyn Jones. Ein Grund für den walisischen Erfolg ist wohl auch, dass die roten Drachen von Verletzungen verschont blieben: Wyn Jones, Ken Owens, Tomas Francis, Alun Wyn Jones, Justin Tipuric, Taulupe Faletau, Dan Biggar und Louis Rees-Zammit haben alle bisherigen Spiele von Beginn an gemacht und bilden das Gerüst des Teams.

TotalRugby-Prognose: Das letzte Spiel des Super Saturdays verspricht nicht nur das Sportlich aufregendste, sondern auch das spannendste zu werden. Zwei Teams, die beiden besten Offensiv-Reihen und viel Spielfreude - das alles bei trockenen Bedingungen auf perfektem Untergrund im Nationalstadion der französischen Hauptstadt - einzig die 80.000 Fans fehlen, die sich normalerweise schon wochenlang vorher mit Karten eingedeckt hätten. Frankreich scheint abgesehen vom weiterhin fehlenden Arthur Vincent gut über den Corona-Schock und die vielen Infektionen gekommen zu sein und jetzt kann das Team sein Land zwei Jahre vor der WM mit dem ersten Six-Nations-Sieg seit 2010 zum träumen bringen. Wales wird ein formidabler Gegner, im bisherigen Turnierverlauf clever und eiskalt, dazu haben die Gäste mit Louis Rees-Zammit den besten Finisher des Turniers im Kader. Dennoch sehen wir Frankreich mit +5 vorne, was bedeutet, dass die Six-Nations-Entscheidung auf nächsten Freitag vertagt wird.

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Tabelle Six Nations 2014

   SP
Irland Irland58
England England58
Wales Wales56
Frankreich Frankreich56
Schottland Schottland52
Italien Italien50

Ergebnisse Six Nations 2014

Sa, 15. Mär 2014
18:00 Uhr
Frankreich
Frankreich
20:22 Irland
Irland
Spielbericht

15:45 Uhr
Wales
Wales
51:3 Schottland
Schottland
Spielbericht

13:30 Uhr
Italien
Italien
11:52 England
England
Spielbericht

Top Try Scorer Six Nations 2014

Michele Campagnaro (ITA)   2
Mike Brown (ENG)   2
Yoann Huget (FRA)   2
Luther Burrell (ENG)   2
Jamie Heaslip (IRE)   1

gesamte Tabelle

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