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Springboks vor dem Schicksalsjahr 2021: Zwischen Vorfreude, hoffen und bangen
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 17. Dezember 2020

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Eines der vielen Springboks-Fragezeichen: Wird Handre Pollard zur Lions-Tour wieder fit? Foto (c) Perlich

Ein Weltmeister, der ein Jahr, acht Monate und 22 Tage nach dem Titelgewinn erstmals wieder aufläuft und dann gleich im wohl wichtigsten Spiel außerhalb einer WM. Die Springboks befinden sich aufgrund der globalen Pandemie in einer wenig beneidenswerten Lage und dennoch könnte die Vorfreude der Boks-Fans auf das kommende Jahr kaum größer sein. Der Grund: Ein seltener Gast, die British and Irish Lions, spielen eine seit Jahren heiß erwartete Serie gegen den Weltmeister.

Der 24. Juli 2021 wird für das südafrikanische Rugby ein besonderes Datum sein. Nach zwölf Jahren heißt es erstmals wieder Springboks vs Lions. Die British and Irish Lions sind zu Besuch am Kap, eine seltene Ehre, auf die das Land seit Beginn der professionellen Ära jedes Mal zwölf Jahre warten muss. Seit 1896 tourten die Lions bisher 13 Mal im südlichsten Land Afrikas, acht Mal mit dem besseren Ende für die heimischen Boks, vier Mal kehrten die Lions siegreich zurück nach Europa, einmal endete die Serie unentschieden.

Auch wenn ihr Team seit dem World-Cup-Finale von Yokohama nicht mehr gespielt hat - die Fans des Weltmeisters sind immer noch sehr selbstbewusst, auch und vor allem wegen ihrer hervorragenden Heimbilanz. Nur wenige Teams kommen mit Südafrikas Sturmstärke, den lautstarken Boks-Fans und den ungewohnten Bedingungen auf 1800 Metern Seehöhe in Johannesburg gut zurecht.

Wie 2009 empfangen die Südafrikaner die besten Spieler der britischen Inseln als amtierender Weltmeister und wie damals hoffen sie auf einen Sieg, der den Status der Boks als bestes Team der Welt weiter zementieren soll. Die damalige Serie, die in einem dramatischen zweiten Spiel mit einem Versuch von Jaque Fourie fünf Minuten vor Ende entschieden wurde, gilt bis heute als eine der spannendsten in der langen Geschichte der Lions.

Der Versuch, der 2009 die Serie entschied: Innen Fourie mit dem Versuch

Ob die Boks sportlich mit der Creme de la Creme Europas überhaupt mithalten können, wird sich zeigen. Denn während die 2009er-Boks mit viel Selbstbewusstsein, Spielpraxis und einem bewährten Konzept in die Serie mit dem alten Rivalen gingen, gibt es dieses Mal gleich eine ganze Reihe von Unsicherheiten.

Angefangen beim Coach - denn Weltmeister-Trainer Rassie Erasmus überließ nach dem erfolgreichen Turnier in Japan seinem Co-Trainer Jacques Nienaber den Job. Nienaber hatte bisher immer nur an der Seite von Erasmus gearbeitet, nun muss er als Nationaltrainer-Neuling sein Heimatland gegen eine Auswahl von Superstars betreuen.

Viel problematischer ist aber, dass die Springboks seit dem WM-Triumph in Yokohama vom 3. November nicht mehr gespielt haben. Bekanntermaßen hatte Südafrika von einer Teilnahme an der Rugby Championship Abstand genommen, da man sich aufgrund des langen Lockdowns unzureichend vorbereitet sah. Dass diese Entscheidung nicht unbedingt die Richtige zu sein schien, sollte Argentinien mit seinen Leistungen gegen Neuseeland und Australien unter Beweis stellen.

Die Termine der Lions-Tour

26. Juni British and Irish Lions - Japan (Murrayfield, Edinburgh)
03. Juli Stormers - British and Irish Lions (Cape Town Stadium, Kapstadt)
07. Juli Südafrika „Invitational“ - British and Irish Lions (Nelson Mandela Bay, Port Elizabeth)
10. Juli Sharks - British and Irish Lions (Kings Park, Durban)
14. Juli Südafrika A - British and Irish Lions (Mbombela Stadium, Nelspruit)
17. Juli Bulls - British and Irish Lions (Loftus Versfeld, Pretoria)
24. Juli Südafrika - British and Irish Lions (FNB Stadium, Johannesburg)
31. Juli Südafrika - British and Irish Lions (Cape Town Stadium, Kapstadt)
07. August Südafrika - British and Irish Lions (Ellis Park, Johannesburg)


Bis zur Lions-Tour ist zumindest bisher kein Länderspiel terminiert, während die Lions gleich sechs Warm-Up-Spiele haben werden. Aktuell ist in Südafrika von zwei Vorbereitungsspielen gegen noch zu bestimmende Gegner die Rede. Jedoch dürfte es schwer sein, einen Gegner vom Kaliber Lions zu organisieren, zumal außerhalb des Länderspielfensters. Dann dürfte auch das Springboks-Trainerteam nur mit einer Rumpftruppe arbeiten können, ohne die zahlreichen im Ausland unter Vertrag stehenden südafrikanischen Profis. 

Das nächste große Fragezeichen steht hinter Spielmacher Handre Pollard. Der Verbinder, der die Südafrikaner mit seinem präzisen und fehlerfreiem Spiel beim Rugby World Cup zum Titel führte, wird nach seinem Kreuzbandriss im September dieses Jahres in Diensten seines Klubs Montpéllier frühestens einige Wochen vor Beginn der Lions-Serie zurückkehren. Die Alternativen hinter Pollard - der kreative und trickreiche aber ebenso oftmals übermütige Elton Jantjies, sowie der auf internationalem Niveau unerfahrene Damien Willemse - können nur bedingt überzeugen.

Dürfen im Juli wieder Fans in die Stadien Südafrikas?

Dazu stellt sich die Frage, ob die Springboks vor ihren fanatischen Fans spielen dürfen. Denn im laufenden Currie-Cup-Wettbewerb in Südafrika wird aktuell Corona-bedingt ohne Zuschauer gespielt und das dürfte sich auch so bald nicht ändern. Aktuell erfasst eine zweite Corona-Welle das Land, obwohl Südafrika sich gerade im Frühsommer befindet - mehr als 10.000 Neuinfektionen wurden zuletzt pro Tag festgestellt, die Dunkelziffer liegt vermutlich wegen mangelnder Tests in ärmeren Vierteln weitaus höher.

Abhilfe könnten bis zum Juli Vakzine leisten. Doch die Verteilung eines Impfstoffs könnte in Südafrika länger dauern, als in Europa und Nordamerika. Ob die Pandemie in Südafrika bis dahin unter Kontrolle sein wird, bleibt zumindest fraglich. Deshalb droht eine Lions-Tour ohne Zuschauer, was für den Verband SARU eine absolute Katastrophe wäre. Garantierte Einnahmen in zweistelliger Millionenhöhe gingen verloren, nachdem zuletzt schon Millionenlöcher durch die Absage der Springboks-Teilnahme an der Rugby Championship verursacht wurden.

Zehntausende britische und irische Lions-Fans würden normalerweise in Südafrika erwartet, die allesamt tausende Euro im wirtschaftlich zuletzt auf wackeligen Beinen stehenden Land lassen würden. Für Südafrika auch wirtschaftlich ein Faktor. Ohne Sprinboks-Fans und Gäste würde die Tour ihren Reiz zu einem großen Teil verlieren. Bis Juli vergeht allerdings noch mehr als ein halbes Jahr, wie im sportlichen Bereich gilt auch hier: man ist irgendwo zwischen hoffen und bangen.

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