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Der größte aller Zeiten? Richie McCaw zum Spieler des Jahrzehnts gekürt
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Dienstag, 8. Dezember 2020

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Der Beste aller Zeiten? Richie McCaw wurde gestern Abend von World Rugby zum Spieler der Dekade gekürt.

Die World Rugby Awards werden normalerweise nach dem Ende der November-Spiele in Monaco mit viel Pomp und noch mehr Rugby-Profis in zu enger Abendgarderobe abgehalten. Letztes Jahr waren die Springboks, damals frisch gebackener Weltmeister, die großen Gewinner. Wie so vieles ist auch dies im Corona-Jahr 2020 anders. Die übliche Zeremonie entfiel und da manche Teams, die Weltmeister Südafrika, keinerlei Spiele absolviert hatten, wurden lediglich die Spielerinnen und Spieler der Dekade gewürdigt. Neuseeland war der große Gewinner beim Publikumspreis.

Richie McCaw (Neuseeland) - Herren-Spieler des Jahrzehnts 15er-Rugby

Er führte Neuseeland zu zwei WM-Titeln in Folge, ist in seiner Heimat Nationalheld und nun wurde ihm am gestrigen Abend eine besondere Ehre zu Teil. Richie McCaw, Ex-All-Blacks-Kapitän und mit 148 Länderspielen der Rekord-Nationalspieler seines Landes, wurde von World Rugby zum Fünfzehner-Spieler des Jahrzehnts gekürt.

McCaw hatte seine Karriere mit dem Finale der WM 2015 im Alter von 34 Jahren beendet und sich damit gegen einen lukrativen Rentenvertrag in Frankreich oder Japan entschieden. Stattdessen arbeitet er seitdem als Helikopter-Pilot - seine Rettungseinsätze Weihnachten 2017, als er von Waldbränden betroffene Mitbürger in der Canterbury-Region aus der Luft rettete, zementierten seinen Legenden-Status in Aotearoa nur noch mehr.

Knapp die Hälfte seiner Einsätze absolvierte McCaw im letzten Jahrzehnt. Von den 68 Spielen zwischen 2010 und 2015, war er Kapitän in 67 von ihnen und ging mit seinem Team 61 Mal als Sieger vom Platz. Kein Kapitän vor oder nach ihm kann eine derart gute Statistik aufweisen. Kein Wunder, dass McCaw in Neuseeland als bester aller Zeiten gefeiert wird, oder Rugby-GOAT, um einen Begriff aus dem American Football zu bedienen.

All-Blacks-Rekordspieler setzte sich gegen die Teamkollegen Carter, Barrett & Retallick, sowie Johnny Sexton und Pieter Steph du Toit durch

Dabei galt der Dritte-Reihe-Stürmer seine gesamte Karriere selbst auf seiner Position nie unbedingt als der schnellste, beste Tackler oder beste Balldieb. Bei diesen individuellen Fähigkeiten waren ihm Spieler wie David Pocock, Thierry Dusautoir, oder Jerome Kaino voraus. McCaw war spielerisch aber das komplette Paket, hatte keinerlei Schwächen, galt als der fitteste Neuseeland-Stürmer und war dazu ein geborener Anführer, weswegen ihn Coach Graham Henry schon mit 23 zum Kapitän der All Blacks machte.

McCaw hielt den Kader des Neuseeland-Teams zusammen, erlaubte den All-Blacks-Stars keinerlei Extravaganzen und sorgte so für eine Team-Kultur, die bis heute als vorbildlich gilt. So war die Zeit unter ihm als Kapitän die erfolgreichste in der langen ruhmreichen Geschichte der Neuseeländer. Er selbst brachte dafür viele Opfer - immer wieder von gegnerischen Teams zur Zielscheibe gemacht, schaffte er es dennoch weitestgehend verletzungsfrei durch seine Karriere zu kommen.

Das WM-Finale 2011 bei der Heim-WM spielte er mit gebrochenem Fuß, ohne den Trainer davon zu berichten. Nach dem blamablen Aus bei der WM 2007 im Viertelfinale gegen Frankreich sah McCaw es als seine Pflicht an, diese Schmach gerade zu rücken. Einige Jahre später beendete er ein Spiel gegen England mit gebrochener Rippe, ohne eine Auswechslung zu verlangen. Ebenso hat seine ruhige und zuvorkommende Art dazu beigetragen, dass er zum Vorzeigespieler im neuseeländischen Rugby wurde. Die Ehrung zum besten Spieler des Jahrzehnts hätte wohl kaum einen würdigerem Empfänger zu Gute kommen können.

Portia Woodman (Neuseeland) - Frauen-Spielerin des Jahrzehnts im Siebener-Rugby

McCaw sollte nicht der einzige Neuseeländer bleiben, der gewürdigt wurde. Portia Woodman, neuseeländische Nationalspielerin im Siebener und Fünfzehner, gewann den Preis als beste Siebener-Spielerin der Dekade. Woodman war die beste Spielerin Neuseelands bei der Olympiade in Rio und führte ihr Team mit ihrer Dynamik als beste Ballträgerin und ihrem Speed bis ins Finale, wo das Team schlussendlich den Australierinnen unterlegen war.

Die wohl dominanteste Spielerin der letzten Jahre: Neuseelands Portio Woodmann

Die Revanche gab es bei den Commomwealth Games 2018 auf australischem Boden an der Gold Coast, sowie im selben Jahr bei der Siebener-WM in San Francisco, wo die Neuseeländerinnen, angeführt von Woodman, jeweils den Titel holten. Auch bei der gestrigen Wahl setzte sich Woodman gegen die australischen Konkurrenz durch - Australiens Charlotte Caslick galt als die andere große Favoritin. Diese spielt mittlerweile aber Rugby League für die Sydney Roosters und sank so vielleicht auch in der Zuschauergunst.

Woodman dagegen hat mit 29 noch einige Karriere-Jahre im Rugby-Union vor sich, das große Ziel ist dabei natürlich Gold in Tokyo, sofern die Spiele tatsächlich im kommenden Sommer ausgetragen werden. Dazu findet wenige Monate später die Rugby-WM der Frauen in ihrer Heimat Neuseeland statt. Da tritt Woodman, die im Fünfzehner als Außen antritt, als Titelverteidigerin und Favoritin mit den Black Ferns an.

Jerry Tuwai (Fidschi) - Herren-Spieler des Jahrzehnts im Siebener-Rugby

Bei den Herren setzte sich der kleine Magier Jerry Tuwai durch. Seit seinem Debüt 2014 für Fidschis Siebener-Mannschaft ist der nur 1,70 m große Halbspieler nicht mehr aus dem Fidschi-Team wegzudenken. Dabei machte er sein Debüt erst relativ spät im Alter von 25, als ihn der damalige Fidschi-Coach Ben Ryan bei einem Turnier entdeckte.

Tuwai kommt aus einem Slum der Hauptstadt Suva, einer der ärmsten Ecken in einem nicht sonderlich wohlhabenden Land. Als Kind spielte er Rugby mit so ziemlich allem, außer Rugby-Bällen, da sich seine Familie und niemand in seinem Viertel diese leisten konnte. Schon mit 13 Jahren musste er seinem Vater beim Fischen und dem Verkauf des Fangs helfen und brach deshalb die Schule ab.

Aus einfachsten Verhältnissen zum Olympia-Gold und nun zum Spieler der Dekade: Fidschis Jerry Tuwai

Ryan brachte ihm im Alter von 25 die Grundlagen guter Ernährung, im Training und so weiter. Dabei sei Tuwai, wie Ryan in seinem Buch beschreibt, anfangs extrem schüchtern und völlig überfordert gewesen. Dass Ryan weiter auf Instinktspieler setzte, sollte sich auszahlen. Er sollte mit seinen Geistesblitzen auf dem Feld, seinen Steps und Pässen wieder und wieder den Unterschied machen. Nicht zuletzt in Rio, wo Fidschi Olympia-Gold holte und eine gesamte Nation in Ekstase versetzte.

Jessy Trémoulière (Frankreich) - Frauen-Spielerin des Jahrzehnts 15er-Rugby

Die größte Überraschung des Abends gab es beim Award für die Frauen-Fünfzehner-Spielerin des Jahrzehnt. Frankreich-Schlussspielerin Jessy Tremouliere setzte sich gegen die Weltmeisterinnen von 2014 und 2017, Emily Scarratt und Portia Woodman durch. Trémoulière wurde 2018 nach einem überragenden Six-Nations-Turnier zur Weltspielerin gewählt worden und hat insgesamt 28 Einsätze für Frankreich gesammelt. 2016 war sie Teil des Frankreich-Teams bei der Olympiade in Rio, das im Viertelfinale an Kanada scheiterte und am Ende Platz fünf belegte.

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