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TR-Vorschau: Irland fordert England, Segner mit Tasman im Halbfinale
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Freitag, 20. November 2020

Englands Johnny May entwischt Irlands Ringrose mit dem Ball
2019 konnte England in Dublin gewinnen, gibt es nun die irische Revanche in London?

Morgen früh um 7:15 startet Anton Segner mit seinen Tasman Mako ins Halbfinale des neuseeländischen Mitre-10-Cups. Dass der junge Deutsche auch im K.O.-Spiel gegen die formstarken Steamers dabei sein wird, ist ein klarer Vertrauensbeweis seiner Coaches. Am Samstag Nachmittag dann kommt es zum Topspiel des Wochenendes im Autumn Nations Cup, wenn Irland Six-Nations-Sieger England herausfordert. Fidschi wird weiterhin nicht im Wettbewerb starten können, da mittlerweile fast der gesamte Kader vom Corona-Ausbruch betroffen ist.

Mitre 10 Cup Neuseeland

Tasman Mako - Bay of Plenty Steamers
21. November 7:05 Uhr (dt. Zeit), Trafalgar Park Nelson (live auf Rugbypass)

Noch zwei Siege bis zur Titelverteidigung heißt es für die Tasman Mako im Mitre 10 Cup. Morgen früh deutscher Zeit wird das Team von Anton Segner die Bay of Plenty Steamers im Heim-Halbfinnale empfangen, das wohl formstärkste Team im Wettbewerb. Am 11. Oktober noch hatten die Steamers an gleicher Stelle mit 33:7 gegen Tasman in der regulären Saison verloren. Ausgerechnet das Spiel wurde zum Wendepunkt und seitdem hat Bay of Plenty fünf Siege in Folge feiern dürfen und sich so nach einem katastrophalen Saisonstart noch in die Playoffs retten dürfen.

Mit diesem Sieg sicherte sich Tasman letzte Woche das Heim-Halbfinale

Dabei spielen die Steamers aufregendes Rugby, wie beim 37-33 gegen North Harbour am letzten Wochenende. Mit Spielmacher Otere Black und den Siebener-Stars Joe Webber, Sam Dickson, Sam Curry und Regan Ware sind sie vor allem blitzschnell und konterstark. Für Anton Segner wird es der vierte Einsatz von der Bank sein. Lediglich gegen Canterbury war Segner vor zwei Wochen nicht im Kader - und prompt setzte es für Tasman eine Niederlage.

Sollten sich Segner und seine Mako durchsetzen, würde im Finale der Sieger aus dem anderen Halbfinale Auckland-Waikato warten - für Segner könnte dies ein großes Finale im Eden Park bedeuten, der neuseeländischen Rugby-Festung. Da Auckland die reguläre Saison als erster beendet haben, hätten sie Heimrecht. Sollte Underdog Waikato gewinnen, fände das Finale im Trafalgar Park von Nelson statt.

Segners Gegner morgen: Bay of Plenty mit dem überragenden Joe Webber

Autumn Nations Cup

England - Irland
21. November 16 Uhr (dt. Zeit), Twickenham Stadium London

Schon das erste Spiel des Wochenendes im Autumn Nations Cup könnte für eine Vorentscheidung im Titelrennen sorgen. Denn lediglich die Gruppensieger werden am 5. Dezember den Gesamtsieg im wahrscheinlich einmaligen Wettbewerb untereinander ausspielen. Angesichts der Formkurve der Waliser, die kommende Woche noch England empfangen werden, geht es bereits Samstag im Londoner Rugby-Tempel um den Finaleinzug, wenn die beiden bisher ungeschlagenen Teams aufeinander treffen.

Es ist ein fast schon vertrautes Szenario, 2018 wurde an gleicher Stelle der Six-Nations-Titel entschieden, damals zu Gunsten einer grandios aufspielenden irischen Mannschaft, die ausgerechnet am St. Patrick’s Day die Festung des englischen Rugbys eroberte. Ein Jahr später dann die Revanche der Engländer, die in Irland den Titelträger vom Thron stießen. Diesen Februar schließlich legte England beim 24-12 Sieg den Grundstein für den diesjährigen Six-Nations-Sieg.

Der Unterschied: Am morgigen Samstag, fast auf den Tag genau neun Monate später, werden 81.476 Zuschauer weniger im Twickenham Stadium zugegen sein. In der Zwischenzeit sind mehr als 50.000 Menschen in Großbritannien an COVID-19 gestorben. Es sind düstere Zeiten im Corona-Winter von 2020, da kann ein wenig Spitzenrugby nicht schaden.

Irland konnte zuletzt 2018 in Twickenham gewinnen

Irland hat sich von der Niederlage in Paris im Six-Nations-Entscheidungsspiel, angesichts der hochsouveränen Vorstellung gegen Wales beim 32:9, scheinbar gut erholt und will dem Favoriten England in London zumindest ein Bein stellen.

Dabei müssen die die Boys in Green aber auf ihren Kapitän und Spielmacher Johnny Sexton verzichten. Der Verbinder musste gegen Wales nach nur 20 Minuten mit einer Muskelverletzung im Oberschenkel vom Feld und auch sein Ersatz Billy Burns musste im selben Spiel nach einer vermuteten Gehirnerschütterung vom Feld.

So fand sich der etatmäßige Gedrängehalb Conor Murray auf der für ihn ungewohnten Zehner-Position wieder, hatte aber gegen eine schwache walisische Mannschaft dort keine Probleme. Gegen England wird Ross Byrne auf Verbinder starten - für den 25-jährigen, der seit Jahren bei Leinster Sextons Ersatz und Schüler ist, der erst neunte Einsatz im Irland-Trikot.

Er wird zusammen mit Neuner Jamison Gibson Park das Spielmacher-Duo bilden. Der gebürtige Neuseeländer ist seit dem Sommer für Irland spielberechtigt und ist zusammen mit Byrne schon in dutzenden Leinster-Spielen aufgelaufen. Er scheint Conor Murray vorerst den Rang abgelaufen zu haben - Coach Andy Farrell zieht seine dynamischere Spielweise der des Strategen Murray vor.

Der erst 24-jährige James Ryan wird Irland als Kapitän aufs Feld führen. Der Zweite-Reihe-Stürmer ist in den letzten drei Jahren zum unverzichtbaren Pfeiler des irischen Teams gewordene und feiert gleichzeitig seinen 30. Einsatz im Grün seines Heimatlandes. Ex-Siebener-Star Hugo Keenan ersetzt den noch immer angeschlagenen Jacob Stockdale auf Schluss, dafür rückt der erfahrene Keith Earls auf die zuvor von Keenan besetzte Außenposition.

England war gegen Georgien im Sturm äußerst dominant - dieses Ass wird der Vizeweltmeister auch gegen Georgien ausspielen wollen

Der gebürtige Neuseeländer James Lowe, wie Gibson-Park ein ehemaliger Maori-All-Black, kommt zu seinem zweiten Einsatz als kurze Ecke. Er hatte sein überragendes Debüt gegen Wales mit einem Versuch in der Nachspielzeit gekrönt. Sollten ihm auch gegen den Vizeweltmeister ein weiterer Versuch gelingen, stünde es nicht schlecht um die Chancen der Gäste.

Gastgeber England hat weniger mit Verletzungen zu kämpfen, als mit einer nicht adäquaten Vorbereitung. So zumindest die Einschätzung des Trainers Eddie Jones, der für seine Tendenz zu kontroversen Meinungen bekannt ist. So erklärte Jones der versammelten Presse, dass man mit Italien und Georgien bisher nur zweitklassige Gegner gehabt hätte, während Irland eine richtige Vorbereitung genossen habe.

Natürlich löste Jones damit eine Diskussion aus, wie mit so vielen seiner Aussagen. Ob die beiden klaren Siege der Engländer gegen Georgien (40:0) und Italien (34:5) nun ein Vor- oder Nachteil sind, wird man wenn dann überhaupt nach dem Duell mit Irland sehen können. England dürfte auch gegen die Iren wieder mit einem sehr konservativen Spielansatz starten wird, wie gegen Italien und Georgien.

2019 hatte England das irische Team mit einer eisenharten Defensive, taktischen Kicks tief in die irische Hälfte und einem dominanten Sturm entzaubert. Da England genau mit dem Sturm in dieses Duell geht, der das Mutterland bis ins WM-Finale brachte, müssen sich Irlands schwere Jungs auf einen Ansturm vorbereiten.

TR-Prognose: Irland wird Englands härtester Test in diesem Herbst. Auch wenn die Iren schon unter Beweis gestellt haben in Twickenham gewinnen zu können, hat das Team doch seit fast zwei Jahren kein Spiel mehr gewonnen, in das es als Underdog ging. Mit dem relativ unerfahrenen Ross Byrne auf der Verbinder-Position, sowie dem immer noch recht neuen Hugo Keenan auf Schluss, fehlt es Irland auf zwei Schlüssel-Positionen an Erfahrung. England dagegen wird vor allem mit seiner Wucht im Sturm punkten wollen. Mit George Ford kehrt zudem ein erfahrener Spielmacher auf die Bank zurück, der ein Spiel gegen Ende clever managen kann. England gewinnt mit +10 und spielt am 5. Dezember gegen Frankreich um den Autumn Nations Cup.  

Wales - Georgien
21. November 18:15 Uhr (dt. Zeit), Parc y Scarlets Llanelli

Gleich 13 Wechsel in der walisischen Start-XV - der stark in der Kritik stehende Wales-Trainer Wayne Pivac hat vor dem Duell mit Georgien kräftig durchrotiert. Unter normalen Umständen könnte man meinen, dass Pivac auch der B-Mannschaft den Sieg über Georgien zutraut. Doch angesichts der Tatsache, dass viele in Wales Pivacs Entlassung fordern, ist dieser Schritt doch überraschend.

Nicht viel übrig geblieben ist vom Glanz des Wales-Teams, das sich 2019 bis ins WM-Halbfinale spielte. Sechs Pleiten in Folge und eine Leistung in Dublin, die einer Kapitulation gleichkam. Auch deshalb dürfte Pivac gleich an mehreren Schlüsselstellen frisches Personal gebracht haben. Als Verbinder startet erstmals der vielversprechende Bristol-Profi Callum Sheedy. Youngster Louis Rees-Zammit bekommt seinen ersten Einsatz als Start-Außen.

Gerade im Sturm wird das walisische Team dagegenhalten müssen. 2017 schrammte das Team knapp an einer Blamage gegen die Georgier vorbei, als das Lelos-Gedränge den Walisern allerlei Kopfzerbrechen bereitete. Kapitän Alun Wyn Jones wurde komplett aus dem Kader rotiert. Für ihn übernimmt der erfahrene Flanker Justin Tipuric das Kapitänsamt.

Wales dürfte im Sturm nicht sonderlich viele Vorteile gegenüber den Lelos haben. Wenn muss das Teams über die Hintermannschaft verschaffen, wie beim 43:14 Sieg bei der WM gegen Georgien letztes Jahr. Bei Wind und Nieselregen droht das Spiel aber zu einer Sturmschlacht zu werden, genau das, worauf die Georgier warten dürften. Diese hatten gegen England vor einer Woche nicht sonderlich viel gezeigt. Aber auch den Georgiern dürfte klar sein, dass dieses Spiel gegen Wales die beste Chance ist, eine Überraschung gegen eines der großen Teams zu holen.

Bei der WM letztes Jahr war der spätere Halbfinalist Wales den Georgiern klar überlegen

Pünktlich für dieses Spiel ist Georgien-Gigant Konstantin Mikautadze fit geworden. Der 130 kg schwere Zwei-Meter-Mann von Montpélier hatte gegen England noch verletzungsbedingt gefehlt und dürfte im Gedränge und als Ballträger Georgiens Sturm noch ein wenig stärker machen. Vor allem aber gilt der 29-jährige als Spezialist in der Verteidigung von Paketen - gerade da hätte Georgien ihn letzte Woche gegen England gebrauchen könnten, als der Vizeweltmeister gleich drei Mal so zum Erfolg kam.

TR-Prognose: Es müsste schon einiges zusammenkommen, damit Georgien die Sensation gelingt. Die Lelos sind spielerisch nicht auf dem Niveau der Waliser. Doch das Wales-Team tritt in einer Formation an, die so noch nicht zusammengespielt hat. Dazu dürften die Bedingungen den Lelos zu Gute kommen. Es dürfte deutlich enger werden, als das Spiel der Georgier gegen England. Dennoch sehen wir Wales am Ende mit +13 vorne. 

Italien - Fidschi ABGESAGT
22. November 13:45 (dt. Zeit), Stadio del Conero Ancona

Auch das zweite Spiel der Fidschianer im Autumn Nations Cup musste abgesagt werden und wird höchstwahrscheinlich gegen die Pazifik-Insulaner gewertet. Mittlerweile sind 29 Spieler vom Corona-Ausbruch betroffen. Es ist fraglich, ob Fidschi in der nächsten Woche gegen Schottland in der Lage sein wird, ein Team zu stellen.

Schottland - Frankreich
22. November 16:15 (dt. Zeit), Murrayfield Edinburgh

Schottland gegen Frankreich, die Zweite. Bereits im März, im letzten Länderspiel vor COVID, hatte es diese Paarung gegeben. Ein Platzverweis für Erste-Reihe-Stürmer Mohamed Haouas noch im ersten Durchgang kostete Frankreich nicht nur das Spiel, sondern im Nachhinein auch die Six Nations. Seitdem ist viel Wasser die Seine runter gelaufen, Frankreich geht auch dieses Mal als Favorit in die Partie.

Seit dem Neustart hat Frankreich bisher groß aufgespielt und sowohl Wales, als auch Irland klar geschlagen. Das Spiel gegen Fidschi am letzten Wochenende fiel dem Corona-Ausbruch bei den Insulanern zum Opfer. Eigentlich hatte Frankreich-Trainer Fabien Galthié bereits einen kompletten Austausch-Kader für das Schottland-Spiel nominiert - denn wegen einer Abmachung mit den mächtigen französischen Profi-Klubs müssen Spieler von ihren Vereinen im Herbst nur fünf Spiele freigegeben werden.

Statt eines B-Kaders trifft Schottland nun aber auf das komplette Frankreich-Team, inklusive dem Rot-Sünder aus dem März, Prop Haouas. Dazu kehrt der zuletzt verletzte Teddy Thomas auf Außen zurück. Fehlen wird der zuletzt überragende Spielmacher Romain Ntamack, der aufgrund einer nicht näher genannte Blessur zumindest für das Schottland-Spiel ausfallen wird. Trotz seiner erst 21 Jahren und 18 Einsätzen im Blau der XV de France ein Verlust.

Im März verspielte Frankreich in Edinburgh die Six Nations: Am Sonntag soll es die Revanche geben

Ersatz Mathieu Jalibert von Bordeaux Bègles ist mit seinen 22 gar älter als der Platzherr, aber mit bisher fünf Einsätzen von der Bank weitaus weniger erfahren, als der Mann, den er ersetzt. Immerhin wird der überragende Neuner und Spieler der Six Nations, Antoine Dupont, an seiner Seite starten.

Bei den Schotten geht es am Sonntag bereits um den Gruppensieg und damit den Finaleinzug. Denn das abschließende Gruppenmatch der Bravehearts am kommenden Wochenende gegen Fidschi wurde bereits abgesagt. Bei den Organisatoren hofft man darauf, dass sich genügend Spieler von der Infektion ausreichend erholen, um zumindest das Entscheidungsspiel am 5. Dezember gegen den Letzten der Gruppe A zu bestreiten.

Erneut wird Duncan Weir Schottlands Spiel von der Zehn lenken. Der einst abgeschriebene Verbinder der Worcester Warriors ist nach den Verletzungen von Finn Russel und Adam Hastings plötzlich wieder en vogue, was man von seiner Frisur nicht sagen kann. Den rotblonden Afro lässt sich der nur 1,72 m große Spielmacher aber stehen, um Spenden zu sammeln.

Sein Coach Gregor Townsend erhofft sich eine Leistung wie in Durchgang zwei gegen Italien, als Schottland die stark verbesserten Azzurri dominierte. Für das Spiel im Regen von Edinburgh hat Townsend im Sturm durchgewechselt und auf Außen mit Blair Kinghorn einen deutlich bulligeren Außen für Darcy Graham gebracht.

TR-Prognose: Die Bedingungen dürften den Franzosen nicht unbedingt liegen. Aber wenn sich Verbinden Jalibert nahtlos in das Frankreich-Team einfügen kann und auch der Sturm von les Bleus einen kühlen Kopf bewahrt, dürften die Gäste dieses Mal als Sieger vom Platz gehen. Frankreich gewinnt mit +8 Zählern.

*Hinweis: Die Spiele des Autumn Nations Cup sind in Deutschland nicht ohne weiteres zu empfangen. Nur User mit einer IP-Adresse aus Irland können beispielsweise den kostenlosen Stream von RTE nutzen. Das Frankreich-Spiel läuft auf France 2, was in vielen deutschen Kabelnetzen auf den hinteren Plätzen zu finden ist.

*Hinweis II: Wem das noch nicht genug Rugby ist, dem sei DAZN und die Premiership ans Herz gelegt. Die englische Liga startet nach nur einem Monat Pause wieder und DAZN überträgt zwei Partien, kommentiert von Sven Gabbei. Heute Abend empfangen die Harlequins Meister Exeter (20:45 Uhr). Am Sonntag dann das Rematch aus dem Halbfinale - Bristol zu Gast bei den Wasps.

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