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Spiel der Giganten, Rugby Union vs. League: All Blacks gegen Kangaroos im Dezember?
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Freitag, 26. Juni 2020

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Ein Duell der All Blacks mit den australischen Kangaroos würde Fans in beiden Ländern faszinieren.

Ob es in diesem Kalenderjahr überhaupt noch Rugby-Länderspiele zwischen Nord- und Südhemisphäre geben wird, kann aktuell niemand prognostizieren. Die Entwicklung der Coronavirus-Infektionen in Europa, im Falle einer zweiten Welle im Herbst, könnte den Plänen von World Rugby einen Strich durch die Rechnung machen. Wohl auch deshalb hat der neuseeländische Verband NZRU eine alte Idee aufgewärmt, die bisher nie Umsetzung fand, aber aktuell in Australien wie in Neuseeland für Fan-Euphorie sorgt.

Wie NZRU-Boss Steve Tew gegenüber der australischen Zeitung Courier Mail bestätigt, befinde man sich derzeit in Gesprächen mit dem Kangaroos-Management. Auch Kangaroos-Coach Mel Maningan spricht dem Courier gegenüber von „ernsthaften Verhandlungen“ beider Seiten. Das Ziel ist ein Spiel der beiden berühmten Nationalteams im Dezember unter Hybrid-Regeln.

Zur Erklärung: Die australische Nationalmannschaft in der Rugby-League-Variante, genannt Kangoroos, ist im Land Down Under äußerst beliebt und zumindest auf dem Papier noch erfolgreicher als die All Blacks. Elf von insgesamt 14 Rugby-League-Weltmeisterschaften gewann das australische Team und ist auch aktuell amtierender Champion - jedoch sind im Rugby League de facto mit England, Australien und neuerdings Neuseeland nur drei Teams wirkliche Titelkandidaten.

Die Kangaroos sind im internationalen Rugby League seit etlichen Jahren unangefochten und dementsprechend vorhersagbar sind die Länderspiele im 13er-Rugby geworden. Wohl auch deshalb hat die Bedeutung der internationalen Szene im League immer weiter abgenommen, während der äußerst populäre australische Klubwettbewerb NRL immer weiter an Relevanz gewonnen hat.

Das WM-Finale im League entschieden die Kangoroos für sich

Ein Spiel gegen das weltberühmte Nationalteam des Nachbarn würde in Australien für viel Aufmerksamkeit sorgen. Eine ausverkaufte Arena sowie Millionen TV-Zuschauer wären garantiert. Sowohl der neuseeländische Verband NZRU, als auch der australische League-Verband könnten die prognostizierten Einnahmen im Millionenbereich gut gebrauchen.

Da Australien und Neuseeland als weitestgehend von der Corona-Pandemie verschonte Länder aktuell an einer Reisezone ohne Beschränkungen untereinander arbeiten, dürfte es auch dahingehend keine Probleme geben. Sollte das Spiel aufgrund der in Australien größeren Stadien stattfinden, würden demnach auch neuseeländische Fans einreisen dürfen.

Jedoch gibt es auch noch eine Reihe von Hürden, die es zu überwinden gilt: Zunächst gibt es kein gemeinsames Regelwerk. Seitdem Rugby League und Union 1895 getrennte Wege gingen, haben sich die Regeln immer weiter auseinander entwickelt. Auch wenn dies der Rivalität beider Varianten keinen Abbruch getan hat.

Stars wie Sonny Bill Williams, Jason Robinson und auch Israel Folau haben unter Beweis gestellt, dass die grundsätzlichen Fähigkeiten noch immer dieselben sind und Spieler in beiden Varianten erfolgreich sein können. Doch gibt es im League weder richtige Gedränge, noch Gassen, oder Rucks. Dafür gelten die League-Spieler als insgesamt ein wenig konditionsstärker, da sich das verteidigende Team nach jedem Tackle um zehn Meter zurückziehen muss.

Vorbild für das Duell könnte der "Clash of Codes" aus dem Jahr 1996 sein, als League-Team Wigan auf Bath traf

Als Vorbild könnten zwei Spiele zwischen den englischen Klub-Teams Bath und Wigan im Jahr 1996 gelten, über die noch heute in England gerne debattiert wird. Das Duell zwischen den damals besten Union- und League-Teams Englands wurde über zwei Spiele ausgetragen - das erste nach League-Regeln und das zweite mit dem Union-Regelbuch. Wigan als damals vollprofessioneller Klub spielte Bath im ersten „Clash of the Codes“ im Stadion von Manchester City mit 82-6 an die Wand und konnte das Union-Ergebnis in Twickenham mit 19-44 durch zwei späte Versuche äußerst respektabel halten.

Bath hatte nach der Revolution von 1995 nur einige wenige Profi-Spieler an Bord und die All Blacks dürften sich gegen die Kangaroos weitaus besser schlagen. Doch Scrums ohne Einschränkungen sind kaum denkbar - im League wird bereits seit Jahrzehnten nicht mehr im Gedränge gedrückt. Mit wenig Vorbereitung das Gedränge der All Blacks anzutreten könnte potenziell gefährlich sein. Andersherum wäre es für die Neuseeländer ein riesiger Nachteil ohne Standards zu spielen - 130-kg-Props wären mit League-Regeln zudem reichlich unnütz.

Durch den angedachten Termin Ende Dezember würden sich beide Teams am Ende ihrer Saison befinden. Jedoch hätten die All Blacks wohl am Ende mehr zu verlieren. Ein Hybrid-Spiel würde im Zweifel eher League-lastig sein - eine deutliche Niederlage könnte die globale Marke All Blacks schädigen. Die Wallabies, deren Popularität zuletzt stark an ihrer Erfolglosigkeit gelitten hat, dürften so oder so der Verlierer dieses Duell sein.

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