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Auch nach 6 Corona-Wochen ist die Hilfsbereitschaft im Rugby ungebrochen
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 20. April 2020

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Da wo sonst Wales Rugby-Nationalmannschaft spielt, werden nun tausende Corona-Patienten behandelt.

Die Corona-Krise traf Europa im Monat März genauso plötzlich und unerwartet wie schwer. Die Folgen für die Bevölkerung sind in Sachen Gesundheit, aber auch wirtschaftlich immens. Was aber ebenso imponierte: In der gesamten Gesellschaft und vor allem auch im Rugby gab es eine überwältigende Welle der Solidarität, die auch heute, sechs Wochen danach ungebrochen ist.

Den Anfang hatten die Rugger der Adler Kiel mit ihrer Aktion „Tackle Corona" gemacht (TR berichtete http://www.totalrugby.de/content/view/10167/169/). Initiatorin Alina Stiehler und eine Reihe weiterer Adler hatten Nachbarschaftshilfe für von der Corona-Krise betroffene in Kiel und Umgebung angeboten. Einkäufe erledigen, den Hund Gassi führen und selbst Kinderbetreuung waren angedacht und die Aktion fand bundesweit bei einigen Vereinen Nachahmer.

Gut einen Monat später wertet Alina Stiehler selbst die immer noch laufende Aktion als Erfolg. Es haben sich einige noch immer laufende Kontakte, ja gar Freundschaften ergeben - vielmals ältere Mitmenschen, denen der Gang in den zum Teil überfüllten Supermarkt erspart bleibt, so Stiehler gegenüber TR. Eine Mitspielerin war im Einsatz, um einer älteren Dame zu helfen, da diese zum Austausch einer EC-Karte zu ihrer Bank musste. Dafür war jedoch noch eine panische Last-Minute-Säuberung des Autos von Nöten, wie Stiehler mit einem Lachen erzählt.

„Unsere Zielgruppe ist eher im analogen Bereich unterwegs, deshalb haben wir überall Plakate aufgehängt“, wie die Kielerin weiter erklärt. Man fungiere quasi als letzte Option, wenn das private Netzwerk versagt. Deshalb sei es wohl auch nicht zu einem Ansturm der Hilfsbedürftigen gekommen, dennoch sei man zufrieden mit der Resonanz und mit der Anzahl Menschen, denen man helfen konnte.

Auch in der Neckarstadt Heidelberg lief unter der Ägide der RGH eine ähnliche Aktion an, bei der die vier großen Klubs der Stadt gemeinsame Sache gemacht haben. Nationalspieler Leonard Becker ist einer der Helfer der ersten Stunde, die in den letzten Wochen mitangepackt haben. Mehr als ein halbes Dutzend Mal war Becker bereits per Elekto-Roller und Auto unterwegs, um Besorgungen für vor allem ältere Heidelberger zu machen.

Leonard Becker (in der Mitte) ist normalerweise im SCN-Trikot in der Bundesliga unterwegs

„Manchmal musste ich für einen Auftrag in mehrere Supermärkte gehen, weil Produkte wie beispielsweise Tütensuppe überall ausverkauft waren“, wie Becker gegenüber TR erklärt. „Oftmals habe ich sehr genaue Anweisungen bekommen und die Senioren waren immer gut gelaunt - ein Dame, bei der ich schon zwei Mal war, hat mir zwei Tragetaschen mit Pfandflaschen mitgegeben, von denen ich mir ein Osterei kaufen sollte.“ Becker bleibt trotz seiner laufenden Abschlussarbeit an der Universität weiter beim Projekt als Helfer dabei.

In Unterführing im Norden von München hatte der dortige Zweitligist RC Unterföhring ebenso tatkräftig im Umfeld, wie Vereinsurgestein Frank Oettl betont: „Wir haben zahlreiche positive Reaktionen erhalten und natürlich auch einige Besorgungen in Unterföhring, Ismaning und München erledigt. Es ist schön zu sehen, dass die Menschen in solchen Zeiten eng zusammen halten“. Aktuell arbeite man mit Sponsor Macron daran, das Vereinsumfeld mit behelfsmäßigen Atemschutzmasken zu versorgen, die in Bayern beim Einkauf künftig Pflicht sind.

Italien-Star Mbanda schon seit über einem Monat im Corona-Einsatz

Auch Italien-Flanker Maxime Mbanda, der Mitte März für Schlagzeilen gesorgt hatte, als er sein Trikot für einen Schutzanzug eintauschte um Corona-Nothelfer zu werden, ist noch immer ehrenamtlich im Einsatz. Im World-Rugby-Podcast erklärt er heute, dass sein Ehrgeiz, der ihn normalerweise auf dem Feld nach vorne treibt, auch in dieser Situation ansporne. Nur gehe es dieses Mal darum nicht auf dem Rasen zu punkten, sondern so viele Menschen wie möglich zu retten.

Mbanda arbeitet seit über einen Monat in seiner Heimatstadt Parma im von Coronavirus stark betroffenen Norden Italiens schwer an COVID-19 erkrankte Patienten zu transportieren. In den oftmals engen Gassen des Stadtzentrums ist der Einsatz von technischen Mitteln oftmals nur schwer möglich, so dass der kräftige Dritte-Reihe-Stürmer hochansteckende Patienten zum Teil eigenhändig in die Ambulanz trägt.

 

Das Principality Stadium wird heute als Corona-Klinik eingeweiht

Die Heimat der walisischen Rugby-Nationalmannschaft, der 74.500 Zuschauer fassende Rugby-Tempel Principality Stadium, wurde mittlerweile komplett zum Behelfs-Krankenhaus umfunktioniert. Heute geht das Krankenhaus in den Betrieb und soll bis zu 2.000 Erkrankten Platz bieten. 750 davon finden genau dort Platz, wo normalerweise der Rasen ist. Dieser wurde abgetragen und durch ein temporäres Zelt ersetzt.

Außerhalb des Stadions, das nun offiziell unter dem Namen "Dragon's Heart Hospital" firmiert, sieht man nun zwei gigantische Sauerstoff-Tanks, die Hunderte Patienten versorgen können. Eine temporäre Radiologie, eine Apotheke und ein Labor sind im Stadion nun eingerichtet, das die Zahl der verfügbaren Krankenhaus-Betten im Großraum Cardiff verdoppelt.

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