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TR-Interview mit Wolfpack-Coach McGrath: „Das volle Potenzial ausschöpfen“
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Mittwoch, 13. November 2019

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Mit Samoa und Kanada konnte McGrath jeweils Turniersiege auf der World Series feiern. Nun will der Engländer mit dem deutschen Wolfpack erfolgreich sein. Foto (c) World Rugby

Sechs Wochen ist der Engländer Damian McGrath mittlerweile als Trainer der deutschen Siebener-Nationalmannschaft im Amt. Er bereitet das deutsche Wolfpack aktuell auf das große Ziel Hongkong 7s 2020 vor, hat aber ebenso den Blick auch auf längerfristige Ziele. Wir haben uns ausführlich mit dem studierten Sportlehrer, der bereits auf Trainererfahrung mit den Leicester Tigers, England 7s, sowie als Kanada- und Samoa-Headcoach, mit denen er jeweils World-Series-Turniere gewinnen konnte, zurückblicken kann.

TotalRugby: Guten Abend Herr McGrath, sie sind mittlerweile sechs Wochen als Trainer der deutschen Siebener-Nationalmannschaft im Amt. Wie waren die ersten Schritte im neuen Job für sie?

Damian McGrath: Die ersten Wochen waren durchaus eine Herausforderung. Alles so zu organisieren, so dass wir meines Erachtens die nächsten Schritte machen können. Eines der größten Themen ist da die Verfügbarkeit der Spieler. Ich habe bisher nur mit Teams gearbeitet, bei dem die Spieler in Vollzeit angestellt waren (McGrath war zuletzt Coach der Sevens-World-Series-Teams Samoa und Kanada; Anmerkung der Redaktion), den Luxus haben wir hier natürlich nicht - die gemeinsame Trainingszeit zu maximieren, war bisher die größte Herausforderung. Die letzten paar Wochen haben wir damit verbracht die Planung dahingehend zu optimieren, darauf lag der Fokus für uns als Trainerteam.

TR: Bevor sie den Vertrag mit dem deutschen Verband unterschrieben haben, werden sie ja sicher eine Vorstellung von dem gehabt haben, was sie hierzulande erwartet. 2016 waren sie der Coach des Samoa-Teams, das ihr jetziges Team im Olympia-Qualiturnier von Monaco im Halbfinale bezwungen hat. Ihr jetziger Co-Trainer Clemens von Grumbkow war damals ja der Kapitän…

DMcG: Ja, das war er. Viele meiner jetzigen Spieler waren damals bereits im Kader. Also grundsätzlich, das Niveau in der Rugby-Bundesliga ist nicht überragend. Aber wie in den meisten Rugby-Nationen der zweiten und dritten Reihe, gibt es keinen Mangel an Talenten. Also die Spielerzahlen sind nicht überragend, aber ich war echt beeindruckt von der U18 und U19 Spielergruppe mit der Maxi (Max Pietrek, Stützpunkttrainer in Heidelberg; Anmerkung der Redaktion) aktuell arbeitet.

Oftmals mangelt es hierzulande nicht unbedingt an den Talenten, sondern eher an den Trainern, die mit den Anforderungen des modernen Rugbys zurechtkommen. In manchen Spielen in Deutschland hapert es zudem am Game-Management. Aber das liegt auch nicht unbedingt am Potenzial der Trainer, sondern eher an den mangelnden Chancen, die sie haben auf einem höheren Niveau zu arbeiten, oder sich fortzubilden.

Ich bin aber der Überzeugung, dass man sowohl an den kleinen Dingen, als auch an den Rahmenbedingungen arbeiten muss. Wir haben zuletzt intensiv an den individuellen Skills der Spieler gearbeitet und wollen da Tag für Tag Fortschritte erzielen. Bei allem, angefangen beim Passen und Fangen, der Positionierung auf dem Feld und wie man den Ball hält. Manche meinen die Arbeit an solchen Dingen sei überflüssig, aber da bin ich ganz anderer Meinung.

TR: Zusammenfassend, sie sehen durchaus Potenzial im erweiterten Kader?

DMcG: Absolut! Ich bin mindestens genauso sehr, wenn nicht sogar noch mehr von dieser Aufgabe begeistert, als vor sechs Wochen bei Dienstbeginn. Es sind andere Herausforderungen für mich, wie ich bereits erklärte. Es gibt wirklich einige großartige junge Spieler, es liegt an uns sicherzustellen, dass sie auf die kommenden Aufgaben adäquat vorbereitet sind. Deshalb wollen wir so viel Zeit miteinander verbringen, um das volle Potenzial dieser Spieler auszuschöpfen. Wir trainieren morgens als große Gruppe ab 7:30 Uhr, manche Spieler gehen danach in die Uni, manche gar noch zur Schule und manche wiederum arbeiten, bevor wir uns abends wieder treffen und von 17:30 bis 19:00 trainieren. Für die Jungs sind das verdammt lange Tage, es ist sicher nicht ideal, aber wir machen das beste daraus.

Ein anderes Problem ist, dass den Jungs in dieser Saison nach dem EM-Gewinn eine richtige Preseason gefehlt hat. Mit Blick auf Hongkong ziehen wir einige Spieler heraus und lassen sie das jetzt nachholen. Deswegen wird ein Großteil der erfahrenen Spieler nicht mit nach Dubai fliegen, wo wir mit einem Development-Kader antreten werden. Die Spieler, die Stand heute in Südamerika und Hongkong antreten werden, müssen jetzt in den kommenden Wochen ein hartes Vorbereitungs-Programm absolvieren mit Blick auf die anstehenden Herausforderungen.

Mit Samoa gelang McGrath bei den Paris 7s 2016 ein Turniersieg auf der World Series

TR: Mit Blick auf Hongkong und die knappen Ergebnisse der letzten Jahre, wo glauben sie hat das deutsche Team am meisten Potenzial? Ist es in Sachen Fitness?

DMcG: Unter anderem, wenn wir dort dominant auftreten wollen. Aber es geht auch darum mitzuhalten, die anderen stehen nicht still. Da müssen wir mindestens genauso fit sein, im besten Fall noch deutlich fitter. Wir können das Thema nicht ignorieren, es bedarf da keines Talentes, sondern man braucht puren Willen und Einsatz. Wir brauchen jetzt sieben oder acht gute Wochen bis zum Neujahr und dann haben wir einen Gameplan, der den Spielern, die wir haben, gerecht wird. Ich bin gerade dabei den Spielern diesen zu vermitteln.

Es wird nicht über Nacht passieren, wir müssen geduldig sein und ich kann mich glücklich schätzen wirklich hilfreiche Mitarbeiter um mich herum zu haben. Clemens von Grumbkow, die restlichen Mitarbeiter und ich, wir wollen einen längerfristigen Plan implementierten, uns nicht nur an den kurzfristigen Zielen orientieren.

TR: Also ist nicht alles lediglich auf die Hongkong 7s 2020 ausgerichtet?

DMcG: Natürlich ist Hongkong unser großes Ziel. Wir dürfen aber auch die nächsten Olympischen Spiele nicht außer Acht lassen. Dafür wollen und müssen wir uns qualifizieren, aus so vielen Gründen. Nicht zuletzt, weil unsere finanzielle Förderung davon abhängt. Deshalb arbeiten wir parallel mit den jungen Spielern, damit sie die nächsten Stars werden. Das ist mindestens genauso wichtig, wie die Hongkong 7s im April. Damit sie früh verstehen, was man für den Leistungssport braucht, damit sie die besten Chancen haben, erfolgreich zu sein. Mit den älteren Spielern ist natürlich alles auf die World-Series-Quali ausgerichtet.

TR: Bei den Elche 7s hatten sie ja Gelegenheit einige ganz junge Spieler gegen einige der Top-Teams Europas zu sehen. Wie hat sich der Nachwuchs geschlagen?

DMcG: Da waren einige echt starke Spieler dabei. Wir schicken demnächst eine großartige U-19 Mannschaft nach Dubai. Das wird ein guter Gradmesser über unser Potenzial in der Zukunft. Darauf freue ich mich wirklich. Aber es sind definitiv einige hochtalentierte Spieler da, bei denen wir sicherstellen wollen, dass es genutzt wird.

TR: Das System der zwei Stützpunkte in Hannover ist für sie ja sicherlich auch neu…

DMcG: Das ist es. Ich bin alle zwei Wochen Mittwoch und Donnerstags in Hannover und ja, das ist eine Herausforderung. Aber es kommt immer auf die Perspektive an, es ist auch eine Stärke eine zweite professionelle Trainingsgruppe an einem anderen Standort zu haben. Es geht nur darum sicherzustellen, dass wir alle an einem Strang und auf ein Ziel zuarbeiten. Die Jungs wissen, dass sie von mir nicht ignoriert werden, nur weil sie in Hannover trainieren. Ich stelle sicher, dass das Trainingsprogramm dort genau dasselbe ist.

TR: Danke soweit schon Mal für die Erläuterungen. Vielleicht noch am Ende eine persönliche Frage - wie konnten sie sich bisher in Heidelberg einleben?

DMcG: Ehrlich gesagt ist es mir immer ein wenig peinlich, die Leute hier sprechen besseres Englisch als ich (lacht; McGrath kommt aus Bradford in Nordengland, bekannt für seinen starken Akzent; Anmerkung der Redaktion). Ich lebe mittlerweile in Dossenheim bei Heidelberg, da ist fast ein wenig ländlich, aber wirklich schön. Was es mir erstmal nicht einfach macht, meine Familie ist daheim geblieben. Tatsächlich ist es das erste Mal, wo auch immer ich war auf der Welt, meine Familie war dabei. Das macht es ein ein wenig schwerer. Aber Heidelberg und das Leben hier in Deutschland, ich genieße es wirklich sehr. Ich werde auch bald mit Deutsch-Stunden anfangen, dann wird es noch ein wenig einfacher für mich.

TR: Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg mit dem deutschen Team!

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