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Regionalliga Baden-Württemberg
Spielbericht - 8. Spieltag

Sonntag, 22. November 2009 - 14:30 Uhr
SC Neuenheim II RC Konstanz

SC Neuenheim II

RC Konstanz


10


22


Startaufstellung
Ein- / Auswechslungen

Zusammenfassung

Spielbericht aus Sicht des RC Konstanz



Ein Rugbyspiel dauert normalerweise 80 Minuten. Diesmal pfiff der Schiedsrichter beim 10:22 Auswärtssieg des RC Konstanz beim SC Neuenheim II schon nach 60 Minuten ab, doch wirklich freuen konnten sich die Gäste nach dem vorzeitigen Sieg nicht: Eher schon empfand man sich eines Bonuspunktes beraubt. Insbesondere, da es keinen greifbaren Grund für einen Abbruch in einem Spiel ohne eine einzige Karte gab Nach der knappen, wenn auch verdienten Hinspielniederlage wollte der RC Konstanz sich revanchieren und seinerseits die Punkte von Gegners Platz entführen. Die Vorzeichen dafür standen gut, denn die Hoffnung nährte sich aus zwei Quellen: Erstens hatten die Spielertrainer Cooke und Gieseler erstmalig in dieser Saison die Qual der Wahl, einen Kader aus mehr als 22 verfügbaren Spielern zusammenstellen zu müssen. Und zweitens nahm man an, dass es in Deutschlands Rugby-Metropole Heidelberg doch sicherlich möglich sein sollte, an einem Sonntag, an dem die 1. und 2. Bundesliga spielfrei hat, einen Schiedsrichter zu stellen, der das Spiel im Griff hat.



Doch genau hier ging die Rechnung schon nicht auf: Ein Schiedsrichter war durchaus eingeteilt, doch aus Gründen, die beiden Mannschaften nicht bekannt sind, hat dieser wohl beschlossen, dass es schönere Möglichkeiten gibt, einen feucht-kalten Novembertag zu verbringen als auf einem Rugbyfeld. Ist ja eh nur Regionalliga… wen juckt’s? Nachdem der Schiedsrichter also beide Teams im Stich gelassen hatte, erklärte sich dankbarer Weise ein Neuenheimer Sportskamerad bereit einzuspringen und das Spiel zu pfeifen soweit es in seinem Können steht.



Das Spiel sollte mit einer eher amüsanten Szene beginnen: Nach starker Balleroberung durch den Konstanzer Sturm in der Hälfte des SCN wird der Ball weit gespielt. McCracken versucht die flach stehende Neuenheimer Verteidigungslinie zu überkicken, schießt den Ball aber aus kurzer Distanz mit voller Wucht ins Gesicht eines Verteidigers. Der auf diese unorthodoxe Art “geblockte” Ball springt vom Neuenheimer Gesicht im hohen Bogen über die vorwärts sprintenden Konstanzer Angreifer in deren Rücken, wo ihn der am schnellsten reagierende SCN Spieler aufpickt und über die nötige Geschwindigkeit verfügt, ihn über die ganze Strecke bis ins Malfeld zu tragen. Die simple Erhöhung stellt kein Problem dar, ganz dumm gelaufen, aber das ändert auch nix: 7:0 für die Gastgeber.



Der SCN wäre aber kein guter Gastgeber, wenn er sich für dieses Geschenk nicht prompt mit einem eigenen Klops bedankt hätte: Penalty für Konstanz an der Neuenheimer 22, mittig vor den Pfosten. Ohne das etwas angezeigt worden wäre nehmen mehrere SCN Spieler ganz offensichtlich an, dass Konstanz sich diese optimale Position nicht entgehen lassen würde und auf die sicheren drei Punkte gehen wird – zumindest machen etliche keinerlei Anstalten, sich zu positionieren. Gäste-Scrumhalf McCracken sieht, dass die Hälfte der Neuenheimer Verteidigung das Spiel eingestellt hat, führt den Penalty schnell aus und passt nach aussen, wo Roczyn viel zu viel Geschwindigkeit und Masse hat, als dass ihn die überraschten Verteidiger ernsthaft am Versuch hindern könnten. Die Erhöhung durch McCracken misslingt, und so steht es nach je einem Fauxpas 07:05 für die Heimmannschaft.



Im Anschluß daran tauschen beide Teams in der Phase um die Halbzeitpause rum je einen Penalty aus, so dass es bei einer zwei Punkte Führung des SCN bleibt. Nach der Pause aber dreht der RC Konstanz richtig auf, während die gerade im Sturm offenbar etwas ersatzgeschwächten Gastgeber mehr und mehr nachlassen. Insbesondere die nun große Überlegenheit der Konstanzer Forwards in den Standardsituationen macht Neuenheim in dieser Phase gewaltig zu schaffen: Scrums werden nur mit Mühe nicht weiter als die in der RL erlaubten 1,5m geschoben und alle Neuenheimer Line-outs werden jetzt auf 2 geworfen, wo der für dieses Spiel von Centre auf Openside zurückgekehrte starke Gassenfänger van Wyk sein Federgewicht nutzen und nun jeden SCN-Einwurf klauen kann. Die Überlegenheit in den Standards übertrug sich auch auf das restliche Spielgeschehen, so dass die Gäste nach der Pause zügig zu zwei weiteren Versuchen gelangten: McCracken tapped wieder einen Penalty und überrascht den SCN damit erneut ein bißchen, auch wenn sie diesmal etwas besser aufpassen. Der Ball kommt zu Kintr, der die Lücke in der nach außen verschiebenden Verteidigung sieht und durch die Neuenheimer Linie zum Versuch einläuft. Und van Wyk tut es ihm gleich: Ruck wenige Meter vorm Malfeld der Gastgeber, Ball wird weit gespielt, diesmal erkennt van Wyk das Loch und läuft mitten durch die Verteidiger zum nächsten Versuch ein. McCracken verwandelt diesmal beide Erhöhungen, es steht 10:22 und man hat noch gute 25 Minuten, um den zu diesem Zeitpunkt zumindest subjektiv sehr realistisch erscheinenden Bonuspunkt einzufahren (zugegebenermaßen hat der SCN natürlich zumindest theoretisch auch noch 25 Minuten, um seinerseits einen Bonuspunkt zu holen oder gar das Spiel zu drehen, was jedoch in dieser Phase nicht sonderlich wahrscheinlich wirkt).



Und dann kam der etwas kuriose Spielabbruch: Wie beschrieben musste das Spiel ohne ausgebildeten Schiedsrichter stattfinden. Auf dem Neuenheimer, der sich dankenswerter Weise als Lückenbüßer zur Verfügung gestellt hat, soll nicht rumgehakt werden, denn ohne ihn hätte das Spiel nicht stattfinden können. Zumal er der Grundfunktion eines Schiedsrichters, nämlich ein unparteiischer Spielleiter zu sein, nachkam soweit es irgendwie in seinen Kräften lag. Nichtsdestoweniger ist es jedoch wohl fair zu sagen, dass ihm das Spiel mehr und mehr entglitt und insbesondere am Breakdown pure Anarchie herrschte: Beide Teams spielten nach Belieben den Ball am Boden, Rucks wurden von der Seite angegangen oder man sprang gleich komplett drüber, und wenn noch Zeit für einige Schläge (der harmloseren Art!) blieb, dann konnte man auch diesen Neigungen jederzeit nachgehen. Um die 60. Minute herum war es dann so weit: Nachdem mal wieder ein Ruck von der Seite her angegangen wurde, ertönte ein Pfiff. Anstatt ihren erwarteten Penalty ausführen zu können, mussten ungläubige Konstanzer aber erfahren, dass der Aushilfsschiedsrichter sich entschlossen hatte, das Spiel zu beenden.



Die Bewertung dieser Entscheidung und des Spiels insgesamt fällt schwer. Wäre dies unter einem regulären Schiedsrichter passiert, könnte man es schlicht nicht hinnehmen. Da es sich um einen Sportsfreund handelt, der ohne Qualifikation hierfür eingesprungen ist, muss man die Angelegenheit differenziert sehen: Sicherlich kann man einerseits verstehen, dass ein nicht-ausgebildeter Schiedsrichter ein Spiel beendet, wenn er fühlt dass es ihm vollends aus der Hand gleitet und es zu riskant wird. Andererseits bleibt es vollkommen unverständlich, warum nicht mildere Mittel ausgeschöpft wurden, um die Disziplin wieder herzustellen: Es gab kaum Penalties und keine einzige gelbe oder gar rote Karte. Das Spiel wurde auch nicht wegen eines Gewaltausbruchs beendet wie etwa das Spiel der Neuenheimer gegen Pforzheim vor wenigen Wochen, sondern “nur” wegen eines allgemeinen Mangels an Disziplin.



Wer die RL Ba-Wü kennt, der weiß, wie hochgeschätzt (weil selten) Siege gegen HD-Teams, noch dazu in HD, sind. Das ein solches Spiel, dass zu diesem Zeitpunkt unserer Meinung nach versprach, ein deutliches Ergebnis mit Bonuspunkt zu werden, ohne greifbaren Grund abgebrochen wird, tut demnach also weh. Ganz besonders jenen 6 Ersatzspielern, die an diesem Tag läppische 550km im Auto saßen, um dann durch den verfrühten Abbruch keine Sekunde Spielzeit zu sehen. Trotz allem wohl verständlichen Ärgers wird der RC Konstanz jedoch wohl nicht am Grünen Tisch um den entgangenen Bonuspunkt kämpfen, sondern erkennt die Gründe des Schiedsrichters an und dankt ihm und dem SC Neuenheim für dieses Spiel.



Ein Wort zum Schiedsrichterwesen: Rugby in Deutschland wird nicht nur durch Sponsoren und Akademien vorangetrieben, sondern auch von unten herauf konstant verbessert. Das geht aber nur, wenn diese Spiele ordnungsgemäß ablaufen. Wenn ein nicht-ausgebildeter Sportskamerad spontan einspringen muss, dass Spiel dann aus den Händen verliert und sich im Endeffekt nicht anders zu helfen weiß, als das Spiel aus Sicherheitsgründen abzubrechen, dann ist das nicht ein Armutszeugnis für ihn, sondern für unser Schiedsrichterwesen. Niemand weiß besser als wir als der geographisch abgelegenste etablierte deutsche Rugbystandort wie schwer es ist, Schiedsrichter zu besorgen und würden wir nicht von unseren Schweizer Nachbarn nach Kräften unterstützt, so hätten wir diese Saison auch nicht jedes Heimspiel einen ausgebildeten Ref da haben können. Aber wenn sich die vermeintliche Rugbyhauptstadt Heidelberg an so einem Tag plötzlich als tiefste Rugbyprovinz erweist, so regt dies doch zum Nachdenken an. Jeder kann krankt werden oder spontan was vorhaben. Aber absagen kann man allemal – und zumindest in HD sollte doch auch bei nur wenigen Tagen Vorlaufzeit in diesem Falle ein Ersatzmann aufzutreiben sein.



Für den RCK an diesem Tage:



1Roczyn, 2Gieseler, 3Thomaschewski;

4Lambert, 5Weiershäuser;

6Cooke (VC), 8Langehein, 7van Wyk;

9McCracken ©;

10 Power;

12Kintr, 13 Duffy, K.;

11Galley, S., 14Schuler;

15Buckley



16Brüstle, 17Langenstein, 18Henke, 19Maybank, 20Pflumm, 21Galley, M., 22Metha.

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