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Regionalliga Baden-Württemberg
Spielbericht - 1. Spieltag

Sonntag, 13. September 2009 - 14:30 Uhr
RC Konstanz SC Neuenheim II

RC Konstanz

SC Neuenheim II


11


19


Startaufstellung
Ein- / Auswechslungen

Zusammenfassung

Zum Saisonauftakt sollte es gleich das vermeintliche Spitzenspiel der Regionalliga im Südwesten Deutschlands geben: Der Absteiger der 2. Bundesliga vom größten Rugby-Verein Deutschlands gegen die Mannschaft, die als “Best-of-the-Rest” der Regionalliga Baden-Württemberg seit Jahren den Platz direkt hinter den jeweiligen Aufsteigern aus Heidelberg, Stuttgart oder zuletzt Karlsruhe gebucht hatte. Die Voraussetzungen, den Zuschauern bei bestem Wetter ein schönes Spiel zu bieten, waren also gut – allein, mit der Umsetzung dieses Vorhabens sollten beide Mannschaften dann doch so ihre Schwierigkeiten haben. Der SC Neuenheim lief bei seinem Gastspiel am Bodensee mit einer Mischung aus U-21 und Alten Herren auf, um den Aufenthalt in der Regionalliga BaWü dazu zu nutzen, diese jungen Spieler unter Führung einiger Veteranen an das Herrenlevel und somit mittelbar auch an ihre Bundesliga-Mannschaft heranzuführen. Der RC Konstanz seinerseits musste an diesem Wochenende auf etliche seiner Leistungsträger verzichten und war somit zum Improvisieren gezwungen, was dann zum Beispiel zu einer Centre-Paarung aus zwei ehemaligen Hookern und einigen anderen unfreiwilligen Experimenten führte, etwa einer ersten Reihe, die in dieser Besetzung ihr Debüt feierte. Die erhoffte körperliche Überlegenheit im Sturm gegen die jungen Neuenheimer war durch die Ausfälle jedoch dahin, hier hatte im Gegenteil eher der SCN die Nase vorn.



Nachdem sich beide Mannschaften zu Beginn neutralisierten, konnte der SCN kurz vor Mitte der ersten Halbzeit seine schnellere Hintermannschaft ausspielen und lief zu einem schön herausgespielten Versuch in Malfeld der Gastgeber ein. Direkt im Anschluss konnte der Konstanzer Scrumhalf den Spielstand jedoch drehen, nachdem ein Neuenheimer Spieler binnen weniger als zehn Minuten dreimal hintereinander einen Penalty wegen Tretens weggegeben hatte, von denen zwei auf die Stangen gekickt und sicher verwandelt wurden. Kurz vor der Halbzeitpause holte sich der SCN die Führung jedoch zurück, als sie nach einem Scrum wenige Meter vor der Konstanzer Linie mit einem wuchtigen Lauf ins Malfeld eintauchen konnten. Heftige Proteste der Heimmannschaft konnten nicht verhindern, dass der Versuch gegeben wurde. Auch die Intervention des Linienrichters, der schon beim Rausspielen des Balles aus dem Gedränge die Fahne oben hatte und Schiedsrichter darauf aufmerksam machte, dass die Konstanzer 9 vom gegnerischen Flanker durch einen Schlag daran gehindert wurde, seinen Gegenüber zu verteidigen, führte nicht zu einer Zurücknahme der Entscheidung. Es ist halt ein altes, aber auf diesem Level leider wohl notwendiges Übel, dass die Linienrichter von den Mannschaften gestellt werden müssen, von daher ist der Schiedsrichter hier in Schutz zu nehmen: Glaubt er seinem Linienrichter, fühlen sich die Gäste betrogen durch einen vermeintlich parteiischen Mann an der Linie – antwortet er dem Linienrichter hingegen, dass er es selber nicht gesehen hat und den Versuch deswegen nicht zurücknimmt, stellt sich natürlich die Frage, weshalb der Linienrichter sich das nächste mal nicht lieber einen schönen Nachmittag am Bier- und Würstchenstand machen sollte, wenn auf seine Eingaben eh nicht gehört wird. Alle Spiele in der Regionalliga mit neutralen Linienrichtern zu spielen wird wohl noch auf Jahre hinweg Utopie bleiben und somit kann man diese Fehlentscheidung sicherlich nicht allein dem Schiedsrichter ankreiden: Fehlende neutrale Linienrichter sind eine unbefriedigende Situation für alle, nicht zuletzt für den Schiri, der in einem Fall wie diesem der ärmste Mann auf dem Platz ist. Somit gingen die Gastgeber mit einem Rückstand in die Pause, den sie nicht mehr in der Lage sein sollten, nochmals zu drehen.



Die zweite Halbzeit wurde spielerisch deutlich besser, auch weil sich nun beide Mannschaften mehr auf ihr Spiel konzentrierten als darauf, den Schiedsrichter zu beeinflussen. Beide Mannschaften konnten noch je einen schönen Versuch durch schnelles Hintermannschaftsspiel legen und so trennte man sich im Endeffekt mit einem anerkanntermaßen verdienten 19:11 Sieg des SC Neuenheim.



Der RC Konstanz und die Gäste aus Neuenheim standen sich zum ersten Mal seit etlichen Jahren wieder gegenüber, nachdem der SCN II sich die letzten Jahre in der 2. Bundesliga aufgehalten hatte. Zuvor waren Spiele zwischen den beiden Mannschaften schon desöfteren von Nicklich- sowie Tätlichkeiten geprägt und auch diesmal sollten Rugby-Gourmets nur phasenweise auf ihren Geschmack kommen. Es entwickelte sich von Beginn an ein Spiel mit vielen Diskussionen und Handgemengen, ausgelöst zumeist durch den hemmungslosen – und selten geahndeten – Gebrauch der Hände im Ruck durch beide Mannschaften. Der aus der Schweiz angereiste Schiedsrichter legte sich von Anfang an auf eine äußerst großzügige Regelauslegung fest, die er, das muss man ihm zu Gute halten, über 80 Minuten hinweg konsequent durchzog und die für beide Mannschaften gleichermaßen galt. Einen Gefallen hat er sich mit seiner Nachsichtigkeit jedoch wohl kaum getan sondern sich ganz im Gegenteil mehr Arbeit gemacht als nötig, kamen sich doch insbesondere in der ersten Halbzeit beide Mannschaften konstant benachteiligt vor, ohne dabei anzuerkennen, dass der Gegner nur das machte, was sie auch selber machten: Nicht nach dem Wortlaut der Regeln, sondern nach der Pfeife des Schiedsrichters zu spielen, und hierbei war der SCN einfach cleverer. Somit kam es immer wieder zu kleinen Scharmützeln, wobei man aber betonen muss, dass mit Ausnahme eines vom Schiedsrichter leider übersehnen wuchtigen Tritts eines Neuenheimer Spielers mit den Stollen mitten in das Gesicht des Konstanzer Scrumhalfs, der daraufhin blutend den Platz verlassen musste, es nie zu wirklich häßlichen Szenen kam, sondern ansonsten die meisten “Schläge” von solch harmloser Art waren, dass sie eher jedem U-8 Mädchenballett die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätten als dass sie eine Karte beim Rugby gerechtfertigt hätten.



Allerdings muss man eines ganz klarstellen: Der Schiedsrichter hatte vielleicht etwas zu viel Güte walten lassen und manche Regeln sehr weit ausgelegt, hat dabei aber seine Grundfunktion, nämlich ein unparteiischer Spielleiter zu sein, der beide Teams gleich behandelt, vollends erfüllt, wofür ihm an dieser Stelle gedankt werden soll! Die Gäste waren im Endeffekt die bessere Mannschaft, hätten auch ohne den wohl irregulären zweiten Versuch gewonnen, haben einmal einen brandgefährlichen Vorteil versehentlich abgepfiffen bekommen und hatten es zudem zweimal an die Konstanzer Linie oder sogar ins Maldfeld geschafft, nur um dort dann knapp am Ablegen des Balles zu scheitern. Auch Sekunden vor Schluss konnte der SCN mit seinem letzten Angriff nochmal alles klar machen und wurde erst in letzter Sekunde gestoppt und über die Auslinie geschoben. Von daher Glückwunsch an die verdienten Sieger, in der Form ist der SC Neuenheim ohne Zweifel einer der Favoriten, es direkt zurück in Liga 2 zu schaffen.



Der RC Konstanz erwartet am nächsten Sonntag den langjährigen Rivalen aus Freiburg. Gegen diesen traditionell äußerst sturmlastigen Gegner wird man dann wohl hoffentlich wieder auf die meisten der gestrigen Ausfälle zurückgreifen können, um so auf den guten Ansätzen des gestrigen Spiels aufbauen und mit seiner auf dem Papier überlegenen Hintermannschaft den ersten Saisonsieg landen zu können.

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