Registrieren
Advertisement
TotalRugby-Ranking nach den November Internationals: Neuseeland vorne, Irland und England dahinter
Drucken
Geschrieben von TotalRugby Team   
Dienstag, 6. Dezember 2016

2016 mit 13 Siegen in 13 Spielen und trotzdem nur Nummer zwei in unserem Ranking: England und Mike Brown (mit Ball). Foto (c) RFU Instagram
2016 mit 13 Siegen in 13 Spielen und trotzdem nur Nummer zwei in unserem Ranking: England und Mike Brown (mit Ball). Foto (c) RFU Instagram

Es ist gerade einmal dreizehn Monate her, die Weltmeisterschaft in England war gerade zu Ende gespielt, da wurde der Abgesang auf Europas beste Rugby-Mannschaften angestimmt. Noch nie sei das europäische Rugby weiter von der Konkurrenz von der anderen Seite des Äquators entfernt gewesen. Die Experten waren sich einig: Der Six Nations Titel sei nichts mehr wert und auf lange Zeit hin würden die vier Rugby-Championship-Teams das Geschehen im Welt-Rugby dominieren.

Doch seitdem haben wir erlebt, wie viel sich im Laufe von nur einem Jahr ändern kann. England hat in der Zwischenzeit den Vizeweltmeister Australien gleich vier Mal geschlagen, davon gleich drei Mal in Folge Down Under. Irland hat im Sommer erstmals die Springboks auf südafrikanischem Boden besiegen können und zudem nach 111 Jahren erstmals die All Blacks bezwingen können. Selbst den Italienern ist ein Sieg gegen den WM-Dritten Südafrika gelungen, was vor kurzer Zeit noch undenkbar gewesen wäre. Nach den November-Länderspielen und nur ein Jahr nach der WM bekommt ihr hiermit unser ultimatives TotalRugby-Ranking der Spitzenteams im Weltrugby.


1. Neuseeland

Der Weltmeister ist und bleibt das Maß aller Dinge. Auch wenn den All Blacks in diesem Jahr keine perfekte Saison vergönnt war, Neuseeland hat es nach der siegreichen Weltmeisterschaft geschafft, das eigene Spiel noch einmal zu verbessern. Mit Beauden Barrett auf der Verbinder-Position ist der Wegfall von Dan Carter nicht nur kompensiert worden, Barrett wurde gar in seiner ersten Saison als Stamm-Zehner zum Weltspieler des Jahres gekürt. Ex-Kapitän der All Blacks Sean Fitzpatrick ging gar soweit zu resümieren: „Barrett ist momentan der beste und kompletteste Spieler weltweit.“ Im Mittelfeld musste man mit Conrad Smith, Ma’a Nonu und Sonny Bill Williams gleich drei absolute Leistungsträger ersetzen. Aber auch auf den beiden Innen-Positionen wurde mit Antoine Lienert-Brown und Malakai Fekitoa mehr als ordentlicher Ersatz gefunden.

Nach einer absolut makellosen Rugby Championship, mit sechs Bonuspunkt-Siegen und im Schnitt 30 Punkten Vorsprung in jedem Spiel, bleibt jedoch ein einziger Makel. Zu einer perfekten Saison reichte es einzig und allein deswegen nicht, da Irland erstmals in seiner Rugby-Geschichte gegen den dreimaligen Weltmeister mit 40:29 triumphieren konnte (TotalRugby-Spielbericht ). Der historische erste Sieg der Iren, gleichbedeutend mit der allerersten Niederlage Neuseelands gegen eine irischen Mannschaft jemals hatte sich allerdings abgezeichnet. Schon 2013 waren die „Boys in Green“ ganz nah an der Premiere, nur um in der Nachspielzeit noch den entscheidenden Versuch zu kassieren.

Nur zwei Wochen später konnten die All Blacks allerdings, zumindest aus neuseeländischer Perspektive, die Dinge wieder gerade rücken. In Dublin gelang der besten Mannschaft der Welt mit 21:9 die Revanche. Doch die Art und Weise, wie dieser Sieg herausgespielt wurde, war Ziel von deutlicher Kritik aus der Rugby-Fachpresse. Mehrere zu hoch angesetzte Tackles, viele Regelverstöße beim Verteidigen in der eigenen 22 und schlicht der absolute Wille um jeden Preis diesen Sieg zu erringen missfielen vielen Beobachtern. All Blacks Coach Stephen Hansen sah sich nach kritischen Nachfragen gar genötigt zu fragen: „Wollt ihr mir sagen, wir seien ein dreckig spielendes Team?“ Doch Hansen ließ keinen Zweifel aufkommen und beantwortete die Frage dann selbst sogleich mit nein.

Neuseeland ist damit zweifelsohne die Nummer eins in unserem Ranking, der offiziellen Weltrangliste und sicherlich jedem anderen Team dieser Welt spielerisch überlegen. Doch die absolute Aura der Unschlagbarkeit ist den All Blacks im November abhanden gekommen. Der knappe Sieg gegen Frankreich und die Tatsache, dass man in diesem Jahr nicht auf die andere absolut überragende Mannschaft - England - getroffen ist, lassen die All Blacks nicht mehr gar so dominant  dastehen wie noch vor wenigen Wochen.

Der einzige Makel in einem sonst perfekten Jahr: Die Niederlage gegen Irland



2. England / Irland

Die größte Trendwende im internationalen Rugby in den vergangenen Jahren ist wohl das, was Eddie Jones mit der englischen Nationalmannschaft erreicht hat, seitdem der Australier mit japanischen Wurzeln das Ruder im Mutterland des Rugby übernommen hat. Nach der ultimativen Blamage - dem Ausscheiden bei der Heim-WM im Vorjahr - hat Jones England zum absoluten Spitzenteam geformt.

Zu Anfangs setzte der ehemalige Wallabies-Coach dabei auf die traditionellen englischen Tugenden in Gedränge und Paket und gewann damit die Six Nations mit Grand Slam (also fünf Siegen in fünf Spielen) und mit eher konservativem Spielstil. Doch seitdem hat sich England auch spielerisch weiterentwickelt und legte im November sowohl gegen Australien, als auch Südafrika vier Versuche. Im Spiel gegen Argentinien verhinderte eine frühe rote Karte einen expansiveren Spielansatz, doch dafür konnte England gegen ein hoffnungslose unterlegenes Fidschi gleich neun Versuche legen. 

Insgesamt bleibt England die einzige Mannschaft, die im Kalenderjahr 2016 ungeschlagen geblieben ist. Doch da England seit mehr als zwei Jahren nicht mehr auf Neuseeland getroffen ist, bleibt die Mannschaft mit der Rose auf dem Trikot in unserem Ranking auf Rang zwei. Obwohl England im Frühjahr im heimischen Twickenham-Stadion Irland besiegen konnte, platzieren wir die Iren gleichauf, ebenso auf Rang zwei.

Auch im vierten Spiel seit der WM gegen Australien konnte England die Oberhand behalten


Denn abgesehen von Irlands historischem Triumph hat die Mannschaft von Joe Schmidt auch sonst eine tolle Entwicklung genommen. Die deutliche Niederlage im WM-Viertelfinale gegen Argentinien und ein schwacher Six Nations Auftakt, Irlands Höhenflug unter dem neuseeländischen Coach schien vorbei. Doch über die Sommer-Serie in Südafrika mit dem Premierensieg über die Boks auf südafrikanischem Boden konnte Irland seine Geschicke ins Bessere umkehren.

Mit Garry Ringrose hat sich der wohl vielversprechendste Innendreiviertel Irlands seit Brian O’Driscoll ins Nationalteam gespielt und mit Debütant Joe Carbery und dem seit Jahren gut spielenden Paddy Jackson ist auch auf der Verbinder-Position in Irland mehr Tiefe entstanden. Mit den Siegen über alle drei Süd-Hemisphären Großmächte in diesem Jahr ist Irland in der momentanen Form für uns der engste Verfolger der All Blacks, zusammen mit England. Vorerst sehen wir beide Länder gleichauf und erst am 18. März des kommenden Jahres, wenn Eddie Jones Männer den Weg nach Dublin antreten müssen, wird endgültig Klarheit darüber herrschen, wer der legitime Herausforderer der All Blacks sein wird.


4. Frankreich

Frankreich vor Australien, obwohl der direkte Vergleich an die Wallabies ging? Ja, momentan sehen wir die Wallabies unter anderem deswegen hinter den Männern von Guy Novès, da die Wallabies in den letzten Jahren gegen die All Blacks meist wie das Kaninchen vor der Schlange standen.

Frankreich dagegen scheint in diesem November endlich die taktischen Fesseln abgelegt zu haben und den alten „French Flair“ zurückgewonnen zu haben. Gegen Neuseeland war den Franzosen zwar kein Sieg vergönnt, doch die Niederlage mit nur fünf Punkten, optischer Überlegenheit und der spektakuläre Versuch von Louis Picamoles nach grandioser Vorarbeit vom erst 22-jährigen Baptiste Serin waren emblematisch für Frankreichs wiedergewonnenen Spielwitz. Neben Serin ist Kevin Gourdon die Entdeckung des Novembers. Der Flanker hat gegen Australien und Neuseeland ein komplettes Sturmspiel gezeigt und ist mit seinen 26 Jahren zwar kein Jungspund mehr. Doch ebenso wie sein Klub La Rochelle hat der Siebener in den letzten Monaten einen kometenhaften Aufstieg erlebt.

Frankreich hatte gegen Neuseeland zahlreiche Chancen liegen gelassen

 

Ein von FFRugby (@ffrugby) gepostetes Video am 27. Nov 2016 um 4:32 Uhr

 

Bis schließlich Baptiste Serin per No-Look-Pass hinter dem Rücken für Frankreichs ersten Versuch sorgen konnte

 


Gegen Australien wiederum scheiterten die Franzosen dann nur denkbar knapp mit zwei Punkten, während sie ebenso wie die Wallabies drei Versuche erzielten, einzig an der schlechten Kick-Leistung von Gedrängehalb Machenaud. Ob dieser Aufwärtstrend anhält, oder ob bei den Six Nations wieder das lethargische Frankreich der letzten Jahre zum Vorschein tritt, bleibt abzuwarten. In der Form dieses Novembers wäre Frankreich gar ein echter Titelanwärter.


5. Australien

Vizeweltmeister Australien hatte einen durchwachsenen November. Niederlagen gegen Irland und England, sowie zwei schlussendlich glückliche Siege gegen sich stark aufbäumende Franzosen und Schotten und ein deutlicher Sieg gegen schwache Waliser. Dazu muss Wallabies-Coach Michael Cheika in der kommenden Saison auf seinen wohl besten Spieler verzichten, denn David Pocock wird sich eine einjährige Auszeit zum studieren nehmen.

Die größte Schmach bleibt für Australien jedoch die Niederlagen-Serie gegen England. Gegen die ehemalige Kolonialmacht in einer ihrer ureigenen Sportarten überlegen zu sein, war für viele Australier ein Grund zum Stolz. Der ehemalige Wallabies Coach und jetzige England-Trainer Eddie Jones legte den Finger dazu noch in die Wunde und empfahl seinem Gegenpart sich nicht immer so von Neuseeland fertig machen zu lassen. Für den emotionalen Michael Cheika sicherlich eine Demütigung sondergleichen. 

Hoffnungsschimmer für Australien: Mit Marika Koroibete konnten die Wallabies den mit Abstand besten Spieler der australischen Rugby-League Meisterschaft NRL weglocken. Denn normalerweise ist die NRL mit deutlich besserer finanzieller Ausstattung am längeren Hebel Down Under. Doch Koroibete, der als wahre Punkte-Maschine gilt und mehr als einen Versuch pro Spiel gelegt hat, kehrt nun zu Union zurück, das er bis zu seinem 18. Lebensjahr gespielt hatte. Bereits im November beeindruckend war Außendreiviertel Daine Haylett-Petty, der in kürzester Zeit in das Wallabies-Trikot hineingewachsen ist.

 

Einer der wenigen Hoffnungsschimmer für Australien: Daine Haylett-Petty


6. Schottland

Schottlands stark schwankende Form setzt sich fort. Nach dem Viertelfinal-Einzug bei der WM, wo man unglücklich gegen den späteren Vizeweltmeister Australien ausschied und einem schwachen Six Nations Turnier, ist Schottland nun wieder oben auf. Der deutliche 43:16 Sieg über Georgien - viele Experten hatten im Frühjahr spekuliert Georgien könne Italien oder Schottland locker bei den Six Nations ersetzen - war der Abschluss eines erfolgreichen Novembers.

Die hauchdünne Niederlage gegen Australien war eher unglücklich und gegen Argentinien konnte ein Sieg eingefahren werden. Dazu hat Schottland mit Verbinder Finn Russel endlich zu einem ansehnlichen Offensiv-Stil gefunden. Mit dem erst 21-jährigen Magnus Bradbury haben die Schotten zudem ein äußerst vielversprechendes Talent in der dritten Reihe in die Mannschaft genommen. Der Edinburgh-Stürmer wirkt wie eine Mischung aus James Haskell und David Pocock und sollte seine Formkurve weiter derart nach oben zeigen, wird man noch viel von Bradbury hören.

Die einzige Unwägbarkeit bleibt der kommende Trainerwechsel. Auf den Neuseeländer Vern Cotter, mit dessen Ergebnissen der Verband eigentlich nicht unzufrieden war, folgt der Schotte Gregor Townsend. Denn vom jetzigen Glasgow-Trainer hält man bei der SRU so viel, dass man Cotters Vertrag vorzeitig auflöste. Gar schon entschuldigend war die Begründung, dass Townsend sonst abwandern könnte und man den ehemaligen Schottland-Innen dringend im Land behalten müsse.


7. Argentinien


Los Pumas ging im November nach einer langen langen Saison ein wenig die Puste aus. Erstmals hatte ein Großteil des Kaders mit den Jaguares beim Super Rugby teilgenommen und dabei zusammen mit den Sunwolves aus Japan die weitesten Wege zurückzulegen gehabt und auf gleich Kontinenten antreten müssen. Langfristig wird sich dieser Schritt auszahlen, doch in diesem November musste Argentinien nach dem Auftaktsieg über Japan in Tokio den Tribut zahlen und drei Niederlagen hinnehmen. Wobei der Abstand gegen England, Schottland und Wales jeweils weniger als einen Versuch betrug.

Der WM-Halbfinalist wird sich mit der weiteren Teilnahme an der Rugby Championship und dem Super Rugby stetig verbessern, so viel steht fest. Dann sollte auch mit den Gauchos in der kommenden Saison wieder zu rechnen sein.


8. Wales


Wales hat unter Interimscoach Rob Howley - Warren Gatland wird sich in dieser Saison einzig um die British and Irish Lions kümmern - einen eher schlechten November erlebt. Sang und klaglos gegen Australien untergegangen, ein schwer erarbeiteter Sieg gegen Argentinien und vor allem der äußerst glückliche Sieg gegen Japan werden in Erinnerung bleiben. Denn erst per Dropgoal in der 80. Minute konnte Wales im heimischen Millennium Stadion den 33:30 Sieg über Japan sichern.

Die ideenarme Spielweise mit wenig Spielwitz und vielen Läufen geradewegs in den Kontakt um den Gegner zu überrennen - häufig als Warren-Ball verspottet -  funktioniert unter dem Interimscoach Howley scheinbar nicht. Wenn Wales auch im Frühjahr bei den Six Nations so auftritt wie in den vergangenen Partien, ist der Sieger von 2013 kein Titelkandidat mehr.

 

Im letzten Moment die Niederlage abgewendet: Wales gegen Japan


9. Südafrika


Platz drei bei der letzten Weltmeisterschaft, in Südafrika war man mit der Leistung seiner Springboks nicht zufrieden und folgerichtig schmiss Trainer Heineke Meyer das Handtuch. Doch hätte man beim südafrikanischen Verband geahnt, wie die Entwicklung der Mannschaft weitergehen sollte, hätte man alles gegeben, um Meyer zu halten.

Allein in diesem November folgte Schmach auf Schmach. Das 31:31 Unentschieden gegen die Barbarians sollte dabei nur der Auftakt sein. Niederlagen gegen England (21:37), Italien (18:20) und Wales (13:27) sollten folgen und als der WM-Held von 1995 Joel Stransky(er entschied per Dropgoal in der Nachspielzeit das Finale für die Boks) die eigene Mannschaft als die "Lachnummer des internationalen Rugby schlechthin" bezeichnete, erntete er wenig Widerspruch.

Der einzige Hoffnungsschimmer momentan: Mit Handré Pollard wird der wohl beste Verbinder der Boks bald zurück sein. Nachdem Meyer-Nachfolger Allister Coetzee in seiner kurzen Amtszeit bereits vier Verbinder ohne großen Erfolg eingesetzt hat, dürfte an einem fitten Pollard in der Form der letzten WM kein Weg vorbei führen.

Historisch: Italiens erster Sieg über Südafrika


10. Italien

Italien hat mit dem Sieg gegen die Boks Geschichte geschrieben. Doch gleichzeitig sollte man nicht vergessen, dass die Boks des Spätherbst 2016 wohl die schlechteste Südafrika-Auswahl jemals sind. Zudem hat Italien gleich in der Woche darauf eine schockierende Niederlage gegen Tonga folgen lassen. Neu-Trainer Conor O’Shea wird also noch viel Arbeit vor sich haben, um sicherzustellen, dass Italien im Frühjahr mehr als nur ein Kandidat auf den letzten Platz bei den Six Nations sein wi

Artikel empfehlen
Kommentare (0)add comment

Kommentar schreiben
Du mußt angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.

busy
Letzte Aktualisierung ( Dienstag, 6. Dezember 2016 )
 
< vorheriger Artikel   nächster Artikel >

honeypot@totalrugby.de
Advertisement
Advertisement
Advertisement