Drei TR-Thesen zur Rugby-WM 2019
Geschrieben von TotalRugby Team   
Dienstag, 1. Oktober 2019

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Die All Blacks sind noch immer Favorit bei der WM, aber dennoch ist das Rennen um den WM-Titel offener denn je.

Heute ist der zweite Ruhetag beim Rugby World Cup, genau zehn Tage wurde in Japan bei der WM bisher gespielt. Grund genug für uns, einen Blick auf das bisherige Geschehen an den zehn Spieltagen beim World Cup zu schauen.

1. Diese WM ist ist auf dem Weg die spannendste jemals zu werden und ist schon jetzt großartige Werbung für den Sport

Zugegeben, die Gruppenphase ist gerade Mal zur Hälfte vorbei. Aber bereits im Vorfeld der WM lautete die Prognose, dass diese WM die spannendste jemals werden würde. Und das scheint sich mehr und mehr zu bestätigen. Zwei der Topfavoriten, die All Blacks und die Springboks, lieferten sich bereits am ersten Spieltag des Turniers ein episches Duell - beide Teams wären verdiente Sieger gewesen, auch wenn Neuseeland am Ende mit zehn Zählern vorne lag. Doch wie schon in den letzten Monaten hat man nicht das Gefühl, dass eines der beiden Teams das Geschehen in den nächsten Wochen derart dominieren wird, wie die Neuseeländer bei den letzten beiden Turnieren.

England nach der Vorbereitung und dem souveränen Auftaktsieg, aber auch Australien und Irland als Verlierer der letzten Tage, sowie Wales und Frankreich haben immer noch eine Chance auf den Titel. Das Rennen um den Webb-Ellis-Cup ist aktuell offener denn je. Spätestens in der K.O.-Phase wird dann nur noch die Tagesform zählen und da wirken die Neuseeländer verwundbarer denn je - nicht zuletzt wegen ihrer Niederlagen zuletzt. Ein lockerer Lauf für die Titelverteidiger zum Finale, wie im Jahr 2015 scheint unwahrscheinlich. Wer am 2.11. die WM-Trophäe in die Höhe recken wird, ist momentan offener denn je.

Für neutrale Fans sind dies großartige Nachrichten und schon bisher kamen die Zuschauer in Japan und an den TV-Schirmen auf ihre Kosten. Dabei tragen zum Teil auch die Anstrengungen von World Rugby bei, das Spiel via Regelwerk flüssiger zu machen bei. Statistiker haben ausgerechnet, dass der Ball aktuell weit mehr als eine Minuten länger im Spiel ist, als 2015 und das trotz der schwülheißen Bedingungen. Die Japaner trieben es gegen Irland auf die Spitze und waren kurz unter der 50-Minuten-Schwelle - bei jeder Gelegenheit entschieden sich die Gastgeber das Spiel schnell zu halten und der Rugbysport ist der Gewinner dabei.

 


2. Die Entscheidung die WM nach Japan zu vergeben war genau die richtige

Diese WM ist die allererste in einem nicht-traditionellen Rugby-Land. Wir hatten uns bereits mit der Kritik an der Vergabe beschäftigt. Aber die Vergabe in das Land im fernen Osten war genau die richtige Entscheidung. Volle Stadien, begeisterte Fans und die berühmte Gastfreundschaft der Japaner - all dies zeichnet die WM bisher aus, und selbst die schwül-heißen Bedingungen sind eher eine Bereicherung, denn ein Hindernis. Bisher dominiert nämlich das Offensiv-Rugby den World Cup und alle Fans hoffen, dass es so bleibt.

Außerdem wird die Begeisterung für den ovalen Ballsport über die traditionellen Grenzen getragen. Das beschert dem Rugby einige neue Perspektiven, nicht zuletzt eine Rugby-WM in den USA. Denn bisher hat man beim Weltverband lange davor zurückgeschreckt mit der WM Experimente zu machen, da die Einnahmen des drittgrößten Sportereignisses der Welt den Verband über den vierjährigen WM-Zyklus bringen. Alle Maßnahmen des Verbands, der versucht aufstrebende Nationen, darunter auch Deutschland, nach vorne zu bringen, werden mit den Einnahmen aus der WM finanziert.

3. Nur die WM und Olympia können Rugby künftig weiter bringen

Rugby ist einer der größten Sportarten weltweit. Doch im Vergleich mit den kommerziellen Riesen Fußball, Football und in geringerem Maß Basketball und Eishockey steht der ovale Ballsport noch immer im Schatten. In vielen Kernmärkten kann Rugby nicht mehr großartig wachsen, dabei gibt es viele Länder wie Japan, in denen unser Sport ein großes Profil hat, aber noch nicht sein volles Potenzial erschöpft hat. Eine weitere WM in Südafrika wäre sicher ein tolles Rugby-Fest geworden, jedoch bringt dieses Turnier den Sport in neue Märkte, kreiert neue Fans und wird schlussendlich für den Weltverband ein gelungenes Experiment sein.

Die Rugby-WM könnte damit auch in Länder wie die USA oder Argentinien vergeben werden, ohne das anrüchige Image, wie eine Fußball-WM in Katar herzustellen. Bei World Rugby wird es künftig ein schmaler Grat zu entscheiden, wo man mit dem Rugby World Cup hinmöchte. Aber das bereits jetzt als gelungenes Experiment anzusehende Turnier in Japan dürfte den Machern beim Weltverband mehr Mut geben. World-Rugby-Präsident Bill Beaumont ließ sich zur Prognose hinreißen, dass man künftig eine WM in einem traditionellen Rugby-WM und danach eine in einem Wachstums-Markt abhalten werde.

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Kommentare (1)add comment

Sönke Wolfgramm said:

4023
4. Mehr Teams dabei
Außerdem sind bei der 2019er Ausgabe des World Cups 5 Teams mehr dabei als bei den vorherigen WMs wie Robert Mohr im ARD-Interview berichtet. Eine durchaus interessante (und wahrscheinlich einzigartige) Beobachtung...

https://www.sportschau.de/weitere/rugby/video-viel-rugby-potenzial-in-deutschland-100.html
Oktober 01, 2019

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Letzte Aktualisierung ( Dienstag, 1. Oktober 2019 )