Regel-Experimente von World Rugby: Wohin entwickelt sich der Rugbysport?
Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 8. August 2019

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Wieder Mal dreht World Rugby an der Regelschraube. Es dürfte interessant zu sehen, was die Konsequenzen sein.

Aktuell ist die Rugby-WM in aller Munde, doch in den nächsten Monaten wird sich vielleicht auch klären, wie sich der Rugbysport in den nächsten Jahren oder gar Jahrzehnten weiterentwickeln wird. World Rugby experimentiert weiter mit den Regeln und in der australischen zweitklassigen National Rugby Championship wird es einige ungewohnte experimentelle Änderung geben, die im Erfolgsfall weltweit übernommen werden sollen  - darunter auch eine Innovation, die keinem Stürmer schmecken dürfte.

Goal Line Dropout

Denn zumindest in der NRC dürfte das Pick&Go, also der kurze Antritt vom Ende des Offenen mit dem Ball unter dem Arm, meist Spezialität der Erste-Reihe-Stürmer, künftig als Taktik deutlich weniger Wert sein. In der NRC gilt nämlich künftig nach einem hochgehaltenen Ball im Malfeld nicht etwa wie bisher Gedränge für die angreifenden Mannschaft auf der Fünf-Meter-Linie. Es wird stattdessen analog zum Rugby League einen sogenannten Goal Line Dropout geben. Also einen Dropkick von der eigenen Mallinie für das vorher verteidigende Team. Das davor im Angriff befindliche Team wird also das Leder zurückbekommen, allerdings mindestens 30 Meter von der Mallinie entfernt.

Die Idee hinter dieser Regel-Variation ist, dass gute Verteidigungsarbeit belohnt werden soll und die Teams dazu animiert werden sollen, den Ball in die Breite zu spielen, anstatt es immer wieder aus kurzer Distanz zu versuchen. Das Pick&Go wird künftig auf jeden Fall eine riskantere Taktik werden, denn es droht der Ballverlust. Bisher wurden zahlreiche Verteidiger um das Ruck herum gebunden, die genau jene kurzen Ballvorträge verteidigen sollten. Die ungewollte Konsequenz dieser Regeländerung könnte aber auch sein, dass künftig die Breite des Feldes besser verteidigt wird und es noch schwerer wird mit einer schnellen Kombination durch die Hände zu Punkten.

50/22

Noch kontroverser jedoch ist die Einführung des sogenannten 50/22 Kicks. Auch diese Regel stammt aus dem Rugby League, wo sie als 40/20 bekannt ist. Wenn ein Spieler aus der eigenen Hälfte, also hinter der eigenen 50-Meter-Linie, in die gegnerische 22 kickt, der Ball zuerst den Boden berührt und dann ins Seitenaus rollt, hat die kickende Mannschaft Einwurf in die Gasse und zwar da, wo das Leder über die Linie gerollt ist. Auch wenn dies zunächst kontraintuitiv erscheint, da man dafür belohnt wird, den Kick zu versuchen und nicht per Pass und Step nach vorne zu gelangen, soll es doch Platz zum Angreifen schaffen. Und zwar, da verteidigende Teams nun im Regelfall einen Spieler mehr aus der Defensivlinie zurückziehen müssen, um an der eigenen 22 den 50/22 Kick zu verteidigen und deshalb in der Mitte des Feldes theoretisch mehr Lücken existieren müssten.

Im Rugby League selbst gibt es nur selten erfolgreiche 40/20 Kicks, die nach genau demselben Prinzip funktionieren. Nur wenn sich eine klare Chance ergibt versuchen die Spielmacher dort den Kick. Dennoch gilt die Regel als eigentlich unumstritten, schafft sie doch auf den Außenbahnen Platz zum Angreifen. Aber auch hier könnte es zu Konsequenzen kommen, die so nicht angedacht waren. Vielleicht wird der versuchte Kick zum 50/22 zur präferierten Waffe und vielleicht kommt es so zu mehr Kicks, als bisher. Genauso könnte aber auch der Kick uninteressant sein, da durch die Goal-Line-Dropout-Regel dazu führen, dass es kein Team mehr per Paket versucht über die Linie zu kommen. Auch das wird sich erst im Verlaufe der NRC zeigen.

Karten-Upgrade

Die letzte große Neuerung, die im Zuge der NRC eingeführt wird ist die Möglichkeit für den TMO gegebene gelbe Karten aufzuwerten und innerhalb der zehn Minuten eine rote Karte daraus zu machen. Dies soll lange Diskussionsphasen zwischen Schiri und Video-Referee obsolet machen, denn so hat der TMO genügend Zeit die Faktoren abzuwägen. Für die Zuschauer im Stadion ist dies vielleicht ein wenig unübersichtlich, aber immerhin wird für sie das Spiel schneller weitergeführt.

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