Beauden Barrett verliert 10er-Rolle: Zahlt sich Hansens Schachzug aus?
Geschrieben von TotalRugby Team   
Freitag, 26. Juli 2019

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All-Blacks-Star Beauden Barrett gilt als einer der besten Spieler der Welt, dennoch wurde ihm nun nach 36 Spielen in Folge das Zehner-Trikot genommen. Foto (c) Kessler

Morgen früh 9:35 deutscher Zeit treffen Neuseeland und Südafrika zur zweiten Runde der Rugby Championship aufeinander. Was für beide Teams der größte Härtetest vor der Rugby-WM im Japan ist, nutzt All-Blacks-Trainer Steve Hansen für eine seiner bekannten Personal-Rochaden. Dies Mal hat es den vermeintlich besten Spieler der Welt erwischt: Beauden Barrett muss nach 36 Start-XV-Einsätzen als Zehner von seiner angestammten Verbinder-Position auf Schluss wechseln, um Platz für Richie Mo’unga zu machen.

Dass Steve Hansen nicht vor folgenreichen Entscheidungen zurückschreckt, ist allseits bekannt. Kurz vor dem ersten Test gegen die British and Irish Lions 2017 versetzte er gegen die Widerstände seines gesamten Trainerteams den damals als wohl weltbesten Außen geltenden Julien Savea für einen zu diesem Zeitpunkt nahezu unbekannten Teenager namens Rieko Ioane von Elf auf Vierzehn. Das Vabanque-Spiel zahlte sich aus - Ioane dankte Hansen sein Vertrauen mit einem Versuch nach dem anderen, während Saveas All-Blacks-Karriere mittlerweile beendet ist.

Droht Barrett dasselbe Schicksal? Vielleicht ist es ein einmaliges Experiment, aber es könnte möglicherweise auch mehr dahinter stecken. Denn Barrett, obwohl er 2016 und 2017 zum Weltspieler des Jahres gewählt wurde und von vielen als weltbester Spieler gehandelt wird, sind seine Qualitäten als Verbinder nicht unumstritten. Barrett ist im Angriff eine Waffe, der wohl schnellste Zehner der Welt, dazu mit einem tollen Kick aus dem Spiel heraus gesegnet, mit dem er schon so manchen Versuch vorbereitet hat.

Doch woran es Barrett in den Augen vieler Experten mangelt, ist das sogenannte Game-Management. Die strategischen Entscheidungen darüber, wann welche taktische Marschroute angebracht ist. Genau da gilt Mo’unga, der so eben mit den Crusaders aus Christchurch die zweite Super-Rugby-Meisterschaft in Folge geholt hat, als bessere Option. Der drei Jahre jüngere Mo’unga hat wohl individuell nicht die überragenden Qualitäten eines Barretts zu bieten, weiß sie aber scheinbar besser einzusetzen.

Neuseelands neuer Zehner: Richie Mo'unga

Steve Hansen jedenfalls erklärte seine Entscheidung in gewohnt grimmiger Art und Weise. Der versammelten neuseeländischen Presse erklärte er zu seiner Personalrochade: „Ich habe Beauden nicht nach seiner Meinung gefragt“ - er habe dem All-Blacks-Star lediglich gesagt, dass er Schluss spiele. Es dürfte spannend zu sehen sein, wie Barrett sich als Neuseeland-Schluss macht, denn die 15er-Position hat er lediglich zu Anfang seiner Karriere gespielt. Zumindest ist klar, dass Barrett wohl um seine Rolle bei Neuseeland kämpfen muss, damit ihn nicht dasselbe Schicksal ereilt, wie Julien Savea.

Südafrikas neuer Wunderknabe

Bei den Boks wird derweil Duane Vermeulen den verletzten Kapitän Siya Kolisi vertreten. Der Achter der Blue Bulls wird den Sturm der Südafrikaner in die Schlacht führen und zählt zu den Spielern, die in der Vorwoche gegen Australien geschont wurden. Ein Debütant aus dem Australien-Spiel, wo vermeintlich nur eine B-Mannschaft der Boks aufgelaufen war, hat es immerhin auf die Bank geschafft.

Der nur 1,67 große Neuner Herschel Jantjies hatte gegen die Wallabies gleich mit einem Doppelpack entscheidenden Anteil am positiven Start der Boks. Ebenso wird Kwagga Smith unter besonderer Beobachtung stehen. Der ehemalige Star der Blitzboks startet als Openside Flanker und hat spätestens damit den Übergang ins Fünfzehner endgültig gemeistert. Genau da, wo er einst wegen mangelnder Größe aussortiert worden war.

Ankick im ausverkauften Stadion von Wellington ist 9:35 morgen früh.

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