DRV-Präsident Stalker wendet sich an Rugby-Gemeinde - Relegations-Spiel in Frankfurt
Geschrieben von TotalRugby Team   
Dienstag, 7. Mai 2019

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DRV-Präsident Stalker hat sich nun öffentlich zum Eklat um die Vorstandswahl geäußert. Foto (c) Lees

Es sind weiter turbulente Tage im deutschen Rugby. Seit gestern steht fest, dass unsere schwarzen Adler am 15. Juni auf der Anlage des SC Frankfurt 1880 um 14 Uhr gegen Portugal um den Klassenerhalt spielen werden. Gestern Abend hat sich dann DRV-Präsident Stalker zum Eklat um die Besetzung des DRV-Vorstands in einem offenen Brief zu Wort gemeldet. Ob das kontrovers diskutierte Thema damit erledigt ist, bleibt aber abzuwarten.

Die Besetzung des DRV-Vorstands im April hatte für einen Eklat gesorgt, als die deutsche Rugby-Jugend öffentlich machte, dass das DRV-Schiedsgerichtsurteil auf Antrag der DRJ-Vorsitzenden und Präsidiums-Mitglied Romana Thielicke über die Wahl des Vorstands entschied und diese für nichtig erklärte. Von Seiten der Jugendorganisation war zu hören der DRV wolle das Urteil unter den Tisch kehren. Darüber hinaus wies die DRJ auf weitere Sachverhalte hin - wohlgemerkt aus ihrer Sicht Missstände - wie beispielsweise die finanzielle Lage des DRV.  

Von DRV-Seite wiederum wurde über den Gerichtsstand Hannover der juristische Weg gewählt - eine einstweilige Verfügung verweigerte das Landgericht Hannover dem DRV zwar, folgt wohl aber der Interpretation, dass die Wahl trotz satzungswidriger Repräsentation eines Präsidiums-Mitglieds wirksam sei, da die fragliche Stimme nichts an den. Mehrheitsverhältnissen geändert hätte. Deshalb, so ist auch Stalkers gestrigem Schreiben ersichtlich, habe sich das Präsidium in Bonn am Wochenende erneut getroffen und die Wahl wiederholt und Kieran Lees und Benjamin Heine als Vorstände berufen/bestätigt.

Stalker selbst betont weiter, dass der gesamte Eklat „viel Wirbel um eine Formalie“ sei, dennoch bedauere er „eventuell…entstandene Irritationen“ und gelobt Besserung bei der verbandsinternen Kommunikation. Auch die Vergütung des neuen Vorstands Kieran Lees, die in den Kommentarspalten für viele Diskussionen gesorgt hatte, wird in Stalkers offenem Brief adressiert.

Zuletzt waren in Rugby-Deutschland Zahlen über stattliche Gehälter kursiert. Stalker bestätigt in seinem Brief die Notwendigkeit einer marktgerechten Vergütung, unterstreicht aber gleichwohl: „Darüber hinaus ist die Vergütung der Vorstandsmitglieder von der Gewinnung neuer Sponsoren und Förderer abhängig.“ Ob dies bedeutet, dass das Vorstandsgehalt in Gänze oder nur zum Teil auf Provisionsbasis ausgezahlt wird, ist nicht ersichtlich. Doch Stalker insitiert, dass der Verband durch diese Vereinbarung finanziell nicht belastet werde.

Der gebürtige Neuseeländer und langjährige Adidas-Vorstand beendet seinen offenen Brief, indem er die Ereignisse abseits des Rasen als belastend und enttäuschend bezeichnet, den Blick nun aber nach vorne richten werde und an seinem Ziel, den Rugbysport in der Breite und Spitze weiterzuentwickeln, arbeiten werde. Ob das Thema damit erledigt ist, bzw. bis zum DRT ruhen wird, bleibt abzuwarten. Auf TR-Anfrage gab es heute noch kein Statement von Seiten der DRJ.

Nach 2010 spielt die DRV XV wieder an der Frankfurter Feldgerichtsstraße

Das deutsche Spitzenrugby jedenfalls hat ein unglaublich wichtiges Datum vor der Brust. Am 15. Juni treten unsere schwarzen Adler in Frankfurt gegen Portugal an. Im Relegationsspiel gegen den Rugby-Europe-Trophy-Sieger geht es um den Verbleib in Europas höchster Spielklasse. Zuletzt hatte die deutsche Nationalmannschaft im November 2011 an der Feldgerichtsstraße gespielt und am Ende stand eine 17-22 Niederlage gegen Polen zu Buche. Es bleibt zu hoffen, dass dies kein schlechtes Omen sein wird.

Der offene Brief von DRV-Präsident Robin Stalker in Gänze:

Liebe Rugby-Gemeinschaft,

in meinem Schreiben vom 11. April dieses Jahres hatte ich euch über ein Schiedsgerichturteil informiert, das auf Veranlassung der Deutschen Rugby-Jugend (DRJ) ergangen ist und die Berufung der Vorstände Kieran Lees und Benjamin Heine thematisierte. Das Schiedsgericht hatte in Übereinstimmung mit dem Antrag der DRJ die Wahl für nichtig erklärt, da die Vertretung eines Präsidiumsmitgliedes als unzulässig angesehen wurde. Das Urteil ist auf der Website des DRV veröffentlicht.

Das Zustandekommen des Schiedsgerichtsurteils, die Vorgehensweise einzelner Präsidiumsmitglieder sowie deren öffentliche Äußerungen möchte ich an dieser Stelle nicht kommentieren. Diese Art der Außendarstellung unseres Verbandes sowie die hierdurch hervorgerufenen Reaktionen empfinde ich weder als hilfreich noch als lösungsorientiert. Mein Fokus liegt unverändert auf der Weiterentwicklung des vorhandenen Potentials unserer Sportart in Deutschland.

Allerdings sehe ich es als meine Pflicht an, euch inhaltlich über die aktuellen Entwicklungen in dieser Angelegenheit im Sinne einer ausgewogenen, faktenbasierten Berichterstattung wie folgt zu informieren: Das Landgericht Hannover hat uns mit einem Schreiben vom 25. April 2019 darüber in Kenntnis gesetzt, dass von Seiten des Landgerichtes – entgegen der Auffassung des Schiedsgerichtes – keine Bedenken gegen die Wirksamkeit der Vorstandswahl vom 17. März 2019 bestehen. Auch wenn die Vertretung eines Präsidiumsmitgliedes unzulässig gewesen sein sollte, führe dieser mögliche Fehler der Wahl nicht zur Nichtigkeit des Wahlergebnisses. Ein solcher möglicher Fehler wäre nur dann zu beachten, wenn dies auch Einfluss auf das Wahlergebnis gehabt hätte. Dies ist aber aufgrund des Abstimmungsergebnisses nach Auffassung des Landgerichts Hannover eindeutig nicht der Fall.

Das Landgericht Hannover hat uns auch darüber informiert, dass Zweifel an der Eilbedürftigkeit für einen angefragten Erlass einer einstweiligen Verfügung bestehen. Begründet wird dies mit unseren Statuten, die eine kurzfristige Einberufung einer neuen Wahl des Vorstandes erlauben. Diesem Hinweis sind wir nachgekommen und haben am 4. Mai 2019 in Bonn eine Präsidiumssitzung abgehalten. In dieser Sitzung haben wir die Wahl von Kieran Lees und Benjamin Heine vom 17. März 2019 bestätigt.

Im Ergebnis aus meiner Sicht viel Wirbel um eine Formalie. Eventuell auch bei euch entstandene Irritationen bedauere ich. Ich hätte sie gerne im Sinne des Gemeinwohls des Verbandes vermieden.
Die in den letzten Wochen von einzelnen von euch erhaltenen Rückmeldungen zeigen mir, dass wir in der verbandsinternen Kommunikation Verbesserungsbedarf haben. Dies nehme ich sehr ernst, da mir Transparenz sehr wichtig ist. Auch habe ich dieses Bedürfnis von euch am Deutschen Rugby-Tag 2018 mitgenommen. Entsprechend werden wir künftig regelmäßig über aktuelle Themen unter anderem in einem mindestens vierteljährlich erscheinenden DRV-Newsletter informieren.
Ich möchte an dieser Stelle auch die Gelegenheit nutzen, um euch auch über die teilweise öffentlich diskutierte Vergütung unserer Vorstände Klarheit zu verschaffen. Ich habe am Deutschen Rugby-Tag 2018 verstanden, dass euch die Professionalisierung von Rugby in Deutschland besonders am Herzen liegt. Diesen Wunsch teile ich uneingeschränkt. Einen wesentlichen Erfolgsfaktor für eine solche Professionalisierung sehe ich in dem Schritt von der Ehrenamtlichkeit hin zur Hauptamtlichkeit unserer Vorstandsmitglieder – insbesondere vor dem Hintergrund der 2018 verabschiedeten Satzung. Um den bedeutenden Aufgaben im Sinne aller Mitglieder des DRV bestmöglich nachzukommen, benötigen wir meines Erachtens qualifizierte Vorstände, die von morgens bis abends ausschließlich die Interessen von Rugby in Deutschland wahrnehmen und weiterentwickeln.

Für die Gewinnung qualifizierter, hauptamtlicher Vorstände spielt auch eine marktgerechte Vergütung eine wesentliche Rolle. Unsere Mittel sind in dieser Hinsicht allerdings momentan (noch) beschränkt. Diese Einschätzung teilen auch Kieran und Benjamin. Entsprechend haben wir eine Vergütungsvereinbarung getroffen, die bis auf weiteres auf den unter anderem vom Weltverband World Rugby für professionelle Strukturen vorgesehenen und uns zur Verfügung gestellten Mitteln basiert. Darüber hinaus ist die Vergütung der Vorstandsmitglieder von der Gewinnung neuer Sponsoren und Förderer abhängig. Damit motivieren wir den Vorstand, die angestrebte Vergütung maßgeblich durch Eigeninitiative zu erreichen. Die Gewinnung neuer Sponsoren und Förderer ist Kernaufgabe unseres neuen Vorstands und im Sinne unseres Verbandes. Aussagen, dass durch diese Vergütungsvereinbarungen der Verband finanziell belastet wird, weise ich daher entschieden zurück, da sie den wirtschaftlichen Gehalt dieser Vereinbarungen nicht zutreffend widerspiegeln.

Die außersportlichen Ereignisse der letzten Wochen waren für mich persönlich nicht nur überraschend und belastend, sondern teilweise auch sehr enttäuschend. Hier haben wir nunmehr hoffentlich Klarheit geschaffen. Ich wünsche mir, dass künftig sportliche Themen und positive Entwicklungen im Vordergrund meiner Kommunikation an euch stehen werden. Als in Deutschland beheimateter Neuseeländer liegt mir persönlich sehr viel daran, dass sich unser wundervoller Sport mit seinen einzigartigen Werten schnellstmöglich in der Fläche als auch in der Tiefe weiterentwickelt. Hierzu haben wir bereits viele Maßnahmen ergriffen und werden den eingeschlagenen Weg konsequent weiter beschreiten.

Ich hoffe, dass euch meine Ausführungen hilfreich waren. Ihr könnt davon ausgehen, dass das Präsidium den Vorstand in der Wahrnehmung seiner Aufgaben kontinuierlich fordern und fördern wird. Wir haben gemeinsam viel vor und arbeiten weiterhin mit Hochdruck daran!

All the best,
euer Robin

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Kommentare (3)add comment

Mahmud Marachi said:

652
Fehlerhafte Darstellung
Zitat aus dem Bericht: "... das Landgericht Hannover ... folgt wohl aber der Interpretation, dass die Wahl trotz satzungswidriger Repräsentation eines Präsidiums-Mitglieds wirksam sei." Zitat Ende.

Nach der Stellungnahme ist das LGH keineswegs "trotz satzungswidriger Repräsentation" dem DRV gefolgt.
Es bestehen stattdessen "keine Bedenken gegen die Wirksamkeit der Vorstandswahl vom 17. März 2019"
Die weitergehende Ausführungen beziehen sich dann auf ein -sinngemäß: 'selbst, wenn es der Fall gewesen wäre'.
Insofern empfinde ich die Darstellung im Kommentar als fehlerhaft.
Mai 08, 2019

Matthias Hase said:

381
...
War das bisher letzte LS der DRV XV an der Feldgerichtstraße nun 2010 (BU) oder 2011 (Fließtext)? Interessant, wer den Videobeitrag verfasst hat ;-)
Mai 09, 2019

Werner Cromm said:

67
...
Im Videobeitrag ist das Datum korrekt angegeben.
Mai 09, 2019

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