TR-Analyse: Die beste Leistung zum Schluss
Geschrieben von TotalRugby Team   
Freitag, 23. November 2018

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Es war ein hochüberlegener Sieg, den unsere schwarzen Adler heute feiern konnten. Foto (c) Perlich

Taktisch Reif, im Sturm haushoch überlegen und am Ende klar vorne - Deutschlands Rugby-Nationalmannschaft hat sich im abschließenden Spiel der WM-Qualifikation von ihrer besten Seite gezeigt. Bei widrigen äußeren Bedingungen dominierten die schwarzen Adler ihre kenianischen Gegner über die kompletten 80 Minuten, zeigten sich im ersten Durchgang ein wenig zu verschwenderisch mit den Chancen und führten „nur“ mit 12:6 zur Pause. Aber spätestens im zweiten Durchgang wurde klar: Der Sieg sollte heute und hier nur an Schwarz-Rot-Gold gehen.

Unsere Berichterstattung aus Marseille mit freundlicher Unterstützung von Decathlon

Nur zwei Weltranglistenpositionen trennten beide Teams vor dem heutigen Duell. Doch angesichts der taktischen Disziplin, dem strukturierten deutschen Spiel und auch dem klaren Ergebnis muss man nach 80 Minuten festhalten: Die deutsche Mannschaft war ihrem heutigen Gegner Kenia klar überlegen. Deutschland war eine Klasse besser und unsere schwarzen Adler können, trotz der Enttäuschung gegen Kanada letzte Woche, mit erhobenem Haupt aus dem Repechage-Turnier gehen. Sie haben das deutsche Rugby gut vertreten.



Schlüssel zum Sieg: Defensive und Adler-Sturm

Die beiden absoluten Schlüssel zum Sieg heute waren die hervorragende Defensive und der bockstarke Adler-Sturm. Deutschland war die einzige Mannschaft im Repechage-Turnier, die gegen Kenia keinen Versuch kassierte. Im Phasenspiel haben es die Kenianer über die gesamte Spielzeit nicht geschafft, regelmäßig Meter mit dem Ball zu machen. Immer wieder schallte es von der Tribüne und Mike Ford „CHOP CHOP CHOP“ - die Aufforderung von Coach Mike Ford an seine Jungs lautete, die schweren ud starken Kenianer tief zu tacklen und so zu direkt Fall zu bringen bevor sie ins Laufen kamen. So waren die Kenianer auf Fehler angewiesen um zu Chancen zu kommen, von denen die deutsche Mannschaft wenige machte.

Selbst wenn der Ball Mal schnell nach außen gespielt wurde und die schnellen Kenianer um die Siebener-Stars Ambaka, Injera und Amonde mit Schwung angreifen konnten, wurde es nicht dermaßen brandgefährlich, wie vor der Partie befürchtet. Die deutsche Defensive verschob hervorragend und ließ den Kenianer auch außen keinerlei Platz. Es sollte 35 Minuten dauern, bis Kenia erstmals in die 22 der deutschen Adler kam. Doch auch als sich die Afrikaner vor und nach der Pause zwischenzeitlich zwei Mal in der deutschen Hälfte festgesetzt hatten, behielt die deutsche Defensive am Ende immer die Oberhand und gewann die Kollisionen.

Wenn die Kenianer Mal clever hinter die deutsche Linie kickten, gingen Schluss Hilsenbeck und Außen Coetzee clever mit den Bälle um. Generell war das deutsche Kickspiel hervorragend - in der ersten Hälfte verhinderte der starke Wind, der den deutschen genau ins Gesicht blies, dass taktische Kicks eine realistische Option waren, doch in Durchgang zwei setzten Parkinson und Hilsenbeck mehrmals den Ball clever über die Defensiv-Linie des Gegners. In der Offensive bekam Marcel Coetzee heute mehr Bälle als in den vorherigen beiden Spielen zusammen und wusste damit gewinnbringend umzugehen. Steffen Liebig war in der Verteidigung solide und fing einen Ball der Kenianer an der Mittellinie ab und lief damit zum Versuch ein, der Kenia endgültig das Genick brechen sollte.  

Bei den Standards war die deutsche Mannschaft weit überlegen - im Gedränge hatten unsere Props Jörn Schröder und Matthias Schösser ihre kenianischen Gegenüber absolut unter Kontrolle. Dass dabei nicht mehr Straftritte für das deutsche Team heraussprangen, lag am australischen Unparteiischen Angus Gardner, der selbst nachdem unser Sturm die Kenianer über 10 Meter zurück- und auseinandergeschoben hatte, keinen Straftritt pfeiffen wollte. Die Gasse lief nahezu perfekt: Alle eigenen Bälle wurden gefangen und mehrere Bälle der Kenianer geklaut.

So wurde auch das deutsche Paket am heutigen Tag zur Waffe, die mit den Gasse-Problemen in den Vorwochen nicht richtig eingesetzt werden konnte. Wieder und wieder wurden per Paket wertvolle Meter gemacht und Versuche erzielt. Wenn man nach dem heutigen Sieg etwas ankreiden kann, dann wohl die mangelnde Chancenverwertung: Die deutsche Mannschaft hatte bis zur Pause lediglich zwei Versuche gelegt, war aber ebensooft ins Malfeld eingetaucht ohne zu punkten.

 

 

Nach der Pause sollte dies kein Problem mehr sein. Deutschland punktete regelmäßig und selbst als Mike Ford nach klarer Führung die gesamte Bank brachte, blieb die deutsche Mannschaft dominant. Sie zeigte nun, dass sie gegen müde werdende Kenianer spielerisch glänzen konnte. So wie beim wohl schönsten Versuch des Abends - mehrer Phasen brachten die deutsche Mannschaft in Kenias Hälfte, Flanker Sebastian Ferreira brach dann durch die Linie, umkurvte den Schluss und legte mustergültig auf Sturm-Kollege Otto ab.

Nun muss es darum gehen, das Team zusammenzuhalten um in der EM zu glänzen

Verdientermaßen lies sich das deutsche Team nach Abpfiff von den erneut zahlreich angereisten deutschen Fans feiern. Die Stimmung im Team war ausgeglichen, wenn auch ein wenig nachdenklich. Einige Spieler müssen sich nun nach einem neuen Arbeitgeber umschauen und in zehn Wochen steht bereits die Rugby Europe Championship vor der Tür. In dieser Form dürfte die deutsche Mannschaft dort eine starke Vorstellung abliefern. Ob sie bis dahin in dieser Form zusammenbleiben wird, muss in den nächsten Wochen geklärt werden. Über die Marseille-Vorbereitung und hier im Süden von Frankreich ist sie jedenfalls als Team gewachsen.

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