Drei TotalRugby-Thesen zum Geschehen von Marseille
Geschrieben von TotalRugby Team   
Samstag, 17. November 2018

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Am Ende bleibt die große Enttäuschung. Es hat nicht gereicht für unsere Jungs. Foto (c) Kessler

Es war am Ende ein deutliches Ergebnis. Lange war die deutsche Mannschaft im Spiel, konnte aber am Ende nicht mit den Kanadiern mithalten und unterlag 10:29. Warum das Ergebnis zu Stand kam und was es für die künftige Entwicklung bedeutet, beantworten wir in unseren drei Thesen.

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Unsere Berichterstattung aus Marseille mit freundlicher Unterstützung von Decathlon

Am Ende ist Kanada der verdiente Sieger und fährt höchstwahrscheinlich zur WM

Rein rechnerisch ist Kanada noch nicht durch und so ironisch es auch sein mag, nach dem bisherigen Geschehen in Marseille: Hongkong könnte sich am kommenden Freitag sogar noch das Japan-Ticket sichern, während unsere Jungs raus sind. Das steht am Ende unter dem Strich an einem kühlen November-Abend im Süden Frankreichs.

Achtzig Minuten lang hatte eine deutsche Mannschaft, die als am niedrigsten gesetztes Team in dieses Turnier gegangen war, aufopferungsvoll gegen den achtmaligen WM-Teilnehmer gekämpft. Die Defensiv-Leistung und der schiere Wille, den diese Mannschaft am heutigen Abend an den Tag gelegt hat, waren beispielhaft.

Gerade in der ersten halben Stunde hatte Kanada fast ein Monopol auf den Ball und das Spielgeschehen spielte sich fast ausschließlich in der Hälfte unserer schwarzen Adler ab. Doch Welle um Welle des erfahrenen Kanada-Sturms um den bei den neuseeländischen Chiefs stürmenden Achter Ardron wehrte unsere Defensive ab.

Im Ballbesitz zeigte sich unsere Fünfzehn gerade im ersten Durchgang zu überhastet. Die wenigen Bälle, die unsere XV in den eigenen Reihen hatte, wurden allesamt verloren oder vorschnell abgegeben. Beim Stand von 10:0 für die Canucks hätte man eine verdammt einseitige Partie beführchten können.

Erst nachdem Kanada das erste Mal erfolgreich ins deutsche Malfeld eingetaucht war, wurde die deutsche Mannschaft im Ballbesitz abgeklärter und setzte vermehrt eigene Akzente. Eine Gasse in der Canucks 22 und mehrere Phasen später war Deutschland mit Dash Barber auf einmal im Malfeld. Gefühlt aus dem Nichts betrug der Abstand nunmehr nur noch drei Zähler.

In Durchgang zwei war die deutsche Mannschaft zumindest zwanzig Minuten lang besser im Spiel und konnte einen offenen Schlagabtausch aus der Partie machen. Nur gelang es der deutschen Mannschaft am Ende nicht Kanada über längerer Phasen unter Druck zu setzen. Bis zur 60. Minuten war die deutsche Mannschaft in Reichweite - aber als Ayron Schramm den Ball nur zwei Meter vor der Kanada-Linie und dem möglichen Ausgleich verlor, sollte das die letzte große Chance an diesem Abend sein. In der Schlussphase war Kanada eine Nummer zu stark.

Insgesamt konnte die deutsche Mannschaft ihre Stärken im Sturmspiel nie richtig zur Entfaltung bringen. In der Gasse gab es erneut einige Abstimmungsprobleme und die Ankicks waren im gesamten Spielverlauf ein Problem. Unsere Sturmphasen brachten zwar meist Meter, doch zu selten kamen wir dabei in einen richtigen Rhythmus rein. Immer wieder konnten die Kanadier den Ball klauen, oder es passierten Fehler.

Bei gegnerischem wie eigenem Ankick gelang es nicht den Ball unter Kontrolle zu bringen und direkt zum Auftakt des zweiten Durchgangs kostet uns das einen Versuch. Zwar konnte Kanada in den weiten Kanälen durchaus ab und an Meter machen, doch Superstar DTH van der Merwe wurde von unserer Defensive weitestgehend kaltgestellt.

Problematischer war, dass wir im gesamten Spielverlauf zu viele Straftritte kassierten. Referee Luke Pierce war gerade mit dem deutschen Gedränge nicht zufrieden - selbst als Julius Nostadt seinen Gegenüber Tierney derart dominierte, dass dieser sprichwörtlich in der Luft hing, kassierten unsere XV den Straftritt.

Für die Canucks war bereits der Umweg Marseille Richtung Japan ein Ausrutscher und künftig werden die Kanadier, die ab der kommenden Saison ein Profi-Team in der US-Profiliga MLR stellen, sicherlich wieder auf dem aufsteigenden Ast zu sein. Hier und heute wäre eine Sensation drin gewesen, aber schlussendlich sollte es nicht sein und mit Kanada fährt ein verdienter Sieger aller Wahrscheinlichkeit nach Japan.

 




In den entscheidenden Momenten fehlte der DRV XV die Erfahrung

Mehrmals brachte sich die deutsche Mannschaft im Spielverlauf selbst in die Bredouille. Im Team wollte dies niemand auf Nervosität schieben. Es war schlussendlich wohl eher die Erfahrung, die den Kanadiern in den entscheidenden Momenten hat den kühlen Kopf bewahren lassen.

So passierten der deutschen Mannschaft zwei Mal nach langem Ankick einfache Fehler in der Verteidigung. Einmal saß das Tackle zu hoch und beim zweiten Mal kam der Hit von Marcell Coetzee zu früh - das Resultat jeweils: Kanada konnte sich zu einfach befreien und konnte das Spiel wieder in die deutsche Hälfte verlagern.

Als die deutsche Mannschaft mit nur einem Versuch beim Stand von 10:17 im zweiten Durchgang zur Offensive gezwungen war, wählte man mehrmals das falsche Mittel oder suchte die zu schnelle Entscheidung. Gleich zwei Mal landeten riskante Überpässe von Jamie Murphy und Hagen Schulte im Aus. Einmal versuchte Innen Cameron Dow den Ball am Leben zu halten und beförderte den Ball direkt in die Arme eines Kanadiers.

Einmal ließ sich Julius Nostadt von einem Kanadier, der die schnelle Gasse versuchte zu verhindern provozieren, schubste diesen und kassierte einen etwa übertriebenen Straftritt. Statt Gasse an der 22 Kanadas waren die Canucks plötzlich wieder in der deutschen Hälfte.

Der kühle Kopf, um in diesen Situationen mehr daraus zu machen, fehlte der deutschen XV heute. Kanada hat ungleich mehr Matches auf diesem hohen Niveau absolviert und traf die besseren Entscheidungen.

 

 

 



Die Perspektive ist besser denn je

Es hat etwas von tragischen Ironie: Bereits in Hongkong im April scheiterte die deutsche Mannschaft im Finale hauchdünn - als beste Mannschaft, die nicht auf der World Series vertreten ist, kratzen wir in der olympischen Variante ganz knapp an der absoluten Weltspitze. Das gleiche Schicksal hat nun auch unser Fünfzehner-Team erwischt. Mit einem Sieg gegen Kenia würden wir das Turnier höchstwahrscheinlich als Zweiter abschließen und wären damit inoffiziell die beste nicht bei der WM vertretene Mannschaft.

Unabhängig davon, ob das Teilnehmerfeld der WM 2023 auf 24 Teams erhöht wird, diese Mannschaft hat das Potenzial es dorthin zu schaffen. Das muss auch das Ziel sein, wie Schluss Chris Hilsenbeck betonte. DRV-Finanzvorstand Jürgen Zeiger wies heute im TR-Interview auf die Situation des deutschen Rugbys vor zehn Jahren hin. Seitdem ist viel geschehen, doch während man früher in Moldawien auswärts in der drittklassigen Rugby Europe Trophy ranmusste und unterlag, stand man heute knapp vor der Qualifikation für eine WM.

Die Entwicklung dieser Mannschaft ist trotz aller Rückschlage beeindruckend. Und zahlreiche Schlüsselspieler werden zur nächsten WM im besten Rugby-Alter sein. Eric Marks hat heute eine beeindruckenden Partie absolviert, einen großartigen Turnover an der eigenen Linie geholt und defensiv wie offensiv geackert. Unsere DRV-XV-Props haben gegen Hongkong und zumindest zeitweise gegen Kanada unter Beweis gestellt, dass sie auf diesem Niveau nicht nur mithalten, sondern zum Teil dominieren können.

Mit Hagen Schulte und Chris Hilsenbeck als Verbinder, sowie Tim Menzel als Gedrängehalb ist auch auf den Kreativ-Positionen mehr als genug Potenzial da. Die Außenpositionen sind mit Carlos Soteras Merz, Marcel Coetzee, aber beispielsweise auch Tim Biniak und Steffen Liebig perspektivisch gut besetzt. Auch die Dritte-Reihe-Stürmer Schramm, Ferreira und Els haben noch einige Jahre im DRV-Trikot vor sich. Das Gerüst dieser Mannschaft steht, es geht darum sie weiter zu entwickeln - die Konkurrenz in Spanien, Rumänien und auch Belgien steht nicht still.

Dazu werden in den kommenden Wochen viele Weichen gestellt werden. Allen voran beispielsweise in der Trainerfrage, denn in nur drei Monaten steht die Rugby Europe Championship vor der Tür. Überraschend offen äußerte sich Mike Ford heute dazu und bejahte die Frage, ob er Trainer dieser Mannschaft bleiben wolle. Auch sonst wird man sich im DRV in den kommenden Wochen viele Fragen stellen müssen, um Frankreich 2023 zum realistischen Ziel werden zu lassen.

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Kommentare (11)add comment

tim spengler said:

2957
...
dieses turnier hat auf jeden fall gezeigt, was für ein potential die deutsche nationalmannschaft und rugby allgemein in deutschland hat. alle großen medienvertreter berichten darüber und rugby ist zur zeit so präsent, wie noch nie.
hoffentlich wird dieses momentum genutzt und nicht wieder eine große chance von den drv verantwortlichen verschlafen.
es muss dringend eine professionelle(re), attraktive liga auf die beine gestellt werden, am besten mit auswahlmannschaften. mit einem ordentlichen konzept kann man sicherlich neue sponsoren davon überzeugen.
und dann hoffe ich, dass man das trainerteam und die mannschaft so zusammenhalten kann. dann kann man in den nächsten enc's bestimmt etwas großes erreichen.
und auch die wm teilnahme 2023 dürfte absolut machbar sein, wenn man nun auf dieser leistung aufbaut.
November 18, 2018

Matthias Hase said:

381
...
Zur WM 2015 und zu Rio 2016 wurde ebenfalls über Rugby und den Sport in Deutschland breit berichtet - sogar teilweise mit Liveübertragungen im ÖR. Nur: Wenn die Vereine solche Ereignisse nicht aufgreifen, kann der DRV nicht die Kastanien aus dem Feuer holen und der Effekt, den diese Ereignisse erzeugen, verpuffen. Wo sind zB die Berichte in den Lokalzeitungen über die dortigen Nationalspieler? Selbst im sozialen Netz sieht es bei den betroffenen Vereinen dünn diesbezüglich dünn aus. Und wenn man sich allgemein umschaut, findet man nur hier und dort etwas zu der WM-Quali. Es wird daher wie immer sein: Das nun entfachte mediale Interesse wird wieder abflauen. Auch nicht überraschend, wenn selbst Liveticker Erstligisten anscheinend vor größere Probleme stellt.

Und zum x-ten Mal: Über die BLA entscheidet der BLA, in dem Vereine und LV das Sagen haben - und nicht der DRV. Wenn Vereine und LV nicht wollen, gibt es halt keine Regionalauswahlen oder ein "Produkt Bundesliga". Ist ja schon zu viel verlangt, das BL-Logo auf Trikots, Websites, Flyer, Plakate etc. zu nutzen. In anderen Sportarten ein grundlegendes Marketingtool - im deutschen Rugby setzt man hingegen auf Bratwurst und Bier ...
November 18, 2018

Adrian Heber said:

194
Und gaaanz wichtig
Sind fetzige tiernamen für die bundesligamannschaften und knallbunte trikots...dann wird alles gut


Und jetzt mal zur sache: von einer Überlegenheit der Deutschen im Gedränge zu sprechen ist wohl als witz gemeint. Der kanadische tighthead hat unseren Spieler nostad regelrecht vorgeführt und dominiert. Streng genommen hätte nostad in der ersten halbzeit schon für 10 minuten auf die bank gehört.
Ansonsten starke leistung in der verteidigung aber im angriff absolut nicht konkurenzfähig und enttäuschend. Von der absolut katastrophalen disziplin muss man gar nicht erst sprechen. Hier auch nostad mit seinem schubser und der damit verbundenen hergeschenkten guten feldposition als paradebeispiel.
November 18, 2018

Riemi R. said:

3754
Was sich für mich geändert hat...,
...ich stand zum kochen während des Spiels in der Küche mit zwei Gästen, habe Rugby auf dem Tablet gesehen und ein Bier dabei getrunken. Meine Gäste hatten noch nie Rugby gesehen und fanden es super. Früher standen wir in der Küche zum Rundball schauen. Dem Rugby in Deutschland fehlt eben die Einigkeit. Ein Fan sagt, super. Ein anderer Fan sagt, alles Mist. Gibt es zwischen den Lagern auch Gemeinsamkeiten? Wenn nicht, werde ich eine Quali für irgendwas im deutschen Rugby niemals erleben.
November 18, 2018

Yan Waldner said:

3631
nun
alleine der Kommentar von Hase zeigt doch das eigentlich Problem, schwarzen Peter spielen.Der DRV gibt den Rahmen vor in dem sich die Vereine bewegen , nicht wahr.
In anderen Sportarten leisten die Dachverbände unterstützungsarbeit, hier hingegen wird seitens Hase einfach billig polemisiert.
November 19, 2018

Matthias Hase said:

381
...
Seit wann geben Spitzenverbände den Rahmen für die ÖA ihrer Vereine vor? Bedeutet, der DFB schreibt dem FCB vor, wie er seine ÖA gestalten soll.
Und auch bei der Organisation ihrer Topligen, geben die Spitzenverbände schon lange nicht mehr den Rahmen vor. Das machen DFL, BBL, DEL etc. Aber klar, reine Polemik von mir. Ich vergaß, die Rugby-Buli ist ein reines Premiumptodukt. Komm mal in der Realität an ...
November 19, 2018

Robert Martin said:

143
...
"Wenn das deutsche Rugby eine Vision hat und die Strukturen professionalisiert, nur dann ist Deutschland wettbewerbsfähig."

Trainer Mike Ford im ZDF Interview nach dem verlorenen Canada Spiel.
Da ist alles in einem Satz gesagt.

Jetzt stellt sich natürlich wie so oft die Frage ob man zum Arzt gehen sollte wenn man Visionen hat oder ob man sich viele Mitstreiter sucht, die die Visionen in Realitäten umwandeln.

Ich würde mir wünschen der DRV würde diese Vision haben mit den langfristigen Zielen

eine 15er Natio in den Top 20
einen tollen Regionalauswahl Wettbewerb
7er bei der Worldseries?
Rugbyfrauen bei der WM
...

Die Entscheider im deutschen Rugby sitzen wie man weiß nicht im DRV sondern in den 120 Vorstandsbüros der Vereine.
Was aber wollen diese Vorstände kurzfristig?

mehr Mitglieder
mehr Aktive
mehr Sponsoren
mehr Unterstützung
mehr Aufmerksamkeit
mehr Erfolg

An der Frage wie man hier weiterkommt knabbern zurzeit geschätzt 120 Vorstände in Deutschland, aber allein...schafft das kein Verein!

Das ist aus meiner Sicht der Ansatz für gemeinsame Konzepte und Strategien zwischen Verband und Clubs.

Die Wünsche von Fans und des Verbandes im oberen Teil werden erst dadurch ermöglicht.

Die Vision sollte ja vom DRV nicht so schwer zu formulieren sein, Ideen und Konzepte gibt es auch schon viele.
Wenn nicht guckt Euch was in anderen Tier 2 & 3 Ländern ab, die in ihren Strukturen schon viel weiter sind als wir z.Bsp. HKRFU

Den Spielern in Marseille möchte ich herzlich Danken für ihren unglaublichen Einsatz und das Engagement für sich selbst, das Team und auch für das deutsche Rugby!

Weiter auch viel Glück, wir hoffen und drücken weiter die Daumen das ihr das Repechage Turnier mit einem weiteren Sieg beendet.
November 20, 2018

Ralf Theune said:

3663
Wann ist Rugby denn "präsent"?
Mal ganz ehrlich, ist es denn wirklich wichtig für die Wahrnehmung des Sports, dass eine Nationalmannschaft ein WM-Qualifikationsturnier spielt, das sie nur erreicht hat, weil alle ihre Konkurrenten um die Teilnahme disqualifiziert wurden? Ist es denn wirklich wichtig, eine "National"-mannschaft zu haben, in der überwiegend Spieler eingesetzt werden, die überhaupt nicht hier das Spiel erlernt haben? Ist es denn überhaupt so wichtig, Nationalmannschaften zu haben, wenn die Gesellschaft zunehmend weltoffener wird?

Für mich ist Rugby dann wirklich präsent, wenn wie in Frankreich in jeder Kleinstadt neben anderen Sportanlagen selbstverständlich ein Rugbyplatz liegt, wenn es einen Spielbetrieb bis hinunter zum reinen Freizeit-Bezirksliganiveau gibt, wenn Rugby im Schulsport zumindest gelichberechtigt neben Handball und Geräteturnen angekommen ist.

Ich glaube, das sind die Fragen, die man sich stellen muss, wenn man die Entwicklung des Rugby in Deutschland der letzten zwanzig Jahre beurteilen will. Und ich muss sagen, in vielen Punkten hat es seit meiner Zeit (als der Versuch noch vier Punkte zählte) doch deutliche positive Entwicklungen gegeben. Damals gab es in Deutschland maximal 50 Vereine, auf wenige Regionen beschränkt. Es gab so gut wie keine Jugendmannschaften, keine Frauenliga, keine Hobbyteams in der 7er- und Beachrugbyszene, Schiedsrichter und Trainer waren nicht professionell ausgebildet, um Spiel- und Trainingsorte musste man winselnd bei den Sportämtern betteln usw.

Je breiter der Sport aufgestellt ist, desto eher wird es auch die offenbar so ersehnten internationalen Erfolge geben. Es ist doch absurd, sich mit Kanada zu vergleichen und zu denken, man unterscheide sich von diesem nur hinsichtlich des Grades der Professionalisierung seiner Verbandsfunktionäre.

Insgesamt also ein Plädoyer für ein Wachsen des Sportes bottom up. Das heißt nicht, dass die Medienpräsenz beim Qualiturnier nicht auch als weiterer nützlicher Baustein für uns alle angesehen werden könnte. Deshalb: Viele Erfolg gegen Kenia.
November 20, 2018

christoph trebbin said:

3238
Die Realität - Aktueller Spielbetrieb in der U18 und U16
Derzeit wird der Spielbetrieb in der männl. U18 und U16 u. a. mit ff. Teams gewährleistet:

U18
SG RGH/HRK/Worms
SG TSV/SCN
SG Aachen/Düsseldorf
SG BSV/Potsdam/RK03

U16
SG TSV/SCN/RKH
SG RGH/HRK/Worms
SG Aachen/Düsseldorf

Noch Fragen? Wie soll denn der Nachwuchs in die Top 20 geführt werden, bzw. das Niveau erreichen, wenn gerade in der wichtigen U18 AK ein Spielbetrieb nur mit Piraten-Teams aufrecht zu erhalten ist? Das ist leider Realität. Wenn man sich die Spitzenteams auf den U18-EMs (15er und 7er)ansieht, realisiert man sofort, dass diese Spieler ein ganz anderes Erfahrungs- und Match-Praxis-Potential haben. Die Jungs dieser Teams spielen in ihren Ligen regelmässig auf einem hohen Niveau. D. h., wenn man langfristig in die Top 20 möchte, muß unbedingt unheimlich viel (und bundesweit)in die Jugendarbeit gesteckt werden. Einige Clubs machen das schon seit Jahren sehr erfogreich, aber leider reicht das nicht für eine breite Masse und einen soliden Unterbau für die nächsten Jahre. Und viele Talente verliert der DRV nach der U18-Zeit einfach, weil sich die Spieler für ein zeitintensives Studium oder eine praktische Ausbildung entscheiden. Studium/Ausbildung ist mit einem profi-mässigen wöchentlichen Training - was auch notwenig ist, um vorne mitzuspielen - nicht unter einen Hut zu bringen.

Die Eckpfeiler müßten demnach sein:

- Bundesweite strategische Jugendarbeit
- finanzielle Absicherung auch außerhalb BW, Polizei, Grenzschutz, etc...

Aber das kostet natürlich auch Geld, und viele Vereine haben einfach nicht die finanziellen und/oder personellen Mittel/Kapazitäten, um solch einen konzeptionellen Aufbau mittel bzw. langfristig in ihrer Region zu betreiben. Hier ist eben der DRV mit potentiellen Sponsoren gefordert, die solch einen kontinuierlichen Aufbau gewährleisten können. Ansonsten wird man immer nur ein Team aus überwiegend Legionären und ein paar wenigen eigenen Nachwuchstalenten bilden. Aber natürlich kann man auch mit Südafrika II in den Top 20 bestehen und sich für die WM 2023 qualifizieren ;-)
November 20, 2018

Matthias Hase said:

381
...
In Niedersachsen, Hamburg und Berlin gibt es einen regelmäßigen U16/U18-Spielbetrieb in Eigenregie der beteiligten Verbände abseits der DRJ. Dort sind die SG sogar in der Minderheit. Die Aufzählung ist also äußerst lückenhaft. Hier sind nun die DRJ (und nicht der DRV), Vereine und LV gefordert, die nebeneinander existierenden Ligen zusammenzuführen und entsprechende Strukturen zu schaffen.

Was die Sponsoren angeht: Mir ist kein Spitzenverband bekannt, der über seine Nachwuchsorgas Geldgeber akquiriert. Das Geld sammeln dann doch die sportlichen Aushängeschilder, die Nationalmannschaften (die Zusammensetzung ist dabei völlig zweitrangig und wird interessanterweise lediglich in der Community diskutiert. in den Medien ist das überhaupt kein Thema), ein. An den Verbänden liegt es dann, diese Gelder vernünftig in die Strukturen zu investieren.

Zudem reden wird von rund 15k Mitglieder. Wenn das deutsche Rugby also lediglich von unten wachsen soll, dauert es noch ein paar Generationen, bis in jeder Kleinstadt ein Rugbyplatz zu finden ist. Wenn überhaupt. Aktuell muss der Anschub von oben über das 7er und 15er kommen. Wenn über Rugby für Medien und Sponsoren interessant sein soll, dann über diese Schiene. Das deutsche Rugby hat mehr als 100 Jahre Zeit gehabt, von unten zu wachsen. Vielleicht probieren wir jetzt mal den anderen Weg - ohne die andere Richtung zu vernachlässigen.
November 20, 2018

Riemi R. said:

3754
Für mich sind unsere Nationalmannschaften wichtig.
Ohne unsere Nationalmannschaften wäre ich vor zwei Jahren kein Rugbyfan geworden. Dafür habe ich keinen Kontakt zu einem Rugbyverein und werde wahrscheinlich nie im meinem Leben Rugby spielen. Für mich als Zuschauer im Stadion immer noch unglaublich, ich gehe zu einem Rugbyspiel und brauche mich nicht um meine persönliche Sicherheit zu sorgen. Keine "Fans" die sich im Familienblock prügeln, niemand der Kraftausdrücke und/oder Prologesten Richtung Gästefans schickt. Polizei nur für den Verkehr. Das war und ist für mich ein zusätzlicher Grund Rugbyfan zu sein - auch wenn ich nie der Rugbyexperte werde. Action auf dem Platz und kein Stress beim zuschauen, finde ich super.
November 20, 2018

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Letzte Aktualisierung ( Montag, 19. November 2018 )