TR-Update International: Unruhe vor Twickenham-Klassiker, Kontroverse um Farrell-Tackle
Geschrieben von TotalRugby Team   
Mittwoch, 7. November 2018

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Das kontroverse Ende des ersten England-Spiels im November - Verbinder Owen Farrell setzt ein kontroverses Tackle. Foto (c) Perlich

Am Samstag gehen die November Internationale so richtig los. Der Klassiker England gegen Neuseeland dominiert die Schlagzeilen und das Spiel gibt es für deutsche Fans quasi als Warmup auf das Repechage-Turnier bei DAZN zu sehen. Nach dem kontroversen Ende des England-Spiels gegen Südafrika erwarten viele Beobachter eine deftige Klatsche der Rosen-XV gegen den Weltmeister. Wales will derweil den Australien-Fluch besiegen, während Irland daheim Argentinien empfängt und die Springboks im Stade de France bestehen wollen.

Als Referee Angus Gardner (der im Übrigen das letzte der drei Deutschland-Spiele in Marseille pfeifen wird) am vergangenen Samstag beim Stand von 12:11 in der Nachspielzeit der Partie England-Südafrika über die kontroverse letzte Aktion zu entscheiden hatte, blickten über 80.000 im Londoner Rugby-Mekka und Millionen an den Schirmen zu. England Verbinder Owen Farrell hatte den Springboks-Innen Andre Esterhuizen hart getackled - ohne wirklich die Arme zu nutzen und nur Zentimeter unter dem Kinn erwischte der Saracens-Star seinen Gegenspieler und nur wenige Sekunden später war das Speil vorbei.

Doch noch einmal konsultierte der australische Unparteiische den Video-Schiedsrichter und entschied sich dennoch dagegen, das augenscheinlich gefährliche Tackle regelgerecht zu bestrafen. Anstatt Südafrika die Chance auf einen Straftritt zum Sieg zu geben beendete Gardner das Spiel. Selbst unter englischen Experten und Ex-Spielern war die fast einhellige Meinung: Da sind wir noch Mal davon gekommen. Auch einige ehemalige Weltklasse-Schiedsrichter betonten, dass dieser Hit zumindest einen Straftritt verdient hätte.

 

Das kontroverse Ende: Owen Farrell plättet Südafrikas Esterhuizen

Damit geht England nun, obwohl Südafrika das Spiel über weite Strecken dominiert hatte, mit etwas Rückenwind in die weiteren Partien. Das können die verletzungsgeplagten Männer von Trainer Eddie Jones auch gebrauchen, denn am Samstag ist niemand Geringeres als Neuseeland zu Gast (Samstag 16 Uhr, live auf DAZN). Die All Blacks haben sich zuletzt wieder in absolut bestechender Form gezeigt und anders als die Südafrikaner am vergangenen Wochenende, dürften sie ihre Chancen nutzen.

TR-Fotograph Jan Perlich war selbst in Twickenham und hat einige tolle Schnappschüsse gemacht

Nur eines der letzten 15 Spiele gegen die ehemalige Kronkolonie konnte England gewinnen - der letzte Triumph rührt aus dem Jahr 2012, als man den haushohen Favoriten mit 38:21 nach Hause schickte. Der entscheidende Spieler damals war ein gewisser Engländer samoanischer Abstammung - Manu Tuilagi. Der explosive Innendreiviertel hatte den Weltmeister damals fast eigenhändig auseinandergenommen - doch der aufgehende Stern Tuilagi rief in den sechs Jahren seitdem nie sein volles Potenzial ab.

Unzählige Verletzungen und Undiszipliniertheiten auf und neben dem Feld warfen den Leicester-Spieler immer wieder zurück. Jetzt scheint der mittlerweile 27-jährige  erstmals in der Form zu sein, die ihn damals zum absoluten Nachwuchs-Star hatte werden lassen. Neuseelands Defensive dürfte gewarnt sein. Sollten sie den unglaublich dominanten Innen mit den baumstammgroßen Oberschenkeln einmal ins Rollen kommen lassen, dürfte England am Samstag eine Chance haben. Doch mit zahlreichen Ausfällen im Sturm (vor allem die Vunipola-Brüder und Courtney Lawes) wird es für England wohl eher darum gehen das Gesicht zu wahren.

 

2012 nahm der erst 21-jährige Tuilagi die All Blacks fast eigenhändig auseinander

Ganz anders schaut es bei Irland aus - die aktuelle Nummer zwei der Weltrangliste hatte mit einer B-XV vergangenen Samstag in Chicago Italien vorgeführt und auseinandergenommen. Viele der Top-Stars waren dabei nicht einmal in die USA mitgereist, wer jedoch auf sich aufmerksam machen konnte, ist Jordan Larmour. Der 21-jährige Leinster-Schluss und Shooting Star der vergangenen Saison erzielte einen Hattrick und war von den Italienern zu keinem Zeitpunkt unter Kontrolle zu bekommen.

Zwar dürfte der eher konservative Coach Joe Schmidt den Routinier Rob Kearney für die wichtigen Spiele vorziehen, doch Larmours Stern steigt indes weiter und zur WM könnte Larmour absolut erste Wahl sein. Samstag tritt Irland an der heimischen Landsdowne Road gegen Argentinien an (Samstag 19:30, live auf DAZN), die in den letzten Monaten aufsteigende Form angedeutet haben. Wer das grüne Shirt mit der 15 trägt könnte schon ein Hinweis darauf sein, wer bei Irlands Anlauf auf den Webb-Ellis-Cup erste Wahl ist. Für die Gauchos wird es ein echter Härtetest, der den Auswärtserfolg in Australien untermauern soll.

 

Bekommt Jordan Larmour nach seiner Gala gegen Italen auch gegen Argentinien eine Chance

Auf der anderen Seite der irischen See wird Wales endlich den Australien-Fluch besiegen wollen. Die Waliser haben die letzten dreizehn Spiele gegen die Wallabies verloren, darunter viele Last-Minute-Niederlagen, so dass viele bereits vom Angstgegner Australien sprechen. Wales ist als aktuell Nummer drei der Weltrangliste ein ganzes Stück vor Australien, hat in der Vorwoche Schottland komfortabel besiegen können und wirkt so spielfreudig, wie noch nie in der mittlerweile fast zehnjährigen Amtszeit von Warren Gatland. Der Zeitpunkt könnte kaum besser sein, um die schwächelnden Wallabies endlich zu besiegen.

Ebenso Angstgegner ist Südafrika für die Franzosen, die zuletzt sechs Mal gegen die Boks verloren haben. Der letzte Sieg datiert aus dem Jahr 2009 und zu allem Überfluss bekommen die Boks mit dem offiziellen Beginn des Länderspielfensters vor dem Duell im Stade de France (Samstag 21 Uhr auf Eurosport) noch einige Star-Spieler aus der Premiership zurück, die in der Vorwoche von ihren Vereinen gesperrt worden waren. Allen voran Gedrängehalb Faf de Klerk, der als Antreiber des Südafrika-Spiels in London schmerzlich vermisst wurde.

Die Franzosen werden mit dem Routinier auf Außen, Maxime Medard, noch einen einzigen Spieler von ihrem letzten Sieg über Südafrika im Kader haben. Sonst versucht Coach Jacques Brunel die Mannschaft zu verjüngen - mit Arthur Iturria erhält ein auf internationalem Niveau unerfahrener Flanker von Clermont seine Chance und wird es mit dem monströsen Springbok-Sturm zu tun bekommen. Rechtzeitig wieder spielberechtigt ist Mathieu Bastareaud - der XXL-Innen der Franzosen war nach einer Tätlichkeit nur mit milden vier Wochen bestraft worden, um nun wieder im Dienste Frankreichs spielberechtigt zu sein.

Er wird es mit Damien de Allende zu tun bekommen, der im Spiel gegen England überragend war. Der Springboks-Innen ist ebenso knallhart im Kontakt, hat Bastareaud aber eine starke Beinarbeit  und sicherlich die bessere Endgeschwindigkeit voraus. Frankreich muss direkt im ersten Spiel gegen den prominentesten Gegner in diesem November auf Betriebstemperatur kommen, um die positiven Ergebnisse der Six Nations zu bestätigen.

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