Generalprobe für die WM: All Blacks vs. Wallabies in Tokio
Geschrieben von TotalRugby Team   
Freitag, 26. Oktober 2018

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Für Sonny Bill Williams wird es das 50. Spiel im mystischen Schwarz der All Blacks sein. Foto (c) Perlich

Im Bledisloe Cup geht es leidglich nur noch um die Ehre - die All Blacks haben sich den zwischen den beiden Erzrivalen Neuseeland und Australien über drei Spiele ausgetragenen ausgetragenen Cup schon in den ersten beiden Spielen des Jahres gesichert. Doch Spiel Nummer drei ist knapp ein Jahr vor der Rugby-WM in Japan eine Art Generalprobe im Final-Stadion. Sowohl sportlich für die beiden Kontrahenten, als auch für Japan als Ausrichter.

Es werden „nur“ 45.000 bis 50.000 Fans im 72.000 Zuschauer-fassenden Nissan Stadion von Yokohama erwartet, in dem in knapp einem Jahr das WM-Finale stattfindet, was sicherlich auch an den gesalzenen Ticket-Preisen liegen dürfte - für die billigste Karte mussten japanische Fans schlappe 55€ hinblättern und für die besten Plätze, ohne Catering oder Getränke 250€. Dazu spielt die japanische Nationalmannschaft schon am heutigen Abend in Osaka. Einige neuseeländische Sport-Journalisten hat das veranlasst, zu bezweifeln, ob Japan keine Begeisterung für das ovale Leder und die baldige WM verspüre. Die All Blacks in einem nicht ausverkauften Stadion empfindet man Down Under als Frevel.

Doch die Begeisterung in Japan ist durchaus da - dafür, dass zwei ausländische Teams in einem schlussendlich sportlich bedeutungslosen Spiel in Tokio antreten kann sich die Kulisse sehen lassen. In den Sport-Gazetten des Landes konkurrierte dieses Spiel mit dem Endspiel der japanischen Baseball Liga - dem populärsten Sport des Landes - und fand dennoch viel Beachtung. Immerhin bekommen die Japaner nach knapp zehn Jahren, als die Wallabies und All Blacks bereits ein Freundschaftsspiel in Tokio abgehalten hatten, die nächste Chance einige der Superstars des Spiels zu sehen.

Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf Israel Folau liegen. Der Superstar der Australier hatte letzte Woche seinen Vertrag verlängert und dabei öffentlich zugegeben, dass er während der Homophobie-Kontroverse (der gläubige Christ Folau hatte auf Instagram kommentiert, dass Schwule nach dem Tod in die Hölle gingen) fast zurückgetreten wäre. Für Australiens dahinsiechendes Nationalteam wäre der Rücktritt seines bekanntesten Spielers eine Katastrophe gewesen. Morgen nun wird Folau aber erneut versuchen gegen den Weltmeister zu glänzen.

Wallabies-Kapitän Micheal Hooper betonte, dass dieses Spiel eines der wichtigsten der gesamten Saison sei. Immerhin gehe es gegen den Weltmeister und Erzrivalen. Seine Wallabies sind momentan als Weltranglisten-Siebter so tief gesunken, wie noch in der Geschichte des seit 2001 bestehenden World-Rugby-Rankings. Mit dem durchbruchsstarken Innen Samu Kerevi und Flanker Clint Dempsey, der im Vorjahr beim letzten Sieg der Wallabies gegen Neuseeland überragte, kehren zwei zuletzt verletzte Nachwuchs-Hoffnungen zurück. Prop Sekope Kepu erreicht als erster australischer Erste-Reihe-Stürmer 100 Spiele für sein Land zu absolvieren.

Bei den All Blacks wird Superstar Sonny Bill Williams ebenso ein Jubiläum feiern. Der ehemalige Rugby-League-Star und Schwergewichtsboxer feiert seinen 50. Einsatz im berühmten schwarzen Trikots der All Blacks. Er hatte mit einer Achillessehnenverletzung lange aussetzen müssen und hatte vor wenigen Wochen gegen die Sprinboks noch etwas rostig gewirkt. Angesichts der Konkurrenz im All-Blacks-Kader wird von Williams ein starkes Spiel erwartet.

Damien McKenzie darf, nachdem er in den letzten beiden Jahren meist als Ersatzspieler für Wirbel sorgte, überraschend als Schluss starten. Für ihn muss Waisake Naholo auf die Bank, Ben Smith rückt auf Außen. Außerdem erhält TJ Perenara den Vorzug vor Aaron Smith. Beide Entscheidungen könnten mit Blick auf die WM in nur 11 Monaten ein Fingerzeig von Neuseeland-Trainer Steve Hansen sein.

Sportlich gesehen sind die All Blacks nach zwei ganz klaren Siegen über Australien auf jeden Fall Favorit. Für die neutralen japanischen Zuschauer bleibt zu hoffen, dass sie ein so lange wie möglich offenes Spiel zu sehen bekommen und keine Abreibung für Australien, wie in den bisherigen beiden Partien.

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