TR-Vorschau Bundesliga: Derbys satt im Oberhaus - Hannover-, Hessen- und Harbigweg-Derby
Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 18. Oktober 2018

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Der Überläufer - Jarrod Saul hat im Sommer den Wechsel zwischen den Erzrivalen gewagt, es wird ein besonderes Derby für ihn. Foto (c) Griepentrog

Die Rugby-Bundesliga hat an diesem Wochenende gleich drei große Derbys zu bieten. Lokale Rivalität, die zum Teil über einhundert Jahre zurückgeht. Klubs, die nur einen Steinwurf auseinander sind und das Duell David gegen Goliath. Bundesliga-Spieltag Nummer sechs steht ganz im Zeichen der Lokalduelle.

Süd/West

RK Heusenstamm - SC Frankfurt 1880
Samstag 20.Oktober, 14 Uhr

Das Duell der beiden hessischen Top-Klubs - wenn Frankfurt 1880 am Samstag Nachmittag die kurze Anreise an den Heusenstammer Martinsee absolviert hat, trifft der ungeschlagene Tabellenführer und Favorit auf einen selbstbewussten Herausforderer. Die Heusenstammer Füchse haben sich nach zwei Auftaktniederlagen nicht nur gefangen, nach mittlerweile drei Siegen in Folge geht der RKH selbstbewusst ins Derby - das bestätigt auch Coach Markus Walger gegenüber TR: „Drei Siege am Stück beflügeln natürlich!“

Gleichwohl weiß man bei den Füchsen auch um die Stärke des Lokalrivalen: „Wir müssen realistisch sein, was der SC 1880 da eingekauft hat ist schon richtig gut - das wird für unsere erfahrenen und jungen Spieler eine Mammutaufgabe“, so der ehemalige Nationalspieler der Füchse. Dass man aber auch bei den Füchsen spielerisch zugelegt hat, bewies man zuletzt mit deutlichen Siegen über Pforzheim, Neckarsulm und Luxembourg. Der formidable Füchse-Sturm konnte nicht nur selbst für zahlreiche Punkte sorgen, sondern auch der schnellen Dreiviertelreihe den Weg bereiten.

Das muss auch daheim das Rezept gegen den großen Nachbarn sein in der Offensive, während es in der Defensive den Angriffswirbel von 1880 zu stoppen gilt. Wenig hilfreich dürfte die Tatsache sein, dass der RKH auf der Dreiviertelreihe „dünn besetzt ist“, wie aus dem Trainerteam zu hören ist. Mit Patrick Weber, Sam Rainger, Estevan Fernandez fehlen und  Leon Hees weiterhin mehrere Schlüsselakteure verletzt und Leons Bruder Zinzan Hees wird nun prüfungsbedingt nicht auflaufen können. Tim Biniak ist ebenso fraglich - im Sturm sieht die Lage bei den Füchsen besser aus, auch wenn Markus Otterbein kurzfristig ausfällt. Deshalb würde man sich bei den Füchsen im Derby schon über jeglichen Punktgewinn freuen, wie Markus Walger gegenüber TR erklärt.

 

Die Heusenstammer Füchse waren zuletzt kaum zu stoppen - haben sie nun auch im Derby eine Chance

Die Frankfurter kommen immerhin als einziges Team in Rugby-Deutschland mit der makellosen Bilanz von fünf Siegen mit Offensiv-Bonus auf die Heusenstammer Anlage. Speziell der Sieg im Spitzenspiel gegen die RGH, bei der 1880 nach einer roten Karte fast eine Halbzeit lang in Unterzahl unterwegs war, hat dem Selbstbewusstsein der Rot-Schwarzen noch Mal einen Schub verliehen. Coach Byron Schmidt zeigte sich „äußerst zufrieden“ mit der Leistung, zugleich schob man seitens des 1880-Trainerteams die Hoffnung nach, dass durch die unglückliche rote Karte keine Spannungen nach sich ziehe. Frankfurts Außen Ian Minjire hatte sich bei einem Luftduell ungeschickt angestellt und nach der harten Landung eines Gegenspielers folgerichtig rot gesehen.

Für das Derby erwartet man einen gut eingestellten Gegner und Team-Manager Todd Kearns betont die Verstärkungen der Füchse im Trainer-Team. Dass Ex-Siebener-Nationaltrainerin Susanne Wiedemann und Michael Ferraris die Füchse nun unterstützen, ist auch in Frankfurt niemandem entgangen. Weiter erklärt der Amerikaner Kearns: „Sie spielen als eine Einheit und wir können dieses Hessen-Derby nicht auf die leichte Schulter nehmen! Wir haben in den letzten Tagen hart daran gearbeitet unser Spiel zu verbessern!“ Dazu dürfte auch die Trainingseinheit der 1880er mit der DRV XV am Mittwoch-Abend beigetragen haben.

TotalRugby-Prognose: Selbstbewusste Füchse empfangen den großen Favoriten und Tabellenführer 1880. Die Fans am Martinsee erwartet ein echter Rugby-Leckerbissen, bei dem die Gastgeber nicht viel zu verlieren haben. Heusenstamm kann befreit aufspielen und seine Chancen suchen. In der aktuellen Form dürften die Füchse ihrem großen Nachbarn sicherlich ein paar Nadelstiche versetzen können. Doch insgesamt dürfte 1880 für Heusenstamm noch eine Nummer zu stark sein - 1880 gewinnt mit +12 Zählern.

RG Heidelberg - Heidelberger RK
Samstag 20.Oktober, 16 Uhr

Während der RK Heusenstamm und die Frankfurter von 1880 eine gut 20-minütige S-Bahn-Fahrt auseinander liegen, ist dieses Derby eine noch intimere Angelegenheit. Keine 200 Meter trennen die Klubhäuser der Orange Hearts und des Klubs. Kurioserweise war das letzte Duell der beiden Rivalen sieben Busstunden entfernt, in Berlin, als die beiden Teams aus der Kurpfalz den Meistertitel unter sich ausgespielt haben. In den vier seitdem vergangenen Monaten hat sich aber einiges getan.

Der Klub ist nach einem beispiellosen personellen Aderlass im Sommer nicht mehr das ultradominante Rugby-Team der Republik, jedoch immer noch ein formidabler Gegner für die RGH, die selbst mit Anthony Dickinson und Robert Haase auch prominente Abgänge zu verzeichnen hatte. RGH-Coach Tigere erwartet ein typisches Derby-Spiel - „es wird ein hartes Duell, wie eigentlich immer gegen den HRK“. Die Niederlage gegen Frankfurt habe man verdaut und unter der Woche an den Fehlern der Frankfurt-Niederlage gearbeitet.

 

Wird dem Klub im Derby fehlen - Hakler Dash Barber

Der gegen Frankfurt verletzungsbedingt ausgewechselte Manuel Müller steht für das Harbigweg-Derby noch nicht zur Verfügung, sonst sind aber keine neuen namhaften Ausfälle zu verzeichnen. Tigere, der selbst jahrelang im RGH-Dress zu überzeugen wusste, erwartet von seiner Mannschaft eine Leistungssteigerung: „Wir müssen am Samstag bereit sein von der ersten Minute, unsere Defensive muss stehen und wir werden uns weniger Fehler erlauben können - das sind die Schlüssel zum Sieg.“ Wie so oft vertraut die RGH dabei auf ihr formstarkes und pfeilschnelles Siebener-Kontingent, das den noch immer staubtrockenen und schnellen Rasen des Rugby-Wohnzimmers lieben dürfte.

Beim Klub gilt seit dem letzten Transferfenster dagegen mehr noch, als je zuvor: Der Sturm ist der Schlüssel zum Klub-Erfolg und das durchaus mit Erfolg - drei Siege aus fünf Partien ist eine bessere Bilanz, als so manch einer vom geschwächten Serienmeister erwartet hätte. Nach dem Kantersieg gegen Pforzheim in der Vorwoche dürfte der Klub nun mit breiter Brust und der Absicht, den Anschluss an die Spitze zu halten, in dieses Duell gehen.  „Gegen Pforzheim haben wir zum ersten Mal das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Das möchten wir natürlich gegen die RGH wiederholen, doch dafür gilt es über 80 Minuten hart zu arbeiten. 40 Minuten wie gegen Pforzheim werden dieses Mal für einen Sieg nicht reichen“, so Coach Pieter Jordaan im Vorfeld.

 

Nach der knappen Niederlage in Frankfurt muss im Derby ein Sieg her für die RGH

Einen personellen Rückschlag musste der Klub indes durch die Verletzung von Hakler Dash Barber verkraften. Der Deutsch-Südafrikaner brach sich die Mittelhand und wird damit noch vier Wochen ausfallen, was auch sein Mitwirken bei der WM-Quali in Marseille unwahrscheinlich erscheinen lässt. Damit rückt wohl Benedikt Rehm, der auch des Öfteren in der dritten Sturmreihe des Klubs unterwegs ist, zwischen die beiden Props Schröder und Zeiler. Alternativ könnte Rehm als Prop fugieren und Zeiler auf Hakler rücken. Siebener-Ass Nicklas Hohl wird nach überstandener Bauchmuskelverletzung wieder im Klub-Dress auflaufen und dabei direkt gegen seine Kameraden aus der DRV VII auflaufen.

TotalRugby-Prognose: In den letzten Jahren hatte sich das Duell HRK gegen RGH gewissermaßen auch zum Duell der Philosophien entwickelt. Der HRK mit dem Nationalsturm und die RGH mit ihren Siebener-Speedstern. Dabei waren dies meist Duelle mit ungleichen Waffen, da der Klub auch in der Hintermannschaft mit DRV-XV-Spielern bestückt war und bis auf wenige Ausnahmen klar die Nase vorn hatte im Harbigweg-Derby. Nun hat sich das Kräfteverhältnis verschoben und bei der RGH sinnt man damit auch die Verhältnisse umzukehren. Bei knapp 20 Grad und Sonnenschein werden die Orange Hearts ihr schnelles Spiel über die ganze Breite des Platzes noch umso effektiver ausspielen können und gehen gegen den Klub als Favorit in die Partie. Die Frage ist, ob die RGH-Defensive dicht hält, denn das war im bisherigen Saisonverlauf das größte Fragezeichen hinter der Leistungsfähigkeit der Orangehemden. Sollten die Gastgeber den Klub-Sturm unter Kontrolle bekommen, dürfte sich der Vizemeister klar durchsetzen - wir sehen die RGH mit +10 vorne.

SG TV CfR Pforzheim - RC Luxembourg
Samstag 20.Oktober, 14 Uhr

Meister von 2016 gegen den Aufsteiger, was nach einer vermeintlich klaren Angelegenheit klingt, ist es definitiv nicht. Pforzheim wartet in dieser Saison noch, anders als der am Samstag im Südwest-Energie-Stadion gastierende RCL, auf den ersten Saisonsieg. Beim Topklub von einst wurden die Sorgenfalten zunehmend tiefer und sollte das Spiel gegen Luxemburg verloren gehen, befände man sich tatsächlich im Abstiegskampf. Das wollen die Pforzheimer in jedem Fall verhindern und so erklärt Coach John Willis: „Der Sieg ist ein Muss!“

Da die Saison von Star-Neuzugang und Samoa-Star Lio Lolo, der nur wenigen Minuten im Rhinos-Shirt absolviert hat, durch eine Knie-Verletzung vorzeitig beendet ist, werden es die alten Recken richten müssen. Tim Kasten wäre so einer, doch seine Schulter lässt einen Einsatz noch nicht zu. So baut man bei den Gästen auf die im Saisonverlauf oftmals besseren Leistungen in Durchgang zwei, die die Moral der Rhinos untermauerten, so ist von den Goldstädtern zu hören. Allerdings hatten die Grün-Weißen gegen den HRK beispielsweise zur Pause schon 42 Punkte kassiert. Jetzt fordert der neuseeländische Trainer der Pforzheimer Einsatz von Minute eins an und erläutert weiter: „Für beide Teams gibt es in diesem Spiel eine Menge an Hürden zu überwinden. Wer den Sieg mehr will, gewinnt am Ende.“

Die Luxemburger, deren letzter Einsatz spielplan- und Länderspielbedingt schon drei Wochen zurück liegt, erwarten „eine große Herausforderung“ in der Goldstadt, wie Coach Scott Browne erklärt. Aber nachdem ein Großteil des RCL-Kaders vor einer Woche auswärts in der Ukraine bei der 13-24 Niederlage in Lviv im Einsatz war, fühlt man sich bereit für die Herausforderung im Sturm, vor der man nun stehe. Vor allem betont der RCL-Coach im Gespräch mit TR, dass es gelte weniger Straftritte zu kassieren und weniger Handlingfehler zu begehen, das habe dem Team aus dem Großherzogtum bisher die Chancen auswärts gekostet.

TotalRugby-Prognose: Für die Gastgeber ist es an der Zeit den ersten Sieg in dieser Saison einzufahren. Die Luxemburger sind im unteren Tabellendrittel ein Konkurrent und da sind die direkten Duelle natürlich umso wichtiger. Für Pforzheim wäre ein solches Duell vor kurzem noch eine Selbstverständlichkeit gewesen. Die Rhinos sind nicht mehr das Top-Team von einst. Noch immer hat der TVP einige Stars an Bord, jedoch aktuell bei weitem nicht die nötige Kadertiefe, um die Abgänge und Verletzungen zu kompensieren. Auch hat die späte Transferoffensive ist, anders als in den Vorjahren, keine Früchte getragen. Star-Einkauf Lolo Lio hätte ein echter Star der Bundesliga werden können, doch nun scheint die Pforzheimer das Unglück zu verfolgen und Lio wird eventuell nie wieder ein Spiel im Grün der Rhinos absolvieren. Ganz anders die Gäste - mit der bisherigen Ausbeute von einem Sieg und zwei Bonuspunkten werden die Rugger aus dem Großherzogtum gut leben können. Der ovale Ballsport ist im zweitkleinsten Land der EU auf Wachstumskurs - in nur drei Jahren hat die Zahl der Rugbyspieler um ein Drittel zugenommen, wie im Luxemburger Tagblatt der Tage zu lesen war. Für die weitere Entwicklung ist die Erstklassigkeit des RCL wichtig und so wird Luxemburg am Samstag alles geben, um in Pforzheim zählbares mitzunehmen. Abseits des eigenen Kunstrasens waren die Himmelblauen bisher aber zu schwach - Pforzheim holt gegen hart kämpfende Gäste aus dem Großherzogtum knapp den ersten Saisonsieg mit +5 Zählern.

TSV Handschuhsheim - Neckarsulmer SU
Samstag 20.Oktober, 14 Uhr

Die Vorzeichen vor diesem Duell könnten nicht klarer sein. Während der TSV Handschuhsheim seine bisherigen drei Spiele im Schnitt mit etwa 40 Punkten gewonnen hat, verlor das Schlusslicht Neckarsulm seine Spiele mit durchschnittlich mehr als vierzig Zählern. Die Löwen wollen im zweiten Heimspiel der Saison dringend den Anschluss an Frankfurt halten und da ist ein Sieg gegen Neckarsulm absolute Pflicht. Coach Gordon Hanlon warnt dennoch vor der NSU und erwartet von seinen Männern im Gespräch mit TR eine Top-Leistung: „Wir haben in dieser Saison noch nicht einmal über 80 Minuten gezeigt was wir können, außerdem sind wir gewarnt, Neckarsulm hat auch gegen die RGH Versuche gelegt und kann gefährlich werden.“

Die dem Spielplan geschuldete erneut längere Pause habe man für die härtesten Konditionseinheiten in seiner bisherigen Amtszeit genutzt, wie der irische Coach erklärt. Außerdem hatte man seit dem letzten Spiel Ende September gegen Pforzheim Zeit an der eigenen Defensiv- und Offensiv-Strategie zu arbeiten und Spieler wie Anjo Buckman, der zu Saisonbeginn mit der Nationalmannschaft eingebunden war, in die neuen Strukturen einzuarbeiten. Gegen Neckarsulm werde man nun von Minute eins bis achtzig alles geben wollen, ohne Rücksicht darauf, wo die Gäste in der Tabelle stehen.

Neckarsulm dagegen reist mit wenig Rückenwind in den Lions Park. Die Niederlage gegen Heusenstamm verschlechtert die Ausgangssituation der bisher punktlosen Unterländer noch mehr. Dennoch hat Trainer Mark Kuhlmann im 6:21 daheim gegen die Füchse einen Schritt nach vorne gesehen und gibt gegenüber TR zu Protokoll: „Gegen Handschuhsheim werden wir versuchen uns weiter zu verbessern - für was das reicht, werden wir am Ende sehen. Wir brauchen kleine Erfolgserlebnisse, dann kommt irgendwann das Glück zurück.“

TotalRugby-Prognose: Es dürfte ein verdammt schweres Gastspiel für die Neckarsulmer SU werden. Die Unterländer haben in dieser Saison noch nicht einmal an einem Sieg schnuppern können und stehen zurecht am Tabellenende. In Handschuhsheim gegen die bisher mit perfekter Bilanz spielenden Löwen dürfte für die Gäste nichts zu holen sein. Der NSU-Sturm um den chilenischen Neuzugang Benjamin Soto wird in Heidelberg alle Hände zu tun haben die Löwen vom eigenen Mal fernzuhalten und hat achtzig lange und schwere Minuten vor der Brust. Sollte Handschuhsheim, anders als von Coach Hanlon gefordert, irgendwann einen oder zwei Gänge runterschalten, könnte den Gästen ein Bonuspunkt gelingen. Doch der Sieg geht klar an den TSV und zwar mit +34 Punkten.

Nord/Ost

SC Germania List - Hannover 78
Samstag 20.Oktober, 14 Uhr

Für die Rugby-Hauptstadt des Nordens ist es das Spiel des Jahres. Für einen Star der 78er, der schon einige Derby-Fights hinter sich hat, jedoch in den Farben der Germania, ist es das wohl aufregendste Bundesliga-Spiel seiner bisherigen Karriere. Der seit mehr als fünf Jahren in Hannover residierende Australier hat im Sommer einen Sprung gewagt, den vor ihm nicht viele gemacht haben. Er ist vom Erzrivalen Germania List zu Hannover 78 gewechselt. Das hatte vor ihm zuletzt vor anderthalb Jahrzehnten Andreas Muder gemacht, der als Germania-Kapitän gewechselt war - die Fans der Germania haben es dem ehemaligen Nationalspieler damals nicht verziehen.

Saul selbst spricht gegenüber TR von großer: „Ich fiebere schon seit Wochen auf dieses Spiel hin und seit Anfang der Woche noch umso mehr. Ich freue mich auf ein tolles Spiel von beiden Teams und freue mich auf meinen ersten Einsatz in meinem alten Revier. Die Brisanz dieses Traditionsduells besteht seit der Gründung der Germania 22 Jahre nach den 1878 als erstem Rugby-Verein aus der Taufe gehobenen Rivalen und ist nach wie vor intensiv. Das weiß auch 78-Coach Benjamin Krause, der gegenüber TR erläutert: „Das wird ein ganz enges Dingen, wie eigentlich alle Hannover-Derbys zuletzt.“ Beide Teams zehren von dieser Rivalität und seitdem die alten Rivalen um die Nord-Spitze kämpfen, ist dies noch mehr der Fall.

 

Eines der besonderen Duelle der Rugby-Bundesliga, wie diese NDR-Doku eindrucksvoll belegt

Am Samstag geht es nicht nur ums Prestige, denn wenn der Tabellenführer 78 beim Zweiten Germania gastiert, wird auch entschieden, welches Team nach Spieltag sechs vom Platz an der Sonne grüßt. „Die Vorfreude ist da, wir sind alle heiß“ bestätigt 78-Coach Krause, der sich vom Germania-Erfolg in Berlin, vor allem in der Höhe, überrascht zeigte: „Scheinbar haben sie sich taktisch klüger gegen den BRC angestellt, als wir.“ Auch am Samstag erwartet Krause einen taktisch klug kickenden Gegner mit einem hervorragenden Daniel Koch, der vom Tee alles verwandeln dürfte. Deshalb hat die Mannschaft vom 78er-Trainerteam die einfache Losung bekommen: Über die harte aber faire Defensive ins Spiel kommen und dabei unnötige Straftritte vermeiden. Offensiv hat man mit eben jenem Jarrod Saul und Phil Szczesny zwei pfeilschnelle Waffen an Bord, die die Germania-Defensive knacken sollen.

Auch auf der Gegenseite, beim Gastgeber Germania, herrscht vor dem Derby angespannte Nervosität, wie Kapitän Stefan Mau gegenüber TR bestätigt, nur um direkt danach nachzuschieben: „Ich freue mich aber auf den Tag!“ Sein Trainer Danny Stephens, der vor seinem ersten Hannover-Derby als Coach steht, unterstreicht: „Es ist ein Derby, ein ganz besonderes Spiel, mit großem Druck.“ Der ehemalige BRC-Coach erwartet einen großartigen Gegner mit einer tollen Dreiviertelreihe und einem Sturm, der im allgemeinen unterschätzt werde. Deshalb, so Stephens weiter, müsse man sich selbst im Vergleich zum Sieg beim BRC noch einmal steigern, vor allem defensiv.

Offensiv habe man sich einen Plan zurechtgelegt die 78-Defensive zu knacken. Germanias walisischer Trainer sieht sein Team mit einer positiven Entwicklung und analysiert: „Wer auch immer dieses Spiel gewinnt ist an der Spitze und seitdem ich in Deutschland bin hat noch kein Team die Nord-Meisterschaft mit zwei Niederlagen geholt - für beide Teams wäre es jeweils die zweite Pleite, von daher wollen wir das Spiel unbedingt gewinnen.“ Bei diesem Unterfangen wird lediglich Germanias junger Flanker Felix Hufnagel fehlen, der nach einem Bruch des Daumens für eine Weile ausfallen wird. 

TotalRugby-Prognose: Die zwei besten Teams des Nordens der letzten Jahre, eine sehr lange und mindestens ebenso intensive Rivalität und sportliche Relevanz - alle Zutaten für ein absolutes Topspiel sind gegeben. Die Zuschauer erwartet am Samstag bei tollen Bedingungen richtungsweisendes Duell. Nach dem mageren Saisonstart mit dem knappen Sieg in Hamburg und der Heimpleite gegen den RK 03 geht die Formkurve bei der Germania seitdem stetig nach oben und pünktlich zum Derby scheinen die Männer von Coach Stephens da zu sein, wo sie sportlich hinwollen. Tabellenführer 78 hat sich auswärts beim BRC erstmals in dieser Saison verwundbar gezeigt, ist aber immer noch der Maßstab aller Teams im Norden. Im Sturm dürfte der Gast leichte Vorteile haben, während die Gastgeber mit ihrer Dreiviertelreihe mehr Dampf machen dürften. Wir sehen 78 in diesem Spiel auf Messers Schneide hauchdünn mit +2 vorne, dieses Duell dürfte aber erneut erst mit der letzten Aktion entschieden werden.

Hamburger RC - RC Leipzig
Samstag 20.Oktober, 14 Uhr

Wenn der Hamburger RC nach dem erfolgreichen Derby am Samstag den RCL empfängt, könnte es ein richtungsweisendes Duell sein. Sechs Zähler trennen beide Teams - sollte Hamburg den zweiten Sieg in Folge einfahren können, bliebe man in Schlagdistanz zum Tabellen-Mittelfeld und Leipzig würde ein wenig besorgter in den Schlussspurt Richtung Winterpause gehen. Die sächsischen Gäste dagegen könnten mit einem Sieg den Abstand auf die beiden Abstiegsplätze auf ein gesundes Polster anwachsen lassen.

Hamburg, mit dem Derbysieg im Rücken, will nun nachlegen. „Wir wollen auf unser Momentum aufbauen und uns weiter verbessern“, so HRC-Kapitän Tom Barry im Vorfeld. Dabei warnt Spielmacher Barry aber vor den Leipzigern, denn diese hätten in dieser Saison gezeigt, dass sie ein formidabler Gegner sind. Hamburg wird ohne größere Verletzungssorgen in diese Partie gehen, die man als Schlüsselspiel identifiziert hat.

 

Der HRC ist nach dem Derby im Aufwind

Aber auch Leipzig kommt mit Rückenwind an die Saarlandstraße, wo man zu Beginn der Saison einen überraschend deutlichen Sieg über Pauli feiern konnte. Zuletzt siegte man ebenso überraschend klar daheim gegen die Grizzlies. Der Team-Manager der Sachsen, Sven Paukstat, erwartet nun von seinen Männern eine „hochkonzentrierte“ Partie, immerhin dürfte der Derbysieg beim HRC Kräfte freisetzen. Das Ziel sei es, so ist von den Sachsen zu hören, auch gegen die heimstarken Hamburger Punkte mitzunehmen. Dazu wollen die Gäste bei den Standards Parität erreichen und gleichzeitig mit den eigenen schnellen Jungs Nadelstiche setzen.

RCL-Trainer Andreas Kuntze sieht seine Mannschaft momentan die Früchte monatelanger Arbeit einfahren: „Das Team hat in den vergangenen Monaten hart gearbeitet und belohnt sich jetzt Stück für Stück dafür. In Angriff und Verteidigung, sowie in beiden Mannschaftsteilen sind wir wesentlich flexibler geworden.“ Dabei führt der Coach diese Steigungen auch auf den Input der Co-Trainer Gordon Chiu und Henry Bernhardt zurück. Mit all dem Rückenwind will man nun über das Ergebnis der Vorsaison hinaus, als man am Ende Platz fünf belegte.

TotalRugby-Prognose: In der Hamburger Saarlandstraße duellieren sich am Samstag zwei Teams aus der unteren Tabellenhälfte, die sich im Aufwand sehen. Hamburg hat  in einem absoluten Kampfspiel den Befreiungsschlag geschafft und will nun nachlegen. Zu Gast ist mit Leipzig allerdings ein stark verbesserter Gegner, den man zwar im Vorjahr an gleicher Stelle schlagen konnte, der seitdem aber spielerisch zugelegt hat. Die Leipziger dürften mit dem im Norden berüchtigten HRC-Sturm sicherlich zu kämpfen haben, aber bei weiterhin schnellen Bedingungen über 80 Minuten mit ihren schnellen Dreiviertelspielern einen Vorteil haben. Wir sehen Leipzig auswärts knapp mit +5 Punkten vorne.

RK 03 Berlin - FC St. Pauli
Samstag 20.Oktober, 14 Uhr

Nach der deutlichen Schlappe bei Hannover 78 ist die Ausgangslage für die Gastgeber klar: Die Hauptstädter wollen in diesem Duell den Anschluss an das Spitzentrio wahren, auf das man mit einer Niederlage mehr auf dem Konto sechs bzw. sieben Zähler Rückstand hat. Da kommt der Besuch des bisher sieglosen Aufsteigers gerade recht, zumal sich die Personalsituation für den RK 03 im Vergleich zum Gastspiel bei 78, bei man mit nur 16 Mann antrat, klar verbessert hat.

Vom RK 03 ist zu hören, dass man sich generell mit Prognosen zurückhalte, gleichwohl gibt RK-03-Team-Manager Lutz Joachim gegenüber TR zu Protokoll: „Gegen St. Pauli sind wir Mal wieder Favorit und wollen dieser Rolle auch gerecht werden. Wir nehmen uns klar die fünf Punkte vor.“ Nachdem die Sturm-Leistung gegen Hannover 78 schon ordentlich war, ist die Maßgabe nun, die Hintermannschaft besser in das Spiel der Gelb-Schwarzen einzubinden und in Szene zu setzen.

Bei Pauli reist man mit gemischten Gefühlen in die Hauptstadt, nach einer einer schmerzhaften Derbyniederlage, die gleichwohl die beste Saisonleistung war. Coach Fritze Michau sieht das Spiel trotz der vergebenen Führung und der ungenutzten Chance zum Ausgleich in der Nachspielzeit eher positiv. Beim RK sei man indes sowieso Außenseiter, was aber ebensowenig bedeute, dass man etwas zu verschenken habe. „Wir brauchen eine einhundertprozentige Leistung und zusätzlich etwas Glück, um aus Berlin Punkte mitzunehmen - trotzdem muss das unser Ziel sein“, so der Coach der Hanseaten gegenüber TR.

TotalRugby-Prognose: Für den FC St. Pauli wird es ein schwerer Gang in die Hauptstadt - die bisherigen Auswärtsergebnisse des Aufsteigers und die generelle Heimstärke der Berliner dürften nicht zu sonderlich viel Optimismus verleiten. Gleichwohl war Pauli in dieser Saison nie länger in einer Partie, als im Derby am vergangenen Wochenende. Sollten die Hanseaten den RK 03, der zuletzt wieder mit seiner alten Sturmstärke zu überzeugen wusste, lange Paroli bieten, ist auch im Stadion Buschallee etwas drin für Braun-Weiß. Der Favorit im Vorfeld ist aber klar der RK 03 und es müsste schon mit dem Teufel zugehen, damit sich die Ost-Berliner dieses Spiel daheim nehmen lassen. Der RK 03 siegt mit +19 Zählern.

RC Berlin Grizzlies - Berliner RC
Samstag 20.Oktober, 15 Uhr

Wenn der Berliner Rugby-Club die Grizzlies in Charlottenburg empfängt ist es zwar nicht das traditionelle Berliner Rugby-Derby, aber ein mit zunehmender Rivalität ausgetragenes Duell zwischen den Alteingesessenen und den vermeintlichen Emporkömmlingen. Für den BRC gab es in der Vorwoche nach einer bis dato perfekten Saison den ersten Rückschlag, der jetzt auswärts ausgebügelt werden soll. Die gastgebenden Grizzlies dagegen haben bisher trotz guter Leistungen die nötige Konstanz vermissen lassen und wollen sich mit einem Sieg in der Tabelle nach oben orientieren.

Die klare Niederlage in Leipzig ist dabei für die Grizzlies noch nicht ganz verdaut: „Nach dem wirklich sehr enttäuschenden Resultat letzte Woche haben wir uns sehr fokussiert auf dieses wichtige Spiel vorbereitet“, so der Grizzlies-Coach Ian Fowler gegenüber TR. Der Australier betont, dass man sich der Stärke des BRC im Sturm und auf den Außen bewusst sei und deshalb hart am Umschaltspiel und der Defensive generell gearbeitet habe. Der Schlüssel sei jetzt mehr Konstanz zu zeigen - „Wir wollen unsere gute Heimbilanz auf der Willi-Sänger-Anlage behalten“ - ein Sieg gegen den großen Lokalkonkurrenten wäre da der erste Schritt.

Dieser aber hat, bis auf den Ausrutscher daheim gegen Germania, eine bisher perfekte Saison hingelegt. BRC-Coach Uwe Maaser sieht das Ergebnis aus der Vorwoche aber eher als Ausrutscher: „Wir haben nach dem wirklich schlechten Spiel gegen Germania viel an der Analyse unserer Fehler gearbeitet und sind sicher,  dass wir solch ein Spiel nicht mehr abliefern werden.“ Das Spiel gegen die Grizzlies werde ein „emotionales und intensives Derby“ und „grundsätzlich das härtere“ der beiden Spiele gegen Berliner Lokalkonkurrenz, so der neue Trainer der Berliner weiter. An der Motivation sollte es den Berlinern also nicht mangeln.

TotalRugby-Prognose: Beide Teams wollen nach einer Niederlage zurück in die Spur finden, wobei die Pleite der Grizzlies in Leipzig ebenso ein wirklicher Rückschlag war, wie die des BRC daheim. Doch während der BRC immer noch Teil der Spitzengruppe ist, weilen die Grizzlies etliche Ränge dahinter, was nach dem bisherigen Saisonverlauf leistungsgerecht ist. Der BRC war bisher deutlich konstanter und geht als Favorit in dieses Spiel - wir sehen den Berliner Rugby-Club mit +16 Zählern vorn.

 


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Letzte Aktualisierung ( Samstag, 20. Oktober 2018 )