TotalRugby-Vorschau Bundesliga: Auftakt zur spannendsten Saison seit Jahren
Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 30. August 2018

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Zwei Teams, die in der Vorbereitung aufeinandertrafen und nunmehr zum erweiterten Meisterschaftsfavoritenkreis gehören dürften: Hannover 78 und Frankfurt 1880.

Selten wurde eine Bundesliga-Saison mit dermaßen viel Spannung erwartet. Es mögen zwar einige Stars dem Rugby-Oberhaus den Rücken gekehrt haben, dafür verspricht es die ausgeglichenste Spielzeit in Deutschlands höchster Spielklasse seit Jahren zu werden. Die traditionellen Favoriten werden, soviel scheint heute schon festzustehen, zu kämpfen haben. Gerade der zuletzt eintönig gewordene Rugby-Süden dürfte an der Tabellenspitze, sowie im Keller, einiges an Spannung zu bieten haben.

Süd/West

RC Luxemburg - Neckarsulmer SU
Samstag 1. September, 15 Uhr

Die Rugger aus dem Großherzogtum sind zurück im Oberhaus - nachdem das erstmalige Abenteuer Bundesliga in der vorletzten Saison vorzeitig mit dem Abstieg endete, unternehmen die Himmelblauen nun den zweiten Anlauf sich in Deutschlands höchster Spielklasse zu etablieren. Schon in der Bundesliga-Saison 2016/2017 zeigten die im Südwesten von Luxemburg-Stadt beheimateten Männer vom RCL, dass sie gerade auf dem heimischen künstlichen Grün von Cessange durchaus konkurrenzfähig sind: Gegen Heusenstamm, Handschuhsheim und Neuenheim unterlagen die Luxemburger daheim mit weniger als einem Versuch. Frankfurt 1880 rettete sich erst mit einem Straftritt in allerletzter Minute vor einer Heimblamage und in Neuenheim konnte der RCL gar einen überlegenen Sieg einfahren. Die Zweitliga-Saison nutzten die Luxemburger um sich neu zu gruppieren und sicherten sich ganz nebenbei souverän den Aufstieg: Erst der Staffelsieg im Westen und dann zwei Heimsiege gegen Rottweil und StuSta, die die Rückkehr ins Oberhaus sicherten.

Nun hat sich der RCL viel vorgenommen: Mit Alex van Zealand als Sportdirektor und James Kent als Trainer übernimmt ein erfahrenes Duo die Geschicke des RCL. „Wir wollen auf die Erfolge des letzten Jahres aufbauen“, so das Duo im Gespräch mit TR. Das oberste Ziel sei es in der Bundesliga „wettbewerbsfähig“ zu sein. Aus dem ersten Bundesliga-Ausflug habe man gelernt und an der Tiefe im eigenen Kader gearbeitet - Sportdirektor van Zealand gibt sich dahingehend selbstbewusst: „Da sind wir weitaus besser aufgestellt, als in unserer ersten Bundesliga-Saison“. Nach einer langen und fokussierten Vorbereitung will man beim RCL nun gegen Neckarsulm die Früchte der eigenen Arbeit einfahren. Zwei Vorbereitungsspiele gegen den niederländischen Erstligisten Hilversum und den französischen Fünftligisten Metz haben den Luxemburgern geholfen ihren Rhythmus zu finden. Trainer Kent mit Blick auf den Saisonauftakt gegen Neckarsulm: „Wir wollen, wie sicherlich jedes andere Team auch, einen guten Start hinlegen. Das bedeutet hoffentlich gleich einen Sieg gegen Neckarsulm.“ Gleichwohl wünscht das Trainerteam der Luxemburger sowohl den Neckarsulmern, als auch den restlichen Bundesliga-Klubs und dem kleinen luxemburgischen Nachbarn Walferdange, der auch ins deutsche Liga-System gewechselt ist, explizit einen erfolgreichen Saisonstart.

Auf den Neuen ruhen bei der NSU die Hoffnungen

Die Neckarsulmer sehen sich indes nicht in einer optimalen Ausgangslage - Trainer Mark Kuhlmann gibt gegenüber TR unumwunden zu: „Bei uns läuft es leider gerade nicht so gut.“ Unter anderem fallen mit Kapolla, Geibel, Carter, Mitocaru und Murphy einige Leistungsträger aus, zum Teil für Monate. Die Vorbereitung nach der pokalbedingt verlängerten Saison sei, so ist von den Neckarsulmern zu hören, während der Ferienzeit ebenso „nicht perfekt“ verlaufen. Trainer Kuhlmann weiß aber darüber hinaus von guten Trainingsleistungen einiger Neuer zu berichten: „Onyeahasi, Cox, Böhme, Austin und Odounde zeigen vielversprechende Leistungen im Training.“ Gerade auf den Siebener-Spezialisten Alex Onyeahasi hält man bei der NSU große Stücke - er soll den zu Hannover 78 zurückgekehrten Max Kopp als Verbinder beerben. Mit dem RC Luxemburg erwartet man bei den Neckarsulmern nicht nur einen direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt, sondern auch einen sehr heimstarken Gegner.

TR-Prognose: Es könnte ein richtungsweisendes Duell werden - nachdem die Neckarsulmer im Vorjahr mit einer tollen Hinrunde den Grundstein für den Klassenerhalt in der Rugby-Bundesliga legen konnten, droht den Unterländern nun eine schwierigere zweite Saison im Rugby-Oberhaus. Sollte sich der RC Luxemburg tatsächlich als eine Nummer zu stark herausstellen, könnte es eine schwierige Saison werden. Die Rugger aus dem Großherzogtum bleiben indes eine Überraschungskiste in der Bundesliga - anders, als bei den anderen 15 Bundesligisten sieht man sich nicht regelmäßig bei Turnieren oder in den Auswahlmannschaften. Dennoch sehen wir die Luxemburger nach einer überragenden Zweitliga-Saison mit Rückenwind in die Bundesliga starten. Der RCL setzt sich knapp mit +4 Zählern durch.

Heidelberger RK - RK Heusenstamm
Samstag 1. September, 15 Uhr

Der Abo-Meister empfängt den Vorletzten der abgelaufenen Saison und die beiden letzten Ergebnisse dieses Duells aus dem Vorjahr (60:0 und 93:0, jeweils für den HRK) sprechen Bände. Doch diese Saison ist in der Bundesliga vieles anders, allen voran beim amtierenden Champion. Der Grund: Der HRK wurde von allen Bundesligisten am härtesten von der Auflösung der Wild Rugby Akademie von Capri-Sonne-Mäzen Dr. Hans-Peter Wild getroffen. 

Gleich acht absolute Leistungsträger - Samy Füchsel, Michael Poppmeier, Raynor Parkinson (zu Frankfurt 1880), Hagen Schulte, Jarrid Els (Bukarest), Marcel Coetzee, Jaco Otto (TSV Handschuhsheim) und Ayron Schramm (USA) - haben den Klub bereits verlassen um anderswo dem ovalen Leder nachzujagen. Dritte-Reihe-Stürmer Sebastian Ferreira gilt als weiterer abwanderungswilliger Kandidat, noch ist das Schicksal des DRV-XV-Stürmers aber noch nicht geklärt. Zu allem Überfluss hatten zwei Klub-Veteranen (Kehoma Brenner&Robert Hittel) ihre Karriere mit dem Ende der abgelaufenen Saison beendet und mit Sean Armstrong, Julio Rodriguez, Timo Vollenkemper und Benedikt Rehm fehlen weitere Leistungsträger urlaubsbedingt - Pierre Mathurin wird indes nach einer Weltreise wohl in dieser Spielzeit gar nicht zum Einsatz kommen.

Dennoch gibt man sich beim Klub selbstbewusst, Trainer Pieter Jordaan: „Wir haben nach wie vor einen qualitativ hochwertigen Kader, der sich nicht zu verstecken braucht.  Mit unserer interessanten Mischung aus erfahrenen Nationalspielern, jungen Talenten und erfahrenen Spielern aus der 2. Mannschaft wollen wir in dieser Saison einen Neuanfang starten. Wir konzentrieren uns daher zunächst auf die ersten beiden Spiele, die wir beide gewinnen möchten – danach setzen wir uns neue Ziele“ Das HRK-Prunkstück bleibt weiterhin der Sturm, allen voran die erste Reihe, die mit Jörn Schröder, Dash Barber und dem Rückkehrer Arthur Zeiler internationales Format hat. Dahinter jedoch wird es dem Klub, zumal in dieser Woche, an Erfahrung fehlen: Markus Ulka,Nikita Ovchinnikiv und Thore Schmidt sollen für den Klub in der dritten Sturmreihe die Kohlen aus dem Feuer holen.

Von der Meistermannschaft des HRK sind nicht mehr viele Spieler übrig

Auch bei den gastierenden Füchsen weiß man um die neue Ausgangslage beim Ruderklub: „Wir werden trotz aller Ausfälle ein Team stellen, welches gegen HRK Punkte holen will!“ Gibt sich Gäste-Coach Walger ebenso selbstbewusst. Die Heusenstammer haben die Siebener-Meisterschaft daheim allesamt unversehrt überstanden, jedoch werden Sam Rainger und Tim Biniak aufgrund des in der kommenden Woche anstehenden EM-Turniers in Lodz fehlen. Zur Liste der Abwesenden gesellen sich noch Zinzan Hees, Alex Krapf, Patrik Weber, Leon Hees, Ben Sabinarz, Max Utikal, Benjamin Krimer und Marc-Andre Bettner - allesamt Verletungs- oder Urlaubsbedingt.

TR-Prognose: Für die Füchse, die traditionell als auswärtsschwach gelten, soll der Klassenerhalt möglichst schon früh geklärt werden, so das erklärte Ziel. Da wären überraschende Punkte auswärts beim Klub sicherlich willkommen. Das Spiel dürfte absolut offen sein und beim Klub wird gerade die Dreiviertelreihe, auf der aus der Vorsaison am Samstag in Sachen prominenter Namen lediglich Steffen Liebig auflaufen dürfte, einen Stotter-Start haben. Gerade auf dem künftigen Verbinder Matthias Liebig lastet großer Druck. Ob der Klubsturm diese Unerfahrenheit und Unsicherheit in der Hintermannschaft ausgleichen können wird, bleibt abzusehen. Die mit Talenten aus dem Nachwuchs und der zweiten Mannschaft aufgefüllte Hintermannschaft, die in der Vorsaison noch in Liga drei gespielt hat, wird den Angriffswirbel der Füchse unter Kontrolle bringen müssen. Die Partie dürfte unglaublich offen sein und dem RKH ist der Auswärtserfolg durchaus zuzutrauen - wir sehen den HKR jedoch knapp mit +5 vorne.

TV Pforzheim - SC Frankfurt 1880
Samstag 1. September, 15 Uhr

Duell mit umgekehrten Vorzeichen: Wäre bei gleicher Konstellation im Vorjahr noch der TV Pforzheim der haushohe Favorit gewesen, haben sich die Kräfteverhältnisse zwischen den beiden ambitionierten Süd-Klubs nunmehr umgekehrt. Warum mag man sich als nicht dermaßen passionierter Verfolger des Bundesliga-Geschehens fragen - die Antwort: Während der SC Frankfurt 1880 den Sommer über beim hektischen Transfergeschehen mitmischte und gleich drei HRK-Asse (Raynor Parkinson, Michael Poppmeier und Samy Füchsel) verpflichtete, liefen dem TV Pforzheim reihenweise die Spieler davon. Gleich sechs Hochkaräter, die in den letzten Jahren die erfolgreiche Rhinos-Mannschaften zu Meisterschaften, Pokalsiegen und in Bundesliga-Finalspiele gebracht haben, haben dem TVP den Rücken gekehrt. Allen voran Kapitän Rob May, Sturm-Pfeiler Arthur Zeiler und die Hintermannschafts-Stützen Manasah Sita, Samj Harris und Luke Wakefield werden bei den Goldstädtern schmerzlich vermisst werden.

Beim TV Pforzheim und seinem Grafiker ist die Vorfreude auf die Saison sichtlich groß

Diese wollen die entstandenen Lücken mit dem eigenen Nachwuchs füllen - für den neuseeländischen Coach John Willis eine mehr als nur anspruchsvolle Aufgabe, dementsprechend bittet Willis den eigenen Anhang um Geduld. Mit DRV-VII-Star Carlos Soteras-Merz, Flanker Lee Murray und dem Simbabwe-Speedster Tafadzwa Chitokwindo hat der Gastgeber immer noch einige Spieler der höchsten Bundesliga-Güte dabei. Doch durch die in diesem Sommer für Pforzheimer Verhältnisse zurückhaltende Transfer-Politik ist man klar ins Hintertreffen geraten. Gegen aufstrebende Frankfurter wagt man bei den Pforzheimern daher keine Prognose abzugeben - bis zum Ende der Saison will man aber unter den Top-5 des Südens landen. Die künftige Strategie erklärt Team-Manager Jens Poff wie folgt:  „Wir wollen den Spagat schaffen, zwischen einer um die vorderen Plätze mitspielenden Mannschaft und einem Perspektivteam, in dem unser Vereinsnachwuchs und junge deutsche Spieler aus anderen Regionen sich an die Bundesliga-Spitze herantasten können.“

Die Gäste wiederum wollen ihren Aufwärtstrend der letzten Jahre fortsetzten und an die erfolgreiche Ära vor zehn Jahren anknüpfen: Damals zählte der SC 1880 regelmäßig zu den Meisterschaftskandidaten und sicherte sich 2008 und 2009 gar den Titel. Gerade der 80-Sturm dürfte in dieser Saison zum Trumpf werden - Samy Füchsel und Michael Poppmeier bringen ganz viel Erfahrung in die Reihen der Frankfurter. Raynor Parkinson dürfte als eins-zu-eins Ersatz für den zu Offenbach abgewanderten Wynston Cameron-Dow zu verstehen sein. Dow galt in Frankfurt neben dem Platz als nicht immer dermaßen überzeugend wie auf dem grünen Rasen an der Feldgerichtsstraße. Seinen guten Kumpel Senzo Ngubane hat es daraufhin nicht mehr in Frankfurt gehalten, jedoch ist er zu seinem Ex-Klub Neuenheim zurück.

1880-Coach Todd Kearns betont im Gesrpäch mit TR die gute Vorbereitung mit drei Testspielen und gibt sich mit Blick auf das Spiel in Pforzheim am Samstag selbstbewusst: "Wir glauben an unsere Chance am Samstag. Wir haben das nötige Talent, müssen aber sicherstellen die Leistung auch auf dem Platz abzuliefern."  Mit Blick auf den ganzen Saisonverlauf wagt Todd noch keine voreilige Prognose - nach dem spektakulären Transfersommer müssen alle Teams sich noch finden und das Kräfteverhältnis finden, gleichwohl betont der Neuseeländer: "Wir müssen jetzt schnell zueinanderfinden, unsere Kombinationen auf dem Platz finden und dann wollen wir auch in die Playoffs."

TotalRugby-Prognose: Nach Testspielen gegen Hausen und Hannover 78 sieht man sich bei den Rot-Schwarzen bereit - der Sprung in die Playoffs ist das erklärte Saisonziel und da wird der Auswärtstrip beim im Umbau befindlichen TVP der erste Gradmesser sein. Der neben dem HRK größte Verlierer des Transfersommers dürfte dabei für die Frankfurter eine machbare Hürde sein - denn noch sind die Pforzheimer in einer Findungsphase und anders, als in den Vorjahren, scheinen die neuen Rhinos-Rekruten nicht auf Anhieb eine Verstärkung zu sein. Frankfurt gewinnt mit +14 Zählern.


Nord/Ost

Hamburger RC - SC Germania List
Sonntag 2. September, 15 Uhr

„Mit voller Kappelle“ soll es für den Hamburger RC in die neue Saison gehen, so Team-Manager Lasse Roeder gegenüber TR. Gerade die Spiele gegen die direkten Konkurrenten um den Klassenverbleib gelte es zu gewinnen, um den Umweg Relegation in jedem Fall zu vermeiden.  Dabei wird der HRC mit nahezu unverändertem Personal auflaufen: Lediglich Lars Dreessen und Maxime Dervillez sollen an die erste Mannschaft herangeführt werden. Die Vorbereitung gestaltete sich für die Hamburger Teams indes schwierig - mit der Arena Saarlandstraße, die gleich fünf Teams nutzen und deren Rasen zur Pflege den Sommer über einige Wochen gesperrt war, mussten die Hamburger auf den Stadtpark ausweichen. Wie Coach Carsten Segert gegenüber dem Hamburger Abendblatt erläutert: „Die Bedingungen, die wir hier haben, deuten nicht darauf hin, dass wir uns weiterentwickeln können. Erst vor zwei Wochen konnten wir erstmals auf unserem Heimplatz trainieren, vorher war er zwecks Regeneration wochenlang gesperrt.“

Die Hamburger erwarten am Samstag einen „traditionell stark in die Saison startenden Gegner“, so ist sich Team-Manager Roeder sicher. Aber die Germanen seien, wie alle anderen Gegner in der Nord-Liga, ebenso verwundbar, so betont man es beim HRC. „Wir wollen Chancen und Möglichkeiten auf Punkte in jedem Spiel ergreifen“, so die Devise des Team-Managers. Gegen die spielstarken Hannoveraner, die sich auf dem schnellen Hamburger Geläuf pudelwohl fühlen werden, muss sich Coach Carsten Segert allerdings etwas einfallen lassen. Der Cheftrainer der Hanseaten Carsten Segert, der sich auf Nachfrage gegenüber TR leider nicht äußern wollten, gab dem Hamburger Abendblatt mit Blick auf das Spiel gegen Germania zu Protokoll: „Aber wir wissen, wo wir stehen. List ist als Halbfinalist der vergangenen Saison Favorit, wir sind der Underdog. Mir ist das jedoch ganz recht, so haben wir nichts zu verlieren.“

Mit Germania List gastiert nämlich eines der absoluten Top-Teams der vergangenen Jahre - jedoch hatten auch die Hannoveraner gegen Ende der letzten Saison starke Personalprobleme und mussten mit dem Abgang von Jarrod Saul einen personellen Rückschlag einstecken, den man aus den eigenen Reihen ausgleichen will. Immerhin wurde mit Trainer Danny Stephens einen prominenten Trainer verpflichten, der Duiane Lindsay beerbt. Stephens will seine eigenen Akzente setzen und in erster Linie die drei aus der U-18 kommenden Spieler integrieren. „Wir wollen 100% organisch wachsen und am Ende der Saison hoffentlich in der oberen Tabellenhälfte stehen“ so Stephens.

Die Verletzten-Misere aus der Vorsaison ist überstanden und außerdem rechnet man mit weniger Schutzsperren für die eigenen Siebener-Asse Daniel und Niklas Koch. Trainer-Neuling Stephens betont den kollektiven Geist, den er in Hannover vorgefunden hat. Kapitän Stefan Mau wird die Germanen auch am Samstag wieder in die Schlacht führen - mit Blick auf den Gegner gibt der groß gewachsene Zweite-Reihe-Stürmer im Gespräch mit TR zu Protokoll: „Ich habe Respekt vor Carsten Segerts Strategien und dem schweren Hamburger Sturm, zumal sich unser Kader in diesem Jahr erst noch richtig finden muss, da wir uns auf einigen Positionen verjüngen. Es wird ein schwerer Gang, aber wir wollen den Sieg holen!“

TotalRugby-Prognose: Es wird ein Duell der Philosophien am Sonntag in der Rugby-Arena. Die schnellen Siebener-Experten gastieren beim schweren Hanseaten-Sturm - sicherlich ein packendes Duell. Bei trockenen 23 Grad und spätsommerlich trockenem Wetter aber mit Vorteilen für die Gäste. Erst bei den am letzten Wochenende zu Ende gegangenen Siebener-Meisterschaften konnten die Hannoveraner unter Beweis stellen, was sie mit viel Platz und einem trockenen schnellen Platz anfangen können. Auch am Sonntag in Hamburg dürften den Listern die Bedingungen liegen - Germania gewinnt mit +12 Punkten.

+++Das Berliner Derby muss wegen eines Wasserschadens am Platz verschoben werden!+++

RK 03 Berlin - Berliner RC
VERSCHOBEN! Wir geben den Nachholtermin bekannt!

Das Berliner Derby gleich zum Auftakt - Samstag empfängt der Rugby Klub 03 in Berlin Weißensee den Erzrivalen aus dem Westen der Stadt. Nachdem die Schwarz-Gelben im Vorjahr beide Derbys für sich entscheiden konnten, gönnt man dem BRC auch in diesem Jahr besonders im direkten Duell nichts. RK-Team-Manager Lutz Joachim betont im Gespräch mit TR: „Das Derby gegen den BRC ist immer etwas Großes“, sieht die Siegchancen gleichwohl ausgeglichen.

Denn der RK, so konstatieren die Ost-Berliner selbst, befindet sich im Umbruch und will sich auch in Sachen Saisonziel nicht sonderlich weit aus dem Fenster lehnen. Da habe man sich noch nicht festgelegt, das Halbfinale werde aber schwer zu erreichen sein, so die Überzeugung bei den Berlinern: „Auf den wichtigen Positionen fehlen uns ein paar Leute.“ Der BRC hingegen habe sicherlich aus seinen guten Nachwuchsjahrgängen ein paar Spieler hochgezogen, weswegen man beim RK 03 ein engeres Derby erwartet, ein 50:50 Spiel.

Trainingsauftakt beim BRC mit neuem Coaching-Team

Der am Samstag im Osten der Hauptstadt gastierende BRC musste im Sommer zunächst den Abgang von Coach Danny Stephens verkraften. Der Waliser hatte den Hauptstadt-Klub zuletzt in der Bundesliga zu einem sportlichen Aufwärtstrend verholfen. Die nun gefundene Lösung ist interner Natur: Uwe Maaser, der bisherige Erfolgscoach der U-18, wird die erste Herren-Mannschaft übernehmen. Sein Motto: „Die Vorbereitungsphase kurz - die Ziele hoch“ - der Trainings-Auftakt sei vielversprechend verlaufen. Dabei hat Maaser seit dem Trainingsauftakt mit den Herren zunächst an den Basics gearbeitet: Die Fitness sowie die Rugby-Grundfertigkeiten verbessern. Darüber hinaus will der ehemalige U-18 Coach natürlich viele Spieler aus der erfolgreichen Jugendmannschaft, die sich im Mai den Meistertitel sichern konnte, im Herren-Bereich integrieren.

TotalRugby-Prognose: In den letzten Jahren konnte der RK 03 die Berliner Derbys reihenweise dominieren, doch es scheint, als würde das Duell der beiden großen Hauptstadt-Klubs in diesem Jahr ein engeres werden. Samstag dürfte für beide Klubs ein absoluter Gradmesser werden: Wird sich der RK 03 weiter in der Spitzengruppe der Bundesliga-Nordstaffel halten können? Setzt der BRC seinen Aufwärtstrend unter dem neuen Trainer fort? Wir sehen den RK 03 in einem ganz engen Spiel aufgrund der Heimstärke noch vorne. Der RK 03 gewinnt ein Spiel, das lange auf Messers Schneide liegt, mit +4 Zählern.

FC St. Pauli - RC Leipzig
Samstag 1. September, 15 Uhr

Die Braun-Weißen aus der Hansestadt hatten ein Jahr um in Liga zwei den Neuanfang zu wagen: Die Rückkehr der Paulianer ins Oberhaus könnte nun direkt ein richtungsweisendes Spiel werden. Mit dem RC Leipzig gastiert ein direkter Konkurrent um den Klassenerhalt in der Rugby-Arena Saarlandstraße. Mit einem Sieg könnte der Gastgeber direkt ein Zeichen setzen. Dessen ist man sich bei den Hanseaten auch bewusst: „Vor allem haben wir uns vorgenommen an die sportliche Entwicklung der vergangenen Saison anzuknüpfen und unser bestes Rugby zu spielen. Aber natürlich wollen wir zu Hause auch gewinnen“, so Coach Fritze Michau gegenüber TR.

Die Vorbereitung sei zwar „naturgemäß nicht reibungslos“ verlaufen - in Hamburg gibt es gleich fünf Mannschaften, die den Rasenplatz in der Arena nutzen - aber nun, so ist von Paulianer Seite zu hören, habe man für das Wochenende drei volle Kader für alle drei Herren-Mannschaften, ohne jemanden doppelt spielen lassen zu müssen. Der wohl prominenteste Name bei den Gastgebern ist Tom Behrendt - der Dritte-Reihe-Stürmer mit Erfahrung in der DRV XV hatte sich nach dem Pauli-Abstieg der Germania aus List angeschlossen, jedoch dort nur zwei Spiele absolviert, bevor er sich unglücklich das Kreuzband riss. Nun ist Behrendt wieder da, um seinen FC St. Pauli im Oberhaus anzuführen. Angesprochen auf das Saisonziel des FC St. Pauli gibt sich Coach Michau indes bescheiden: „Unser Ziel ist es stets am Ende der Saison besser zu sein, als zu Beginn. Abgesehen davon werden wir natürlich versuchen immer zu gewinnen.“

Beim RC Leipzig droht Außen Mahmoud Alrebdawi auszufallen

Der Gast an diesem Samstag wird der Rugby Club Leipzig sein. Die Sachsen haben eine turbulente Sommerpause hinter sich. Nach dem vermeintlichen sportlichen Klassenerhalt am letzten Spieltag mit einem Sieg über den RK 03 folgte eine wochenlange Posse, nachdem die Berliner Grizzlies ihre letzte Saisonniederlage gegen Germania List nach Anruf des Sportgerichts für sich gewertet bekommen hatten und Leipzig somit den Weg in die Relegation hätte antreten müssen. Dazu kam es aber in letzter Minuten nicht. Leipzig blieb der Liga erhalten und blickt nun auf eine weitere Saison im Oberhaus voraus.

Das Spiel beim Aufsteiger sieht man beim RCL, so Team-Manager Sven Paukstat, als „absolute Standortbestimmung“ an. Deshalb gehe man „hochmotiviert“ in diese Partie und mit Blick auf die Ergebnisse gegen Ende der Rückrunde, als die Sachsen ihre besten Ergebnisse einfuhren, sei die durch die Querelen abseits des Platzes verpasste Sommerpause eventuell gar nicht Mal so schlecht. Die Leipziger wähnen sich im Rhythmus, auch nach der am vergangenen Wochenende gespielten Siebener-DM, bei der sich jedoch Leipzigs syrischer Speedster Mahmoud Alrebdawi leicht verletzt, so dass sein Einsatz nun fraglich erscheint. Mit Samkele Yafele und Frederik Greyling hat der RCL indes auch noch für Verstärkung sorgen können. Über die Kooperation mit dem Logistikunternehmen DHL, das in der Sachsen-Metropole einen großen Standort aufgebaut hat, waren in den vergangenen Jahren immer wieder talentierte Rugger in die neuen Bundesländer gekommen.

TotalRugby-Prognose: Für den FC St. Pauli wird es ein erster richtiger Härtetest - nach einem Jahr in der vermeintlich schwachen zweiten Liga Nord kommt nun mit dem RC Leipzig einer derjenigen Gegner nach Hamburg, den die Paulianer dringend schlagen sollten, zumal daheim. Das ist eine Chance, setzt den Aufsteiger zugleich aber auch unter Druck. Mit einer Niederlage würde man direkt mit viel Druck in die Saison einsteigen. Leipzig dagegen wird sicherlich etwas befreiter aufspielen können und froh sein, das eigene Schicksal auf dem Rasen zu bestimmen und nicht am grünen Tisch. Wir sehen die Gäste in einer ganz engen Partie vorne: Leipzig gewinnt mit +3 Punkten.

Hannover 78 - Berliner Grizzlies
Samstag 1. September, 15 Uhr

Selbstbewusste 78er empfangen die Berliner Grizzlies. In der Vorsaison waren die Hannoveraner das alles überragenden Nord-Team und konnten alle 14 regulären Saisonspiele für sich entscheiden, bevor daheim gegen die RG Heidelberg im Halbfinale nach großem Kampf und einer 24:32 Niederlage Schluss war. Bis ins Bundesliga-Halbfinale will es der Hannoveraner Traditionsklub nun erneut schaffen, möglichst daheim, so die klare Zielsetzung. Immerhin hat das Halbfinale gegen die RGH gezeigt: Mit den Top-Klubs des Süden kann man mittlerweile mithalten und warum sollte nicht Mal ein Finaleinzug drin sein?

Kadertechnisch dürfte sich 78 trotz des Abgangs von Siebener-Star Kain Rix leicht verbessert haben: Mit Jarrod Saul (Germania List), Max Kopp (Neckarsulm) und Rafael Pyrasch (Odin/Döhren) konnten auch einige prominenten Zugänge vermeldet werden.

Am Samstag erwartet die 78er ein physisch starker Gast: „Die spielen sehr sturmlastig und wir haben uns zwei Mal schwer gegen die Grizzlies getan, das müssen wir besser machen“, so Coach Benjamin Krause. Ein Sieg sei schließlich Pflicht, sofern man erneut Platz eins im Norden sichern wolle. Kadertechnisch sieht es bei den Hannoveranern gut aus. Nur hinter den Einsätzen von Jarrod Saul und Phil Szczesny stehen noch Fragezeichen, abhängig von der DRV-VII-Nominierung für das letzte EM-Turnier.

Die Gäste dagegen wissen erst seit knapp zwei Wochen, dass sie in dieser Saison im Oberhaus spielen. Erst die Posse um die Relegation und schließlich die Lizenzvergabe. Doch die Grizzlies wollen sich davon nicht aus der Ruhe bringen lassen und haben beim Spiel gegen 78 gar einen ehemaligen 78er mit an Bord: Außen Shasa Kaczmarek hat sich im Sommer den Hauptstädtern angeschlossen.

TotalRugby-Prognose: Die Grizzlies werden es dem Nord-Primus sicher wieder nicht einfach machen. Doch gerade bei schnellen spätsommerlichen Bedingungen dürften die Grizzlies Probleme haben das Tempo der 78er mitzugehen. Wir sehen die Hannoveraner klar vorne: 78 gewinnt mit +18 Punkte und untermauert die eigenen Playoff-Ambitionen.

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Letzte Aktualisierung ( Freitag, 31. August 2018 )