Grizzlies wird Bundesliga-Lizenz verweigert - wie geht es weiter bei den Berlinern?
Geschrieben von TotalRugby Team   
Samstag, 28. Juli 2018

Grizzlies-Spieler Hayes wird von zwei Leipzigern getackled.
Die Grizzlies hatten nach ihrer Debüt-Saison den Klassenerhalt sportlich hauchdünn geschafft, bangen nun aber wegen der Lizenzvergabe. Foto (c) Kirschner.

Für Fans und Spieler der Berliner Grizzlies bleibt der Sommer eine emotionale Achterbahnfahrt - erst das Theater um den Gang in die Relegation, dann das dramatische Spiel gegen Victoria Linden und nun die Horror-Meldung, dass den Berlinern die Lizenz verweigert wird. Das letzte Wort in dieser Affäre ist jedoch nicht gesprochen, denn die Berliner werden voraussichtlich vor das Sportgericht ziehen. Sollte dieser Einspruch scheitern würde laut den Regularien kein Team nachrücken und die Bundesliga-Nord nur mit sieben Teams ausgespielt werden.

Die Lizenzvergabe in Deutschlands höchsten beiden Rugby-Spielklassen wird bei einigen Vereinen seit Jahren mit nervöser Anspannung erwartet, während andere Vereine regelrechten Argwohn gegenüber den vermeintlichen Regelbrechern und schwarzen Schafen hegen. Selbst für die Vereine in Deutschlands höchster Spielklasse sind die Auflagen in Sachen Jugendarbeit und Schiedsrichter, ja selbst die auszurichtende Gebühr oftmals ein Problem.

Dieses Mal hat es erneut die Berliner Grizzlies erwischt, die bereits im Vorjahr mit einem Punktabzug gestartet waren. In dieser Saison haben die Hauptstädter erstmals Jugend- und Schüler-Teams gemeldet, aber nicht die dafür notwendigen Schiedsrichter. Darüber hinaus haben die Grizzlies ihre notwendigen Schiedsrichter-Gebühren für die abgelaufene Saison mehr als ein halbes Jahr zu spät entrichtet. SDRV-Vorstand Ralf Tietge erläutert gegenüber TR, dass man nach mehreren Jahren der laxen Regelauslegung in diesem Sommer stringenter vorgegangen sei. Weiter ergänzt Tietge, dass die meisten Vereine die Botschaft verstanden hätten.

Bei den Grizzlies gibt man sich schockiert und wägt erst einmal weitere Schritte ab. Man habe auch selbst erst durch die DRV-Meldung von diesem Vorgang erfahren, was Team-Manager Moritz Koburg „dubios“ nennt. Man erwägt bei den Grizzlies indes das Jugend-Team zurückzuziehen und die darauf folgende Punkt- und Geldstrafe in Kauf zu nehmen. Jedoch liegt es im Ermessen des DRV-Präsidiums, ob man ein solches Vorgehen absegnet. Eine Empfehlung von der deutschen Rugby-Jugend und durch den Schiedsrichter SDRV wird da entscheidenden Einfluss haben.

Eventuelle Hoffnungen auf ein Nachrücken des Hannoveraner Rekordmeisters Victoria Linden entbehren jeder rechtlichen Grundlage. Wie DRV-Vize Jens Poff, zuständig für den Spielbetrieb, gegenüber TR erläutert, werde es keinen Nachrücker geben. „Wir haben sämtliche Paragraphen durchgewalzt“, so der TVP-Team-Manager und DRV-Vize. Die Hannoveraner hatten das Relegationsspiel nur hauchdünn gegen die Grizzlies verloren und wären zweifelsohne in der Bundesliga angetreten. So wird die Nordstaffel der Rugby-Bundesliga, sofern der Einspruch der Grizzlies erfolglos bleibt, nur mit sieben Teams ausgespielt werden.

Doch auch in diesem Konflikt, genau fünf Wochen vorm Start der Rugby-Bundesliga, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Artikel empfehlen
Kommentare (4)add comment

Andreas Hauer said:

2314
...
Wieso erfolgt die Lizenzierung eigentlich immer erst so spät?
Und warum müssen die Grizzlies direkt in die Regionalliga absteigen?

Juli 30, 2018

Carlo Schomacker said:

2941
Sinnfreie Regel
Die Frage bleibt doch wieso Vereine ohne Nachwuchs eine Lizenz mit Punktabzug bekommen und Vereine die Nachwuchs melden aber dafür keine Schiedsrichter stellen können die Lizenz verwährt wird. Sicher ist das Thema Schiedsrichter zu jeder Zeit brisant. Man sollte das Pferd aber von der anderen Seite aufzäumen. Wer keinen Nachwuchs meldet bekommt keine Lizenz, wer keinen Schiedsrichter für den Nachwuchs meldet bekommt zwar die Lizenz aber entsprechende Sanktionen / Auflagen um das Problem zu beseitigen. Die Regelung von einem Schiedsrichter Lizenz-B für die gemeldete Bundesligamannschaft zum Erhalt der Lizenz ist natürlich richtig.
Juli 30, 2018

andre krause said:

1819
Der Verband und seine Regeln
Dieser Verband mit seinen Regeln und seinen Funktionären sind ein Ärgernis. Offenbar ist der sportliche Wettbewerb nicht vordergründig in deren Interesse. Man muss Rugby wirklich leidenschaftlich lieben, um das alles in Kauf nehmen zu wollen.
Juli 30, 2018

Matthias Hase said:

381
...
Eben diese Regeln (Lizenzbedingungen) sollen einen sportlichen Wettbewerb garantieren - wie in jeder anderen Sportart auch. Einfach mal einen Blick auf andere Sportarten werfen, dann stellt man fest, dass die Lizenzbedingungen im DRV einen lächerlich geringen Umfang haben. Und selbst diese Auflagen können die Vereine nicht einhalten. Wie sollte es dann nur sein, wenn man wirklich professionelle Vorgaben einführt die die Wirtschaftlichkeit, Vorgaben und Ausstattung von Spielstätten etc. vorschreibt...?! Ach ja, die Lizenzbedingungen werden übrigens auf dem DRT verabschiedet. Wieso jetzt \"der\" DRV wieder an allem Schuld sein soll, verstehe ich nicht. Er setzt lediglich das um, was Vereine und LV, die \"den\" DRV bilden, beschlossen haben.
Juli 30, 2018

Kommentar schreiben
Du mußt angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.

busy