Der BRC vor der U18-Meisterschaft daheim: Die Ernte jahrelanger Jugendarbeit einfahren
Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 7. Juni 2018

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Mit mittlerweile 260 Jugendlichen ist der BRC zusammen mit Frankfurt 1880 führend in der Jugendarbeit. Foto (c) Grzanna

An diesem Wochenende richtet der Berliner RC die U-18 Meisterschaft bei sich aus. Der mitgliederstärkste Verein der Hauptstadt ist in der Bundesliga Nordost in den letzten Jahren im Rennen mit dem Lokalrivalen RK 03 ein wenig ins Hintertreffen geraten. Doch wenn es um die Jugendarbeit geht, ist der BRC zusammen mit dem SC Frankfurt 1880 noch immer einer der beiden führenden Klubs des Landes. Bei der anstehenden Heim-Meisterschaft will sich der starke U18er-Jahrgang der Berliner nun zu Hause den Titel sichern. Wir nehmen dies zum Anlass auf das Turnier und die intensive Arbeit der Berliner im Nachwuchsbereich zu blicken.

Neben den Berliner Gastgebern und dem SC Frankfurt 1880, komplettieren die SG TSV Handschuhsheim/RG Heidelberg und die TSV Victoria Linden das Teilnehmerfeld an diesem Wochenende. Die Hannoveraner vom Rekordmeister bekommen es am Samstag im Halbfinale mit dem SC 1880 zu tun, während der Gastgeber mit der Heidelberger Spielgemeinschaft aus Löwen und Orange Hearts um den Finaleinzug spielt.

U-18 Nationaltrainer und RK03-Berlin Urgestein Christian Lill kennt die Nachwuchsmannschaft der Berliner genau - in seiner Funktion als Nationaltrainer betreut er viele der BRC-Nachwuchsspieler. Der Gedrängehalb des in der Bundesliga engsten BRC-Rivalen glaubt an die Chancen des Turnier-Gastgebers und gönnt ihnen den möglichen Erfolg: „Mit dieser Generation hat der BRC eine sehr gute Mannschaft und nimmt wohl die Favoritenrolle für das Turnier ein. Die Spieler haben fleißig über das Jahr trainiert und ich wünsche ihnen viel Erfolg für die Meisterschaft.“

Bei den Berlinern selbst sieht man den SC Frankfurt 1880 als Top-Favoriten des Turniers. Seit Jahren gelten die Hessen als Vorbild in Sachen Jugendarbeit und investieren viel Zeit und Geld in ihren Nachwuchs - 2016 vollbrachte der SC 1880 das Kunststück von der U12 bis zur U18 in allen Altersklassen deutscher Meister zu sein. Zudem sind die 80er das bisher einzige Team, das dem BRC-Nachwuchs in dieser Saison eine Niederlage zufügen konnte. Und zwar ausgerechnet beim Fritz-Feyerherm-Turnier, das vom BRC in Gedenken an den ehemaligen Nationalspieler und langjährigen Jugendwart Feyerherm ausgerichtet wird. Sollten sich die Berliner erwartungsgemäß gegen die Heidelberger Spielgemeinschaft und der SC 80 gegen Victoria durchsetzen, dürfte es zum erwarteten Traumfinale kommen.

Was zeichnet die BRC-Jugendarbeit aus

Der BRC könnte am Sonntag dann bereits seinen insgesamt 36. Meistertitel im Nachwuchsbereich einfahren, während im Herrenbereich bisher lediglich eine Vizemeisterschafterschaft im Jahr 1990 sowie zwei Pokalfinalteilnahmen zu Buche stehen. Doch inwiefern die BRC-Jugendarbeit Früchte trägt, lässt sich auch abseits der gewonnen Meisterschaften quantifizieren: Neben dem zweimaligen Gewinn des bundesweiten Jungendsportpreises „Grünes Band“ stellt der BRC seit Jahren drei komplette Mannschaften im Senioren-Bereich in den jeweils drei höchstmöglichen Spielklassen, hat insgesamt 14 Nationalspieler hervorgebracht und über 500 Vereinsmitglieder, wovon die Hälfte im Nachwuchsbereich spielt - die Erfolge des BRC können sich sehen lassen. Doch wie sieht das Programm der Berliner aus und was macht es so besonders?

Chris Lane, der noch bis zum letzten Sommer die DRV VII trainiert hat und nun als in Berlin stationierter Bundestrainer Technik mit den Hauptstadt-Klubs arbeitet, sieht den BRC als „Vorreiter“ im Jugendbereich: „In diesem Jahr waren gleich elf Spieler des BRC in der deutschen U-18 Nationalmannschaft vertreten, was ein Beweis dafür ist, wie der Verein Spieler auf ein hohes Niveau bringen kann. Seitdem ich in Berlin bin haben mich die Arbeit der Berliner und ihre Strukturen wirklich beeindruckt und ich bin überzeugt, dass sie damit langfristig Erfolg haben werden.“

 

 

Auch der Jugendwart des SC 1880 Frankfurt, Tilo Barz, hat nur lobende Worte über die BRC-Jugendarbeit zu sagen: „Wir haben ganz großen Respekt davor, dass der BRC seit Jahren ohne einen eigenen Platz und mit überschaubaren finanziellen Ressourcen so ein großes Programm aufzieht.“ Natürlich, so räumt Barz im Gespräch mit TR ein, sei es ein wenig einfacher in einer Großstadt wie Frankfurt oder Berlin zu arbeiten - sei es durch den größeren Pool an verfügbarem Nachwuchs, oder den ansässigen Ausländern aus Rugby-Hochburgen, trotzdem müsse man erst einmal etwas daraus machen: „Sie haben ein Programm, das kontinuierlich gute Spieler produziert“.

Intensive Arbeit an den Schulen zur Rekrutierung und Popularisierung des Sports

Beim BRC wird zunächst viel Wert auf die Rekrutierung des Nachwuchs gesetzt - momentan kooperiert der Verein mit 20 Schulen, die zusammen über 8.500 Schüler zählen - das mit gerade einmal 20 Wochenarbeitsstunden. In einer Kooperationsschule in Zehlendorf, mit der der BRC seit mittlerweile zehn Jahren arbeitet, wird nun erstmals ein Rugby-Sportschwerpunkt in der siebten Klasse angeboten. Hier wird künftig gar nach einem vom BRC erstellten Lehrplan benotet. Dies soll künftig bis zum Abitur fortgeführt werden.

Wie Uwe Maaser, BRC-Urgestein und 30 Jahre vom Jugendbereich bis in die Bundesliga selbst beim BRC aktiv, betont: „Die Schulen sind vom inklusiven Charakter des Sports begeistert“. Die Schüler wiederum ließen sich gerne vom unbekannten Rugbysport begeistern. Auch der Australier Chris Lane hebt die Schularbeit des BRC hervor: „Sie bringen Rugby in viele Schulen und sorgen damit nicht nur dafür neue Spieler zu rekrutieren, sondern auch dafür den Sport insgesamt bekannter zu machen“. Dazu bereite der Verein ein großartiges Umfeld, in dem als Jugendlicher gleichermaßen gelernt und genossen werde so Lane weiter.

Das Training beim BRC, so erklärt Maaser weiter gegenüber TR, richte sich nach einem übergeordneten Rahmentrainingsplan. Dieser handle zuerst die Grundlagen ab und versuche in Sachen passen, tackeln und rucking ordentliche Standards zu setzen. Die Spezialisierung erfolge erst im späteren Verlauf der Jugend. Eine einheitliche Spielidee über alle Altersklassen habe man dagegen nicht und versuche eher die Stärken des jeweiligen Jahrgangs zu nutzen. Dieses Konzept scheint Früchte zu tragen, wie auch Frankfurts Jugendwart Tilo Barz beobachtet: „In den unteren Jahrgängen sind die BRC-Teams gar nicht Mal dermaßen überragend, aber in den höheren Altersklassen werden sie immer besser, was definitiv für das Trainingsniveau spricht.“

Dazu betont Barz, dass die Mannschaften der Berliner einen kompakten Eindruck hinterließen, als Einheit aufträten. Dass diese Einheit ein wichtiger Aspekt sei, bestätigt auch BRC-Urgestein Uwe Maaser. Er definiert die Rugbykultur, die der Verein seinem Nachwuchs vermitteln will, wie folgt: „Sie kombiniert die physischen Attribute aus Geschwindigkeit, technischem Können, Kraft und Aggression mit den Kernprinzipien Teamgeist, Disziplin, Respekt und kollektiver Verantwortung. Im Rugby gewinnt man mit Demut und verliert mit Stolz.“ Diesen Ansatz will man beim BRC künftig auch an noch mehr Kinder und Jugendliche weitergeben - die jetzige Mitgliederzahl von über 500 soll auf über 1.000 verdoppelt werden und das schon mittelfristig.

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