TR-Vorschau: Abstiegs-Showdown im Osten - wer muss ins Unterhaus?
Geschrieben von TotalRugby Team   
Freitag, 11. Mai 2018

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Leipzig und den Berliner Grizzlies droht der Gang in die Zweitklassigkeit. Foto (c) Kirschner

Der letzte reguläre Spieltag der Bundesliga-Saison, bevor es in die Playoffs geht. Während die Teilnehmer um Deutschlands Vereinskrone bereits feststehen, ist vor allem die Frage nach dem Ligaverbleib unglaublich spannend. Drei Vereinen im Osten droht noch der direkte Abstieg - wer kann sich retten und wer muss den schweren Gang in Liga zwei gehen?

Nord/Ost

RC Leipzig - RK 03 Berlin
12. Mai, 14 Uhr

Der vergangene Sieg der Leipziger gegen die Berliner Grizzlies hat der geschundenen Seele gutgetan und man blickt nun optimistisch in den kommenden Samstag. Auch wenn die Leipziger wissen, dass sie mit dem RK 03 Berlin nun eine Herkulesaufgabe vor sich haben im Kampf um den Klassenerhalt. „Für das kommende Wochenende ist vom direkten Klassenerhalt, über Relegation bis direkter Abstieg alles drin. Für die aktuellen Plätze 6 – 8 ist noch nichts ausgestanden und alles wird am Samstag entschieden“, weiß RCL-Teammanager Sven Paukstat und schiebt noch nach: „Leider haben wir die schlechteste aller Ausgangslagen und für unser Glück sind wir von anderen Ergebnissen abhängig.“

Dennoch wollen sich die Leipziger nicht bereits im Vorfeld aufgeben: „Wir werden versuchen das Spiel wieder befreit wie letztes Wochenende anzugehen“, gibt sich Paukstat kämpferisch, weiß aber, dass die Berliner nicht „zum Sightseeing nach Leipzig kommen werden“. Nach den vergangenen Spielen gegen den RK 03 Berlin wissen die Leipziger auch um deren Stärken: „Wir erwarten einen Gegner, der mit seinem Sturm das Spielgeschehen dominieren will und sehr offload-stark ist. Da wir punkten müssen, wollen wir uns aber weniger auf unseren Gegner vorbereiten, sondern uns elbst mehr auf den Angriff fokussieren“, legt Paukstat die Marschroute seiner Leipziger Löwen vor.

Und dass die Leipziger punkten müssen, verrät ein kurzer Blick in die Tabelle. Zwar liegen die Sachsen punktgleich mit dem Aufsteiger aus Hannover auf, aber sie konnten deutlich weniger Punkte in der Saison erzielen als ihre Kontrahenten um den Abstieg. Daher stehen die Sachsen mit dem Rücken zur Wand, geben sich aber nicht kampflos geschlagen: „So richtig wollen wir noch nicht auf die Saison zurückblicken. Für den Moment sind wir erstmal zufrieden, dass wir in der Rückrunde deutlich besser spielen, als in der Hinrunde und auch mit weniger Verletzungen zu kämpfen haben“, konstatiert Sven Paukstat. Für den Abstiegskampf kann Leipzigs Chefcoach Andreas Kuntze auf einen vollen Kader zurückgreifen. Verletzungsbedingte Ausfälle gibt es nur wenige. Es wird sich am Samstag zeigen, ob das für einen Sieg und den potentiellen Klassenerhalt ausreicht.

Für den RK 03 Berlin ist die Saison am Samstag vorbei. Das hehre Ziel um einen Platz im Halbfinale konnte man mit Abschluss der Rückrunde begraben. Nichtsdestotrotz fahren die Berliner in die sächsische Messestadt und wollen auch wieder mit einer vollen Punkteausbeute zurück in die Heimat fahren. Die Leipziger kennt man mittlerweile ganz gut und mit deren Abstiegskampf im Rücken weiß RK 03-Teammanager Lutz Joachim auch, dass man die Sachsen nicht unterschätzen sollte: „Leipzig wird nochmal alles daransetzen, den Relegationsplatz zu erreichen. Wir erwarten daher, dass sie alles auffahren werden was geht.“

Die Berliner können auch recht befreit aufspielen, denn für sie geht es nach diesem Spiel weder nach unten, noch nach oben. Nichstdestotrotz wollen sie in Leipzig keine Punkte liegen lassen und die verkorkste Saison mit einem Sieg beenden. Dazu setzt das Trainer-Duo Bonanno/Lill ganz auf den Sturm, der die schnelle Hintermannschaft gekonnt in Szene setzen soll. Aber wie so oft in dieser Saison, wird das Trainer-Duo erst kurzfristig sagen können, wer am Samstag auf dem Platz stehen wird.

Das soll nach Teammanager Lutz Joachim in der nächsten Saison auf jeden Fall anders werden. Mit dem aufstrebenden eigenen Nachwuchs wollen sie die erste Herrenmannschaft weiter konsolidieren und einen festen Kader aufbauen. „Dann werden wir auch mal wieder ein Halbfinale oder gar Finale spielen“, prognostiziert Joachim.

TotalRugby-Prognose: Angeschlagene Leipziger Löwen kämpfen ums Überleben in der ersten Bundesliga. Der RK 03 will seine verkorkste Saison mit einem Sieg beenden. Ein Spiel, dass auf jeden Fall Spannung bietet. Wenn sich die Leipziger kein eigenes Bein stellen, dann wäre für sie tatsächlich was drin. Doch dafür ist der Druck für die Sachsen zu groß und sie scheitern an der eigenen Disziplin. Der RK 03 gewinnt am Ende das Spiel mit +12.


Hannover 78 - Hamburger RC
12. Mai, 14 Uhr

Wenn der Tabellenführer und bereits als Heim-Halbfinalist feststehende Nord-Meister Hannover 78 den HRC empfängt, geht es um nicht viel mehr, als Prestige. Die 78er wollen vor dem Halbfinale in zwei Wochen ihren Rhythmus waren und werden versuchen ihre bis dato weiße Weste zu bewahren. Nach zuletzt starken Leistungen und zwei Auswärts-Siegen gegen Berliner Klubs ist man bei 78 sturmstarke Gegner gewöhnt. Der HRC ist da vom spielerischen Ansatz durchaus vergleichbar. Ganz anders wird da die RGH, mit ihren schnellen Siebener-Jungs, in zwei Wochen daherkommen - noch versucht man bei 78 aber nicht voreilig den einen Schritt vorm anderen zu machen.

Der Blick der 78er geht schon Richtung Halbfinale - doch noch steht das Spiel gegen den HRC an

Beim gastierenden HRC heißt die Devise „Wiedergutmachung“, nachdem vor einer Woche daheim knapp gegen den BRC verloren hatte.  So beschreibt HRC-Pressesprecher Friedrich Drügh die Ausgangslage. Mit einem Sieg würde man knapp vorm BRC verbleiben und Rang vier halten, deutlich über dem eigentlichen Saisonziel Klassenerhalt. „Wir haben uns selbst unter Druck gesetzt und wollen nun noch Mal alles geben“ führt Drügh im Gespräch mit TR weiter aus. Personell habe Coach Carsten Segert wieder mehr Optionen und so werde man zumindest um Bonuspunkte spielen. Vor allem wolle man gegen 78 nicht noch einmal derart unter die Räder kommen, wie im Vorjahr.

TotalRugby-Prognose: Dem bisher ungeschlagenen Tabellenführer könnte man nachsehen, wenn er mit Blick auf das anstehende Halbfinale nicht zu 100% bis in die Haarspitzen motiviert in das vorletzte Saison-Heimspiel geht. Doch die 78er hat in dieser Saison ausgezeichnet, dass sie ausnahmslos ihre Leistung abrufen konnten. Die schneller werdenden Plätze kommen in diesem Duell einzig dem Gastgeber zu Gute, der sein Spiel schnell und expansiv aufzieht. Hamburg wird mit seinen traditionellen Stärken dagegenhalten, aber realistisch gibt es am schnellen Graben nur einen Sieger: 78 siegt mit +16 Punkten.

Berliner RC - SG Odin/Döhren
12. Mai, 14 Uhr

Für die Berliner geht es um Rang vier, für die gastierenden Hannoveraner ums nackte Überleben. Wenn im tiefen Westen der Hauptstadt die SG auf den BRC trifft wird dies den Abstiegskampf mitentscheiden. Den Berlinern dürfte dies herzlich egal sein und auch Mitleid mit dem Aufsteiger darf man nicht erwarten, hatten sie doch noch nach der Hinrunde auf dem Relegationsplatz gelegen und sich mit einer tollen Rückrunde in die komfortable Position gebracht, noch Vierter werden zu können.

Dementsprechend gut ist die Stimmung beim BRC: „Das Team ist super drauf, hat sich als Mannschaft gefunden und wir holen uns die Siege“ so BRC-Trainer Danny Stephens. Der Waliser zählt gegenüber TR auf: Die Tatsache, dass wir in den letzten fünf zweiten Halbzeiten lediglich 15 Punkte kassiert haben, nicht eine gelbe Karte - all das ist ein Zeichen für den riesigen Fortschritt, den wir gemacht haben.“ Am morgigen Samstag erwartet Stephens einen bis zur letzten Minuten kämpfenden Gegner. Das Hinspiel sei hart gewesen, doch man habe sich seitdem verbessert.

In Sachen Personal sei man gut aufgestellt, lediglich Leo Zeller wird sich nach einer Gehirnerschütterung eine Pause nehmen. So werde man sich morgen versuchen endgültig Platz vier zu sichern - „das wäre der gerechte Lohn für all unsere Arbeit seit unserer großen Aussprache im Januar“ so Stephens abschließend.

Bei der SG hat man sich bis zum gestrigen Feiertag ohne Spielertrainer Rafael Pyrasch vorbereiten, der mit der DRV VII in Heidelberg weilte. Erst an Himmelfahrt war der Nationalspieler und Stützpunkttrainer hinzugestoßen. Pyrasch selbst rechnet durchaus mit einem Leipziger Punktgewinn gegen den RK 03 und will deshalb selbst in Berlin punkten. „Auch wenn wir wieder nicht unsere beste Mannschaft zusammen haben, wollen wir in Berlin was holen, obwohl es schwer wird“ so Pyrasch gegenüber TR. Der eng getaktete Spielplan ohne größere Pausen habe der SG, mit ihrem vergleichsweise alten Kader, schwer zugesetzt.

TotalRugby-Prognose: Bereits das Hinspiel konnten die Hauptstädter für sich entscheiden - es war der erste größere Rückschlag für den Aufsteiger, der eine Rückrunde mit vielen Rückschlägen einstecken musste. Auch in Berlin werden die Hannoveraner wieder als Außenseiter antreten, auch wenn ein Punktgewinn essenziell sein wird, um zumindest die Relegation zu erreichen. Der minimale Vorteil im Falle einer Niederlage vor den Leipzigern zu bleiben, sofern diese nicht punkten, ist kein Polster, auf dem man sich ausruhen sollte. Der BRC in seiner jetzigen Form ist wohl eine Nummer zu groß für die Mannschaft von Trainer Pyrasch, die versuchen wird müssen einen Bonuspunkt zu holen. Berlin gewinnt mit +19 Punkten.

Berliner Grizzlies - SC Germania List
12. Mai, 14 Uhr

Die Berliner Grizzlies gehen mit der besten Ausgangslage in die letzte Bundesliga-Runde. Lediglich die Leipziger können den Aufsteiger noch überholen, da sie den direkten Vergleich mit den Hauptstädtern für sich entschieden haben. Jedoch bedürfte es dafür der vollen 5 Punkte für den RCL und das gegen den RK 03 Berlin.

Die Grizzlies müssen also lediglich noch einen Punkt holen, entweder durch vier erzielte Versuche oder einer Niederlage mit weniger als einem Versuch Abstand. Wie realistisch das ist? Grizzlies Team-Manager Moritz Koburg hält Germania für einen schwer einzuschätzenden Gegner: „In der Hinrunde waren sie sehr stark, haben aber jetzt offensichtlich einige Verletzungssorgen. Nach der „üblen Schlappe“ gegen Leipzig in der Vorwoche wolle man sich nun verbessert sei, „auch wenn die Verletzungswelle anhält“.

Abseits des Platzes wollen die Grizzlies ihre Heimspiele künftig zu noch größeren Events machen - „wir erwarten viele Zuschauer und mit den Jugendtraininseinheiten vor dem Spiel ist es egal wer sportlich als Gewinner vom Platz geht. Für die Grizzlies wird das Event zu einem Erfolg werden“ so Koburg resümierend. 

Bei den bereits für das Halbfinale qualifizierten Germanen, deren Trainer Duiane Lindsay nun schon vor Saisonende endgültig seine neue Stelle als polnischer Nationaltrainer angetreten hat, will man dennoch siegen. Kapitän Stefan Mau gegenüber TR: „ In erster Linie möchten wir natürlich gewinnen! Wir nehmen mit, was uns Duaine über die Jahre gelehrt hat und versuchen das in "Germania-Manier" als eine Familie zu reißen.“ Nach einer deftigen Schlappe in Unterzahl gegen den RK 03 vor drei Wochen sei die Personalsituation immer noch angespannt aber verbessert - Mau weiter: „Der Kader ist nach wie vor dünn aufgrund zahlreicher Verletzungen, aber trotzdem nicht so schlecht wie zur letzten Berlinfahrt.“

Insgesamt wolle man „in den nächsten Wochen mehr als starke Gemeinschaft aufzutreten“ so der Zweite-Reihe-Stürmer weiter. Mau, der im Frühjahr einige Spiele mit dem Adler auf der Brust in der DRV VX absolviert hatte, wird bis zum Saisonende die Mannschaft gemeinsam mit Verbinder Daniel Koch betreuen. Noch steht auch der schwere Gang nach Heidelberg zum HRK an.

TotalRugby-Prognose: Die Grizzlies müssen irgendwie noch einen Punkt holen, um definitiv die Klasse zu halten. Das ist die einfache Gleichung in der Hauptstadt. Beim 29:0 Hinspielsieg der Germania gingen die Grizzlies ohne Punktgewinn leer aus. Die Germania in ihrer momentanen Verfassung, mit Verletzungssorgen und zwei Interims-Spielertrainern ist gewissermaßen eine Wundertüte. Doch solche Umstände können eine Mannschaft auch enger zusammenrücken lassen. Die spielerische Klasse ist definitiv vorhanden. In einem offenen und offensiv geführten Spiel werden sich die Gäste aus Hannover mit +13 Zählern durchsetzen - spannend wird zu sehen sein, ob Berlin den nötigen Bonuspunkt holt.

 

Süd/West

SC Frankfurt 1880 - TSV Handschuhsheim
12. Mai, 14 Uhr

Wenn der Tabellen-Vierte morgen den direkten Verfolger empfängt, wird das für beide Klubs eine interessante Standort-Bestimmung werden, mehr aber nicht. Denn für beide Klubs geht tabellarisch weder nach unten, oder nach oben etwas. Auch ein Platztausch ist nicht mehr möglich. Beide Teams mussten unangenehme Niederlagen verdauen - während der SC 1880 bereits vor zehn Tagen vom deutschen Meister deklassiert wurde, hatten die Löwen denkbar knapp im Derby gegen den dennoch als Absteiger festsehenden Neuenheimer Sportclub verloren.

Die dreistellige Niederlage sei, so Luke Mahoney vom Trainerteam der 80er, eine nur schwer hinnehmbare Schlappe gewesen. Das Resultat sei schlicht Beweis dafür, was passiere wenn eine gute Bundesliga-Mannschaft auf den HRK treffe: „An diesem Tag hätten sich mit allen Mannschaften in Deutschland kurzen Prozess gemacht. Doch jetzt gelte es den Blick nach vorne zu richten: „Wir können nun auch nichts mehr daran ändern undmüssen gegen Handschuhsheim einfach defensiv besser werden und unsere Angriffe zu Ende spielen.“


Bei den Frankfurtern hat man sich vorgenommen, trotz des verpassten Saisonziel Playoffs, die ordentliche Runde gebührend mit den eigenen Fans zu feiern: „Wenn wir die letzten beiden Spiele verlieren sollten, würde das einer tollen Saison einen schlechten Beigeschmack geben“ so Mahoney weiter. Auch wenn das Spiel gegen Handschuhsheim „ein etwas komisches sei“, weil es de facto um nichts mehr geht, werde man einen positiven Schlusspunkt zu setzen.“

Bei den Gästen trauert man sicher noch ein wenig dem verlorenen Derby hinterher, aber Coach Gordon Hanlon versucht im Gespräch mit TR die positiven Aspekte hervorzuheben: „Die Derby-Niederlage war hart für uns, aber gleichwohl ist es eine gute Möglichkeit daraus zu lernen.“ Wie jedes Spiel werde auch die abschließende Partie ein Test für die mentale Stärke - man werde sich auf die Aspekte fokussieren, die man beeinflussen könne. Dazu zähle eben vor allem die mentale Stärke: „Unter Druck dürfen wir nicht wie eine Schildkröte den Kopf einziehen, sondern uns bei Gefahr wie ein Pfau aufplustern.“

Das Spiel gegen Frankfurt sei zudem eine Chance für jeden Wiedergutmachung zu leisten, der nach eigener Ansicht gegen den SCN zu wenig auf dem Feld gebracht habe, so Hanlon weiter. Schon zur Halbzeitpause im Derby habe er seinen Männer Folgendes mit auf den Weg gegeben: „Es geht darum so schnell wie möglich wieder aufzustehen, vom Boden wegzukommen auch wenn es schwierig ist, dann habe man eine Chance zu gewinnen.“

TotalRugby-Prognose: Die Zuschauer an der Frankfurter Feldgerichtsstraße erwartet bei weiterhin sommerlichen Bedingungen ein offenes Spiel ohne viel taktieren. Zwei Teams, die nach demoralisierenden Schlappen in der Vorwoche auf Wiedergutmachung aus sind. Frankfurt profitiert dabei von einer längeren Pause, da das Spiel gegen den HRK mittlerweile schon neun Tage zurück liegt. Nach einer langen und harten Saison könnte dies am Ende ein entscheidender Vorteil sein. Frankfurt dürfte zudem mit dem eigenen Publikum im Rücken und mit dem expansiveren Spielansatz durchaus ein paar spielerische Vorteile bei schnellen und trockenen Bedingungen haben. Der SC 1880 setzt sich in einer engen Partie mit +9 Punkten durch.

RG Heidelberg - SC Neuenheim
12. Mai, 14 Uhr

Eine Partie, bei der es für beide Teilnehmer eigentlich um nicht mehr, als die Ehre geht. Bei bestem Frühsommer-Wetter werden aber dennoch zahlreiche Zuschauer im Rugby-Wohnzimmer erwartet - immerhin ist das vorerst letzte Bundesliga-Derby zwischen Orange und Königsblau. Absteiger Neuenheim will sich mit einem ordentlichen Derby auf der anderen Neckarseite ins Unterhaus verabschieden, während die RGH das Spiel als letzten Test vor dem Bundesliga-Halbfinale in zwei Wochen sieht.

Nur eine Woche vor dem EM-Auftakt in Moskau sind die Siebener-Stars der RGH zwar nicht gesperrt, die angeschlagenen Dieckmann (Gehirnerschütterung im Training), Lichtenberg (Knie) und Himmer (Knöchel) werden aber allesamt geschont. Verbinder und Kreativ-Kopf Fabian Heimpel jedoch, sowie Außen Robert Haase und Flanker Johannes Schreieck werden dagegen allesamt auflaufen. „Ich biete meine stärkste Mannschaft auf“ so Trainer Rudolf Finsterer gegenüber TotalRugby.

Erst einmal wolle man, so Finsterer weiter, den Eintritt zahlenden Zuschauern eine ordentliche Partie bieten. Außerdem gelte es den Rhythmus zu bewahren, immerhin ist das Spiel gegen den SCN der letzte Test, bevor es in zwei Wochen nach Hannover geht. Dort will RGH-Trainer Finsterer in seiner letzten Saison an der Seitenlinie der Orange Hearts den Finaleinzug klarmachen.

Für den SCN ist das Derby auf der anderen Neckarseite der Abschied aus dem Oberhaus. Nach über zwei Dekaden ununterbrochener Erstklassigkeit geht es für die Königsblauen ins Unterhaus. Der Sieg gegen Handhschuhsheim wurde zum bittersüßen Triumph, der leider zu spät kam. SCN-Kapitän Paul Weiß betont im Gespräch mit TR: „Wir sind natürlich motiviert im letzten Spiel noch Mal alles zu geben und können ohne Druck spielen. Obwohl es sicher schwieriger wird, als letzte Woche gegen Handschuhsheim. Nach dem Derby und über die Sommerpause hinweg wird es dann Zeit für den Neuanfang beim SCN - der eingeschlagene Jugendkurs soll den mitgliederstärksten Heidelberger Klub wieder in die Erstklassigkeit führen.

TotalRugby-Prognose: So sehr man den Königsblauen auch noch einen zweiten Derby-Triumph zum Abschied gönnen würde. Bei perfekten Bedingungen im Rugby-Wohnzimmer und in fast voller Stärke ist die RGH mindestens eine Nummer zu stark für den SCN. Wenn die pfeilschnellen Siebener-Jungs der Orangenen einmal ins Rollen kommen, wird es für Neuenheim schwer das Tempo über 80 Minuten bei kraftraubend heißen Bedingungen zu halten. Die Rudergesellschaft setzt sich klar mit +28 Punkten durch.


TV Pforzheim - RK Heusenstamm
12. Mai, 14 Uhr

Die Pforzheimer Rhinos beenden erstmals seit ihrem Aufstieg vor sieben Jahren eine Bundesliga-Saison bereits am letzten Spieltag der regulären Saison. So viel stand bereits seit einigen Wochen fest - dennoch hat der noch amtierende Vizemeister in den letzten Spielen sein wohl bestes Rugby in dieser Saison auf den Platz gezaubert. Mit dem bereits gesicherten Platz drei geht es gegen Heusenstamm theoretisch um nicht mehr viel - doch ein versöhnlicher Saisonabschluss soll die Fans noch einmal „verwöhnen“.

Nach einem Kantersieg gegen Neckarsulm in der Vorwoche will Coach John Willis das Augenmerk nun vermehrt auf die Defensive legen: „Unsere Leistung gegen die Neckarsulmer SU hat mir schon sehr gut gefallen, wir haben gutes, mutiges Angriffs-Rugby gespielt, aber gegen den RK Heusenstamm müssen wir auch in der Abwehr konzentriert und mannschaftlich geschlossen zur Sache gehen“. Denn immerhin hatten sowohl Neckarsulm als auch der schlussendliche Absteiger Neuenheim mehrmals zu einfach den Weg über die Pforzheim-Mallinie gefunden.

Im Hinspiel hatte Heusenstamm lange defensiv die eigenen Lücken gestopft und es dem Top-Team schwer gemacht. Schlussendlich sprang für die Pforzheimer aber ein 50:24 am Martinsee heraus. Am morgigen Samstag will Pforzheims neuseeländischer Coach Willis den Gästen nicht noch einmal derart viele Zähler genehmigen: „Wir müssen sicherstellen, dass wir von Beginn an auf dieses Spiel fokussiert und uns der Stärken und des Gefahrenpotenzials des RKH bewusst sind“. Schonungslose Kaltschnäuzigkeit sei das Erfolgsrezept so Willis abschließend.

Heusenstamm ist nach dem Bonuspunkt in Heidelberg in der Vorwoche schon sicher in der Relegation, kann den direkten Klassenerhalt aber nicht mehr schaffen. Deshalb werden die Füchse einige angeschlagene Kräfte für die anstehende Relegation schonen. Kein Wunder also, dass die Liste der fehlenden Spieler lang und zum Teil prominent besetzt ist: Gennaro, Bettner, Patrik Weber, Otterbein, Pfeifer, Khomoriki, Utikal, Lucas Schmitt, Ben Sabinarz, sowie die Siebener-Stars Leon Hees und Sam Rainger stehen dem Trainerduo Steingweg-Walger nicht zur Verfügung.

Dementsprechend bescheiden geben sich die Füchse: „Unser Ziel ist es keine weiteren Verletzten zu bekommen“ so Markus Walger gegenüber TR. Man habe nur einen kleinen Kader zur Verfügung, auch weil die zweite Mannschaft zeitgleich in Kassel spiele. Immerhin könne man wieder auf die Dienste von Alex Krapf zählen. Zudem wird Tim Biniak nach seinem erfolgreichen Kurz-Comeback wohl einige Minuten mehr spielen, als noch in der Vorwoche.

TotalRugby-Prognose: Bei Heusenstamm heißt es alle Kräfte auf die anstehende Relegation zu fokussieren und kein Pulver im schlussendlich bedeutungslosen Auswärtsspiel in Pforzheim zu verschießen. Pforzheim dagegen wird nach zuletzt ansteigender Formkurve die aus Rhinos-Sicht mäßig verlaufene Saison positiv abzuschließen versuchen. Mit zahlreichen Speedstern im Kader wird der TVP sich am Ende deutlich mit +33 Zählern durchsetzen.

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Kommentare (1)add comment

Werner Cromm said:

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...
"Lediglich die Leipziger können den Aufsteiger noch überholen,"
Das stimmt so nicht. Die Grizzlies könnten die Saison immer noch hinter Leipzig und Odin/Döhren auf dem direkten Abstiegsplatz beenden. Um dies aus eigener Kraft zu verhindern benötigen sie den erwähnten einen Punkt.
Mai 11, 2018

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