TR-Review: Neuenheims tragischer Triumph im Derby, 78 dominiert in Berlin
Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 7. Mai 2018

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Am Ende zu wenig - Marcus Bender legt für die Löwen ab. Foto (c) Schneckenberger

Der vorletzte Spieltag der regulären Rugby-Bundesliga-Saison war für Fans in der ganzen Republik ein Leckerbissen - bei besten Bedingungen wurde nirgends viel taktiert. Ein Offensiv-Spektakel reihte sich an das andere. Zu tragischen Helden wurden die Königsblauen aus Neuenheim: Ausgerechnet im Derby riefen die Männer von Lars Eckert ihre beste Saisonleistung ab. Der SCN schlug den Erzrivalen Handschuhsheim völlig überraschend und ist dennoch abgestiegen, da der direkte Konkurrent Heusenstamm wenige Kilometer entfernt auf der anderen Neckarseite einen Bonuspunkt holte. Hannover 78 konnte sich derweil in der Hauptstadt überraschend deutlich gegen den zuletzt starke RK 03 durchsetzen.

Süd/West

TSV Handschuhsheim 24 - 25 SC Neuenheim

Es war ein „ganz besonderes Spiel“, das betonte SCN-Kapitän Paul Weiß nach dem Abpfiff gegenüber TotalRugby - trotz der tragischen Umstände und dem nunmehr nicht mehr zu verhindernden Abstieg der Königsblauen aus der höchsten Spielklasse Deutschlands. Ein Spiel das beiden Vereinen künftig sehr fehlen wird, wie der Erste-Reihe-Stürmer und Neuenheimer Leistungsträger weiter betonte. Sein Sportclub war als absoluter Underdog in das Spiel gegangen, denn bis dato hatten die Nord-Heidelberger im bisherigen Saisonverlauf lediglich ein paar Bonuspunkte für knappe Niederlagen sammeln können.

Tatsächlich begann die Partie im sehr gut besuchten Lions Park so, wie man das erwarten hätte können. Die Gastgeber wucherten direkt mit ihren Pfunden: Das Löwen-Sturmspiel brachte per Paket nach einer Gasse kurz vorm SCN-Mal per Paket den gewünschten Ertrag. Dörtzbacher besorgte die Erhöhung sicher und der TSV schien früh auf Kurs zu sein. Doch zur Überraschung des lautstarken Heimanhangs kämpfte sich der bisher sieglose Erzrivale schnell ins Spiel und nach einem schönen Solo von Jansen stand es plötzlich 7:7.

Es sollte ein richtiges Derby sein und der SCN sorgte mit seiner leidenschaftlichen Verteidigung, die man im Saisonverlauf mehr als einmal hatte vermissen lassen, dafür, dass die Angriffs-Maschinerie des Gastgebers nie richtig ins Rollen kam. Ausgerechnet im Sturmspiel ließen sich die Löwen zum Teil gar der Schneid abkaufen, das Resultat: Zahlreiche Straftritte für den SCN. Einen davon nutzten die Königsblauen zur Führung. Als dann ein schneller Spielzug den Neuenheimer Außen die Chance eröffnete, an der Eckfahne zum nicht-erhöhten Versuch abzulegen hätte jedem Handschuhsheimer klar werden müssen: Hier droht tatsächlich eine kaum für mögliche Niederlage im Derby.

Weitere Angriffsversuche der Hausherren bis zur Pause sollten ohne Erfolg bleiben und so gingen die Gäste tatsächlich mit 15:7 in Front in die Pause. Nach einer sicherlich feurig ausgefallenen Pausen-Ansprache von Löwen-Trainer Hanlon startete Durchgang zwei wie bereits der erste: Der TSV kickte einen Straftritt tief in die königsblaue 22 und dort schob der mächtige Löwen-Sturm in unnachahmlicher Art an. Als Dörtzbacher dann noch von ganz außen traf, trennten die Rivalen nur noch ein Zähler. Es sollte aber keine zehn Minuten dauern, bis der alte Abstand wieder hergestellt war: Neuenheims Verbinder Jermaine Jansen blockte einen Überkick und konnte selbst zum Versuch ablegen und erhöhen.

Leidenschaftliche Defensive der Königsblauen - einer der Schlüssel zum Derbysieg

Ein gesetzter und verwandelter Straftritt von der 22 vergrößerte das Punkte-Polster auf elf. Zwar konnte der TSV im Anschluss selbst per Penalty verkürzen, doch in der Schlussphase war es erstaunlicherweise meist der SCN, der den längeren Atem zu haben schien. Die Tatsache, dass die Königsblauen aus ihren Chancen in dieser Phase zu wenig gemacht haben, hätte sich fast noch einmal gerächt. Der TSV-Sturm um Veteran Felix Bayer schlug kurz vor Abpfiff noch einmal zu und kam zum dritten Versuch - mit der Erhöhung von Dörtzbacher war es wieder nur ein Zähler, der beide Teams trennte. Die Schlussoffensive in den letzten fünf Minuten verpuffte allerdings wirkungslos.

Tatsächlich war dem SCN die große Sensation ausgerechnet im Derby gelungen - der Schlüssel dazu: Ohne Druck und mit dem Mut der Verzweiflung hatte der SCN seine bisher mit Abstand beste Saisonleistung abgerufen, vor allem die Verteidigung der Neuenheimer war exemplarisch. Coach Lars Eckert resümierte gegenüber TotalRugby: „Wir haben das Spiel klar in der ersten Halbzeit dominiert. In der zweiten Halbzeit dann die Fehler des TSV gut ausgenutzt und über beide Halbzeiten insgesamt sehr stark verteidigt und somit das Spiel verdient gewonnen.“

Für Fans der Königsblauen ist es ein schwacher Trost, aber mit regelmäßigen Leistungen auf diesem Niveau sollte der Sportclub in der kommenden Zweitligasaison der Topfavorit auf den Wiederaufstieg sein. Für den TSV wiederum, der mittelfristig Ambitionen hat die beste deutsche Mannschaft zu werden, war das Derby ein derber Nackenschlag. Dabei hätten mit Nationalspieler Anjo Buckman, der nicht einmal im Kader stand und Siebener-Kollege Tasche, der 80 Minuten auf der Bank schmorte, noch Alternativen zur Verfügung gestanden. Platz fünf zum Abschluss der Saison steht nunmehr fest. Ein leidenschaftlich kämpfender Gegner hat den Löwen durchaus einige Schwächen aufzeigen können - mit diesen Aufgaben im Gepäck und mit der Chance im Pokal einige neue Kräfte auszuprobieren, wird der TSV nun in den Sommer gehen.

RG Heidelberg 72 - 24 RK Heusenstamm

Dass ein Sieg gegen den mittlerweile als Halbfinalisten feststehenden Zweiten RG Heidelberg wohl utopisch sein dürfte, hatte man im Trainerteam der Füchse von vornherein erkannt. Deshalb hatte man sich zum Ziel gesetzt den direkten Abstieg mit einem Bonuspunkt zu vermeiden. Genau das ist schlussendlich auch gelungen, auch wenn das Spiel schlussendlich eine Demonstration der Spielstärke der Orange Hearts war. 

Es sollte keine fünf Minuten dauern, bis die Siebener-Stars der RGH erstmals zuschlugen: Nach altbekannten Muster, wie in Hongkong mehrfach erfolgreich umgesetzt, kickte Verbinder Fabian Heimpel punktgenau quer über die aufrückende Füchse-Defensive Richtung Eckfahne, wo Tim Lichtenberg als dankbarer Abnehmer zum Versuch ablegen konnte. Neben dem Skalpell hatte die Orange Hearts aber auch noch die Brechstange im Arsenal - Carraciolo fiel am Ende eines Paketes mit dem Ball im Arm über die Linie. Als dann Simon Schreieck den Wiederankick fangen konnte und damit nach zwei drei Steps und einem gebrochenen Tackle ins Malfeld einlaufen konnte, roch es nach einer Klatsche.

Erst recht als Marvin Dieckmann, im Team nur bekannt als „Sharkierer“, erstmals selbst von sich Reden machen konnte und nach 24 Minuten den Bonus durch Versuch Nummer vier einfuhr. Erst nach einem weiteren Versuch für Dritte-Reihe-Stürmer Schreieck kamen die Füchse erstmals gefährlich auf - ein Paket der Füchse wurde noch kurz vor der Linie gestoppt, die letzten Meter über die orangene Linie jedoch konnte per Pick-and-Go überwunden werden. Freilich änderte das nichts am Spielverlauf. Noch bis zur Pause folgten zwei weitere Lichtenberg-Versuche zum Stand von 43:5.

Durchgang zwei startete mit einer fast schon einhundertprozentigen Kopie des Füchse-Versuchs. Wieder das Paket und wieder war es ein Erste-Reihe-Stürmer, der sich über die Linie wuchtete. Erstmals kam im Heusenstammer Lager Hoffnungen auf einen Offensiv-Bonus auf. Diese Hoffnungen bekamen dann noch mehr Auftrieb, als Tim Biniak sein langersehntes Comeback feierte. Der Siebener-Star der Füchse hatte ziemlich genau vor einem Jahr im Hongkong-Finale gegen Spanien einen Kreuzbandriss erlitten. Gegen eine ganze Reihe seiner Kollegen aus der DRV VII fügte sich der Siebener-Prop und Fünfzehner-Schluss gleich mit einem Ausrufezeichen ein. Kurz nach seiner Auswechslung setzte sich Biniak auf Außen durch und legte zum dritten Füchse-Versuch ab.

Sein Team-Kollege Tim Lichtenberg musste dagegen nach seinem Hattrick angeschlagen vom Platz. Die RGH-Angriffsmaschine war aber weiterhin brandgefährlich: Wadlinger, Wehrspann und Müller schraubten das Ergebnis weiter in die Höhe. Nur Minuten vor dem Ende jedoch der wohl größte Jubel in Durchgang zwei - der bei unangenehmen Bedingungen mühsam ackernde RKH-Sturm belohnte sich selbst und erzielte Versuch Nummer vier. Eine gerade in Durchgang zwei verbesserte Leistung wurde am Ende so wichtigen Bonus belohnt - erst Recht mit Blick auf das Ergebnis in Handschuhsheim.

Mit fünf Zählern Vorsprung auf Neuenheim und dem gewonnenen direkten Vergleich ist dem RKH zumindest die Relegation nicht mehr zu nehmen. Der Blick der Orange Hearts dagegen richtet sich nun auf das Bundesliga-Halbfinale in drei Wochen in Hannover. Wie der Kader der Orange Hearts nur sechs Tage nach dem Auftakt zur Siebener-Europameisterschaft aussehen wird, bleibt abzuwarten.

TV Pforzheim 86 - 10 Neckarsulmer SU

Beim Aufsteiger hatte man sich nach dem vermeintlichen Klassenerhalt, der mit dem Unentschieden in Heusenstamm und dem Offensiv-Bonus gegen einen stark geschwächten HRK gesichert wurde, vorgenommen die Runde ordentlich zu Ende zu spielen. Herausgekommen sind vier herbe Niederlagen mit jeweils über 50 kassierten Punkten. Die Personalsituation beim Aufsteiger ist nach einer harten Debüt-Saison angespannt und mit der vorzeitigen Verabschiedung zweier Leistungsträger in den Heimaturlaub hat man sich auf Neckarsulmer Seite wohl keinen Gefallen getan. Dennoch ist der Plan der Vereinsführung aufgegangen, auch wenn man in Pforzheim die bisher größte Bundesliga-Klatsche hinnehmen musste. Neckarsulm, so viel steht nun nach dem vorletzten Spieltag fest, der Bundesliga erhalten bleiben.

Das Spielgeschehen im Süwest-Energie-Stadion am Samstag ist schnell erzählt. Bei auch in Pforzheim geradezu malerischen Bedingungen für ein schnelles Rugby-Spiel hatten die flinken Rhinos - allen voran Simbabwe-Siebener-Star Chitokwindo - Spaß am Spiel. Gegen defensiv überforderte Gäste eröffnete der Super-Sprinter das Punktekonto und sollte insgesamt drei Mal bis ins Malfeld der Gäste vordringen. Zu keinem Zeitpunkt hatten die Gäste Chitokwindo und Co. unter Kontrolle und bereits zur Pause war beim Stand von 48:0 die Frage, ob es dreistellig werden würde, die wohl spannendste.

Ein weiterer brillierender Rhino war Deutsch-Neuseeländer Samj Harris, der dem TVP-Angriff mit seinem intelligenten Kickspiel eine weitere Dimension verlieh. Was man den Pforzheimern ankreiden kann: In Durchgang zwei und mit dem Wissen um den sicheren Sieg versuchte der noch amtierende Vizemeister ein ums andere Mal mit Kabinettstückchen zum Erfolg zu kommen - was immer noch zu sechs weiteren Versuchen reichen sollte, was in der Summe 13 machte. Erst mit einem Fehler in Minute 78 lud Pforzheim den Gast zu seinem ersten Versuch ein - damit belohnten sich die nur mit 17 Spielern angereisten Neckarsulmer für ihre Mühen. Tatsächlich sollte sogar kurz darauf noch ein zweiter Versuch zum Endstand folgen.

Der TV Pforzheim schließt damit eine Saison, die schwierig begann und an deren Ende die Rhinos ihre Klasse nochmals unter Beweis stellen konnten, einigermaßen versöhnlich als Dritter ab. Tatsächlich war dies das schlechteste Ergebnis seit dem erstmaligen Aufstieg ins Oberhaus 2011. Ob die Rhinos im kommenden Jahr wieder ein Wörtchen in Sachen Playoffs und Meisterschaft mitreden können, wird auch davon abhängen ob Coach John Willis erneut einen größeren Umbruch meistern muss, oder ob die Leistungsträger dem Verein länger erhalten bleiben. Neckarsulm dagegen hat nun endgültig Planungssicherheit und wird in seiner zweiten Saison sicherlich wieder ein unangenehmer Gegner sein wollen, wie über weite Teile der Hinrunde.

Heidelberger RK 107 - 0 SC Frankfurt 1880

Bereits am Donnerstag hatte der HRK den gastierenden Frankfurtern vom SC 1880 eine absolute Rugby-Lehrstunde erteilt. Immerhin mit 21 Spielern und bis auf Wynston Cameron-Dow mit allen großen Namen angereist, konnten die Frankfurter dem deutschen Meister zu keinem Zeitpunkt das Wasser reichen. Nachdem man noch in der Hinrunde fast die Sensation gegen den Klub geschafft hatte, sicherte sich der Klub nach nicht Mal zwanzig Minuten den Offensiv-Bonus: Ferreira, Otto, Rodriguez und Coetzee kamen im Fünf-Minuten-Takt zu Versuchen. Die einzige Frankfurter Chance zu Punkten - ein gesetzter Straftritt aus knapp 50 Minuten - wurde zum Bumerang: Der HRK trug den Ball in wenigen Phasen über die gesamte Länge des Feldes, wo Ferreira abschließen konnte.

Spannung sollte hier freilich nicht mehr aufkommen - zu sehr dominierte vor allem der Klub-Sturm das Geschehen. Beim Pausenstand von 62:0 musste einem Bange werden um die Moral der Frankfurter, deren Köpfe nun mehr und mehr hingen. Der Klub jedoch zeigte sich, trotz des bereits gesicherten Halbfinales, weiter erbarmungslos. Acht weitere Versuche, drei davon durch Coetzee schraubten das Ergebnis in den dreistelligen Bereich. Frankfurt hatte tatsächlich nichts mehr zuzusetzen und kassierte die mit Abstand höchste Saison-Niederlage. Eine aus Frankfurter Sicht eigentlich vielversprechende Saison bekommt damit kurz vor dem Ende noch einen absoluten Tiefpunkt. Der HRK hingegen hat die reguläre Saison damit bereits beendet - denn das eigentlich letzte Spiel gegen Neckarsulm war bereits auf das vorherige Wochenende gelegt worden, da der Klub in Bilbao noch gegen den russischen Vertreter Enisei STM den Shield-Titel ausspielen wird. Mit 976 erzielten Punkten auf der Habenseite schrammte der HRK nur ganz knapp an der historischen 1000-Punkte-Marke vorbei. Halbfinal-Gegner Germania List hat am Harbigweg eine unangenehme Aufgabe vor der Brust, so viel steht fest.

 

Nord/Ost

RK 03 Berlin 10 - 45 Hannover 78

Dem bereits als Nord-Staffelsieger feststehenden Hannoveraner Spitzenklub gelang gegen zuletzt stark aufspielende Berliner ein überraschend deutlicher Sieg - mit einem blitzschnellen Spiel offenbarten die Hannoveraner die Schwachpunkte der RK-Defensive und tankten so vor dem Halbfinale gegen die RGH noch Mal ordentlich Selbstbewusstsein. Ob der guten Leistung ihrer Jungs waren auch die beiden Hannoveraner Coaches Steven Bouajila und Benjamin Krause: „Wir haben als Trainerteam selbst ein wenig gerätselt, zumal wir ja auch nur mit 18 Mann angereist waren - aber schlussendlich war es Einstellungssache.“

Dabei hatten die 78er gleich zu Beginn klar gemacht, welche Ambitionen sie trotz des sicheren Halbfinales hatten: Erst setzte Piosik einen Straftritt und dann brach Außen Schotir zum ersten Versuch der Gäste durch. Eine längere Druckphase der schwarzgelben Gastgeber resultierte nicht in Punkten - stattdessen der Doppelschlag der 78er kurz vor der Pause. Zwei überfallartige Konter wurden von 78s-Dreiviertelreihe konsequent und blitzschnell ausgespielt, so dass es zur Pause bereits 0:24 stand. Kicker Piosik hatte gleich drei schwere Erhöhungen von außen getroffen.

Der nächste Hannoveraner Triumph in Berlin

Zu Beginn von Durchgang zwei keimte beim Heim-Anhang noch einmal Hoffnung auf, als sich der RK-Sturm bis tief in die 78er Hälfte vorackerte. Dort konnte Tighthead-Prop Schmidt aus kurzer Distanz nicht mehr gestoppt werden. Doch viel mehr, als ein Strohfeuer, sollte dieses Aufbäumen nicht werden. Ein Konter über fast die gesamte Länge, abgeschlossen durch den Siebener-Star der Hannoveraner Rix, sicherte 78 den Bonus und besiegelte fast schon das Schicksal. Ein weiterer Versuch zum 38:5 nahm den Berlinern den letzten Willen noch Mal alles zu geben und als dann Schotir nach tollem Überkick von Kopp zu Versuch sieben ablegte war der Jubel auf der 78-Bank über diesen tollen Spielzug groß. Quasi mit dem Schlusspfiff und viel Wut im Bauch sollten es die Berliner in Form des als Flanker umfunktionierten Zweite-Reihe-Stürmers Paul Schmitz sein, die den Schlusspunkt setzten. Falk Duwe hatte einen Straftritt schnell angekratzt und der ehemalige Kölner Schmitz vollendete zum 10:45 Endstand.

Der RK 03 wird eine zumindest für die eigenen Ansprüche der letzten Jahre enttäuschend verlaufene Saison auf Rang drei beenden, egal was in der kommenden Woche in Leipzig geschehen mag. 78 hingegen könnte das Kunststück gelingen, das die Berliner in der vorletzten Saison vollzogen haben: Die reguläre Saison mit weißer Weise und 14 Siegen abschließen. Dazu fehlt nun lediglich ein Sieg gegen den HRC - spätestens dann aber wird der Blick vollends auf das Halbfinale gegen die RG Heidelberg in drei Wochen gehen.

Hamburger RC 20 - 22 Berliner RC

Was für ein Krimi in der Rugby-Arena - im direkten Duell um Rang vier setzt sich der in der Rückrunde stark verbesserte BRC in der Hansestadt durch und dürfte nun Topfavorit auf Rang vier zum Rückrundenabschluss sein. Dabei war es der HRC, der in der Anfangsphase vorlegte. Gedrängehalb Emiliano Mediavilla hatte sich an der Seite eines Rucks an der HRC-Defensive vorbeigemogelt und die ersten Punkte für die Gastgeber besorgt. Ein Strafkick für ein zu hoch angesetztes Tackle jedoch brachte den Gast wieder in Schlagdistanz - die Gasse führte zum Ausgleich durch den BRC-Sturm. In einer offen geführten ersten Hälfte war es erst Hamburg per Straftritt durch Predalles  und dann Berlins Schluss Perverspe, der per Solo-Durchbruch die nächsten Punkte besorgte. Mit 13:12 für die Gastgeber ging es in die Pause.

Nach einer ganzen Weile Leerlauf mit verzogenen Straftritten auf beiden Seiten, sollten es die letzten 15 Minuten noch einmal in sich haben. Ein Durchbruch auf der rechten Außenseite vollende BRC-Außen Schneider zum Versuch und als Kicker Perverspe dann per Straftritt nachlegte hatte nicht nur die Führung erneut gewechselt: Beim Stand von 13:22 benötigen die Hamburger zwei Scores um wieder in Front zu gehen. Mit aller Gewalt gelang es Zweite-Reihe-Stürmer Julius Gurr auch tatsächlich noch Mal über die Linie zu crashen. Doch die letzten fünf Minuten HRC-Sturmlauf sollten nichts mehr einbringen.

Entsprechend glücklich zeigte sich BRC-Coach Stephens im Gespräch mit TR: „Es war physisch, taktisch und in Sachen mentaler Härte eine absolute Herausforderung, die wir bestanden haben.“ Mit Blick auf die Rückrunde, in der der BRC so einige enge Siege einfahren konnte, sei lediglich der gegen Leipzig glücklich gewesen. „Wir haben uns im Saisonverlauf weiter entwickelt und auch in Hamburg haben wir noch Mal Punkte liegen lassen. In Hamburg ist uns seit ein paar Jahren kein Sieg mehr gelungen, umso wichtiger war das Ergebnis“ so Danny Stephens weiter. Insgesamt schätzt der Waliser die Stimmung im Vereinsumfeld als sehr positiv ein. Man werde nun mit einem Sieg gegen Odin/Döhren den vierten Rang endgültig sichern wollen. Danach, so Stephens abschließend, werde man versuchen den Ligapokal zu gewinnen.

SG Odin/Döhren 28 - 62 SC Germania List

Lange konnte der gastgebende Underdog gegen den großen Stadtrivalen mithalten. In den letzten 20 Minuten brachen die Männer um Spielertrainer Rafael Pyrasch sprichwörtlich ein. Dennoch steht die SG am Ende nicht mit völlig leeren Händen da: Ein wichtiger Offensiv-Bonus für vier gelegte Versuche könnte die Saison der Hannoveraner eventuell retten. Denn so bleibt Odin/Döhren punktgleich mit dem direkten Konkurrenten RCL - und in den Duellen der beiden Konkurrenten gegen die beiden großen Berliner Klubs wird sich schließlich entscheiden, wer die Chance bekommt die Klasse über den Umweg Relegation zu halten.

Nachdem sich zunächst beide Teams lange in der Mitte des Feldes neutralisiert hatten und den Zuschauern wenige Rugby-Leckerbissen geboten hatten, war es die Germania, die mit einem Doppelschlag in Front ging. Quasi mit dem Pausenpiff der glückliche Anschluss für tapfer kämpfende Gastgeber. Tatsächlich führte der Tabellen-Vorletzte nach zwei schnellen Versuchen in Durchgang zwei sogar. Nach gut 60 Minuten roch es nach einer Sensation - doch konditionelle Defizite der SG sowie der Spielwitz der Germanen sollten in den letzten Minuten eine absolut klare Angelegenheit aus der Partie machen.


Im Minutentakt punktete der Favorit nun und wurde so endlich seiner Rolle gerecht. Das Spiel war in wenigen Minuten gedreht und bis kurz vorm Schlusspfiff waren sechs Versuche in einer guten Viertelstunde gefallen. Kaum zu glauben - aber die SG sollte noch einmal alle Kräfte mobilisieren und sich mit dem eigenen Sturm den vierten Versuch und damit den Offensiv-Bonus sichern. Für den Aufsteiger könnte dieser eine Zähler am Ende Gold wert sein. Denn so geht man zwar punktgleich aber vor dem direkten Konkurrenten Leipzig in den letzten Spieltag. Sollte den Leipzigern gegen den RK 03 also kein Punktgewinn gelingen, würden die Sachsen als der direkte Absteiger feststehen.

Berlin Grizzlies 19 - 20 RC Leipzig

Einen weiteren absoluten Abstiegs-Krimi gab es auf der Berliner Willi-Sänger-Anlage zu sehen. Die Grizzlies hatten vor dem Wochenende die einfache aber klare Marschroute ausgegeben: „Mit der Relegation wollen wir nichts zu tun haben.“ Dazu benötigten die Grizzlies, die das Hinspiel am grünen Tisch verloren hatten, da sie einen gesperrten Spieler eingesetzt hatten, lediglich ein Unentschieden. Beim Stand von 19:13 und mit dem Schiri-Hinweis „letzte Aktion“ sah man sich beim ambitionierten Liga-Neuling auf der sicheren Seite - mit der allerletzten Aktion jedoch konnte der sächsische Gast die Partie zum Entsetzen aller Grizzlies-Sympathisanten und Spieler noch drehen. Dabei hatten die Leipziger gar auf ihren rotgesperrten Spielmacher und Kreativ-Kopf Leroux van Zyl verzichten müssen, aber mit ihrem aggressiven Sturmspiel den Grizzlies den Schneid abgeknüpft.

Die Ausgangslage im Abstiegskampf vor dem letzten Spieltag könnte nun kaum spannender sein - Leipzig und Odin/Döhren liegen in der Tabelle mit jeweils 15 Zählern gleich auf. Die Hannoveraner haben zwar den direkten Vergleich gewonnen und sind damit bei fortwährender Punktgleichheit in der Relegation, haben aber auswärts beim BRC die wohl härtere Aufgabe. Leipzig muss gegen den RK 03 irgendwie noch genau einen Punkt mehr holen, als der direkte Konkurrent und könnte angesichts des gewonnen direkten Vergleichs gegen die Grizzlies selbige gar noch überrunden. Dazu allerdings müsste der RCL die vollen fünf Zähler holen, während die Grizzlies gegen Germania List leer ausgehen müssten.

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Letzte Aktualisierung ( Montag, 7. Mai 2018 )