Homophobie-Skandal um Folau weitet sich aus: Ist Rugby wirklich der tolerante Gentlemen-Sport? |
Geschrieben von TotalRugby Team | |||||||
Dienstag, 24. April 2018 | |||||||
Es ist knapp zwei Wochen her, da hatte Wallabies-Superstar Israel Folau in den sozialen Medien einen Sturm der Entrüstung entfacht. Der strenggläubige Christ und Sohn tongaischer Einwanderer aus dem Westen Sydneys hatte auf Instagram auf eine Fan-Frage nach Gottes Plan für Homosexuelle in Großbuchstaben geantwortet: „Die HÖLLE - es sei denn sie tuen Buße und wenden sich Gott zu!“ Nachdem sich nun mehrere All Blacks sowie der neuseeländische Verband in diese Diskussion eingemischt haben, steht der gesamte Rugby-Sport vor einer schwierigen Diskussion um die Vorbildfunktion seiner Spieler, deren Meinungsfreiheit, sowie der Frage wie man die Werte Toleranz und das im Rugby eigentlich so vorbildhafte Miteinander künftig lebt. Folaus Kommentar sorgte in den Medien in Australien und weit darüber hinaus für ein fast ausschließlich negatives Echo - Australiens öffentlich-rechtlicher Sender ABC attestierte dem wohl besten Schlussspieler der Welt seiner Vorbildfunktion nicht gerecht geworden zu sein. Und selbst das Boulevard-Blatt Telegraph aus Sydney hatte einen kritischen Kommentar zu Folaus Äußerung parat. Der ehemalige Wales-Kapitän Gareth Thomas, der sich vor fast zehn Jahren als erster bekannter Rugby-Spieler geoutet hatte und Schiedsrichter-Legende Nigell Owens - beide Vorreiter und Vorbilder in Sachen Rugby und Toleranz gegenüber gleichgeschlechtlichen Partnerschaften - gingen auf Nachfrage wenig überraschend ebenso kritisch mit dem Australier ins Gericht.
Was die Diskussion in den letzten Tagen nur noch mehr anheizte, waren Äußerungen von prominenten Spielern im Nachbarland Neuseeland. Folaus ehemaliger Mitspieler im australischen Team, der mittlerweile bei Montpelier spielende Neuner Nick White, war der einzige prominente Wallaby, der Folau kritisierte - von aktuellen Wallaby-Mitspielern war, wohl auch aufgrund einer höchstwahrscheinlich erfolgten Kommunikations-Direktive des Verbandes, nichts zu dem Thema zu hören. All Blacks Gedrängehalb TJ Perenara jedoch war einer von gleich mehreren All Blacks, die die Kommentare von Folau scharf kritisierten. „Ich möchte klarstellen, dass ich zu 100% gegen diese Äußerungen bin - für so etwas gibt es keinerlei Rechtfertigung und keinen Platz im Rugby, dem Sport den ich so liebe“ so der Hurricanes-Star auf Twitter. Perenara verwies weiterhin auf die hohe Suizidrate unter Homsexuellen in der Pazifik-Einwanderercommunity (Fiji, Tonga, Samoa) und unter jungen Maoris, da unter ihnen Vorurteile gegenüber Homosexuelle noch viel weiter verbreitet sind. Diese All-Blacks-Kampagne gegen Diskriminierung heizt den Konflikt weiter an Doch dieser Konflikt steht auch sinnbildlich für einige größere Fragen: Rugby und seine Community haben sich schon seit längerem als der aufgeklärtere Sport gesehen, bei dem beispielsweise die Toleranz gegenüber Homosexuellen keinerlei Problem mehr sein sollten. Wenn beim Rugby der Respekt vor Gegnern, Offiziellen und Mitspielern wirklich ein anderer ist, als beispielsweise im Fußball - kann man solche Äußerungen dann akzeptieren? Oder ist die Meinungsfreiheit, so verletzend manche Ansicht eines einzelnen Spielers auch sein mag, nicht das höhere Gut? Doch hat Rugby dann noch ein Recht sich vom Fußball abheben zu wollen? Und inwiefern verpflichtet die Vorbildfunktion der Spieler, deren Bekanntheit zumindest in den großen Rugby-Nationen so groß ist, wie hierzulande bei Manuel Neuer und Mats Hummels, diese zu einem tadellosen Benehmen? Kommentare (3)
Andreas Hauer said:
Boudewijn Vertonghen said:
Mahmud Marachi said:
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Letzte Aktualisierung ( Mittwoch, 25. April 2018 ) |