Die DRV XV vor dem REC-Duell in Madrid: Zu Gast bei Spaniens WM-Party
Geschrieben von TotalRugby Team   
Samstag, 10. März 2018

Gedrängehalb Jan Piosik hat morgen seine absolute Feuerprobe vor sich gegen Guillaume Rouet. Foto (c) Kessler
Gedrängehalb Jan Piosik hat morgen seine absolute Feuerprobe vor sich gegen Guillaume Rouet. Foto (c) Kessler

Wenn unsere DRV XV morgen Mittag um 12:30 auf den tiefen Platz der seit Tagen unter Dauerregen leidenden spanischen Hauptstadt Madrid aufläuft, steht ihr die dritte und angesichts der Stärke des Gegners schwerste Auswärtsaufgabe bevor. Mit Blick auf die bisherigen beiden hohen Auswärtsschlappen und der deutlichen Heimpleite gegen die Spanier im Vorjahr in Köln kann es eigentlich nur darum gehen, sich achtbar aus der Affäre zu ziehen und als Mannschaft vor der bevorstehenden Relegation zu finden. Dort wird es um den Klassenverbleib der DRV-Auswahl gehen, nicht morgen in Madrid, wo die deutsche Mannschaft zu Gast sein, wenn das spanische Rugby mit dem Staatsoberhaupt auf der Tribüne sich und seine jüngsten Erfolge feiert.

Willkommene Verstärkung hat die deutsche Mannschaft im Sturm erhalten. Bei Bedingungen, die ein ansehnliches Spiel wohl nahezu unmöglich machen dürften, ist jeder erfahrene und kampferprobte Sturm-Brocken willkommen. In Form von Matthias Schösser und Gilles Vallettes hat die DRV XV gleich zwei davon nach dem Belgien-Spiel hinzubekommen. Schösser ist deutsch-neuseeländischer Prop und hat sein Rugby von der Pike auf den erbarmungslosen Feldern von Neuseelands Südinsel erlernt. Mittlerweile spielt er in Schottlands erster Liga und war eigentlich schon in den vorherigen Spielen eingeplant, Schösser musste aber aufgrund eines schweren Infekts mehrere Tage im Krankenhaus der schottischen Hauptstadt verbringen.

Vallettes wiederum hat jahrelang in Frankreichs zweiter Liga gespielt und die Stärke und der kühle Kopf beider zusammen dürfte gegen die mit französischer Erstliga-Erfahrung gesegnete spanische erste Reihe Gold wert sein. Die beiden Erste-Reihe-Löwen Bender und Martel bekommen nach drei schweren Spielen zumindest eine kleine Verschnaufpause und starten von der Bank. Es bleibt zu hoffen, dass die Arbeit mit Ex-All-Black Campbell Johnstone unter der Woche bei den Standards Verbesserungen bewirkt hat. Zu viel Last lag am vergangenen Wochenende auf den noch sehr jungen Schultern von Eric Marks. Und zu sehr konnte Belgiens wohl organisierte Sturm sein deutsches Pendant ein ums andere Mal unter Druck setzen.

Auf der Dreiviertelreihe wird Routinier Kieran Davis das Verbinder-Trikot von Wynston Cameron-Dow übernehmen und dürfte gegen die Spanier keine leichte Aufgabe vor der Brust haben. Davis hatte zuletzt 2009 und 2010 in der Rugby-Europe-Championship für Deutschland gespielt und ist mit 37 ein absoluter Routinier, aber auch gleich fünf Jahre älter als sein Gegenüber Brad Linklater. Cameron-Dow wiederum hatte gegen Georgien eine sehr gute erste Halbzeit gespielt, war aber zu Spielschluss deutlich abgefallen und hatte gleich zwei abgefangen Pässe zu direkten Versuchen geworfen. Germania-Spielmacher Daniel Koch war weitere Unterstützung aus den Reihen der Siebener-Mannschaft nur drei Wochen vor dem Abflug nach Hong Kong nicht zu erwarten.

 

 

Immerhin sind mit Robin Plümpe, der mit einem Kreuzbandriss im Knie sehr lange ausfallen wird, wie Zani Dembele, dessen Knie-Verletzung gleich mehrere Operationen benötigte, gleich zwei wichtige DRV-VII-Akteure dieser Rugby Europe Championship zum Opfer gefallen und werden der deutschen Siebener-Auswahl in Hongkong fehlen. Zusammen mit Paul Pfisterer hatte Dembele ein beeindruckendes Teenager-Duo auf Außen gebildet, an dem Rugby-Deutschland noch viel Spaß haben wird - ob nun im Trikot der Siebener- oder Fünfzehner-Nationalmannschaft. Morgen starten Nico Müller und Debütant Zinzan Hees, der Bruder von Siebener-Nationalspieler Leon Hees, der ebenso bei den Heusenstammer Füchsen spielt. Mit Pascal Fischer steht ein Außen mit Erfahrung in beiden Nationalteams als Verstärkung von der Bank zur Verfügung.

Seine absolute Feuerprobe wird Jan Piosik haben. Der blutjunge Hannoveraner tritt als Gedrängehalb im direkten Duell mit Guillaume Rouet an, der seit mittlerweile sechs Jahren der Neuner vom französischen Traditions-Klub Aviron Bayonnais ist. Doch Trainer Pablo Lemoine und sein Team halten große Stücke auf das Hannoveraner Nachwuchstalent und trauen ihm diese Herkulesaufgabe zu.

Wie bereits zu Beginn erwähnt wäre es vermessen einen Sieg zu erwarten, egal unter welchen Umständen. Die Niederlage im Vorjahr in Köln, bei dem die spanische Mannschaft ihrem deutschen Gegner in allen Belangen überlegen war, hat dies mehr als verdeutlicht. Denn die Spanier werden so kurz vor ihrem großen Ziel, der zweiten WM-Teilnahme nach 99, alles in die Wagschaale werfen. Was sich Deutschlands Rugby-Community allerdings tatsächlich erhofft ist ein Kampfgeist, wie ihn die deutschen Spieler in den ersten 60 Minuten gegen Georgien an den Tag gelegt haben. Darauf könnte man vor einem eventuellen Relegationsspiel aufbauen.

Jetzt wo die Terminierung des Spiels feststeht ist auch mit weiteren Verstärkungen zu rechnen. Denn als REC-Mannschaft würde Deutschland am 28. April der Gastgeber des Relegationsspiels werden. Die Siebener-Mannschaft wiederum wird nach den Hong Kong Sevens am 8. Bis 10. April zwar ihren Fokus direkt auf die im Sommer anstehende EM richten, doch für ein so wichtiges Spiel würde Nationaltrainer Vuyo Zangqa sicherlich den einen oder anderen Spieler entbehren können.

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Kommentare (2)add comment

Boudewijn Vertonghen said:

3905
Relegationsspiel
Beim Relegationsspiel sehe ich momentan Portugal als klaren Favoriten.

Beim Relegationsspiel 2017 hatte Belgien Heimspiel gegen Portugal. Bei einem solchen Spiel würde es nicht überraschen, wenn für Belgien damals viele Auslandsprofis freigestellt worden wären/es für Belgien das „Spiel des Jahres 2017“ gewesen wäre. Jedoch führte Portugal zur Pause mit 15:14 und nach 68 Minuten war Portugal nur 3 Punkte in Rückstand. Erst in den letzten Minuten sicherte sich Belgien das 29:18 (http://www.rugbyeurope.eu/play-2018-championship).

Wie dem auch sei...nochmal eine andere Frage ist, welche Auslandsprofis von Deutschland dieses Jahr zum Relegationsspiel fit und freigestellt sein werden...

Jedenfalls erwartet Deutschland ein portugiesisches Team, das in den letzten Jahren konstant seine Leistung abgerufen hat/eine Liga tiefer in keinem einzigen Spiel „patzte“.
März 11, 2018

Andreas Hauer said:

2314
@ Totalrugby
Der Relegationstermin wird in anderen Quellen als der 19. Mai angegeben.
Gibt es dazu nähere Infos?
März 12, 2018

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