TR-Gegnervorschau: Belgien will den Sieg im „Spiel des Jahres“
Geschrieben von TotalRugby Team   
Mittwoch, 28. Februar 2018

Vor einem Jahr gab es ein äußerst knappes 34:29 für unsere DRV-Auswahl. Am Samstag tritt die DRV-Auswahl in Brüssel an. Foto (c) Keßler
Vor einem Jahr gab es ein äußerst knappes 34:29 für unsere DRV-Auswahl. Am Samstag tritt die DRV-Auswahl in Brüssel an. Foto (c) Keßler

Wenn unsere DRV XV am Samstag am späten Nachmittag im kleinen Brüsseler Heysel-Stadion aufläuft, geht es im direkten Duell mit den an vorletzter Stellte stehenden Belgier wohl um die vorläufige Entscheidung in Sachen Klassenerhalt. Was die deutschen Jungs erwartet ist ein hitzige Atmosphäre und ein Gegner, der nach zwei Niederlagen beweisen will, dass er den Klassenerhalt verdient hat.

Belgiens Verbandspräsident hatte unter der Woche betont, wie wichtig der erneute Klassenerhalt sei, damit sich diese Mannschaft weiterentwickeln könne. Ein Sieg käme, davon geht man bei unseren Nachbarn aus, dem direkten Klassenerhalt gleich. Im Vorjahr hatte man, nachdem das direkte Duell in Offenbach gegen Deutschland mit 34:29 an unsere DRV XV ging, den Umweg über die Relegation gehen müssen. Im Mai gelang den Belgiern der Klassenerhalt dann mit einem 29:18 Sieg über Trophy-Sieger Portugal. Das gleiche Schicksal wird aller Voraussicht nach auch den Verlierer des direkten Duells am Samstag erwarten und Stand heute würde Portugal der wahrscheinlichste Gegner sein.

Historisch gesehen waren die Spiele zwischen Belgien und Deutschland immer enge Angelegenheit - fünf davon konnte die DRV XV für sich entscheiden, vier gingen an den „kleinen“ Nachbarn. Auch sonst sind die Rugby-Communities beider Länder durchaus vergleichbar - laut aktuellen Zahlen von World Rugby gibt es bei unseren Nachbarn 12.500 registrierte Vereinsspieler und damit sind nahezu gleich viele Erwachsene in den Vereinen Belgiens aktiv, wie das hierzulande der Fall ist. Wo uns Belgien jedoch in den letzten zehn Jahren abgehängt hat, ist bei den Nachwuchsspielern: Rechnet man diese mit ein, kommt man laut Weltverband auf insgesamt über 34,000 Rugby-Spieler in Belgien.

Die Belgier scheuen die Konfrontation vor dem Spiel nicht


In den ersten beiden Spielen der diesjährigen Rugby Europe Championship musste sich Belgien in Georgien (0:47) und Russland (7:48) jeweils deutlich geschlagen geben. Dabei kassierten auch die Belgier in beiden Partien jeweils sieben Versuche und liegen damit lediglich durch ihre bessere Punktedifferenz vor unserer DRV XV, nachdem im Vorjahr die Konstellation genau andersherum war und Belgien hinter Deutschland Letzter wurde. Doch in der REC 2017 haben die Belgier ebenso bewiesen, dass sie daheim im engen „Petit Heysel“ eine andere Mannschaft sind. Gegen Rumänien (17:33), Russland (18:25) und Georgien (6:33) setzte es zwar jeweils Heimpleiten, doch abgesehen vom Georgien-Spiel waren die schwarzen Teufel genannten Belgier nie chancenlos.

Im Herbst ging das einzige Testspiel gegen die Brasilianer mit 19:23 verloren und das mit einigen prominenten Legionären, allen voran Jens Torfs an Bord. Während der Großteil des belgischen Kaders entweder in der heimischen Liga spielt und regelmäßig in Brüssel zu Stützpunkt-Einheiten zusammenkommt, oder an den Akademien der großen französischen Klubs unter Vertrag steht, ist der bullige 1,84 m große Innendreiviertel seit mittlerweile fünf Jahren Leistungsträger beim französischen Traditionsklub US Perpignan. Bei eben jenem USAP, dessen Maillot einst Dan Carter überstreifte.

Torfs hatte sich über die belgische Siebener-Mannschaft in den Fokus von Racing 92 gespielt und ist nunmehr aus dem Perpignan-Aufgebot nicht mehr wegzudenken. Torfs ist auch deswegen gewissermaßen ein Exot, da er mit Montauban (Pro D2 Spieler) Akademie-Spieler Sven d’Hooghe und Zweite-Reihe-Riese Thomas Vervoort das kleine flämische Kontingent in einer von den französischsprachigen Wallonen dominierten Mannschaft bildet. Bei den Heimspielen führte er die Belgier zuletzt jeweils als Kapitän aufs Feld, fehlte aber in den beiden Auswärtsspielen dieser Saison, da er von Perpignan nicht freigegeben wurde.

Gedrängehalb Julien Berger ist ein weiterer Frankreich-Legionär mit dem unsere Mannschaft am Samstag rechnen muss. Jahrelang bei La Rochelle unter Vertrag stehend, ist der 28-jährige Neuner mittlerweile zum ambitionierten Drittligisten Limoges, gegen den die DRV XV im letzten Sommer ein Testspiel abhielt, gewechselt. Hakler Maxime Jadot wiederum ist Team-Kollege der deutschen Spielmacher-Achse Hilsenbeck/Menzel beim RC Vannes in Frankreichs zweiter Liga und hat anders als diese die Freigabe für Samstag erhalten.

Spielerisch müssen unsere Jungs mit einem gut aufeinander abgestimmten Sturm rechnen, der sich vor allem aus Spielern der drei belgischen Top-Klubs Dendermonde, Kituro und ASUB Waterloo zusammensetzt. Im Gedränge hatten sich die Belgier auch gegen die Top-Nationen achtbar aus der Affäre gezogen und werden versuchen unsere Jungs unter Druck zu setzen. Auf der Dreiviertelreihe wird neben dem durchbruchsstarken Torfs wohl Guillaume Piron im Mittelfeld auflaufen - der ehemalige Team-Kollege von Chris Hilsenbeck bei Colomiers war zuletzt öfter nicht von seinem Verein freigegeben worden, steht nun aber im erweiterten Kader gegen Deutschland.

 

 

Auch DRV Director of XVs Rugby Paul Healy sieht in Belgien „eine gute Mannschaft, die schon seit einer Weile zusammen trainiert und dementsprechend eingespielt ist.“ Gleichwohl glaubt Healy, der mit Chile schon selbst Erfahrung als Cheftrainer gemacht hat, die Schwächen der Belgier erkannt zu haben: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und die Belgier analysiert.“

An diesem Wochenende gegen die DRV-Auswahl soll die Mannschaft Guillaume Ajac beweisen, dass sie in die höchste europäische Spielklasse gehört gibt der belgische Verbands-Präsident Salvatore Zandona die Marschrichtung vor. Mit dem ersten Sieg seit dem Aufstieg im Vorjahr würde man die Früchte für all die geleistete Arbeit ernten. Dazu ruft er die Fans der schwarzen Teufel dazu auf „eine besondere Atmosphäre“ im Heimstadion des Verbandes zu entfachen.

Bei den Belgiern will man sich auch deshalb beweisen, da man sich gegenüber den anderen Teams in der Rugby Europe Championship benachteiligt sieht. Immerhin bekämen alle Mitbewerber Unterstützung durch World Rugby so Verbands-Präsident Zandona gegenüber der belgischen Rugby-Webseite sportkipik.be in der vergangenen Woche.



+++ UPDATE +++

Aufgrund des Dauerfrosts in Brüssel und der fehlenden Rasenheizung wird das Spiel in das Centre Nelson Mandela (Rue de Ransbeek 227, Brüssel) verlegt. Die Anlage fasst nur 2000 Zuschauer, hat aber anders als das Heysel-Stadion einen Kunstrasen mit Heizung.

Aufgrund der Wetterbedingungen musste der belgische Verband einen Ausweichort wählen

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