Alles oder nichts in Italien: Der HRK vor dem Halbfinal-Rückspiel in Calvisano
Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 18. Januar 2018

Die Standards waren im Hinspiel das HRK-Sorgenkind. Dennoch hat der Klub eine ordentliche Ausgangslage vor dem Rückspiel in Italien. Foto (c) Rainer Rück
Die Standards waren im Hinspiel das HRK-Sorgenkind. Dennoch hat der Klub eine ordentliche Ausgangslage vor dem Rückspiel in Italien. Foto (c) Rainer Rück

Der Traum vom Continental-Shield-Finale lebt, doch das Europacup-Gastspiel des Klubs in Italien wird die wohl mit Abstand anspruchsvollste Aufgabe, die der deutsche Meister in den vergangenen Jahren angegangen ist. Im bereits dritten Aufeinandertreffen mit dem amtierenden italienischen Meister in dieser Saison darf der Klub maximal mit vier Punkten Differenz verlieren, um den Finaleinzug perfekt zu machen - will man eine absolute Zitterpartie vermeiden, sollte der HRK möglichst ähnlich, wie in den ersten 75 Minuten des Hinspiels agieren.

Denn bis auf die absolute Schlussphase hatte der Klub das erste von zwei Semifinals, besonders in der Mitte des zweiten Durchgangs, dominiert. Doch zwei Versuche von Calvisano fast mit dem Schlusspfiff verschlechterten die HRK-Ausgangslage ungemein und ließen das Polster auf fünf Punkte schmelzen. Spielmacher Hagen Schulte, mit drei Versuchen der überragende Akteur des Hinspiels, wird also auch übermorgen in Calvisano wieder gefordert sein.

Die Italiener werden wildentschlossen auftreten und angesichts ihrer unglaublichen Heimstärke - in dieser Saison wurden alle Heimspiele souverän gewonnen - muss sich der Klub auf einiges gefasst machen. Die Klub-Schwäche im Gedränge während des Hinspiels  dürfte dem Klub-Trainerteam um Kobus Potgieter und Pieter Jordaan einige Sorgenfalten bereitet haben - basierte das erfolgreiche Klub-Spiel der vergangenen Jahre doch auf der Stärke bei den Standards. Doch die in dieser Saison entwickelte Spielstärke auf der Dreiviertelreihe war im Hinspiel der Schlüssel zum Erfolg.

Mit drei gelernten Spielmachern auf der Reihe - Hagen Schulte als Verbinder, Raynor Parkinson auf der ersten Innenposition und Marcel Coetzee als Schluss - ist das Klub-Angriffsspiel unglaublich variabel. Es existieren zahlreiche Kick-Optionen, ob nun zum Angriff, oder zur Befreiung tief aus der eigenen Hälfte. Das trockene sonnige Wetter in Calvisano, mit Temperaturen um die 10 Grad, dürfte einem expansiven Spielstil zuträglich sein.

 

 

 



Weniger zuträglich dürften dei zahlreichen angeschlagenen Akteure aus dem Hinspiel sein: Michael Poppmeier, Raynor Parkinson, Dasch Barber, Sebastian Ferreira, Hagen Schulte, Marcel Coetzee und Steffen Liebig konnten jeweils nur ein eingeschränktes Trainingsprogramm unter der Woche durchziehen. Zum Abschlusstraining am heutigen Donnerstag meldeten sich jedoch alle wieder fit. Damit droht lediglich Wynston Cameron-Dow auszufallen, allerdings aus einem freudigen Grund: Der SC-Frankfurt-1880-Leihspieler erwartet Nachwuchs.

Coach Kobus Potgieter jedenfalls gibt sich im Vorfeld optimistisch: „Wir haben Calvisano in der bisherigen Saison bereits zweimal geschlagen, warum sollte uns das nicht ein drittes Mal gelingen? Wir haben unsere Hausaufgaben erledigt und sind zuversichtlich, dass wir am Samstag den Finaleinzug perfekt machen können.“ Der Südafrikaner sieht ein „Spiel auf Länderspielniveau“ auf seine Jungs zukommen, sieht jedoch die nötige „Qualität und Erfahrung“ im Kader. Auf eventuelle Gedankenspiele mit einer knappen Niederlage weiterzukommen will sich Potgieter auf jeden Fall nicht einlassen. Als Schlüssel zum Sieg sieht man Klub eine erneut sehr gute Chancenverwertung an den Tag zu legen.

Sollte dem Klub tatsächlich der Einzug in das in Hin- und Rückspiel ausgetragene Finale gelingen, stünde nur noch eine Hürde vor einem weiteren Finale um den eigentlichen Shield in Bilbao. Denn der Sieger aus dem Duell HRK-Calvisano trifft auf den Sieger des Parallel-Semfinales Batumi-Timišoara. Beides machbare Aufgaben für den Klub - mit einem Sieg in diesem Duell wäre Einzug in den Challenge Cup geschafft, ein weiteres letztes großes Finale in Bilbao, im 50.000 Zuschauer fassenden neuen San Mames Stadion, stünde jedoch noch an. Gegner dort: Der Sieger aus dem Duell der beiden diesjährigen russischen Challenge Cup Teilnehmer Krasny Yar und Enisei.

Artikel empfehlen
Kommentare (4)add comment

Alex L. said:

3882
Träumereien
Guter Artikel und man hofft natürlich auf das beste Ergebnis.
Aber meiner Meinung nach ist gegen Calvisano Schluss.

Das die Realität mal wieder besser dargestellt wird als sie ist passt auch mal wieder.
Weder Batumi noch Timisoara sind keineswegs machbare Aufgaben, sondern noch deutlich stärker. Hoffentlich ändert sich das in Zukunft, aber momentan ist man nicht nur in der Nationalmannschaft von Georgien, Rumänien, Russland und Spanien weit entfernt. Man darf aber für die Zukunft hoffen.
Januar 19, 2018

Roland Welsch said:

97
Absolut
Danke für deine realistische Betrachtung ! In deiner Aufzählung fehlen noch die Russen Enissei und Krasny Yar . Da gibts schon gar nix zu holen! Zumal das deutsche Rugby leider keine Gewinnerkultur besitzt , die verhindert das man in den letzten 3 min des Spieles noch 2 Versuche kassiert und sich quasi selbst besiegt
Januar 20, 2018

Dragos Florescu said:

1820
Livestreams
Angeblich können wir die beide Halbfinalen hier folgen: http://www.therugbychannel.it/continental-shield. Timisoara - Batumi fängt schon um 13 Uhr CET an (14 Uhr lokale Uhrzeit). Ich hoffe, dass es kein Geo-Blocking sein wird...
Januar 20, 2018

Boudewijn Vertonghen said:

3905
...
Im einen Halbfinale landet der Tabellenvierte der rumänischen Liga einen Favoritensieg gegen den Tabellenfünften der georgischen Liga.

Im Duell der Landesmeister und aktuellen Tabellenführer setzt sich der Außenseiter aus Deutschland gegen die konstante Heimmacht Calvisano durch. Und was für ein cooler Try! Geiler Lauf von Armstrong, dann ein cooler Kick auf Liebig, der nur noch ablegen musste. Gratulation zu der hervorragenden Leistung und dem historischen Erfolg!


Wenn sich das Lazarett des Tabellenvierten der rumänischen Liga lichtet, sind die klarer Favorit gegen den HRK. Beide Teams könnten fast gleich viele Nationalspieler für den REC stellen. Hoffentlich tun sie das auch beide (!!!).

Zu Timisoara heißt es in http://t2rugby.com/viewtopic.p...tart=1250:
"As for Timisoara, on the paper, I think they are the stronger team of the Super Liga and even the stronger team in the world outside Tier1 clubs and Top League clubs. 27 international players (24 capped by Romania, 2 by Fiji and 1 by Tonga) and at least 12 players with professional experience (Super Rugby, Top14, Premership, Pro12/14, NPC, ProD2, Championship). (…) They just playing (very) bad since months, maybe because of internal problems."

Vielleicht haben die beim nächsten REC weniger Nationalspieler als sonst wegen der enttäuschenden Hinrunde und viele fitte Spieler nach dem REC.
Januar 20, 2018

Kommentar schreiben
Du mußt angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.

busy
Letzte Aktualisierung ( Freitag, 19. Januar 2018 )