Deutschlands Hongkong-Konkurrent Chile: Aufstrebende Rugby-Macht mit Potenzial im Siebener
Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 11. Januar 2018

Künftig harte Konkurrenten um den einzigen Aufstiegsplatz in die World Series
Künftig harte Konkurrenten um den einzigen Aufstiegsplatz in die World Series

Nicht erst seit dem vergangenen Wochenende sollte vielen Rugby-Fans in Deutschland klar geworden sein - auch in Chile wird Rugby gespielt und das immer besser. Die Südamerikaner werden in den kommenden Jahren für beide DRV-Teams ein formidabler Gegner sein, aber gerade für die DRV VII dürften „Los Condores“ einer der härtesten Konkurrenten um die World Series Qualifikation sein. Dabei befinden sich die Chilenen in Südamerika seit Jahren in einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit Uruguay um den zweiten Rang hinter den alles dominierenden Argentiniern. Aus dieser Ausgangsposition gelingt es den Chilenen sich regelmäßig für Hongkong, die beiden amerikanischen World-Series-Turniere in Vegas und Vancouver und nun auch für die WM in San Francisco zu qualifizieren.

In den vergangenen zwölf Monaten gab es gleich vier Rugby-Duelle zwischen Deutschland und Chile - erst im Halbfinale von Hongkong mit dem besseren Ende für unsere Jungs, dann jeweils Chile-Siege im denkwürdigen November-Spiel von Offenbach sowie schließlich zwei Mal am vergangenen Wochenende im uruguayischen Punta del Este. Bereits an diesem Wochenende werden die Siebener-Auswahlteams beider Länder erneut aufeinander treffen. Was über die bisherigen vier Spiele hinweg mehr und mehr klar geworden ist: Chile ist eine aufstrebende Rugby-Macht und will, wie die DRV-Teams auch, sowohl im XVer, als auch im olympischen Siebener, in die erweiterte Weltspitze. Das bestätigen auch Rekord-Nationalspieler und Co-Trainer der Siebener-Nationalmannschaft Clemens von Grumbkow, sowie Nationalspieler Carlos Soteras Merz, der als Deutsch-Chilene immer ein genaues Auge auf die Heimat seines Vaters wirft, gegenüber TotalRugby.

Chiles Siebener-Coach Edmundu Olfos hat in den letzten Jahren eine gefestigte Truppe um die beiden erfahrenen Stürmer Felipe Brangier und Ignacio Silva aufbauen können. Mit viel personeller Konstanz, einem hohen Maß an Eingespieltheit sowie einer besonderen Aggressivität auf dem Feld haben sich die Chilenen an die erweiterte Weltspitze herangetastet. In den letzten Jahren hatte Chile das Privileg als beste nicht-World-Serie-Mannschaft als 16. Team in Vegas und Vancouver im Hauptfeld antreten zu dürfen. Und spätestens der 31:0 Sieg über den Gastgeber bei den letzten Hong Kong Sevens dürfte in der internationalen Siebener-Szene als Weckruf wahrgenommen worden sein. In der aktuellen zwei Turniere umfassenden Südamerika-Sevens-Serie (Punta del Este und Viña del Mar) wird den Chilenen nach dem zweiten Platz zum Auftakt das WM-Ticket eigentlich kaum mehr zu nehmen sein. Brasilien und Uruguay müssten im Falle eines sehr schlechten Abschneidens der Chilenen zumindest ins Halbfinale, um Chiles zweite Siebener-WM nach 2001 fahren wird.

Insgesamt kann Chiles Verband auf eine ordentliche Basis aufbauen - mit 26.000 Vereinsspielern bei 17 Millionen Einwohnern hat Rugby ein deutlich wahrnehmbareres Profil im südwestlichsten Staat Südamerikas. „Nach Fußball, der auch in Chile unglaublich dominant ist, kommt schon relativ bald Rugby, der Sport ist sehr bekannt und beliebt in Chile“ so Carlos Soteras

Merz gegenüber TotalRugby. Im Fünfzehner spielen die Condores zwar noch definitiv die zweite Geige nach Uruguay, aber immerhin gibt es für die Chilenen einen klaren Pfad zur WM-Teilnahme: An Uruguay vorbei kommen und dann den schlechteren Nordamerika-Vertreter, aktuell Kanada, schlagen. Im Siebener sieht die Ausgangslage noch besser aus: Nach einem ersten Sieg überhaupt gegen Neuseeland bei den Silicon Valley 7s in Kalifornien, war das Chile-Team Thema in allen Zeitungen und vielen Sportsendungen des Landes ein Thema. Auch wenn der Sieg „nur“ gegen ein Development-Team des amtierenden Weltmeisters erfolgte. Der Sieg gegen Südafrika in der Gruppenphase der Punta Sevens am vergangenen Wochenende ist der chilenischen Öffentlichkeit ebensowenig entgangen.

Sportlich gesehen „verbessern sich die Chilenen stetig, was auf viel harter Arbeit basiert“ so Clemens von Grumbkow gegenüber TotalRugby. „Auf dem Feld treten sie sehr selbstbewusst auf und werden aufgrund ihrer Eingespieltheit nach dem Halbfinaleinzug auch dieses Jahr wieder ein Mitfavorit in Hongkong sein“ so von Grumbkow weiter. Allerdings betont der ehemalige Spieler der DRV XV und Kapitän der DRV VII auch, dass Irland und die DRV-Auswahl, den beiden anderen heißen Kandidaten auf einen World-Series-Aufstieg neben Japan, noch knapp drei Monate zur Vorbereitung bleiben, bevor am 6. 8. April der einzige Aufstiegs-Platz in die 15 Teams umfassende Sevens World Serie ausgespielt wird. Denn die Chilenen spielen bereits in der jetzigen zwei Turniere umfassenden Südamerika-Serie um die WM- und Hongkong-Quali und müssen zwangsläufig zum ersten von drei Mal au dem Leistungszenit in sechs Monaten sein.

So sieht es auch Carlos Soteras Merz, dem direkt in Spiel eins ein Versuch gegen das Heimatland seiner Mutter gelang: „Man merkt, dass sie sehr eingespielt sind und sehr aggressiv auftreten. Für sie ging es allerdings auch um einen Ticken mehr. Sie werden künftig ein sehr unangenehmer und starker Gegner für uns sein, so viel steht fest“ ist sich Soteras-

Merz sicher. Auch im persönlichen Gespräch haben Soteras-Merz die chilenischen Spieler von ihrem Programm am Stützpunkt Santiago berichtet, das vergleichbar mit ebenso viel Trainingsfleiß und Einsatz, wie das deutsche Siebener-Programm, auf das jetzige Niveau gekommen sei. Bereits am Wochenende im chilenischen Viña del Mar wird es wieder zum Duell deutsche Adler gegen chilenische Kondore kommen - in der Gruppenphase des zweiten wichtigen südamerikanischen Siebener-Turniers wartet neben dem Gastgeber noch Argentinien und Kanada auf Deutschland.

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