Six Nations - Hintergrund: Irlands kommende goldene Generation ist um ein Super-Talent reicher
Geschrieben von TotalRugby Team   
Dienstag, 9. Januar 2018

Jordan Larmour ist das neueste Produkt des Leinster-Talent-Fließbands und der pfeilschnelle Schluss dürfte wohl bei den Six Nations erstmals im Grün seines Heimatlandes auflaufen.
Jordan Larmour ist das neueste Produkt des Leinster-Talent-Fließbands und der pfeilschnelle Schluss dürfte wohl bei den Six Nations erstmals im Grün seines Heimatlandes auflaufen.

Im professionnellen Vereins-Rugby gibt es Weihnachten/Neujahr keine Auszeit - im Gegenteil - die Periode um die Festtage herum ist im europäischen Vereins-Rugby absolut entscheidend. Derbys in allen großen Ligen, Europacup-Entscheidungen und vor allem kristallisiert sich heraus, wer im Februar und März beim traditionsreichsten und nach dem World Cup prestigereichsten Rugby-Turnier der Welt, den Six Nations, antreten darf. Dabei hat sich in den letzten Wochen ein weiteres irisches Wunderkind ins Rampenlicht gespielt - der erst zwanzigjährige Jordan Larmour ist das nächste Produkt des scheinbar unerschöpflichen Leinster-Talent-Fließbands. Auf der grünen Insel wächst eine neue goldene Generation heran, die zu neuen Höhen hinaus und dabei ihre berühmten Vorgänger übertreffen will.

Die letzten fünf Jahre waren die wohl besten in der Geschichte des irischen Rugby. Der Grand Slam 2014, der erneut Sieg beim Sechs-Nationen-Turnier 2015, der erste Sieg gegen die All Blacks in der 143-jährigen Geschichte der irischen XV und mit Platz drei ein Allzeit-Hoch in der Weltrangliste. Während die Erfolge der vergangenen Jahre auf der taktischen Disziplin des Teams und der hervorragenden Coaching-Arbeit von Trainer Joe Schmidt fußten, kommen nun mehr und mehr hochtalentierte junge Rugger durch die Reihen der vier Akademien der Pro-14-Teams. Nachdem 2009 der erste Six-Nations-Grand-Slam nach 60 Jahren mit der sogenannten goldenen Generation um Ronan O’Gara, Paul O’Connel und Brian O’Driscoll erfolgte, schickt sich nun eine weitere Generation von Spielern mit dem Kleeblatt auf der Brust an, sich das Label golden zu verdienen.

Robbie Henshaw war der erste der goldenen Generation und sicherte den ersten Sieg über Neuseeland überhaupt

Alles nahm seinen Anfang vor gut drei Jahren mit dem heute 24-jährigen Robbie Henshaw. Der als Kronprinz des besten irischen Spielers aller Zeiten, Brian O’Driscoll, mit Vorschusslorbeeren überhäufte Innen hat seitdem seinen Platz als einer der besten der Welt auf seiner Position zementiert. Dann folgte mit Garry Ringrose ein weiterer genialer Innen, dem im vorletzten Jahr der Durchbruch gelang. Ringrose, der mit seiner cleveren und weniger physisch dominanten Spielart als Henshaw ein gutes Gegengewicht bildet, könnte mit eben jenem Henshaw noch lange das Irland-Mittelfeld bilden. Auf der Außen-Position hat sich Jacob Stockdale von Ulster innerhalb von nur einer Saison zum wohl meist-gehypten Außen Europas entwickelt und kann scheinbar nicht aufhören Versuche zu erzielen. Selbst der scheinbar unersetzliche Verbinder Jonathan Sexton, ist dem Aufkommen von Team-Kollege Joey Carbery ein wenig entbehrlicher geworden. Sexton galt und gilt als Achilles-Ferse der Iren.

Aber auch im Sturm zahlt sich Irlands hervorragenden Nachwuchsarbeit zunehmend aus - Tadh Furlong hat sich in nur zwei Jahren im Irland-Trikot zum besten Tighthead-Prop der Welt entwickelt und ist ebenso erst 25 Jahre alt, für einen Prop fast schon blutjung. Am Wochenende spielte sich ein noch jüngerer Vertreter der seltenen Gattung Erste-Reihe-Stürmer unter 25 ins Rampenlicht: Andrew Porter, ebenso im Leinster-Blau wie sein Team-Kollege Furlong unterwegs, war bereits wegen seiner unglaublichen Kraft zur YouTube-Sensation geworden, bevor ihm das auf dem Feld gelang. Mit nur 21 Jahren gilt er schon als stärkster Spieler im Irland-Kader und angesichts von 222 kg Bankdrücken und 280 kg Kniebeugen sollte das keinen verwundern. Nun machte er am Wochenende auch auf dem Feld von sich Reden, als er im Leinster-Ulster Derby von der eigenen Mallinie mit der Geschwindigkeit eines Außen und der Gewalt eines Bulldozers über zahlreiche Gegenspieler hinweg den Ball aus der eigenen 22 trug und noch dazu im richtigen Moment zum Versuch ablegte.

 

Was für ein Run für einen Prop: Nachwuchs-Prop Porter im Bulldozer-Modus

Porter hatte in diesem Jahr jedoch schon die Ehre erstmals für Irland auflaufen zu dürfen. Mit ihm Furlong und weiteren nachkommenden Props sind die Zeiten vorbei, in denen nach Mike Ross kein Tighthead-Prop weit und brei in Sicht war und alle Chancen an der Fitness eines Spielers abhingen. Im gleichen Spiel jedoch brillierte ein mit 20 Jahren noch jüngerer Star der Zukunft zum wiederholten Mal in den vergangenen Wochen: Leinster-Schluss Jordan Larmour, ehemaliger Feld-Hockey-Nationalspieler Irlands, hatte erst im Spätherbst des letzten Jahres sein Profi-Debüt gegeben. Doch bereits nach gerade einmal einem Dutzend Spiele im Senioren-Bereich fordert Irlands zweitgrößte Zeitung „Irish Independent“ bereits: „Larmours Form ist zu gut, als dass Nationaltrainer Schmidt sie ignorieren könnte“. Zwei Versuche am Wochenende gegen Ulster, zahllose geschlagene Verteidiger und ein Step, gegen den scheinbar kein Kraut gewachsen ist, machen Larmour zum nächsten großen Hoffnungsträger der Iren. Schon am Boxing Day hatte Larmour mit einem Sensations-Versuch erstmals die Rugby-Highlights um den Globus dominiert. In dem irischen Derby schlechthin, im Leinster-Blau zu Gast beim Erzrivalen Munster im ausverkauften Thomond Park, fing Larmour den Ball als Schluss tief in der eigenen Hälfte und setzte zum Versuch des Jahres an - im Slalom vorbei an zahllosen Verteidigern Munsters und am Ende auch schneller als Simon Zebo.

 

Weltklasse-Versuch von Irlands nächstem Super-Talent Jordan Larmour

All diese Irland-Talente und Jung-Stars - Robbie Henshaw, Garry Ringrose, Tadh Furlong, Jacob Stockdale, Andrew Porter und nun Jordan Larmour - sind 25 Jahre oder jünger und könnten eine weitere erfolgreiche Ära der Iren prägen. So sehr dieser Luxus-Kader die Iren nun erneut zum Six-Nations-Favoriten macht - ob diese Generation ihre Vorgänger um O’Driscoll in den Schatten stellen kann, entscheidet sich jedoch ultimativ anderswo - nämlich in Japan 2019 und Frankreich 2023. Denn keiner irischen Nationalmannschaft ist es bisher gelungen über das Viertelfinale bei einer WM zu kommen - auch die Legenden O'Driscoll und O'Connell scheiterten spätestens in der Runde der letzten acht. Als aktuelle Nummer drei der Welt, nach Siegen über alle Rugby-Großmächte in den vergangenen beiden Jahren wäre ein erneutes Scheitern vor dem Halbfinale wohl sicher auch in Irland eine Enttäuschung.

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