TR-Gegner-Check Brasilien: Aufstrebende Rugby-Macht und harter Gegner in Leipzig
Geschrieben von TotalRugby Team   
Mittwoch, 8. November 2017

Im Vorjahr in Heidelberg wurde aus dem gleichen Aufeinandertreffen eine wahre Defensiv-Schlacht der Brasilianer, Deutschland gewann mit 16:6. Foto (c) Keßler
Im Vorjahr in Heidelberg wurde aus dem gleichen Aufeinandertreffen eine wahre Defensiv-Schlacht der Brasilianer, Deutschland gewann mit 16:6. Foto (c) Keßler

Samstag startet unsere DRV XV ihre November-Serie in Leipzig gegen Brasilien. Das mittlerweile fünfte Aufeinandertreffen seit 2015 mit „os Tupis“, wie die Brasilianer in Anlehnung an einen indigenen Stamm im Amazonas-Gebiet des Landes genannt werden, ist Teil der Vorbereitung unserer Nationalmannschaft auf die Rugby Europe Championship im kommenden Februar März - und damit auch auf die WM-Quali. Brasilien verbindet man zwar nicht unbedingt mit Rugby, doch das ändert sich zunehmend.

World Rugby hat sich auf die Fahne geschrieben aufstrebenden Rugby-Nationen, zu denen sowohl die Brasilianer als auch wir gehören, zu mehr Spielen auf hohem Niveau zu verhelfen. Dazu gehört auch die im letzten Jahr neu eingeführte und parallel zu den Six Nations stattfindende Americas Rugby Championship, in der neben Kanada, den USA, Chile, Uruguay und Brasilien auch Argentiniens B-Nationalmannschaft teilnehmen.

Bereits im vor einem Jahr hatten wir euch davon berichtet, dass Brasiliens Verband CBRU als Beispiel für Good Governance gilt und große Fortschritte in Sachen Entwicklung des Sports in Brasilien erreichen konnte. Das Budget des Verbands konnte innerhalb von wenigen Jahren auf über 6 Millionen Dollar gesteigert werden und mittlerweile ziert das Logo der größten brasilianischen Finanzgruppe das Trikot des Teams.

Zweifelsohne hat dabei auch die Ausrichtung der olympischen Spiele letztes Jahr dazu beigetragen, die mit Förderung vom olympischen Verband und World Rugby verbunden war. Die Zahl der registrierten erwachsenen Vereinsspieler ist mittlerweile größer, als die hierzulande und ein Programm mit über 2.000 teilnehmenden Sport-Lehrern hat dafür gesorgt, dass über 160.000 Schüler pro Jahr mit Rugby in Kontakt kommen (mehr Infos dazu auf der Seite des IOC). Weitere Initiativen um Rugby, das auch in Südamerika eher von der Mittel- und Oberschicht gespielt wird, in die Armenviertel zu bringen, erzielen ebenso erste Erfolge.

 

Rugby in die Favelas bringen, das ist seit langem eines der Ziele in Brasilien


In den kommenden Jahren wird Brasilien einer der engsten Konkurrenten werden im Kampf um den Einzug in die erweiterte Weltspitze. Am Wochenende jedoch dürften die Brasilianer eine Herausforderung, aber keinen unbezwingbaren Gegner darstellen. In der diesjährigen Ausgabe der Americas Rugby Championship wurden die Brasilianer in der Endabrechnung Fünfter - hinter Uruguay, aber vor Kanada und Chile. Dabei gelangen „os Tupis“ gegen genau diese beiden Teams, Kanada und Chile, jeweils Heimsiege, nachdem sie im vorherigen Jahr auswärts verloren hatten. Genau andersherum lief es gegen Uruguay und die USA, wo die Brasilianer nach Heimsiegen auswärts verloren.

 

Bereits seit gestern befinden sich "os Tupis" in Leipzig


Die vermeintliche Auswärtsschwäche setzte sich dann auch im Juni fort, als auf den ersten Heimsieg in der Geschichte gegen Portugal in Bukarest eine deftige Schlappe gegen Rumänien folgte. Gerade der schwere Sturm der Rumänen bereitete den Männern vom Zuckerhut ein ums andere Mal Probleme. Doch genau dieser Mannschaftsteil ist eigentlich das Prunkstück der Brasilianer, wie auch DRV-XV-Coach Kobus Potgieter gegenüber TotalRugby bestätigt: „Sie haben ein sehr starkes Gedränge, auf das sie ihr Angriffsspiel aufbauen“ - „Ihre Verteidigung ist wirklich gut und auch in den Rucks müssen wir aufpassen, dass sie uns die Bälle nicht klauen.“

Außerdem betont Potgieter, dass Brasiliens Angriffsspiel sich stetig verbessere - „ihre 10-12-13-15 Achse ist wirklich stark“ so der Nationaltrainer weiter. Mit den Duque- und Sancery-Brüdern haben die Brasilianer gleich vier schnelle Dreiviertelspieler an Bord, die Erfahrung bei Olympia und in Frankreichs zweiter Profi-Liga gesammelt haben. Speziell die erst 22-jährigen Zwillinge Felipe und Daniel Sancery, die normalerweise als Innen und Schluss auflaufne, gelten als die Zukunft des brasilianischen Rugby.

DRV-XV-Außen Steffen Liebig, der im Vorjahr beide Spiele gegen die Brasilianer absolvierte warnt vor der starken Defensive der Gäste am Samstag: „In Heidelberg im ersten Spiel haben wir uns die Zähne an deren Defensive ausgebissen. Erst in Leipzig haben wir es dann etwas schlauer gemacht die Verteidigung auseinanderzuziehen. Nur wenn wir die Breite des Feldes bespielen, werden sich Lücken ergeben, in die wir reinstechen können.“ Insgesamt seien die Spiele, so Liebig weiter, deutlich enger als die Ergebnisse dies suggerierten.

Coach Potgieter versichert: „Brasilien wird ein harter Gegner, aber wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und werden sie unter Druck setzen.“ Potgieter und Liebig warnen jedoch vor dem intelligenten Kickspiel der Brasilianer: „Deren Zehner hat einen richtigen Huf und darauf müssen unsere Außen- und Schlussspieler vorbereitet sein“ so Potgieter gegenüber TotalRugby. Für Deutschland geht es darum mit Blick auf Februar und März, wenn die Rugby Europe Championship wieder startet, in Form zu kommen. Aber auch wichtige Weltranglistenplätze stehen auf dem Spiel - denn im Falle einer Niederlage gegen die Nummer 29. würde Deutschland, momentan auf Rang 23, einige Plätze verlieren.

 

 

Besonders vor dem Gedränge der Brasilianer warnt Nationalcoach Potgieter

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Letzte Aktualisierung ( Mittwoch, 8. November 2017 )