Unsere Jungs in Frankreich: Tussac mit Castres in der Krise, Hilsenbecks emotionale Rückkehr
Geschrieben von TotalRugby Team   
Mittwoch, 18. Oktober 2017

DRV-XV-Prop Damien Tussac nach dem überragenden Sieg gegen Rumänien - mit Castres hatte er einen schwierigen Saisonstart. Foto (c) Seufert-Chang
DRV-XV-Prop Damien Tussac nach dem überragenden Sieg gegen Rumänien - mit Castres hatte er einen schwierigen Saisonstart. Foto (c) Seufert-Chang

Frankreich gilt bereits seit einiger Zeit als das El Dorado für Rugby-Spieler, die im Ausland spielen wollen. Ein insgesamt sehr hohes Spiel-Niveau, eine tief verwurzelte Rugby-Kultur mit stimmungsvollen Stadien und professionelle Bedingungen, bis hinunter in die vierte Liga. Auch zahlreiche deutsche Rugger sind in Frankreichs Ligen unterwegs, darunter auch einige Leistungsträger der DRV XV. In der Serie "unsere Jungs in Frankreich" verfolgen wir die Entwicklung der Legionäre Hilsenbeck, Tussac und Co.

Damien Tussac bei Castres Olympique: Schwieriger Saisonstart, droht der Abstiegskampf?

Der Deutsch-Franzose in der ersten Sturm-Reihe ist auch in dieser Saison der einzige DRV-XV-Spieler, der in Frankreichs höchster Spielklasse unterwegs ist. Immerhin gilt die Top 14 als eine der besten Ligen der Welt und sie ist definitiv die reichste. Tussac war erst zur Vorsaison aus der zweiten französischen Liga von Montauban in die Rugby-verrückte Kleinstadt in Südfrankreich gewechselt. Mit seinen 1,90 ist der bullige Prop für einen Erste-Reihe-Stürmer außergewöhnlich groß und dennoch im Gedränge ein wahrer Meister. Als er zusammen mit Rumänien-Kapitän Lazar in den Castres-Farben Northamtpon im Gedränge geradezu demütigten, erregte das im Rugby-Universum viel Aufmerksamkeit. Selbst in Unterzahl schoben die Männer vom CO das mit England-Auswahlspielern gespickte Gedränge vor sich her. Am Ende der Saison stand für Castres ein respektabler fünfter Platz, auch wenn im Playoff-Viertelfinale gegen den späteren Finalisten Toulon sofort Endstation war.

Die neue Saison allerdings startete weitaus weniger gut. Mit Antoine Dupont hatte CO den wohl zukünftigen Gedrängehalb der französischen Nationalmannschaft an den Erzrivalen Stade Toulousain verloren. Ohne die Nachwuchshoffnung gab es bisher fünf Niederlagen bei nur zwei Siegen. Mit einem Sieg gegen den amtierenden Meister Clermont konnte Castres das durchaus vorhandene Potenzial andeuten. Doch eine krachende Niederlage gegen den stark aufspielenden Aufsteiger Lyon und die zweifelhafte Ehre als einzige Mannschaft gegen Schlusslicht Brive verloren zu haben - bei Castres läuft es alles andere als rund. Tussac selbst hatte zwischendurch angeschlagen gefehlt startete zuletzt aber vor drei Wochen gegen Lyon und wurde ebenso wie der Rest des Teams überrollt. Beim 17:17 Unentschieden gegen Munster war Tussac in der Schlussphase von der Bank gekommen.

Trainer Christophe Urios routiert gerade im Sturm relativ viel und Tussac muss sich seine Spielzeit mit dem Franzosen südafrikanischer Herkunft Daniel Kötze teilen. Ob Tussac im November für die DRV XV auflaufen wird, steht noch in den Sternen. Denn bereits im Frühjahr war das Hin- und Her sowie die ablehnende Haltung seines Klubs ein großes Problem. Wie viel ein Tussac allerdings bewegen kann, hat er beim großartigen Sieg der deutschen Mannschaft gegen Rumänien bewiesen. Mit ihm als Tighthead-Prop neutralisierte die deutsche Fünfzehn das gefürchtete Gedränge Rumäniens.

 

Tussac in den Farben Castres - in dieser Saison läuft es noch nicht rund bei den Südfranzosen


Christopher Hilsenbeck bei Vannes: Ordentlicher Start - Niederlage gegen Ex-Klub Colomiers

Bereits mit 16 Jahren war der Jugendspieler der Handschuhsheimer Löwen nach Colomiers, einer Stadt im Großraum Toulouse gegangen, um eine Rugby-Karriere in Frankreich in Angriff zu nehmen. Neun Jahre blieb der DRV-XV-Verbinder im Südwesten Frankreichs. Doch in diesem Sommer endete das Abenteuer Colomiers für Hilsenbeck. Der französischen zweiten Liga Pro D2 blieb er allerdings erhalten - Hilsenbeck heuerte beim Rugby Club Vannetais an. Die Bretonen sind einer der wenigen Vereine aus dem weniger Rugby-verrückten Norden, die mit den Klubs aus dem Süden mithalten können. Erst 2016 war der RCV in die komplett professionelle Liga Pro D2 aufgestiegen. Doch die Stadt Vannes kann in Sachen Enthusiasmus für unseren Sport mit dem Süden mithalten - das 10.000 Zuschauer fassende Stade de la Rabine ist bei jedem Heimspiel voll.

Im bisherigen Saisonverlauf konnte Vannes ordentlich mithalten und ist nach drei Siegen und fünf Niederlagen Elfter der 16 Teams umfassenden Liga. Eine ganz besonders emotionale Angelegenheit ergab sich für Hilsenbeck als er in der Vorwoche ins Stade Marcel Bendichou, dem Stadion von Colomiers in dem er immerhin neun Jahre lang seine sportliche Heimat hatte, in fremden Farben auflief. Im Voraus gab Hilsenbeck der bretonischen Zeitung le Télégramme ein Interview. In diesem gab er zu Protokoll keinerlei Bedauern wegen seines Wechsels zu haben und dass es ihm auch nicht um Revanche ginge - diejenigen bei denen Revanche für ihn ein Thema sein könnten, hätten Colomiers ebenso verlassen. Zwar nannte Hilsenbeck keine Namen, doch Ex-Colomiers Coach Bernard Goutta dürfte sicherlich zu denen zählen die Hilsenbeck meinte.

An seiner alten Wirkungsstätte gab es jedoch trotz seiner vier erfolgreichen Straftritte nicht viel für den DRV-XV-Verbinder zu holen. Bis zur 60. Minute lagen beide Teams noch gleichauf, doch Colomiers siegte durch 20 überragende Minuten am Ende deutlich mit 40:19 und sicherte sich zudem den Offensiv-Bonus. Gegen Spitzenreiter Montauban folgte eine weitere, wenn auch deutlich knappere Niederlage. Für den noch relativ jungen Klub Vannes wird das Ziel weiterhin sein sich im Unterhaus Frankreichs zu etablieren und nicht in den Absstiegssog hineinzugeraten. Ob Vannes Hilsenbeck für die Spiele der DRV XV freigeben wird, bleibt abzuwarten. Mit Ashly Moeke, einem Ex-Auckland-Verbinder steht ein weiterer erfahrener Zehner in den Reihen von Vannes - sollte dieser fit sein stehen die Chancen nicht allzu schlecht Hilsenbeck schon im November mit dem Adler auf der Brust zu sehen.

 

Emotionale Rückkehr an alte Wirkungsstätte: Hilsenebeck in neuen Farben beim Ex-Klub Colomiers



Menzel und Tyumenev: Fehlstart mit dem RC Strasbourg

Gedrängehalb Tim Menzel und Hakler Mika Tyumenev waren sich nach dem frühen Playoff-Aus ihres RC Strasbourg am ersten Mai noch nicht sicher, ob sie eine weitere Saison im Elsaß dranhängen würden. Doch im Endeffekt entschieden sich beide DRV-XV-Spieler eine weitere Spielzeit in Frankreichs dritter Liga im Stade Hautepierre zu verbringen. Im sogenannten Elite-Pool der Fédérale 1, der viergleisigen französischen dritten Liga, in dem die Aufsteiger ins Profi-Rugby ausgespielt werden, tut sich Strasbourg bislang noch äußerst schwer. Nach fünf Partien stehen vier Niederlagen zu Buche, womit sich der RCS momentan auf dem vorletzten Platz wiederfindet.

Allerdings fehlen Strasbourg auch nur drei mickrige Punkte auf Rang fünf, der immerhin zur Teilnahme an den Aufstiegs-Playoffs berechtigt. Einer der beiden Aufsteiger in die Pro D2 wird nämlich direkt nach dem Ende der regulären Saison ermittelt, während Rang zwei bis fünf untereinander den zweiten Aufsteiger ausmachen. Die Tatsache, dass Strasbourg seinen einzigen Sieg im letzten Spiel und dann gegen Bourgoin holen konnte, lässt hoffen. Immerhin ist Bourgoin einer der beiden Pro D2 Absteiger aus dem Vorjahr. Von der Tabellenspitze der Fédérale 1 Élite grüßt übrigens Chambéry - die Mannschaft, die DRV-XV-Prop Julius Nostadt zu Gunsten des TSV Handschuhsheim verlassen hat.

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