Playoffs im Rugby-Unterhaus: Wem gelingt der Sprung in die Rugby-Bundesliga?
Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 8. Juni 2017

Trotz des Derbysiegs am vergangenen Wochenende wird StuSta München in den Playoffs im fernen Aachen antreten müssen. Foto (c) Perlich
Trotz des Derbysiegs am vergangenen Wochenende wird StuSta München in den Playoffs im fernen Aachen antreten müssen. Foto (c) Perlich

Es ging wieder Mal recht chaotisch zu im Rubgy-Unterhaus: Revidierte Sportgerichtsurteile, abgesagte Partien. Doch nun steht fest welche Vereine in den kommenden Wochen den Aufstieg in die Rugby-Bundesliga ausfechten werden. Wir blicken für euch auf das kommenden Wochenende mit seinen vier Partien voraus.

Neckarsulmer SU - TGS Hausen
Samstag 10. Juni, 15 Uhr

Neckarsulm war sportlich gesehen über die gesamte Rückrunde hinweg die mit Abstand beste Mannschaft. Nach den Siegen über die Mitfavoriten Rottweil und StuSta hatten sich die Unterländer bereits früh in der Rückrunde an der Spitze der Südstaffel der zweiten Bundesliga festgesetzt und auch gegen die vermeintlich schwächeren Gegner keine Punkte mehr abgegeben. Doch dann kam für die Mannschaft von Trainer Mark Kuhlmann der unerwartete Schock. Ein deftiger Punktabzug von acht Zählern wegen dem Verpassen eines Schiedsrichterlehrgangs, der als Auflage zur Lizenzerteilung Pflicht war, bedeutete einen heftigen Rückschlag für die NSU und das zwischenzeitliche Abrutschen auf den dritten Tabellenplatz.

Kurz vor dem Aufeinandertreffen mit dem Heidelberger TV jedoch wurde der Punktabzug wegen eines Formfehlers im Verfahren zurückgenommen, so dass die auf dem Platz zweifelsohne beste Rückrundenmannschaft auch in die Playoffs einziehen würde. Nun ging es für die Unterländer darum den Playoff-Einzug als beste Süd-Mannschaft zu realisieren und mit einem nie gefährdeten 51:9 über den HTV sollte dies auch gelingen. Für die NSU ist dies bereits der größte sportliche Erfolg in der Vereinsgeschichte, doch als beste Mannschaft in der vermeintlich besten Staffel der zweiten Liga wird man sich bei den schwäbischen Franken ein wenig mehr ausrechnen.

Der Gegner wird die TGS Hausen aus dem Frankfurter Umland sein. Schon zum Auftakt der Hinrunde hatten die Löwen mit einem Sieg über Bundesliga-Absteiger ASV Köln aufhorchen lassen. Ohne Unterlass punkteten die Männer von Trainer Benoit Grob über die gesamte Saison und konnten sich auf ihre physische Spielweise und ihren überragenden Kicker Almeida verlassen. Zwar verlor Hausen das Rückspiel gegen die Kölner in der Rückrunde, profitierte dann aber am vergangenen Wochenende davon, dass die bereits als Top-Team qualifizierten Aachener, nicht mit dem nötigen Willen ins Rhein-Main-Gebiet gefahren waren. Hausen bezwang Aachen im entscheidenden Spiel um den Playoff-Einzug mit 37:15.

 

Gegen den bereits im Vorfeld als West-Meister feststehenden RC Aachen sicherte sich Hausen den erstmaligen Playoff-Einzug



Für die Hausener steht nun mit dem erstmaligen Playoff-Einzug ein hartes Duell mit den seit September ungeschlagenen Neckarsulmern an. Viel wird davon abhängen, wie gut die über die Saison hinweg meist sattelfeste Hausener Abwehr mit dem Angriffswirbel der Dreiviertelreihe Neckarsulms um Spielmacher Daniel Tully, der sowohl als Gedrängehalb als auch als Verbinder auflaufen kann, klar kommt.

TotalRugby-Prognose: Neckarsulm und Hausen sind jeweils erstmals in den Playoffs der zweiten Bundesliga vertreten. Die Erfahrungswerte beider Teams sind also bescheiden. Doch die überragende Form der NSU über die gesamte Rückrunde hinweg sowie der am Samstag bestehende Heimvorteil deuten darauf hin, dass sich die heimischen Unterländer am Samstag das Ticket fürs Finale der zweiten Liga sichern werden. Das käme gleich zwei Chancen auf den Aufstieg in das Rugby-Oberhaus gleich, in das sich Hausen dem Vernehmen nach sowieso noch nicht trauen will. Die NSU siegt in einem physisch hart umkämpften Spiel am Ende verdient  mit +12 Punkten.


RC Aachen - StuSta München
Sonntag 11. Juni, 15:00

Für Aachen war es schlussendlich ein Spiel ohne Wert - denn der Playoff-Einzug als beste West-Mannschaft war den Aachener bereits sicher. Dennoch wird sich Coach Frank Bronneberg von seinen Schwarz-Gelben mehr gewünscht haben als die unterdurchschnittliche Leistung auswärts in Hausen. Immerhin konnte der RCA mit der Niederlage dem Erzrivalen ASV Köln indirekt einen Seitenhieb verpassen, denn die Kölner bleiben so trotz Sieges gegen Hausen in der Rückrunde hinter der TGS Hausen. Der Fokus des RCA richtet sich nunmehr aber komplett auf StuSta München. Nachdem Aachen im Vorjahr auswärts am anderen Münchner Verein, dem Rugby Football Club gescheitert war, genießt man gegen StuSta nun Heimrecht am Aachener Laurensberg.

Über die gesamte Saison hinweg hatten die Aachener durch ihr gut abgestimmtes Spiel brilliert, ohne sich dabei auf Individualisten verlassen zu müssen. In dieser Spielzeit soll es einen Schritt weiter gehen, bis ins Finale der zweiten Bundesliga. Dann hätten die Aachener gleich zwei Chancen den Sprung ins Oberhaus zu schaffen, entweder im direkten Duell gegen den anderen Playoff-Halbfinalsieger, oder im Relegationsspiel gegen den SC Neuenheim.

Der Gegner an diesem Sonntag StuSta München musste mit einer spontanen Planänderung leben. Durch das Sportgerichtsurteil im Fall Neckarsulm steht statt dem erwarteten Heimspiel nun die lange Reise in die westlichste Stadt der Republik auf dem Plan. Mit dem knappen 15:11 Derbysieg gegen den RFC in der Vorwoche dürften die Studenten mit breiter Brust in Aachen antreten und anders als im Vorjahr, als man in Luxemburg hauchdünn dem späteren Aufsteiger RCL unterlegen war, den nächsten Schritt machen. Für die Gäste dürfte deren überragenden Offensive sprechen, die mit knapp 40 Punkten pro Spiel im Schnitt fast zehn Punkte als die der Aachener fabriziert hat. Allerdings werden die Gäste auch eine siebenstündige Anreise im Bus in den Knochen haben.

TotalRugby-Prognose: Das zweite Halbfinalduell ist deutlich schwerer vorauszusagen. Beide Klubs sind im Vorjahr jeweils knapp im Halbfinale gescheitert, zumindest einer der beiden Vereine wird nun den nächsten Schritt machen. Aufgrund des Heimvorteils, der bis zum letzten Spieltag souveränen Saison im Westen und der langen Anreise der Münchener sehen wir den RCA mit +5 vorne, doch dieses Spiel werden nur Kleinigkeiten entscheiden. 

Berlin Grizzlies - Bremen 1860
Samstag 10. Juni, 15:00

Für Bremen fiel die Generalprobe für das Duell gegen die Grizzlies in Berlin-Treptow schlicht aus. Gerne hätten die Jungs von 1860 sich vor heimischen gegen den Absteiger Germania List II noch einmal Selbstbewusstsein geholt, doch die Zweitvertretung des Hannoveraner Spitzenclubs trat schlicht nicht in Bremen an. Das ändert nichts an den Ambitionen der Weserstädter, die in Liga eins vorrücken wollen. Doch in der Nordstaffel von Liga 2 mussten sich die Männer von Coach Ben Hendry mit der Rolle als zweite Geige hinter der SG Odin/Döhren zufrieden geben. Erst im letzten Spiel konnte sich Bremen gegen den überraschend starken Aufsteiger Paderborn den Playoff-Einzug sichern - wenn auch mit 53:18 in souveräner Manier.

Aber auch Gegner Berlin Grizzlies hatte seit mehreren Wochen kein Spiel unter richtigen Wettbewerbsbedingungen mehr bestritten. Nur hatten die Grizzlies selbst Schuld an der Spielabsage gegen die Zweitvertretung des BRC. Haftete den Aufsteigern noch in der Hinrunde das Prädikat unbezwingbar an, war die Rückrunde aus Berliner Sicht alles andere als souverän. Mit der Heimniederlage gegen die RU Hohen Neuendorf, Punktabzüge wegen Fehlern bei den Spielberichtsbögen (es wurde ein gesperrter Spieler eingesetzt und zu viele Erste-Reihe-Stürmer angegeben um die Bank zu füllen) und der Spielabsage aus Spielermangel geriet der Playoff-Einzug noch einmal akut in Gefahr. Schlussendlich rettete die Berliner nur der gewonnene direkte Vergleich gegen punktgleiche Potsdamer.

TotalRugby-Prognose: Sportlich mag der Gastgeber, trotz des schwachen Rückrunden-Ausklangs, Favorit sein. Doch mit der Spielabsage und den fragwürdigen Praktiken bei den Spielberichtsbögen stellt sich die Frage: Sind die Grizzlies bereit für den Durchmarsch in Liga eins? Derartige Unregelmäßigkeiten haben keinen Platz in Liga zwei und werden in Deutschlands höchster Spielklasse erst recht nicht akzeptiert. Dennoch prognostizieren wird einen Grizzlies-Sieg mit +12 Punkten.

SG Odin/Döhren - USV Potsdam
Sonntag 11. Juni, 15:00

Die absolut dominante Mannschaft des Nordens trifft auf den Playoff-Halbfinalisten wider Willen. So könnte man das Gastspiel des USV Potsdam bei der SG Odin/Döhren beschreiben. Immerhin hatten die Potsdamer bereits ihren Saisonabschluss gefeiert, als sie verschiedene Sportgerichtsurteile aus dem Skandalspiel gegen Velten sowie gegen die Grizzlies doch noch auf den zweiten Rang spülten. Bereits im Vorjahr war Potsdam als Ost-Zweiter in die Playoffs eingezogen, dabei jedoch gegen den späteren Aufsteiger Victoria Linden arg unter die Räder geraten.

 

Im Norden nicht zu stoppen und auf dem Weg in die Bundesliga? Die SG Odin-Döhren mit Nationalspieler Rafael Pyrasch



Ganz anders die Ausgangslage bei der SG. Jedes einzelne Spiel gewann die Mannschaft um Spielertrainer Rafael Pyrasch in der Nordrunde. Das ausgegeben Ziel Aufstieg in die erste Bundesliga ist für die Hannoveraner zum Greifen nah und zu Hause wird sich die Spielgemeinschaft sicherlich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen wollen. Bereits als Nord-Meister feststehend hatte man auch beim starken Aufsteiger Paderborn in der Vorwoche noch einen souveränen Auswärtssieg gefeiert und scheint bereit für die Potsdamer Gäste.

TotalRugby-Prognose: Nach einer eigentlich durchwachsenen Saison hat es die Potsdamer nach Niederlagen gegen Dresden und den BRC II überraschenderweise in die Playoffs gespült. Doch bereits im Halbfinale wird gegen die SG Odin/Döhren Schluss sein, denn der im Saisonverlauf mit bisher makelloser Bilanz spielende Nord-Primus wird sich mit +20 durchsetzen.

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Letzte Aktualisierung ( Donnerstag, 8. Juni 2017 )