Deutschland vor Härtetest in Nairobi: Mit Debütanten an Bord fürs Prestige
Geschrieben von TotalRugby Team   
Freitag, 26. Mai 2017

Anthony Dickinson und Julius Nostadt beim Gedränge-Training unter der sengenden Sonne Ostafrikas
Anthony Dickinson und Julius Nostadt beim Gedränge-Training unter der sengenden Sonne Ostafrikas

Wenn die DRV XV morgen um 16 Uhr Ortszeit (15:00 in Deutschland) in Nairobi auf die „Simbas" genannte Nationalmannschaft Kenias trifft, betritt die von Kapitän Michael Poppmeier angeführte deutsche Nationalmannschaft in vielerlei Hinsicht Neuland. Noch nie ist eine deutsche Auswahl gegen die Ostafrikaner angetreten. Darüber hinaus ist auch das Juni-Länderspielfenster des Weltverbands World Rugby bisher aus deutscher Sicht immer ungenutzt verstrichen. Das ändert sich nun mit dem Duell gegen den als 23. der Weltrangliste zwei Ränge besser platzierten Gegner. Das Ziel der deutschen Mannschaft auf dem sechstägigen Trip nach Kenia ist dabei klar: Den Sieg einfahren und eine Reihe von jungen Spielern an die Mannschaft heranführen.


Spät am Dienstag Abend war die deutsche Mannschaft nach achtstündigem Flug in der kenianischen Hauptstadt angekommen, womit dem deutschen Kader nur drei volle Tage verblieben um sich an das schwülwarme Klima in der auf 1660 Metern Seehöhe gelegenen größten Stadt Ostafrikas anzupassen. Bisher hat die deutsche Mannschaft aber noch nicht viel von der Sechs-Millionen-Metropole zu Gesicht bekommen. Zum einen absolvierte die DRV XV sowohl Mittwoch, als auch gestern zwei volle Trainings-Einheiten auf dem Platz. Zum anderen gilt die Sicherheitslage im Land noch immer als angespannt, da sich Kenia im Kampf gegen die islamistische Terror-Miliz Al Schabab im Nachbarland Somalia beteiligt und Nairobi deshalb bereits mehrfach Ziel von Anschlägen gewesen ist. Einzig ein Besuch in einem Einkaufszentrum und bei der deutschen Schule in Nairobi, jeweils mit Sicherheits-Eskorte, stand bislang für die deutschen Jungs auf dem Plan.

 

 

Unsere #DRVRugbyXV-Jungs nach dem Besuch der deutschen Schule in Kenias Hauptstadt Nairobi.

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Sportlich gesehen wird Kenia, das als besonders heimstark gilt, eine riesige Herausforderung für unsere Mannschaft sein. In den letzten Jahren konnten die Simbas daheim reihenweise stärker eingeschätzte Teams schlagen, darunter mit Namibia einen WM-Teilnehmer von 2015 und mit Spanien einen der deutschen REC-Gegner. Doch für Deutschland wird eine erfahrene Mannschaft auflaufen, auch wenn sich der angedachte Einsatz von Castres-Prop Damien Tussac, nach seinem knappen Ausscheiden in den französischen Playoffs gegen Toulon, abermals kurzfristig zerschlagen hat. Folgende 15 Spieler werden von Beginn an mit dem Adler auf der Brust auflaufen:

1. Julius Nostadt (Chambéry)
2.Mika Tyumenev (RC Strassburg)
3. Samy Füchsel (vereinslos)
4. Eric Marks (Stade Rochelais)
5. Michael Poppmeier (c) (Heidelberger RK)
6. Kehoma Brenner (Heidelberger RK)
7. Jaco Otto (Heidelberger RK)
8. Jarrid Els (Heidelberger RK)
9. Tim Menzel (RC Strassburg)
10. Christopher Hilsenbeck (US Colomiers)
11. Mathieu Ducau (US Tarbes)
12. Raynor Parkinson
13. Marcel Coetzee (Sharks)
14. Ben Ellermann
15. Harris Aounallah

Nationaltrainer setzt mit Frankreich-Legionär Hilsenbeck und HRK-Verbinder Parkinson auf gleich zwei Spielmacher als 10-12 Kombination. Mit Harris Aounallah als Schluss sind damit gleich drei spielstarke Dreiviertel-Spieler im Aufgebot. Aufgrund der Muskelverletzung von Kapitän Sean Armstrong übernimmt Tim Menzel die Gedrängehalb-Position. Vizekapitän Poppmeier übernimmt die Binde und gibt seine Vize-Rolle an Christopher Hilsenbeck ab. Die Besetzung der Ersatzbank ist momentan aufgrund einer Knöchel-Blessur von Prop Jörn Schröder noch in der Schwebe. Debütieren wird der junge Pauli-Außen Ben Ellermann, während mit Marcel Henn laut Nationaltrainer Kobus Potgieter ein weiterer Deutsch-Südafrikaner sein Debüt von der Bank geben wird. Der Sohn deutscher Eltern aus Johannesburg spielt momentan im hochklassigen südafrikanischen Universitäts-Wettbewerb „Varsity Cup“. Die Spiele dieses Turniers werden regelmäßig im Sport-TV am Kap übertragen und locken bei Topspielen bis zu 20.000 Zuschauer in die Stadien. Henns Mannschaft NWU Pukke ist auch diejenige, für die DRV VII Ass Max Calitz aufgelaufen ist.

 

 

 



Nationaltrainer Potgieter sieht eine sehr physische Begegnung auf seine Männer zukommen, freut sich aber ebenso auf die Chance, die dieses Spiel für die Debütanten im Deutschland-Dress bedeutet. Auf dem Rasen wird die Marschrichtung sein, Kenias gefährliche Siebener-Spezialisten unter Kontrolle zu bringen und selbst viel Druck mit dem deutschen Sturm auf die Simbas auszuüben. „Wir werden mit dem Sturm ein strukturiertes Spiel aufziehen müssen“ ist sich Potgieter gegenüber TotalRugby sicher. Die größten Gefahrenherde sieht der südafrikanische Coach der DRV XV in der blitzschnellen Dreiviertelreihe des Gastgebers. Gerade dessen beide Innen Siebener World Series Erfahrung, gelte es unter Kontrolle zu bekommen. „Im Ballbesitz sind sie sehr gefährlich, sie haben großartige Läufer“ was angesichts der großen Marathon-Tradition der Ostafrikaner kaum überraschen dürfte.

Eine Marathon-Läufer-ähnliche Kondition hat sicherlich nicht jeder deutsche Spieler, weswegen der DRV XV Coach auf eine starke Besetzung der Bank achten will. Man wolle in den letzten 20-30 Minuten nicht Opfer der schwülen Hitze und dünnen Luft werden, wie das anderen Teams in Nairobi bereits passiert ist, so Potgieter weiter im Gespräch mit TotalRugby. 

Die kenianische Mannschaft hat sich zehn Tage lang gezielt in Südafrikas zweitgrößter Metropole Kapstadt vorbereiten können. Die ehemalige britische Kolonie Kenia verfügt zwar über eine lange Rugby-Tradition und hat mit knapp 50.000 registrierten Vereins-Spielern eine deutlich breitere Spielerbasis als Deutschland. Dennoch verzichtet man auch bei den Simbas ungern auf das Rugby-Know-How der besten afrikanischen Rugby-Nation Südafrika. Die Trainings-Einheiten mit der Super Rugby Mannschaft Stormers aus Kapstadt werden den Sambas sicherlich nicht geschadet haben.

Mit dem 29-jährigen Biko Adema kehrt überdies einer von Kenias Siebener-Stars in die Fünfzehner Mannschaft, für die er zuletzt 2006 aufgelaufen war, zurück. Adema ist einer der wichtigsten Säulen in Kenias Siebener-Mannschaft, die im Vorjahr erstmals ein World Series Turnier gewinnen konnte. Noch im vergangenen Jahr war er in Kenias Mannschaft in Rio aufgelaufen, nun startet er morgen als Verbinder gegen Deutschland. Auf beiden Seiten erwartet man eine spannende Partie und angesichts der engen Weltranglisten-Konstellation geht es auch um einige Plätze im World Rugby Ranking, was aber momentan eher eine Prestige-Angelegenheit ist. Insgesamt will die deutsche Mannschaft sich über das gesamte Jahr weiterentwickeln, während bis dato nur Camps im Herbst und Winter die Regel waren.

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Kommentare (4)add comment

tim spengler said:

2957
...
wird es eine möglichkeit geben, das spiel über livestream zu verfolgen?
und btw, schöne trikots! oder zumindest mal nicht schwarz/weiß.
viel glück de-er-vau-ix-vaus!
Mai 26, 2017

Werner Cromm said:

67
...
Der Stream ist auf http://zuku.co.ke/live angekündigt.
Mai 26, 2017

tim spengler said:

2957
...
super, danke.
Mai 26, 2017

Walter Sill said:

334
...
30:29 gewonnen, super spannend. Bitte lasst Hilsenbeck nicht mehr kicken, das halten meine Nerven nicht mehr ausߘ.
Mai 27, 2017

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