TotalRugby-Review: HRK entzaubert Meister Pforzheim, 78 zieht an Germania vorbei
Geschrieben von TotalRugby Team   
Sonntag, 14. Mai 2017

Nicht zu halten war der HRK-Sturm für den TV Pforzheim. Foto (c) Keil
Nicht zu halten war der HRK-Sturm für den TV Pforzheim. Foto (c) Keil

Das Duell an der Spitze fand einen eindeutigen Sieger. Der Meister und Pokalsieger Pforzheim bekam vom HRK eine wahrhafte Lehrstunde erteilt und hat nun den weitaus unangenehmeren Weg zur Titelverteidigung vor sich. Im Norden haben Germania List und Hannover 78 die Plätze getauscht, während der RK 03 weiter souverän voran marschiert.

Süd/West

Heidelberger RK 47 - 16 TV Pforzheim

Es hatte sich in den letzten Wochen angedeutet, doch dieses deutliche Resultat im Topspiel der ersten Rugby-Bundesliga unterstreicht es noch einmal deutlich: Der HRK ist zurück. Mit welcher Dominanz der Klub den amtierenden Meister und Pokalsieger auseinander genommen hat, wird sicherlich für die meisten geneigten Betrachter des Bundesliga-Geschehens überraschend gewesen sein. Nun haben die Heidelberger die besten Karten um sich in den verbleibenden beiden Spielen das Heim-Halbfinale zu sichern. Pforzheim dagegen wird wohl den langen Weg nach Berlin zum Bundesliga-Halbfinale antreten müssen und im Erfolgsfalle die 670 km gleich noch Mal fahren zu dürfen.
Früh in der Partie bei anfangs ordentlichen Bedingungen auf dem HRK-Kunstrasen am Harbigweg stellte der Gastgeber sein in den letzten Wochen angeschwollenes Selbstbewusstsein zur Schau und schnürte den Gast früh tief in dessen Hälfte ein. Nach einer Gasse an der Fünf-Meter-Linie setzte der Klub zum Paket an, konnte dieses auch über die Linie schieben, nur um dann dort hochgehalten zu werden. Stattdessen ging Pforzheim am anderen Ende per Bressons-Straftritt in Front. Doch es sollte die einzige Rhinos-Führung im ganzen Spiel werden. Stattdessen war es der Klub der das Leder erstmals zum Versuch jenseits des Malfelds ablegen konnte. Nach einem schönen Spielzug mit mehreren Offloads konnte sich der zuletzt starke Robert Hittel zum Auftaktversuch ablegen.
Noch in Hälfte eins legte der HRK über seinen Sturm gleich zwei Mal nach. Erst war es Jaco Otto, der aus kurzer Distanz nicht zu stoppen war. Als dann Pforzheims Hakler Faimalo Magele mit gelb wegen spätem Tackle vom Platz musste stellte Julio Rodriguez den Pausenstand von 21:9 her. Bressons hatte zwischenzeitlich zwei weitere Straftritte über den Querbalken gejagt. Ob diese souveräne Vorstellung aber weiter gehen sollte, war mehr als fraglich, denn Klub-Kapitän Brenner sah kurz vor der Pause Rot wegen einer Tätlichkeit. Beim HRK sah man sich nach dem Spiel allerdings in der Opferrolle, Brenner habe nur reagiert, sei folgerichtig vom Platz gestellt worden, dennoch müssten die Schiedsrichter-Gespanne die Klub-Spieler in den nächsten Wochen besser schützen.
„Wir haben die letzten Spiele dominiert und spielen positives Rugby. Es war jetzt aber schon zum wiederholten Male, dass uns die Gegner versuchen nur mit anderen Mitteln zu stoppen und wenn das einfach nicht unterbunden wird, dann sind wir fast schon gezwungen uns auch mal zu wehren. Es ist einfach die Frustration, die wir spüren, da von den Schiedsrichtern nichts geahndet wird. Das darf natürlich keine Entschuldigung für mein Verhalten sein. Ich muss in so einer Situation einfach einen kühlen Kopf bewahren und als positives Beispiel vorangehen“

Überraschenderweise ließ sich der ärgste Verfolger des Meisters von dieser Schwächung aber nicht aus dem Konzept bringen. Erst sicherte Ex-Pforzheimer Timo Vollenkemper dem Klub mit einem schönen Durchbruch den Bonuspunkt, bevor Lukas Malazier den Klub endgültig auf die Sieger-Straße brachte. Als Jaco Otto dann von einem Paket aufbrechend Versuch Nummer sechs zu legen hatten sich die Himmelsschleusen bereits geöffnet. Durch einem geblockten HRK-Kick kam Pforzheim-Flanker Andrej Rosljakov zum einzigen Rhinos-Versuch dieser Partie und ein wenig Kosmetik-Korrektur beim Stand von 40:16. Doch einen Versuch sicherte sich der Klub noch und wer hätte es anderes sein können, als Jaco Otto, der erneut vom Ende eines Pakets unnachahmlich wegbrach und punktete.  Den negativen Höhepunkt für die Rhinos sicherte sich Hakler, der mit einer zweiten gelben Karte in der Schlussphase endgültig des Feldes verwiesen wurde. 

Beim amtierenden Meister und Pokalsieger machte man nach der Partie die bessere Kadertiefe des HRK für den deutliche Sieg verantwortlich. Verletzungen hätten den Kader geschwächt, welcher am Samstag das letzte Aufgebot gewesen sei, doch der ebenso geschwächte HRK hätte diesen Umstand besser kompensieren können. Für Pforzheims Erfolgs-Trainer John Willis wird es in den kommenden Tagen darum gehen, die geknickten Rhinos wieder aufzubauen. Denn noch haben die Goldstädter alle Chancen ihren Titel zu verteidigen. In den beiden kommenden Spielen gegen Heusenstamm und Luxemburg wird Pforzheim weitestgehend ohne Druck auflaufen können, denn bereits ein Sieg reich um sich für das Halbfinale am 10. oder 11. Juni zu qualifizieren. Der HRK tritt ebenso gegen Luxemburg an, allerdings auswärts und zum Abschluss daheim. Angesichts der momentanen Form des Klubs dürfte nicht davon ausgegangen werden, dass sich dieser die zwei Punkte Vorsprung noch nehmen lässt.

 

 

RK Heusenstamm 30 - 23 SC Neuenheim

Den Füchsen ist gegen den direkten Konkurrenten aus dem Norden Heidelbergs ein großer Schritt Richtung direkter Klassenerhalt gelungen - Angesichts von nur drei vollen Tagen Regeneration nach dem Derbysieg über Frankfurt am Dienstag eine beachtliche Leistung. Mit dem am letzten Spieltag anstehenden Heidelberger Derby zwischen dem SC Neuenheim und dem TSV Handschuhsheim könnte im Regelfall nur noch einer der beiden Klubs an den Füchsen vorbeiziehen. Eine Hängepartie, wie im Vorjahr, mit der eigentlichen notwendigen Relegation und einem ewigen Hin und Her wegen Terminschwierigkeiten, scheint damit ausgeschlossen.

Zu Anfang der Partie im Heusenstammer Martinsee neutralisierten sich beide Teams recht lange. Nach einer knappen halben Stunden hatte es erst jeweils einen Straftritt auf beiden Seiten durch van Geldeneren und Zinzan Hees gegeben. Doch als der ungarische Schluss der Königsblauen Katona einen schönen Reihespielzug zum ersten Neuenheimer Versuch ablegte, dürften die Füchse-Fans realisiert haben, dass dies kein Selbstläufer für die in den letzten Wochen formstarken Gastgeber werden würde. Doch nur wenige Minuten später sollte den Männern von Coach Jens Steinberg die passende Antwort geben. Nach einer Gasse in der königsblauen 22 setzte man - anders als so oft beim Derbysieg gegen Frankfurt - nicht auf das so starke Paket. Stattdessen wurde der Ball blitzschnell auf die Dreiviertelreihe gegeben, wo Zinzan Hees eine Lücke fand und selbst zum ersten Füchse-Versuch ablegen konnte. Kurz vor dem Pausenpfiff konnte der Bruder vom in Paris weilenden Siebener-Nationalspieler Leon dann noch per Straftritt zum 13:8 erhöhen.

 

Für die Zuschauer am Martinsee gab es ein packendes Duell zwischen den Füchsen und ihren königsblauen Gästen zu sehen


Kurz nach dem Pausentee verkürzte van Gelderen für den Gast per Straftritt, doch die weitere Druckphase der Königsblauen mündete in keine weiteren Punkte. Stattdessen war es der zuletzt starke Füchse-Sturm um Kapitän Jordi Pfeiffer der am anderen Ende den Weg über die Linie fand. Doch in einer vogelwilden Schlussphase ging es nun Schlag auf Schlag. Erst brach Neuenheim über die Innnendreiviertel zum 18:16 durch. Dann war es zwei Mal der eingewechselte Louis Biniak innerhalb von nur fünf Minuten, der jeweils nach Durchbruch über Außen zum Heusenstammer Doppelschlag vollstrecken konnte. Mit dem fünften Versuch innerhalb von nur zwölf Minuten jedoch kam der Gast noch Mal auf 30:23 ran. Der Defensiv-Bonus war damit sicher. Die Mannschaft von Trainer Lars Eckert wollte mehr, scheiterte aber zwei Mal denkbar knapp, so dass sich die Gäste mit zwei Bonuspunkten - einen für die knappe Niederlage und einen weiteren für die vier gelegten Versucht - zufrieden geben und auf die kurze Heimreise nach Heidelberg begeben mussten.

Für die Königsblauen bedeutet dies: Nach dem Heidelberger Derby gegen die RGH, droht in drei Wochen gegen den Erzrivalen TSV das direkte Duell um die Relegation. Heusenstamm hingegen steht nun mit den besten Karten da um den direkten Klassenerhalt und nach bereits vier Siegen in der Rückrunde ist auch ein Sieg in den beiden verbleibenden Spielen gegen Pforzheim und die RGH nicht ausgeschlossen. Zumindest haben die Füchse eines endgültig unter Beweis gestellt: Auch ohne ihre Siebener-Asse sind sie eine formidable Bundesliga-Mannschaft.

 

TSV Handschuhsheim 45 - 7 RC Luxemburg

Die Hendesser Löwen von Trainer Peter Ianusevici besiegelten mit ihrem klaren Sieg über die Rugger aus dem Großherzogtum deren Schicksal - den direkten Abstieg, nachdem die Himmelblauen von Coach Alex van Zeeland erst vorigen Sommer aufgestiegen waren. Durch die Niederlage des Erzrivalen SC Neuenheim, können sich die Löwen damit vorerst vom Relegationsrang verabschieden. Erst am letzten Spieltag im Derby wird sich wohl entscheiden, welcher der Nord-Heidelberger Vereine den Umweg über die Relegation antreten werden muss.

Gegen schlussendlich deutlich unterlegene Gäste brauchten die Löwen ein wenig Anlauf um ins Rollen zu kommen. Nachdem in der Anfangsphase einige Chancen verschwendet wurden - unter anderem stotterte die zuletzt so starke Gasse - war es TSV-Brecher Markus Bender in typischer Manier: Kraftvoll und aus kurzer Distanz nicht zu stoppen sorgte er für den ersten Versuch. Ganz untypisch dagegen kam Handschuhsheims libanesischer Stürmer Firas El-Chami zum zweiten Löwen-Versuch. Der Zweite-Reihe-Stürmer fing einen Ball in der eigenen 22 und arbeitete sich per Handoff und selbst gefangenem Überkick einen Versuch, den so kein Stürmer auf diesem Planeten legen sollte. Der Lions-Park quittierte die Glanzleistung mit stehenden Ovationen. Nur wenige Minuten später legte der bullige Bender in typischer Löwen-Manier zum dritten Versuch nach.

 

Der bullige TSV-Prop Markus Bender war für die Luxemburger selten zu stoppen



Doch zu viel Löwen-Power in einem zu früh angeschobenen Gedränge nutzte der Gast um den fälligen Freitritt zum überraschenden Konter anzusetzen und selbst zum Anschluss zu kommen. Doch noch vor der Pause sicherte sich der TSV den Bonus, nachdem Luxemburg per Vorball die Murmel verlor, Ex-Nationalspieler Alex Hug am schnellsten schaltete und eine Stafette einleitete, die mit dem vierten Löwen-Versuch durch Ayachi endete. Zum Auftakt der zweiten Hälfte ließen sich die Löwen auch durch eine frühe gelbe Karte für Erste-Reihe-Stürmer Paul Schüle nicht verunsichern und machten weiter Druck. Nach einer Gasse war es Nummer Acht Felix Bayer, der zum 33:7 stellte. Als dann noch Luxemburgs Achter nach einer Unsportlichkeit im Malfeld vom Platz verwiesen wurde und in der gleichen Szene Löwen-Versuch Nummer sechs gegeben wurde, war nun spätestens der Ausgang dieser Partie klar. Die Schlussviertelstunde ließen die Gastgeber dann mehr oder weniger ausklingen, wäre da nicht Zweite-Reihe-Stürmer Rosenthal gewesen, der durch eine schnelle Reaktion für den Endstand von 45:7 sorgte. Als Luxemburg eine eigene Gasse nicht kontrollieren konnte und das Spielgerät herrenlos durch das Malfeld der Rugger aus dem Großherzogtum rollte sagte Lukas Rosenthal artig danke und markierte den siebten Löwen-Versuch.

Für die Gäste ist nun auch rechnerisch klar - der Weg des RCL geht in Liga zwei weiter. Die Löwen hingegen werden in den verbliebenen beiden Spielen, gegen Frankfurt und vor allem im Derby gegen Neuenheim versuchen, den Umweg Relegation zu vermeiden.

 

RG Heidelberg 36 - 15 SC Frankfurt 1880

Lange mussten die Fans der Orange Hearts ausharren um das Spiel ihrer Mannschaft gegen die Fankfurter Gäste zu sehen. Ein über die Neckarstadt ziehendes Gewitter verzögerte den Ankick erheblich. Doch das Warten hat sich gelohnt für die Anhänger der Orange Hearts, denn auch der zweite Anzug saß bei den Männern vom Trainerduo Finsterer Weselek. Ausfälle en masse, sowie die Schutzsperre des DRV der Siebener-Asse der Orangenen aufgrund der nahenden Europameisterschaft hatten speziell die Dreiviertelreihe der Gastgeber stark dezimiert. Frankfurt hingegen bestätigte seine stark abfallende Formkurve und selbst der sicher geglaubte vierte Platz scheint ernsthaft in Gefahr.

Eine frühe Führung der Rot-Schwarzen nach einem Straftritt von Verbinder Cameron-Dow aus der Banken-Metropole hatte nur kurz Bestand. Bereits nach zehn Minuten blockte der flinke RGH-Hakler Elmar Heimpel einen Befreiungs-Kick der Gäste und legte selbst zum Auftaktversuch ab. Nach weiteren drei Punkten per Straftritt war es Stefan Wadlinger, der auf Außen seinen eigenen Bodenroller spektakulär zum zweiten RGH-Versuch erhechtete, so dass seine Orange Hearts mit 15:3 in die Pause gingen. Der Gast kam schließlich mit neuem Elan aus der Pause und belagerte das RGH-Malfeld in den ersten Minuten der zweiten Hälfte. Es sollte jedoch eine Viertelstunde dauern, bis eine Gasse via Paket zum Versuch und 15:10 Zwischenstand führte.

Jedoch kam dieser Frankfurter Versuch einem Weckruf für die Gastgeber gleich, die nur wenige Minuten später am anderen Ende erneut durch Elmar Heimpel wieder davonziehen konnten, dieses Mal ebenso wie Frankfurt per Paket. In Abwesenheit von Verbinder Fabian Heimpel und Schluss Manuel Müller war es an Außendreiviertel Marvin Dieckmann zu verwandeln. Dann war es ein fataler Fehler, der den Gästen schlussendlich jede Chance nehmen sollte - Frankfurts Schluss verlor einen langen Ball nach vorne und damit genau in die Arme von RGH-Außen Wadlinger der sich bedankte und den Sieg für seine Mannschaft sicherte.

 

 

 

 

Als dann Neeves mit einem Intercept einen weiteren Versuch für die RGH sicherte, drohte es deutlich zu werden, doch einen schnell angespielten Straftritt aus der eigenen Hälfte konnte Verbinder Cameron-Dow am Ende zum Schlusspunkt der Partie verwandeln. Mehr als Ergebnis-Kosmetik war dies allerdings nicht. Die RGH dominierte dieses Duell über 80 Minuten und kann bei einem eventuellen weiteren Ausrutscher von Meister Pforzheim eventuell noch auf Platz zwei hoffen. Frankfurt dagegen kann gegen den TSV und den HRK eventuell noch den sicher geglaubten vierten Platz verspielen.

Nord/Ost

RC Leipzig 15 - 31 RK 03 Berlin

Der RK 03 Berlin ist weiter auf Kurs Heim-Halbfinale in der Rugby Bundesliga. Die Hauptstädter bestanden die unangenehme Bewährungsprobe beim RC Leipzig mit Bravour. Nachdem zuvor die anderen Top-Klubs gegen die Sachsen bereits Mühen hatten, lösten die Männer von Trainer Christian Lill diese Aufgabe mit ein wenig Glück am Ende souverän. Leipzig landet damit vorerst auf dem sechsten Rang, kann es in den letzten beiden Spielen noch auf Platz vier schaffen.

Die Berliner Gäste brauchten einige Anlaufzeit um in Sachsens größter Stadt in die Gänge zu kommen. Es sollte eine knappe halbe Stunde dauern, bis der Nord-Tabellenführer die frühe RCL-Führung durch einen Straftritt von Verbinder Leroux van Zyl egalisieren konnte. Doch dann war es gleich ein RK-Doppelschlag, der den Gast auf die Siegerstraße brachte. Erst ergab eine eine schöne Stafette von Achter Falk Duwe über mehrere Hände auf die kurze Seite zum ersten Versuch, bevor konstanter Stürmer-Druck des RK in einem Versuch von Zweite-Reihe-Routinier Paul Schmitz resultierte.

Kurz vor der Pause holte sich Leipzigs Außen Alrebdabi noch eine ebenso unnötige wie verdiente gelbe Karte ab. Doch das hinderte Leipzigs südafrikanischen Verbinder Leroux van Zyl nicht daran den ersten Versuch der Gastgeber kurz nach dem Wiederanpfiff per Solo zu sichern. Nun folgte die mit Abstand stärkste Phase der Gastgeber, die Außen Bruno Banani zur erstmaligen 15:12 Führung der Leipziger nutzte. Als in der 75. Minute RCL-Kapitän Benno Förtsch unter tosendem Applaus der Leipziger Anhängerschaft ausgewechselt wurde, sah alles nach einer riesigen Überraschung für den RCL aus. 

Doch der RK 03 wäre nicht der RK 03, wenn es nicht noch eine Reaktion gegeben hätte. Dabei kamen die Berliner unter kräftiger Mithilfe des RCL wieder in Führung - ein Box-Kick der Berliner aus deren 22 wurde vom Leipziger Schluss völlig falsch eingeschätzt. Berlins anrauschende Angreifer bedankten sich artig und legten den Versuch, nur Minuten vor dem Ende. Doch dabei blieb es nicht, denn in typischer RK 03 Manier übernahmen nun die Stürmer das Zepter. Ein erstes Berliner Paket wurde noch regelwidrig kurz vor der Linie gestoppt, doch den fälligen Straftritt setzten die Gäste wenig überraschend zur Gasse. Das zweite Paket war dann für den RCL nicht mehr zu stoppen,  Berlin sicherte sich damit nicht nur den Sieg, sondern auch noch den Offensiv-Bonus. Dusel oder Markenzeichen eines wahren Spitzenklubs - der RK 03 drehte in den Schlussminuten ein verloren geglaubtes Spiel.

Bei nunmehr sechs Punkte Vorsprung auf Platz zwei, sowie ausstehenden Spielen gegen Absteiger Victoria Linden und den HRC werden die Vorbereitungen auf das Heim-Halbfinale nun auf Hochtouren laufen. Leipzig hingegen wird gegen den BRC und ebenfalls Victoria Linden versuchen Platz vier zu sichern, was immerhin das beste Bundesliga-Ergebnis in der Geschichte der Messestädter wäre.

 

Der kraftraubende Schlusspurt in der sächsischen Hitze hat auch beim Tabellenführer Spuren hinterlassen

 

Hamburger RC 22 - 24 SC Germania List

An der Elbe entwickelte sich in der Rugby-Arena Stadtpark ein wahrer Rugby-Krimi. Und der gastgebende Hamburger RC zeigte, dass er im Nord-Osten bei der Vergabe der Halbfinalplätze um die deutsche Meisterschaft das Zünglein an der Waage spielen könnte. Erstes "Opfer": SC Germania List. Was sich kurios anhöhrt liegt darin, begründet, dass die Hannoveraner zwar einen Auswärtssieg in der Hansestadt verbuchen konte - aber diesen ohne den offensiven Bonuspunkt für einen Erfolg mit vier oder mehr gelegten Versuchen auf ihr Konto verbuchen mussten. Folge: Der Lokalrivale Hannover 78 zog seinerseits mit einem Bonuspunktsieg an den Listern in der Tabelle auf Play-off-Rang zwei vorbei.

Die ersatzgeschwächten, aber dennoch leicht favorisierten Germanen mussten bei ihrem Auswärtsauftritt im Hamburger Statdpark zudem alles an Kampf in die Waagschale werfen, um nicht sogar als Verlierer vom Platz zu gehen und somit bei der Vergabe der Play-off-Plätze weit ins Hintertreffen zu geraten. Dabei starteten die Hannoveraner furios. Nach dem Ankick durch die Hausherren kontrollierten die Leinestädter das Spielgerät mit dem Sturm um schlussendlich über Außen den Durchbruch zum ersten Versuch des Spiels zu starten. Kurios dann der zweite Versuch für die Gäste. Nach einem langen Kick Germanias von der Mittellinie in das HRC-Malfeld hatte der rot-schwarze Außen zwei Möglichkeiten: Schauen, ob der Ball über das Malfeld ins Aus rollt oder das ovale Leder tot legen. Doch der Spieler entschied sich, den Ball aufzunehmen - und produzierte dabei einen Vorball. Das anschließenden Gedränge nutzten die Lister dann, um in der Folge zum zweiten erhöhten Versuch einzulaufen - der Gast war völlig verdient 14:3 in Front.

Doch nun wachten die Spieler des HRC auf und dominierten bis zum Halbzeitpfiff die Partie. Der Lohn: eine 15:14-Führung zum Seitenwechsel. Doch nach Wiederanpfiif waren es erneut die Gäste, die mit einem Straftritt und einem erhöhten Versuch die ersten Punkte auf die Anzeigentafel im Stadtpark brachten. Danach entwickelte sich ein wahrer Schlagtabtausch zwischen beiden Mannschaften. Der Hamburger Rugby-Club drängte auf den Anschluss, der in der 70 Minute mit einem erhöhten Versuch zum 22:24 gelang. Germania hingegen spielte jeden Straftritt an oder setzte ihn zur Gasse, um den wichtigen Bonuspunkt für einen Sieg mit mindestens vier Versuchen einzufahren. Als dann Schiedsrichter Daniel Blank zum letzen Mal in seine Pfeife blies, blieb auf beiden Seiten der Jubel aus. Die Gäste des SC Germania List trauerten dem verpassten Bonuspunkt nach, der HRC einem möglichen Sieg.

Germania muss nun dem Hamburger RC die Daumen drücken, dass den Jungs von der Elbe nächsten Sonntag im Auswärtsspiel bei Hannover 78 ein ähnliches Kunststück gelingt - und List weiterhin die Möglichkeit hat, wie im Vorjahr in das Halbfinale um die deutsche Meisterschaft einzuziehen. Für den HRC hingegen gilt es, weiter wie ein Eichhörnchen Punkte zu sammeln, um so viele Zähler wie noch nie in der 1. Bundeliga auf dem Konto zu verbuchen - und Hannover 78 und im letzten Saisonspiel den Tabellenführer RK 03 Berlin im Kampf um die Play-off-Plätze ein bisschen zu ärgern.

TSV Victoria Linden 10 - 53 Hannover 78

Die Abschiedstournee von Victoria Linden aus der Bundesliga geht weiter. Gegen den Hannoveraner Top-Klub 78 zeigte sich der rechnerisch immer noch nicht zu 100% feststehende Absteiger deutlich verbessert zum vorherigen Spiel gegen Germania List. Beim 10:53 zeigte sich die Mannschaft von Rainer Kumm deutlich spielfreudiger und konnte speziell im ersten Durchgang lange mit dem haushohen Favoriten mithalten. Doch schlussendlich sicherte sich 78 den verdienten Bonuspunktsieg und konnte damit am ärgsten Rivalen um den Einzug ins Bundesliga-Halbfinale Germania List vorbeiziehen.

Bis zur Pause hatte die junge Victoria durch Brömer und Barth gleich zwei Mal die 78er-Linie überqueren können und war beim 10:22 Pausenstand noch immer in Reichweite. Doch wie so oft in dieser Saison vergaben die bisher sieglosen Hannoveraner im zweiten Durchgang jede Chance auf Punkte. Es spielte nur noch die nun entschlossener auftretende Truppe vom Trainerduo Schippe/Krause. Weitere drei Versuche sicherten den souveränen Derbysieg für 78.

In den beiden verbleibenden Spielen gegen beide Hamburger Klubs wird 78 ebenso jeweils mit Bonus gewinnen müssen, um den Halbfinal-Einzug zu sichern. Der Victoria hingegen steht der schwere Gang zum Nord-Primus RK 03 Berlin bevor. Danach wird am letzten Spieltag das vorerst letzte Bundesliga-Heimspiel der Zebras gegen den RCL folgen.

FC St. Pauli 10 - 26 Berliner RC

BRC-Coach Danny Stephens hatte nach einem aus seiner Sicht enttäuschend verlaufenen Derby via TotalRugby an die Ehre seiner Männer appeliert. Das Ziel sei die letzten Partien alle für sich zu entscheiden. Den Anfang machten seine Männer zu Gast beim FC St. Pauli mit einem ungefährdeten 26:6 Auswärtssieg, der den BRC zurück auf Platz vier katapultierte. Für Pauli geht die Blickrichtung indes sowieso auf die im Juni anstehenden Relegationsduelle.

Die Gäste begannen trotz langer Anreise stürmisch - wohl ein Resultat des Donnerwetters von Trainer Stephens - und legten gleich zum Auftakt zwei Versuche, bevor die Spieluhr 15 Minuten anzeigte. Als die Hauptstädter dann zum dritten Versuch in nur 20 Minuten, erneut mit der pfeilschnellen Hintermannschaft, einliefen, roch es nach einer deftigen Klatsche für die braun-weißen Gastgeber. Bis zur Halbzeit konnten die Gastgeber dann immerhin ihr eigenes Malfeld sauber halten und selbst per Straftritt zum 3:19 verkürzen.

Pauli war nun gewillt sich nicht ohne einen Kampf zu ergeben. Zum Auftakt in die zweite Hälfte hatte der Gastgeber gleich zwei Mal Gedränge an der Fünf-Meter-Linie der Berliner, doch zum Versuch sollte es nicht reichen, stattdessen musste sich Pauli mit einem weiteren Straftritt zum 6:19 begnügen. Doch leider war es das bereits mit der Pauli-Herrlichkeit. Stattdessen meldete sich der Gast aus der Hauptstadt wieder vermehrt zurück im Spiel und sicherte sich prompt den vierten Versuch zum Offensiv-Bonus. Erneut war es die an diesem Sonntag klar überlegene Dreiviertelreihe des Berliner RCs, die für die Highlights sorgte.

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Kommentare (1)add comment

Micha Meier said:

3224
Korrektur
Bei dem Spiel Berlin vs. Leipzig scheinen die Namen bzw. das Ergebnis vertauscht. Berlin hat das Spiel 31-15 gewonnen, wenn ich das richtig gelesen habe.
Mai 15, 2017

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busy
Letzte Aktualisierung ( Montag, 15. Mai 2017 )