TR-Review 1. Bundesliga: Der wohl spannendste Spieltag seit langem!
Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 10. April 2017

Heusenstamm sicherte sich daheim gegen den TSV wichtige Punkte gegen den Abstieg
Heusenstamm sicherte sich daheim gegen den TSV wichtige Punkte gegen den Abstieg. Foto (c) Genthner

Einen Überraschungssieg der RGH gegen den Meister und frischgebackenen Pokalsieger, ein deutlicher Heusenstammer Sieg gegen die Löwen und ein hoher Auswärtssieg der Lister Germania im Hannover-Derby. Dieser Rückrunden-Auftakt in der Bundsliga hat wirklich Lust auf mehr gemacht!

Süd/West
RK Heusenstamm 31 - 13 TSV Handschuhsheim


Nachdem der direkte Rivale um den Klassenerhalt RC Luxemburg am Vortag durch eine starke Leistung nur wenige Kilometer entfernt beim SC Frankfurt 1880 aufhorchen ließ, zogen die Füchse von Trainer Jens Steinweg am gestrigen Sonntag nach. Mit einem überraschend deutlichen Sieg über die Löwen aus Handschuhsheim verschaffte sich der RK Heusenstamm ein wenig Luft im Abstiegskampf. Nach dem erst zweiten Sieg in dieser Saison steht der RKH nun mit 9 Punkten nur noch einen Punkt hinter dem TSV. Auf Verfolger Luxemburg hat man nun einen Fünf-Punkte-Vorsprung.


Heusenstamm hatte den Luxus mit Sam Rainger und Leon Hees zwei seiner Siebener-Cracks im Aufgebot zu haben, nachdem beide die Nominierung für Hongkong verpasst hatten. Da man sich bei den Füchsen mit dem Gedanken abgefunden hatte, beide die gesamte Rückrunde über nicht einsetzen zu können, war dies aus Vereins-Sicht sicherlich eine positive Überraschung. Und tatsächlich sollten beide Nationalspieler des RKs eine entscheidende Rolle spielen.


Sam Rainger zog das Spiel seines Klubs von der Verbinder-Position auf, während Leon Hees als kickender Schluss für gleich 16 Punkte sorgte. Schon mit der ersten Aktion des Spiels hatte Hees seine Löwen per Straftritt in Front gebracht. Sein als Gedrängehalb auflaufender Bruder Zinzan Hees, konnte nach einem Füchse-Gedränge an der 22 des TSV entwischen und damit den ersten Versuch der Partie legen. Außen Patrick Weber konnte noch mit der letzten Aktion vor der Pause nachlegen und so gingen die Gastgeber mit 18:6 Punkten in die Kabine.


Auch der Auftakt in die zweite Hälfte gelang den Füchsen deutlich besser. Zehn Punkte durch einen Hees-Straftritt und einen Versuch von Erste-Reihe-Stürmer Benjamin Pohlheim schraubten den Füchse-Vorsprung auf 28:6 hoch. Erst nach einer gespielten Stunde gelang dem TSV die erste richtige Drangphase, an deren Ende Routinier Alex Hug auf 28:13 verkürzen konnte. Doch spätestens mit weiteren einem Straftritt von Leon Hees war dieses Spiel gegessen.
Einziges Manko aus Heusenstammer Sich: Die eigene Dominanz nicht in einen vierten Versuch und damit den Offensiv-Bonus umwandeln zu können. Denn mit diesem hätte man mit dem TSV gleichziehen können und den Abstand auf Luxemburg ausbauen können.


SC Frankfurt 1880 22 - 20 RC Luxemburg

Nur wenige Sekunden fehlten den Gästen aus dem Großherzogtum bis zur ganz großen Überraschung. Der bisher sieglose Tabellenletzte führte beim Pokalfinalisten bis zur letzten Aktion, mit der es dem Gastgeber gelang das Spiel per Straftritt zu drehen. Zuvor hatten die Zuschauer an der Frankfurter Feldgerichtsstraße 80 Minuten Kampf gesehen. Frankfurt hatte dabei zahlreiche Opfer zu beklagen, denn mit Mark Sztyndera, Jannis Läpple und René Lieb erlitten gleich drei Frankfurter eine Gehirnerschütterung. Zuvor musste bereits Kieran Manawatu aus dem Ruhestand reaktiviert werden, da die Personalsituation beim SC 80 derart prekär war.

 

Ein hartes Stück Arbeit für die Frankfurter war der Sieg gegen Schlusslicht Luxemburg


Dabei waren die Männer aus der Bankmetropole bereits mit dezimiertem Kader angereist. Doch angesichts des Aufschwungs des SC 1880 in dieser Saison und der latenten Auswärtsschwäche des RCL war ein deutlicher Sieg über die in Himmelblau auflaufenden Luxemburger erwartet worden. Natürlich ist man bei den Frankfurtern nach drei Pokalspielen wieder im Rhythmus, hatte aber ebenso personellen Tribut zahlen müssen.


Bei den Luxemburgern sieht man dieses Spiel ultimativ als verpasste Chance, wird aber genauso vernommen haben, dass man mit den vermeintlich stärkeren Teams der oberen Tabellenhälfte mithalten kann. Mit nur fünf Punkten Abstand auf den RKH ist der Abstieg der Luxemburger noch längst keine besiegelte Sache. Für Frankfurt dagegen wird das Programm nicht einfacher, denn in der kommenden Woche steht das Rematch des Pokalfinales an. Ebenso in Pforzheim, doch angesichts deren überraschender Niederlage bei der RGH könnte sich auch dort ein interessantes Duell abzeichnen.


RG Heidelberg 38 - 24 TV Pforzheim

Geschwächt durch drei in Hongkong weilende Leistungsträger ist der RGH gegen den amtierenden Meister und frischgebackenen Pokalsieger eine riesige Sensation gelungen. Gleich zum Auftakt in die Partie dürfte den Rhinos klar geworden sein, dass die Partie im Heidelberger Fritz-Grunebaum-Sportpark kein Zuckerschlecken werden würde. Denn dem Sturm der Orange Hearts gelang das Paket der Saison. Von der 22 der Gäste aus schoben sich die schweren Jungs in Orange bis über die Mallinie.


Die Hausherren spielten nun weiterhin hellwach mit und zeigten gegen die körperlich überlegenen Rhinos auch die nötige Aggressivität, was das Spiel zeitweise ruppig werden ließ. Bereits nach Fünfzehn-Minuten zeigte die RGH dann ihre blitzsauberen Konter-Fähigkeiten, als Robin Plümpe einen Befreiunsgkick der Rhinos als Einladung verstand und zu einem unwiderstehlichen 40-Meter-Sprint bis ins Pforzheimer Malfeld nutzte.

 


Pforzheims Super-Sprinter Manasah Sita dagegen war bei der RGH-Defensive in guten Händen. Verbinder Matthew Bressons jedoch schaffte es nach einer Drangphase die Lücke in der RGH-Defensive zu finden. Der Italo-Australier durchbrach kurz vor der 22 die Verteidigungslinie und schaffte es bis unter die Stangen. Doch bei der Rudergesellschaft ließ man sich von diesem ersten Rückschlag nicht kleinkriegen und antwortete direkt per Manuel Müller Straftritt.
Mit der letzten Aktion vor der Pause war es dann erneut die Gasse der Gastgeber, die vom Meister nicht zu stoppen war, so dass Hocke bereits den dritten RGH-Versuch zur 20:7 Pausenführung bei bestem Wetter besorgen konnte. Das Donnerwetter zur Halbzeit von Rhinos-Coach Willis zeigte direkt Wirkung. Bereits in der ersten Spielsequenz der zweiten Halbzeit konnte Pforzheim nach mehreren Phasen in der 22 der RGH zum 20:12 Anschluss sorgen. Der an diesem Tag überragende Robin Plümpe antwortete jedoch postwendend mit einem starken Run über die Gäste-Linie.


Auch beim nächsten Versuch der RGH hatte Plümpe seine Hände, oder in diesem Fall seinen filigranen Fuß im Spiel. Per Bodenroller brachte Plümpe das Spielgerät in das Malfeld, wo er in Marvin Dieckmann einen dankbaren Abnehmer fand. Das Offensivfeuerwerk war aber noch nicht vorbei, denn der Meister hatte sich beim Stand von 32:12 nicht aufgegeben und erzielte im Gegenzug den dritten eigenen Versuch durch Murray.


Bei den RGH-Fans begann nun das große Zittern, zumal Verbinder Müller per Straftritt vergab und den Pforzheimern in der Schlussviertelstunde nur zwei Versuche zum Ausgleich fehlten. Doch wie so oft an diesem Sonntag stand sich der Meister selbst im Weg - Zweite-Reihe-Stürmer Bachhofer kassierte nach einer Rangelei Gelb und den fälligen Straftritt verwandelte Müller sicher.


Gegen Ende der Partie konnte der Meister sich zumindest noch den Trostpreis in Form des Offensiv-Bonus für den vierten Versuch. Oliver Paine, der einen RGH-Befreiungskick blockte, konnte selbst ablegen. Für die RGH ist es in dieser Saison bereits der zweite Sieg gegen ein Schwergewicht der Bundesliga und so festigten die Orange Hearts den zweiten Tabellenplatz bevor es in der kommenden Woche auf die andere Neckarseite zum TSV Handschuhsheim geht. Pforzheim wird nach der ersten Niederlage nach anderthalb Jahren in der kommenden Woche wieder in die Erfolgsspur und daheim gegen Frankfurt den auf sechs Punkte geschmolzenen Vorsprung auf die RGH zumindest zu halten.


SC Neuenheim 3 - 83 Heidelberger RK

Revanche gelungen hieß es beim HRK, nachdem der Klub vor nur zwei Wochen gegen den gleichen Gegner im Pokal die Segel streichen musste. Weiterhin ohne vier Siebener-Nationalspieler, aber dafür mit einer ganzen Reihe von Rückkehrern aus dem Fünfzehner-Team fertigte der Ruderklub seinen königsblauen Konkurrenten ab. Über 80 Minuten hinweg war der HRK drückend überlegen und hatte bereits nach einer guten Viertelstunde den Offensiv-Bonus in der Tasche.


Insgesamt überquerten acht verschieden HRK-Recken die SCN-Mallinie und der Gastgeber kann am Ende froh sein, nach dem 0:50 Pausenstand am Ende kein dreistelliges HRK-Ergebnis hinnehmen zu müssen. Immerhin war man ohne einige persönlich verhinderte Stammspieler angetreten. So blieb den SCN-Anhänger am Ende nur ein einziger Straftritt von Jonathan Katonga zu bejubeln. Gegen die überraschend starken Luxemburger wird man beim SCN in der kommenden Woche aufpassen müssen, um keine unangenehme Überraschung zu erleben.


Nord/Ost
Hannover 78 25 - 39 SC Germania List


Das Hannover-Derby in der Rugby-Bundesliga ist immer ein hart umkämpftes und weder auf Seiten der 78er vom Maschsee, noch bei den Germanen muss man die Spieler für dieses Duell besonders motivieren. Am Sonntag fanden sich bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen rund 600 Anhänger beider Teams am schnellen Graben ein. Die dort beheimateten 78er vom Trainerduo Schippe Krause wollte den Erfolg aus dem Hinspiel wiederholen.


Bereits nach weniger als fünf gespielten Minuten kassierten die Gastgeber den ersten Rückschlag als Germanias Henrik Meyer sich den Weg ins Malfeld erarbeitete. Nach Straftritten auf beiden Seiten konnte die Germania sich langsam von ihrem Rivalen absetzen und kam über ihre spielfreudige Dreiviertelreihe zu zwei Versuchen bevor 78 mit dem Pausenpfiff erstmals selbst fünffach punkten konnte.


Wer nun mit einer Aufholjagd der Gastgeber gerechnet hatte, wurde eines besseren belehrt. Germania sicherte sich gleich zu Beginn des zweiten Durchgangs mit dem vierten Versuch den Offensiv-Bonus und drückte weiter aufs Tempo. Eine wunderschöne Kombination der beiden Koch-Brüder, bei der Daniel per Bodenroller Niklas bediente, brachte die Germania noch weiter in Front. Beim Stand von 8:39 war die Partie gegessen.


Doch 78s Herren betrieben am Ende noch mehr als Ergebniskosmetik. Gleich drei Versuche, durch Außen Nico Burgdorf, sowie zwei Pakete waren gleichbedeutend mit dem Offensiv-Bonus. Bis dahin hatte die Germania den Sturm der 78er unter Kontrolle aber am Ende wusste der Gastgeber noch den eigenen physischen Vorteil gewinnbringend einzusetzen. Für 78 bedeutet die Niederlage einen großen Rückschlag im Kampf um Platz eins. Doch wenn in zwei Wochen die Konkurrenten RK 03 und Germania sich im direkten Duell die Punkte nehmen werden, kann 78 mit einer besseren Leistung beim BRC profitieren.


FC St. Pauli 0 - 22 RK 03 Berlin

Dem RK 03 Berlin ist in der Hansestadt Hamburg ein wichtiger Auswärtssieg gelungen. Während die beiden direkten Verfolger sich 150 km südlich gegenseitig die Punkte nahmen konnten die Hauptstädter ihre Tabellenführung festigen. Unterstützt von einigen mitgereisten RK-Fans mit Fahnen und Bannern gelang den Berlinern gegen die bisher schwach spielenden Paulianer nur ein einziger Versuch in Hälfte eins. Offensiv boten die Schwarz-Gelben kein Spektakel an, hatten die Offensive der Paulianer aber jederzeit unter Kontrolle.


Paulis Männer verteidigten leidenschaftlich, waren aber nach vorne viel zu ungefährlich und sichtbar ließen gegen Ende des zweiten Durchgangs die Kräfte merklich nach. Der RK nutzte seine Überlegenheit im Sturm und legte in der Schlussphase noch zwei Versuche, scheiterte aber mit dem Versuch den Sieg mit einem Offensiv-Bonus zu versilbern. Dennoch ist der RK damit weiter auf Kurs Bundesliga-Halbfinale. Gegen die Lister Germania wird man sich in der kommenden Woche aber steigern müssen.


Pauli dagegen empfängt in der kommenden Woche erneut eine Mannschaft aus den neuen Bundesländern. Mit einer ähnlich starken kämpferischen Leistung werden die Männer um Kapitän Tom Behrend vielleicht sogar den ersten Punktgewinn der Rückrunde feiern können.


RC Leipzig 15 - 8 Hamburger RC

Leipzig gelingt die Revanche gegen den HRC und verhindert den Platztausch in der Tabellen: So könnte das Fazit des Duells zwischen den rot-schwarzen Gästen bei den Schwarz-Gelben Sachsen lauten. Nachdem der RCL mit zwei Versuchen zur Gasse früh scheiterte fiel der erste Versuch nach einer Viertelstunde. Nach einem unglaublichen Run durch Verbinder van Zyl konnte Bruno Banani das Offload nutzen und unter die Stangen laufen. Der ehemalige Olympionike spielte sich in den letzten Wochen in Leipzigs erster Mannschaft fest und startete auf Außen.


Als dann Andre Potgieter nach einem Straftritt am schnellsten schaltete und sich über die Linie wuchtete, war der Traumstart für den RCL perfekt. Doch mit einer gelben Karte für Verbinder Tait endete Leipzigs Angriffsreigen erstmal. Bis zur Halbzeit fielen keine weiteren Punkte und erst nach über 50 gespielten Minuten konnte der HRC erstmals punkten. Doch die Antwort durch van Zyl folgte postwenden. Dennoch konnte der HRC noch einen späten Erfolg verbuchen, als ein Paket der Gäste den Weg über die Linie fand. Mit dem 15:8 sicherte sich der HRC immerhin den Defensiv-Bonus und musste so den langen Heimweg an die Elbe nicht mit leeren Händen antreten. Gegen das Schlusslicht Victoria Linden wird man bei den Hamburgern in zwei Wochen dann aber den ersten Rückrunden-Sieg einfahren wollen. Leipzig wird dann beim anderen Hamburger Klub antreten müssen.

TSV Victoria Linden 0 - 47 Berliner RC

Für Aufsteiger und Tabellen-Schlusslicht Victoria Linden geht die bisher desaströse Bundesliga-Saison weiter. Die Mannschaft von Ex-Siebener-Nationaltrainer Rainer Kumm zeigte viel Herz, leistete dem spielerisch und körperlich überlegenen Gast aus der Hauptstadt lange erbitterten Widerstand und ließ bis zur Pause nur zwei Versuche des BRC zu. Doch mit der einsetzenden Ermüdung in Hälfte zwei fanden es die Berliner von Trainer Danny Stephens immer einfacher sich den Weg durch die Zebra-Defensive zu arbeiten, so dass am Ende ein doch sehr deutliches Ergebnis herauskam. Die einzig gute Nachricht an diesem Wochenende für die Hannoveraner war, dass der direkte Konkurrent um den Klassenerhalt St. Pauli ebenso ohne Punktgewinn blieb.

 

 

Die Berliner Gäste wiederum hatten sich vor dem Start der Rückrunde ambitioniert gezeigt und Ansprüche auf einen Playoff-Platz angemeldet. Natürlich läge dies nicht in den eigenen Händen, doch die Männer aus dem Westen der Hauptstadt wollen ihren Teil beitragen. Mit dem Bonuspunkt-Sieg gegen Victoria ist der Anfang gemacht, doch in den nächsten sechs Spielen müssten die BRC-Männer noch sieben Punkte Rückstand auf Hannover 78 wettmachen. Nicht unmöglich, aber reichlich ambitioniert! In zwei Wochen tritt der BRC dann daheim gegen Hannover 78. Dann ließe sich der Rückstand bereits auf zwei Punkte verkürzen, während sich die anderen beiden Konkurrenten Germania und der RK 03 gegenseitig die Punkte nehmen! Victoria wiederum wird auswärts beim HRC die nächste Chance auf den ersten Saisonsieg haben.

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