Traum vertagt
Geschrieben von TotalRugby Team   
Sonntag, 9. April 2017

Max Calitz zeigte im Finale eine weitere heroische Leistung, doch es war am Ende zu wenig. Foto (c) Perlich
Max Calitz zeigte im Finale eine weitere heroische Leistung, doch es war am Ende zu wenig. Foto (c) Perlich

Es war das erwartet harte Duell. Deutschland und Dauer-Rivale Spanien trennten über 14 Minuten lang nie mehr als ein Versuch. Und als unsere Siebener-Jungs erstmals im gesamten Turnierverlauf zurücklagen, wollte ihnen das Comeback nicht gelingen. In diesem Jahr schaffte es die DRV-Auswahl einen Schritt weiter Richtung World Series, als im Vorjahr, scheiterte schlussendlich dennoch an der letzten entscheidenden Hürde. Kapitän Pierre Mathurin und Co. dürfen nun den Kopf aber nicht zu lange hängen lassen, immerhin steht bereits in acht Wochen das erste von vier GPS-Turnieren an. Diese Turnierserie wird sowohl für die WM 2018 in San Francisco, als auch für das Turnier in Hongkong im nächsten Jahr an gleicher Stelle als Qualifikation fungieren.

Dabei war der deutschen Mannschaft der perfekte Start in das Finale gelungen. Hochkonzentriert mit dem Ball in der Hand und mit sicher gesetzten Tackles in der Defensive gehörte die erste Hälfte unserem Team. Als dann Sebastian Fromm, dessen Einsatz nach einer ausgekugelten Schulter im Chile-Spiel mehr als fraglich war, per perfektem Offload Fabian Heimpel zum ersten Versuch bediente, schien hier alles möglich. Die deutschen Jungs, das laufende Lazarett mit dem durch sein zugeschwollenes Auge sehr beeinträchtigten Max Calitz, dem kranken Tim Lichtenberg und dem an der Schulter blessierten Sebi Fromm war auf der Siegerstraße. Noch kurz vor der Halbzeit gelang dem deutschen Gegner aber mit einem 75-Meter-Sprint durch Stürmer Javier Carrion der erste Versuch. Sein Lauf tief aus der eigenen Hälfte war schlicht unwiderstehlich. Doch durch die verpasste Erhöhung ging unsere DRV VII dennoch mit einer 7:5 Führung in die Pause.

 

 

Fabian Heimpel legt zu Führung für unsere #DRVRugby7s-Jungs ab. Es sollte am Ende bei den #hongkongsevens nicht reichen

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Über die gesamte zweite Hälfte hinweg wirkte Spaniens Mannschaft frischer und unseren Jungs einen Schritt voraus. Was aber angesichts des über den gesamten Turnierverlauf leichteren Programms der Iberer kaum verwundern dürfte. Mehr und mehr übernahm Spanien die Initiative und hatte im zweiten Durchgang deutlich häufiger den Ball in den Händen. Bis drei Minuten vor dem Abpfiff hielt die deutsche Defensive, doch als Angel Lopez aus schier unmöglicher Position das Offload an seinen Verbinder Hernandez brachte, war der Damm gebrochen. Spanien lag nur Minuten vor dem Schlusspfiff erstmals in Front.

Die deutsche Schlussoffensive blieb leider aus. Nach elf knallharten Halbzeiten in der schwülen Hitze der asiatischen Millionen-Metropole, mit zahlreichen angeschlagenen Spielern im Kader, fand die deutsche Mannschaft nicht die richtige Antwort. Spanien dagegen verstand es perfekt den Ballbesitz zu halten und wo auch immer möglich, das Spiel langsam zu machen. Jede Gasse, jedes Gedränge wurde dazu genutzt die Uhr ablaufen zu lassen. Als Deutschland dann schließlich an der eigenen Mallinie in Ballbesitz kam, blieb nur noch der lange Kick als Option, in der Hoffnung, dass Phil Szczesny seinen Speed nutzen könnte, um hier noch ein Wunder zu vollbringen. Und tatsächlich schoss Szczesny dem Ball hinterher, kam aber einen Bruchteil einer Sekunde hinter einem der Spanier tief in deren Hälfte an. Dort wollte er einen harten Hit gegen den Ball aufnehmenden Spanier setzen, doch weil sich der dieser duckte, war das Tackle zu hoch. Referee Craig Joubert gab dem 78-Außen mit nur noch 90 Sekunden auf der Uhr eine durchaus harte gelbe Karte. Spätestens jetzt war das Spiel für Spanien unter Dach und Fach. Die letzten anderthalb Minuten spielte die spanische Mannschaft gekonnt herunter und sicherte sich so den Platz auf der World Series im kommenden Jahr.

 



Für Deutschlands tapfere Siebener-Jungs hatte sich der Traum damit ausgeträumt. Bei vielen Spielern flossen Tränen und angesichts des Aufwands, den die Spieler Tag für Tag am Heidelberger Stützpunkt investieren, war dies nur verständlich. So kurz vor dem lang gehegten Traum die Segel streichen zu müssen, dürfte keinem Leistungssportler leicht fallen. Was bleibt ist die Perspektive: Diese Mannschaft hat in den vergangenen Jahren eine so unglaubliche Entwicklung genommen, dass die World Series Qualifikation eine Frage des wann und nicht des ob ist.

Die kommende GP-Serie, also die vier Europameisterschafts-Turniere in Moskau, Lyon, Danzig und Exeter werden von unglaublicher Bedeutung um diese Entwicklung überhaupt fortführen zu können. Denn im Laufe dieses Sommers können sich unsere Siebener-Jungs gleich für die kommende Siebener-WM in San Francisco und das nächste World Series Quali-Turnier hier in Hongkong qualifizieren. Wollen wir hoffen, dass unsere Mannschaft diesen Tiefschlag so schnell wie möglich verdaut und die weiteren Aufgaben mit dem gleichen Elan angeht, wie die Vorbereitung auf Hongkong.

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Kommentare (2)add comment

Frank Riemenschneider said:

3754
Die richtige Einstellung: Weiter kämpfen!
Jeder, der diese Mannschaft in Hong Kong gesehen hat, kann nur Fan werden. Das Spiel gegen Hong Kong - Gänsehaut!
April 09, 2017

Robert Martin said:

143
Ihr habt in Hongkong Begeisterung ausgelöst
Die deutschen Fans vor Ort wussten ja was da kommt aber durch eure Spielweise und Einsatz habt ihr in Hong Kong mehr Leute begeistert als ihr euch nur ansatzweise vorstellen könnt. Überall wurde man auf das Team angesprochen. Die Hong Kong 7s sind eines der größten Rugbevents auf dem Planeten und ihr habt sie definitiv gerockt! Vielen Dank dafür und ich bin überzeugt das ihr bald dabei seid.
Wer macht eigentlich das Marketing für dieses Superteam, in Hong Kong leben und arbeiten viele Deutsche, die sehr interessiert sind an der Mannschaft. Schöner Flyer mit Ansprechpartnern und Kontaktinfos wär glaub ich eine lohnende
Aktion jetzt nach diesem Auftritt.
April 11, 2017

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Letzte Aktualisierung ( Sonntag, 9. April 2017 )