TR-Gegnervorschau Spanien: French Flair und Zuschauerrekorde
Geschrieben von TotalRugby Team   
Mittwoch, 8. März 2017

Machs noch einmal Samy! Im Vorjahr spielte Samy Füchsel gegen Spanien groß auf und war für die Spanier eine unüberwindbare Mauer! Foto (c) Keil
Machs noch einmal Samy! Im Vorjahr spielte Samy Füchsel gegen Spanien groß auf und war für die Spanier eine unüberwindbare Mauer! Foto (c) Keil

Reichlich French-Flair bei den Iberern, so könnte man den Kader der spanischen Rugby-Nationalmannschaft für das Länderspiel gegen die DRV XV am Samstag beschreiben. Gleich 14 Akteure der „Los Leones“ verdienen ihren Lebensunterhalt in den ersten drei Top-Ligen Frankreichs. Doch die Stärke der Rugby-Nation Spanien einzig auf die Import-Spieler mit spanischen Wurzeln, sowie die eigenen nördlich der Grenze Legionäre zu verorten, wäre sicherlich falsch.

Denn im spanischen Rugby tut sich etwas. Nicht nur hat der spanische Verband mit seinen 51.000 registrierten erwachsenen Vereinsspielern eine viermal so große Spielerbasis, wie der DRV. Mit weit über 200 Vereinen, speziell in der Rugby-Hochburg rund um das Baskenland, ist die Infrastruktur im Königreich weitaus mehr in die Breite entwickelt. In letzter Zeit entwickelte sich Rugby in Spanien zum wahren Zuschauermagnet.

Im vergangenen Jahr wurden dabei zwei signifikante Rekorde gebrochen. Beim Finale des spanischen Rugby-Pokals zwischen El Salvador und VRAC fanden sich 26.500 Zuschauer im ausverkauften Estadio José Zorrilla von Valladolid ein. Zudem trug die französische Liga Top 14 ihr Finale - aufgrund der Fußball-EM und einer damit verbundenen Terminkollision im Stade de France - im berühmten Camp Nou zu Barcelona aus. Knapp 100.000 Zuschauer in der ausverkauften Arena des FC Barcelona bei der Partie Racing-Toulon bedeuteten einen Weltrekord für ein Vereinsspiel.

Im Siebener-Rugby war die Auswahl des spanischen Verbandes bis 2014 auf der World Series vertreten, wartet seither aber auf den Wiederaufstieg. Dennoch schaffte es Spanien über den Umweg Grand-Prix-Serie und Repechage-Turnier in Monaco zu den olympischen Spielen in Rio. Dort konnten sich die Spanier mit einem Sieg über das World Series Team Kenia den zehnten Platz erkämpfen. Wenn es bereits in vier Wochen bei den berühmten Hong Kong Sevens um die Quali für die höchste Spielklasse im Siebener geht, werden die Spanier sicherlich der härteste Konkurrent der deutschen Mannschaft um den Aufstieg in die Weltserie sein.

Im Fünfzehner-Rugby hat sich die Auswahl von Santiago Santos ebenso die höchsten Weihen zum Ziel gesetzt. Das Ticket für Japan ist das ausgemachte Ziel des spanischen Verbandes. Bisher haben „Los Leones“ lediglich bei der Weltmeisterschaft 1999 in Wales teilgenommen, bei der man sich in der Gruppenphase Niederlagen gegen Uruguay, Schottland und den damaligen Titelverteidiger Südafrika einfing.

Doch die Chancen der Iberer stehen nun sicherlich besser denn je. Der Kader ist voller Profis aus Frankreich und mit Beñat Auzqui von Bordeaux, Guillaume Rouet von Bayonne, Mathieu Bélie von Perpignan und Sebastian Rouet hat Spanien gleich vier Akteure mit über 50 Einsätzen in Frankreichs Elite-Liga Top 14 in der Mannschaft. Deutschland fehlt mit Damien Tussac bekanntlich der einzige Akteur mit einem vergleichbaren Erfahrungsschatz.

 



Im bisherigen Verlauf der Rugby Europe Championship konnten die Iberer erst einen Sieg einfahren und zwar gegen Russland zum Auftakt daheim. Mehr als 8.000 Zuschauer in Madrid sahen, wie sich Spanien bei schwierigen äußeren Bedingungen mit 16:6 gegen die „Sbornaja“ durchsetzte. Doch in der darauffolgenden Woche gab es für die Spanier in Bukarest bei bitterkalten Temperaturen nicht viel zu holen. Mit 3:13 mussten sich die Männer von Santiago Santos in einem Spiel geschlagen geben, das sicher nicht in die Annalen der schönsten Rugby-Spiele der Geschichte eingehen wird.

Gegen die scheinbar übermächtigen Georgier lag Spanien in der Vorwoche dann zur Halbzeit gar in Front, doch vor heimischen Publikum konnten die „Lelos“ die spanische 10:3 Führung mit 17 unbeantworteten Punkten in ein 20:10 verwandeln. Diese Niederlage ist für die Iberer aber, trotz des Einbruchs in der zweiten Hälfte, eher als Erfolg zu werten. Keine Mannschaft hatte bis dato derart gut mit dem brachialen georgischen Sturmspiel umgehen können, wenn dies den Spaniern auch nur für eine Halbzeit gelungen war.

 


REPLAY END ENC1A GERMANY - SPAIN 2016 von RugbyEurope



Spielerisch sind „Los Leones“ auf dem Papier vor allem auf der Dreiviertelreihe überlegen. Da kann man als Fan der deutschen Rugby-Nationalmannschaft geradezu froh sein, dass sich der deutsche Spätwinter von seiner nasskalten Seite zeigt. Zwar wird mit Damien Tussac der Anker des deutschen Gedränges fehlen. Doch wenn Samy Füchsel ein derart überragendes Spiel, wie im Vorjahr hinlegt, wird man sich nicht vor den Iberern verstecken müssen.

Deutschland geht in das Duell mit dem südeuropäischen Gast insgesamt sicherlich als Außenseiter. Doch genau diese Konstellation hat die DRV XV im Vorjahr ebensowenig gehindert, wie das gegen Rumänien in Offenbach der Fall gewesen ist. Einen entscheidenden Vorteil wird das deutsche Publikum in der Domstadt Köln ausmachen müssen. Nasskalte Bedingungen und 6.500 Zuschauer, die wie eine Wand hinter von Grumbkow, Füchsel, Otto und Co. stehen, werden am Ende den Unterschied ausmachen können. Mit einem Unentschieden, oder gar einem Sieg würde Deutschland mit der deutlich besseren Ausgangslage in die zweite Hälfte der WM-Quali im kommenden Jahr gehen. Bei einem Sieg wäre der bisherige Vorsprung von vier Punkten in der REC-Tabelle weg. Deshalb: Sichert euch die letzten verbleibenden Stehplätze, denn nur noch wenige hundert Steher verbleiben überhaupt. Schreit das deutsche Team zum Sieg. Lasst den Traum von Japan 2019 wieder ein Stück realistischer erscheinen.

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