Bundesliga-Vorschau Teil zwei - Das ambitionierte Mittelfeld
Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 1. September 2016

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Bei der Lister Germania wird man zum Saisonauftakt auf Kapitän Mau verzichten müssen, dennoch strebt man eine ähnlich erfolgreiche Saison, wie im Vorjahr an. Foto (c) Perlich

Die Favoriten der am Wochenende startenden Bundesliga-Saison sind klar defininert und der Titelkampf wird sich aller Vorraussicht nach zwischen diesen vier Vereinen (Vorbericht Teil eins) entschieden. Doch darunter ergibt sich eine interessante Konstellation mit einer ganzen Reihe von Vereinen, die sowohl ambitioniert das Halbfinale anstreben können, aber genauso wenig den Blick auf das Tabellenende außer Acht lassen sollten.

SC Germania List - Den Überraschungserfolg der Vorsaison bestätigen

Bei der Germania aus List steht man nach dem überraschenden zweiten Platz in der Vorsaison vor einer schwierigen Saison. Die eigenen Ansprüche sind nach dem Bundesliga-Halbfinaleinzug zweifelsohne gestiegen. Doch die Konkurrenz ist sich spätestens seit der überrragenden Spielzeit in der Nordgruppe der Bundesliga, inklusive der Ablösung von Erzrivale Hannover 78 als beste Mannschaft in Hannover, der Germania-Gefahr bewusst. Zugleich spricht aber auch einiges für einen erneuten Halbfinaleinzug der jungen Truppe mit der wirbelnden Dreiviertelreihe um DRV VII Nachwuchshoffnung Daniel Koch.

Dieser wird auch zumindest in der Hinrunde die Truppe von Duiane Lindsey als Kapitän aufs Feld führen, da der eigentliche Kapitän und Sturmführer Stefan Mau über die gesamte Hinrunde verletzungsbedingt ausfallen wird. Da Mau nicht der einzige Ausfall im Sturm sein wird, droht der Germania ein schwieriger Saisonauftakt, zumal mit Hannover 78 gleich am Auftaktwochenende ein ganz schwerer Brocken auf die jungen Germanen wartet. Coach Lindsay ist sich aber dennoch sicher, dass man die erfolgreiche Vorsaison wiederholen kann und gibt genau das als Saisonziel aus. Dabei wolle man möglichst die Lücke zum Nord-Primus RK03 Berlin so weit es geht schließen.

Die Saisonvorbereitung der Germanen ist in den Augen des Trainerteams gut verlaufen und Trainer Lindsay zeigte sich auch mit dem Vorbereitungsspiel gegen Bremen zufrieden, in dem man sich trotz der mehrmonatigen Pause gut präsentiert habe. Das Trainerteam ist sich aber genauso bewusst, dass der Hannoveraner Stadtteilverein in dieser Saison zu den gejagten zählen wird, was die Aufgabe keineswegs einfacher machen wird. Die Mannschaft sei auf jeden Fall bis in die Haarspitzen motiviert, zumal der Kräftevergleich um die Vorherrschaft in Hannover zuerst ansteht.

Mit einem vollen Kader ist der Germania einiges zuzutrauen, auch der erneute Halbfinal-Einzug über einen der ersten beiden Plätze in der Nordgruppe der Bundesliga. Doch spätestens da dürfte die Luft für die Germania zu dünn werden, denn noch ist man den Rugby-Großmächten aus dem Süden deutlich unterlegen und zählt nicht zu den Kandidaten auf den Titelgewinn. Das ändert jedoch nichts an der erfreulichen Entwicklung der Mannschaft, die sich hoffentlich auch in der kommenden Spielzeit fortsetzen wird.

 

TSV Handschuhsheim - Aufwärtstrend der Rückrunde fortsetzen

Die Handschuhsheimer Löwen hatten in der abgelaufenen Spielzeit einen ganz schwierigen Auftakt. Nach einigen deftigen Niederlagen zu Beginn der Hinrunde, gelang erst im sechsten Spiel der erste Erfolg für den TSV und zwar beim späteren Absteiger ASV Köln einer hart umkämpften Partie. Doch im Verlauf der Saison wussten sich die Löwen kontinuierlich zu steigern und das Spielsystem von ex-Nationaltrainer Peter Ianusevici besser zu implementieren. So gelangen Siege gegen die unmittelbaren Konkurrenten aus Frankfurt und Heusenstamm, aber auch die auf dem Papier stärkere RGH wurde mit 42:40 geschlagen. Auch der spätere Pokalfinaleinzug spricht für den Leistungssprung des Stadtteilklubs aus dem Heidelberger Norden.

Das Trainerteam des TSV hat es geschafft unter der Ägide von Ianusevici die Traininsbeteiligung extrem hoch zu halten und dabei die Intensität nicht zu vernachlässigen. Im Laufe der Vorsaison wurde eine klare taktische Spielidee entwickelt. Mit einem taktisch klugen Kickspiel wird der Gegner tief in die eigene Hälfte gedrängt und mit guter Defensivarbeit zu Fehlern gezwungen. Dem traditionell starke Sturm der Weiß-Blauen kommt dabei die Rolle des Balleroberers zu Teil und einmal im Ballbesitz sind die Sturmphasen und Packete speziell für die leichteren Teams der Bundesliga nur schwer zu verteidigen. Doch auch die Dreiviertelreihe hat sich in letzter Zeit stark verbessert und weiß immer öfter den Platz, den die schweren Jungs mit den Nummern eins bis acht herausspielen, gewinnbringend zu nutzen.

Nach Platz fünf in der Gesamtabrechnung der letzten Spielzeit wird bei einem besseren Saisonstart für Löwen in dieser Saison ein wenig mehr drin sein. Mittlerwile völlig heimisch auf dem ungewohnten künstlichen Grün im Sportzentrum Nord, wird der eingespielte TSV auch für die Topteams eine schwere Nuss werden. Der Wirbel um Gedrängehalb Micheal Cook, der in letzter Minute um seine Freigabe gebeten hatte, wird dabei nur eine kleine Ablenkung sein. Denn der TSV ist wie kein anderer Bundesligist eine eingeschworene Gemeinschaft.

 

SC Frankfurt 1880 - Mit hochwertigen Neuzugängen zurück zu alter Stärke?

Die Jahre des "Gürtel enger schnallen" scheinen bei den Ruggern aus der Mainmetropole vorbei. Der Meister von 2009 hatte sich in den beiden Vorjahren mit einem vorletzten und einem sechsten Platz in der Südgruppe der Bundesliga begnügen müssen. Mehr und mehr hochklassige Spieler der Meistermannschaft verließen die 80er, während Frankfurts-Macher Uli Byszio den Fokus verstärkt auf die Nachwuchsarbeit legte und zwar mit beachtlichen Erfolgen. Mit dem Neuseeländer Tim Manawatu ging in diesem Sommer auch einer der letzten Garanten aus der Erfolgsära und trat den Weg zurück in sein Geburtsland an.

Doch in diesem Sommer waren bei den Zugängen seit Jahren erstmals wieder einige prominente Namen zu verzeichnen. Mit dem SCN-Duo aus Verbinder Wynston Cameron-Dow und dem vielseitig einsetzbaren Stürmer Senzo Ngubane konnten die Frankfurter einem direkten Konkurrenten zwei absolute Schlüsselspieler entwenden. Zwar sollen beide zu aller erst als Jugendtrainer eingesetzt werden, doch werden beide sicherlich auch auf dem Feld für mehr Frankfurter Angriffspower sorgen.

Mit dem ehemaligen italienischen U-20 Nationalspieler und Erste-Reihe-Stürmer Antonio Florio und dem ehemaligen Blue Bulls und Cheetahs Nachwuchsspieler aus Südafrika, Etienne du Plessis, sollte der Kader von Trainer Karl Savimaki deutlich stärker als in der Vorsaison sein. Eben jener Savimaki, seit dem Vorjahr Coach von 1880, ist von seinen neuen talentierten Spielern überzeugt und weiß, dass man einige Gegner vor Probleme stellen wird. Zweifelsohne sind Rot-Schwarzen von der Feldgerichtsstraße einige spektakuläre Verstärkungen gelungen. Wie oft diese aufgrund von Verpflichtungen als Jugendtrainer, die laut Aussagen der Verantwortlichen Priorität vor den Spielen der ersten Mannschaft haben, fehlen werden, wird sich zeigen. Der Auftakt gegen den Aufsteiger könnte für 1880 zu einem lockeren Aufgalopp geraten und in den kommenden Wochen wird man dann sehen, wie hoch hinaus die Reise für die Männer aus der Bankenmetropole gehen kann.

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