TotalRugby-Kommentar: Das Bundesliga-Finale, eine verpasste Chance |
Geschrieben von TotalRugby Team | |||||||||||
Freitag, 6. Mai 2016 | |||||||||||
Morgen findet in Heusenstamm das Finale um die deutsche Vereinsmeisterschaft im Rugby statt. In sportlicher Hinsicht das beste, was das deutsche Rugby zu bieten hat. Aber die Diskussion um die Ausrichtung verkam im Vorfeld des Spiels zur Farce. Ein Blick nach Spanien zeigt, was selbst in einem Land möglich ist, in dem Rugby ein Randsport ist. Vor nicht einmal zwei Monaten präsentierte sich die deutsche Rugby-Nationalmannschaft im Kölner Sportpark Höhenberg noch als ebenbürtiger Gegner ihres iberischen Rivalen. Gegen Spanien wurde in Köln ein wahres Rugby-Fest zelebriert und das Medien-Echo war entsprechend groß. Regional wie überregional erfuhren viele Rugby-Interessierte von den beachtlichen Leistungen unserer DRV XV. Denn die Wahrnemung und das Interesse an unserem Sport in Deutschland hat, auch nicht zuletzt durch die vielen Millionen Zuschauer der WM-Übertragungen im letzten Jahr auf Eurosport, einen neuen Höhepunkt erreicht. Aber wie viele von denjenigen, die ein vages Interesse an unserem Sport haben oder durch die WM im letzten Jahr oder die Länderspiele im Frühjahr gar zu Rugby-Fans geworden sind, werden vom Finale um die deutsche Meisterschaft an diesem Wochenende gehört haben? Das Finale wird abseits der deutschen Rugby-Hochburgen in Heusenstamm stattfinden und selbst bei den involvierten Vereinen scheint sich das Interesse in Grenzen zu halten. Nur von einem der beiden Finalisten wurde ein Fanbus auf die Beine gestellt und angesichts der wenigen Notizen in der Lokalpresse und so gut wie gar keiner Promotion für das wichtigste Vereinsspiel des Jahres, wird man in Heusenstamm aller Vorraussich nach kaum über ein paar Hundert Zuschauer hinauskommen. Teil des Problems war das Theater um die Ausrichtung des Endspiels, die dazu führte, dass erst in letzter Minute überhaupt ein Ausrichter gefunden werden konnte. Die beiden wahrscheinlichen Finalisten waren aus unterschiedlichen Gründen selbst nicht an einer Ausrichtung interessiert. In Pforzheim besteht, laut Aussage des Teammanagers Jens Poff, ein städtisches Verbot für Großveranstaltungen aus Wasserschutz-Gründen im heimischen SüdWestEnergie-Stadion. Durch einen Neubau in Pforzheim soll in Sachen Stadion-Problematik aber bald Abhilfe geschaffen werden, doch in diesem Jahr sei eine Ausrichtung nach Aussage von Jens Poff, der gleichfalls als Bundesliga-Spielleiter fungiert, ausgeschlossen. Beim HRK wiederum war man anfänglich aufgrund von Bauarbeiten auf dem Vereinsgelände und der Tatsache, dass man schon im Vorjahr Gastgeber des Finales war, ebenso nicht interessiert. Als sich schließlich abzeichnete, dass die Suche nach einem Ausrichter zu einem echten Problem werden würde, bot sich der Klub doch noch an. Allerdings konnte man sich mit dem DRV in Sachen Ausrichtung nicht einig werden, da der HRK aufgrund der kurzfristigen Organisation um einige Ausnahmeregelung gebeten hatte, um den organisatorischen Aufwand und das finanzielle Risiko zu minimieren. Nach zehn Tagen Bedenkzeit lehnte der DRV schießlich die HRK-Forderungen ab und in Rugby-Deutschland kann man froh sein, dass sich mit dem RK Heusenstamm überhaupt noch ein Ausrichter finden ließ, der in letzter Minute die Mühen auf sich nahm, ohne selber noch die Chance zu haben, sich für das Finale zu qualifizieren. Wer nun resignierend resümiert, dass dies nun einmal der Alltag sei in einem Land, in dem der Rugbysport ein Nischendasein fristet, dem sei ein Blick in das Land unseres Länderspielgegners vom anfangs erwähnten Rugby-Fest in Köln gestattet. In Spanien fand vor wenigen Wochen das Finale des Copa del Rey im Rugby statt. Angesichts des sportlichen Niveaus dieser Partie, hätten sich die Rugger aus Pforzheim und Heidelberg sicherlich nicht verstecken müssen. Schließlich waren auch beim Finale der beiden spanischen Rugby-Schwergewichte aus Valladolid viele Akteure involviert, die den Nationalspielern des HRK und TVP aus den Länderspielen in der REC bekannt sein sollten. Aber angesichts der Kulisse dürften die Verantwortlichen unserer Finalisten geradezu erblassen. Ein ausverkauftes Haus mit 25.000 Zuschauern, darunter der spanische König auf der Ehrentribüne und zudem war das gesamte Spiel live im spanischen öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen.
Natürlich ist ein solches Finale in Deutschland leider noch utopisch. Aber es bleibt zu hoffen, dass die Vereine und die Verantwortlichen beim Verband in naher Zukunft mehr Mut beweisen. Ein Meisterschafts-Finale im neuen Pforzheimer Stadion im Brötzinger Tal mit ein paar Tausend Zuschauern wäre sicherlich ein sehr guter Anfang. Die nächste Chance bietet sich dann in der kommenden Saison, wenn die nächsten Heimspiele der deutschen Nationalmannschaft anstehen. Wenn sich in Köln und Hannover mittels guter Promotion und hervorragender Organisation mittelgroße Stadion füllen lassen, warum nicht auch in Frankfurt oder im Rhein-Neckar-Raum? Ein größeres Medienecho wäre garantiert und wie bereits zuvor in Köln und Hannover ließen sich zahlreiche neue Fans für unseren Sport gewinnen. Kommentare (5)
Adrian Heber said:
Lars Schindewolf said:
tim spengler said:
Martin Deinzer said:
Christian Kluge said:
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Letzte Aktualisierung ( Freitag, 6. Mai 2016 ) |