Kanadas Erfolgsrezept: „Spieler müssen sich zwischen 7er und 15er Rugby entscheiden“
Geschrieben von brenda esmeralda   
Mittwoch, 9. Dezember 2015

Was treibt eigentlich die Konkurrenz so? Im Interview mit Maple Leafs Coach Moonlight werden die Men in Red mal etwas näher beleuchtet.
Was treibt eigentlich die Konkurrenz so? Im Interview mit Maple Leafs Coach Moonlight werden die Men in Red mal etwas näher beleuchtet.

Beim ''Final Olympic Qualification Tournament'' werden die Würfel fallen! Welche Mannschaft holt sich den einzigen noch freien Platz bei den Olympischen Spielen 2016 im Sevens Rugby? Die DRV VII wird eine von sechzehn Mannschaften sein, die beim Qualifikationsturnier antreten (genaues Datum und Ort werden erst 2016 bekannt gegeben). Einer der größten Konkurrenten im Kampf um das letzte Ticket nach Rio: Kanada.

Werfen wir also einen kurzen Blick auf Rugby Canada und schauen, was die Konkurrenz so macht!

Gleich vier Teams schickt der kanadische Rugbyverband bei den Dubai 7s an den Start.

Vier zu Eins – das beschreibt die Relation an Teams des deutschen und kanadischen Rugbyverbands beim Auftaktturnier der Sevens Series 2015/16. Während Kanadas A-Teams (ein Damen-, ein Herrenteam) bereits in der World Series Spielpraxis auf dem höchsten Level der Welt tanken, sammeln die B-Teams ''Maple Leafs'' Erfahrung in der Kategorie ''International Invitation''. Dort trafen sie auf die DRV-Auswahl. 22:0 lautete der Endstand der Vorrundenpartie.

David Moonlight, Coach des kanadischen B-Teams und Cousin des derzeitigen Nationalmannschaftkapitäns John Moonlight, legte nach der Partie einen kurzen Zwischenstop bei mir ein und beantwortete meine Fragen.

Dave, die weiblichen Maple Leafs sind ein Mix aus U20-Spielern und Stammkräften der ersten Mannschaft. Ist die Zusammensetzung bei den Herren genauso?

Ja, das ist die gleiche Konstellation. Wir haben ein paar Jungs, genaugenommen drei, die mit der Nationalmannschaft auf vier Sevens-Turnieren waren und fünf der Jungs kommen grade vom U20-Programm*. Die Idee ist ähnlich wie bei den weiblichen Maple Leafs: Es ist eine Gelegenheit für neue Talente Spielpraxis zu bekommen.

* Stats:

Spieler                    Alter           Gewicht           Größe

Luke Bradley           19 J.           104 kg            1,89 m

Karsten Leitner        20 J.             96 kg            1,86 m

Ollie Nott                20 J.             90 kg            1,89 m

Andrew Coe            19 J.              89 kg            1,87 m

 

Auf welchen Turnieren holt ihr euch die Spielpraxis bevor es zum Qualifikationsturnier geht?

Im Herbst waren wir mit den Maple Leafs bei den Central Coast 7s in Australien. Im Januar treten wir bei Turnieren in Argentinien und Chile an. Und dann ist noch ein Turnier in Vancouver, an dem wir teilnehmen.

Wie weit ist die Professionalisierung im kanadischen Rugby schon fortgeschritten? Erhalten die Nachwuchskräfte die volle Förderung und können sich ganz auf das Training konzentrieren, oder studieren bzw. arbeiten sie zusätzlich?

Wir haben im gesamten Nationalkader eine Gruppe von zwanzig Vollzeitspielern. Diese Jungs werden gefördert. Sie haben einen zentralen Stützpunkt in Victoria. Von den Maple Leafs sind es nur vier Spieler, die dort in unserem ''Carded Program'' vollzeit mittrainieren, der Rest von ihnen studiert oder arbeitet. Sie kommen wöchentlich dazu, je nachdem wie ihr Zeitplan es zulässt.

Ihr habt heute klar gegen die DRV-Auswahl gewonnen, die, so wie die Maple Leafs auch, aus Nachwuchskräften und ein paar Stammkräften besteht. Gab es bestimmte Situationen in denen die deutsche Mannschaft euch Schwierigkeiten bereitet hat?

Ich denke, die deutsche Mannschaft hat ganz gut gespielt, (stockt) das war ein Entwicklungsteam? Wir haben gedacht, dass wäre die erste Mannschaft! Es sieht aus, als ob sich Deutschland ganz schön weiterentwickelt hat. 2002 sind wir nach Deutschland gekommen und haben dort gegen die U23 Nationalmannschaft gespielt. Es scheint, dass hier viel Zeit in die Jungs investiert wird. Oder haben sie die Spieler vom Fußball geklaut (lacht)?

Weltweit steigt das Level im 7er Rugby rasant an. Alle trainieren für Olympia. Die Unterschiede im Leistungsniveau werden immer kleiner. Was glaubst du, macht letztendlich den kleinen aber entscheidenden Unterschied aus?

Meiner Meinung nach liegt der Schlüssel darin, dass die Spieler ausschließlich Siebener spielen müssen. Was wir in Kanada sehen, ist dass die Jungs zwischen 7er und 15er wechseln. In der ersten Mannschaft gibt es einige, die gerade vom Worldcup zurück gekommen sind. Das ist natürlich eine tolle Gelegenheit gewesen, aber ich denke, die Spieler müssen sich zwischen 7er und 15er Rugby entscheiden. Wenn Spieler auf einem hohem Niveau Siebener spielen wollen, dann müssen sie auch Vollzeit Sevens spielen. Ist Deutschland eigentlich auch beim Qualifikationsturnier für Olympia dabei?

Ja, vielleicht treffen Kanada und Deutschland dort aufeinander. Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg noch!

Die Maple Leafs belegten am Ende den zwölften Platz in ihrer Turnierklasse. Kanadas erste Mannschaft beendet die Dubai 7s auf Platz dreizehn. Damit stehen sie nach dem ersten von zwölf World Series Turnieren auch in der Weltrangliste auf Platz dreizehn.

(bew)

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Kommentare (1)add comment

TotalRugby Team said:

366
...
Das "Final Olympic Qualification Tournament" der sogenannte World Wide Repechage wird am 18./19. Juni im Stade Louis II in Monaco stattfinden.
Dezember 09, 2015

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Letzte Aktualisierung ( Mittwoch, 9. Dezember 2015 )