Kommentar: Was für eine Liga
Geschrieben von Daniel Albrecht   
Donnerstag, 7. August 2014

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Dem im DRV für die Trainerlizenzen zuständige Vizepräsident Carsten Segert dürfte angesichts des Lizenzierungs-Debakels nicht zum Lachen zumute sein - © Jürgen Keßler


Der Deutsche Rugby-Verband macht ernst. Bei der Verteilung der Spiellizenzen gab es diesmal keine Gnade mehr. Vereine ohne A-Trainer dürfen nicht mehr in der 1. Bundesliga spielen, solche ohne B-Trainer nicht mehr in der 2. Bundesliga. Wer keine ausreichende Jugendmannschaft hat, startet mit Minus-Punkten in die Saison 2014/15. Das harte Durchgreifen ist konsequent und war überfällig. Trotzdem ist es ein Rückschlag für den Rugby-Sport in Deutschland.

Selbstverständlich braucht es in den höchsten Spielklassen für alle verbindliche Regeln. Verstöße müssen bestraft werden. Das gebietet die sportliche Fairness. Die betroffenen Vereine wussten, dass es bei ihnen Defizite gibt. Einigen scheinen gar nicht nach den DRV-Vorgaben spielen zu wollen. Jetzt müssen sie die Konsequenzen tragen.

Auf den ersten Blick sieht es so aus als würde Rugby-Deutschland damit endlich erwachsen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Der Sport steckt in der Pubertät fest – und die Kluft zwischen den Top-Teams und dem großen Rest der Rugby-Republik wird wieder größer werden.

Es mag ja sein: In der 1. Bundesliga wird es künftig wieder "richtige Matches" mit "rugby-typischen Ergebnissen" geben. Doch wer sich darüber freut, hat die Aufgaben des DRV nicht verstanden. Der Verband soll den Rugby-Sport "zum Wohle der Allgemeinheit" pflegen und fördern. Davon kann keine Rede sein, wenn aufstrebende Vereine, die eben diese Aufgabe mit Elan und Erfolg angehen, jetzt ausgebremst werden.

Am Ende könnte es gar noch schlimmer kommen: Schon protestieren einige abgestrafte Vereine, sie hätten nachweislich alle Auflagen erfüllt. Sollte das stimmen, ginge die DRV-Strafaktion nach hinten los. Eines steht in jeden Fall jetzt schon fest: Deutschland ist um eine unnötige Rugby-Posse reicher.

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Kommentare (4)add comment

Andreas Müller said:

709
Lizenzvergabe
Wenn Regeln da sind, gelten sie für alle und nicht nur, wenn alles okay ist! Dummheit schützt eben nicht vor Strafe! Das gibt es in keinem Recht, die Bestrafung von Dummheit und Vorsatz wird bloß anders gewertet. Bin gespannt, wie man dieser Situation noch etwas Gutes abverlangen kann und zum Wohle des Rugby in Deutschland entscheidet. Wir brauchen spannende Ligen und gute Werbung für Rugby, gerade weil unser Mitteleuropäischer Markt förmlich danach schreit, erobert zu werden. Denkt an die Zukunft und nicht an die Fehler der Vergangenheit, aber versucht es besser zu machen!
August 08, 2014

itohan osarenmwinda said:

3276
der richtige weg
hut ab.
der verband ist meiner meinung nach den richtigen weg gegangen als er die zulassung aller vereine in der 1. und 2. liga verlämgert. jetzt kann in der nächsten saison keine sagen er wuste es nicht. es wurde ja hier breit genug diskutiert

Ich kommentiere hier, da anscheinend die kommentierung bei den beiden anderen Posts nicht mehr möglich ist.

August 08, 2014

Werner Cromm said:

67
...
und täglich grüßt das murmeltier : http://www.totalrugby.de/content/view/5756/41/
August 08, 2014

Gerhard Schubert said:

366
Stellungnahme: Was für eine Liga
Wir haben die von Gerhard Schubert als Artikel eingereichte Stellungnahme hier als Kommentar veröffentlicht (TotalRugby-Team):

Stellungsnahme zu „Was für eine Liga“

Was hier und jetzt abläuft in der BL RUGBY ist für Insider schwer begreifbar , für den Aussenstehenden , unbedarften Betrachter nicht nachvollziehbar .

Als die Strukturreform beschlossen wurde , haben viele Vereine –vor dem eigenen Mut erschrocken- den Sprung in die 1.BL (teilw. von der RL) nicht gewollt/verweigert , wurden durch Druck (androhung Rückstufung in die RL) letztendlich „überredet“ (RC Leipzig , ASV Köln ? etc. ) .

Der ausgeübte Druck war letztendlich gut für die meisten Teams. Einige Teams erlebten einen immensen Aufschwung .

Nun wurde zwar durch diese „Schnellbesohlung“ RUGBY vorangebracht , die alten Strukturen , sprich Regelungen nicht entsprechend angepasst .

Wie kann ein ehemaliger RL-Verein (teilw. ohne jeglichen lizenzierten Trainer) jetzt

BL spielend innerhalb von 2-3 Spielzeiten bei festgelegter Qualifikationssperre von 2 Jahren minimal zwischen den einzelnen Lizenzstufen einen A-Trainer „aus dem Hut zaubern“ .

Das ist nicht machbar ! Auch eine B-Lizenz ist schwierig .

Begründung :

Die Angebote des DRV sind nicht sehr umfangreich . Alle Sportfreunde/Trainer sind Amateure , die aus beruflichen , privaten oder gesundheitlichen Gründen u.U. nicht alle Termine eines Lehrganges wahrnehmen können . Folge davon ist ein weiteres Jahr

Stagnation in der angestrebten Ausbildung/Weiterbildung.

Im Sterbefall oder bei „plötzlicher Bockigkeit“ des Sportfreundes (Verlassen des Vereins)
beginnt der Erwerb der Lizenz von vorn .

Die Argumente des DRV sind absolut verständlich , die momentane Umsetzung aber konträr der (angestrebten) Entwicklung RUGBY in Deutschland . Vor allem wider aller Vernunft zur
flexiblen Anpassung an die positive Strukturreform (Zustimmung zur Reform nach einem Jahr mit 18:1 Stimmen gegen den Antrag des SCN zur Rückkehr in alte Strukturen!) .

So eine neue Struktur braucht Zeit in allen Dingen, die damit zusammenhängen.

Der DRV sollte diese Zeit einräumen, zumal er auch bis heute die geplante Einbindung von Auswahlmannschaften in das Spielsystem nicht realisiert hat !

Die Durchsetzung der absolut richtigen Forderungen des DRV sollten differenziert und längerfristiger geschehen . Zum gegenwärtigen und jetzt praktizierten Zeitpunkt wirkt diese Handlungsweise wie ein Bombardement auf das neue, erst kurze Zeit ausgeübte BL-System !

Eine kompetente Kommission, Gruppe von Rugbyleuten sollte grundlegende Richtlinien aufstellen , die dann „absolut wasserdicht“ , d.h. schon im Vorfeld allen Vereinen eindeutig klar sind bzw. gemacht werden .

Eine individuelle Entscheidung von Fall – sprich Verein- zu Fall ist aber erforderlich !

Ein Verein , der z.B. schon 5 Jahre 1.BL oder 2.BL spielt , hat andere Sanktionen zu erwarten als ein absoluter Neuling oder „Frischling“ (1-2 Jahre BL) .

Die Maßnahmen sollten klar festgelegt sein , z.B. Verwarnung , Finanzstrafe , Punktabzug , Herabstufung , Lizenzentzug etc. .

Die Forderungen müssen ebenfalls eindeutig (und machbar im Zeitlimit) , event. neu überarbeitet sein , z.B. Trainerlizenzart , REF-Bereitstellung(en) , Dimmension der Nachwuchsbereitstellung etc .

Der Unterschied im Strafmass –dabei Neulingen und relativ neuen BL- Vereinen Zeit lassend - muss festgelegt werden .

Als Beispiel :

Wenn ein BL-Team schon 5 Jahre spielt , müssen 2 Ref`s (welche Stufe ?) , 1 Trainer (welche Lizenz ?) , 1 Kindermannschaft , 1 Jugendmannschaft bereitgestellt ,vorhanden sein .

Bei Fehlanzeige auf einen oder mehreren Gebieten folgen festgelegte Sanktionen .

Ein neues BL-Team hat im ersten Jahr keine Auflagen zu erfüllen . Im 2.Jahr z.B. 1 REF ©, 1 Trainer (C) , 1 Kindermannschaft .

Jedes BL-Team individuell und konsequent bei entsprechender Unterstützung und Kontrollen!

Es gibt sicher noch andere Gedanken zur jetzt „überspitzten Reaktion“ , das jetztige Tun ist aber nicht das Richtige ; schadet unserem Rugby insgesamt , macht es zur Posse !

Die Gegner der Reform reiben sich die Hände .

Ich denke , das alle „dem Ei verbundene Personen“ beschämt sind. Es fing so positiv an ; warum nicht weiter so , miteinander !

G.S.

NS. Ein Elektroingenieur ist nach 10 Jahren Arbeitspause immer noch Elektroingenieur. Er wird sich unter dieser Berufsgruppe bewerben (Ob er nach 10 Jahren Pause einen Job dazu findet ist offen) , und nicht als Elektriker .

Ein A-Trainer im Rugby hat nach bereits nach kürzerer Zeit keinerlei Chance auf Weiterarbeit als A-Trainer ! Hat er alles schon verlernt ? Sind wir mit A-Trainern übersättigt ? Sollte nicht nach anderen Möglichkeiten gesucht werden ?
August 08, 2014

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Letzte Aktualisierung ( Donnerstag, 7. August 2014 )