Genie und Wahnsinn vereint - Rupeni Caucaunibuca
Geschrieben von Jamie Deuce   
Mittwoch, 24. September 2008

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Manche sehen ihn als den Weltbesten Rugbyspieler, aber sollte Leicester wirklich das Risiko eingehen ihn unter Vertrag zu nehmen?

Rupeni Caucunibuca, ein Name der das Blut in Wallung bringt. Nur wenige Experten würden bestreiten, dass Fijis Caucau (die Kurzversion seines Namens) der aktuell beste Angreifer im Weltrugby ist, vielleicht sogar der beste aller Zeiten. Brian O’Dricsoll und Mike Tindall, zwei Spieler die dafür bekannt sind mit Superlativen eher sparsam zu sein, sind sich einig, dass Rupeni der beste Spieler ist, den sie jemals in Aktion gesehen haben.

In den nächsten paar Tagen trifft Leicester die Entscheidung, ob sie ihn unter Vertrag nehmen werden oder nicht. Eine einfache Wahl? Der Suchbegriff Caucau vermittelt den Eindruck, als würde Caucau einen beachtlichen Teil des Internets allein für sich in Anspruch nehmen. Es gibt Torrents von Video Clips seiner besten Versuche noch und nöcher, für Fiji, Auckland Blues und Agen und schier endlose Debatten welcher der spektakulärste war. War es einer der beiden die er gegen Schottland bei der Weltmeisterschaft 2003 erzielte, oder der den er für die Auckland Blues gegen die Brumbier erzielte, oder Verwüstung die er für Agen gegen Gloucester im Heineken Cup 2006 anrichtete? Lässt sich soviel Brillianz überhaupt bewerten?

Wirft man einen Blick auf die schier unzähligen Versuche die Caucau in den verschiedenen Ligen erzielt hat, fallen dem Betrachter immer die gleichen Dinge ins Auge, seine unglaubliche Beschleunigung, seine Fähigkeit Verteidiger auf engstem Raum zu Schlagen und sein unglaublicher Körperschwerpunkt der ihm erlaubt bei den schärfsten Richtungsänderungen nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten. Rubeni ist die kräftigere Variante von Jason Robinson (ein Spieler der Weltweit den größten Respekt genießt), er ist schneller als Robinson, hat ähnliche Fähigkeiten einen Verteidiger stehen zu lassen, hat ähnlich schnelle Füße, aber er verfügt über eine deutlich höhere Endgeschwindigkeit als Jason und kann daher auch Versuche über die komplette Länge des Platzes erzielen, er ist schlichtweg ein verblüffendes Rugbygenie.

Jedes Genie hat auch seine Abgründe, Caucaus größte Problem ist seine Unberechenbarkeit. Das Probetraining welches er mit den Leicester Tigers vereinbart hat, gleicht schon jetzt einer Saga. Er war nicht in dem Flug mit dem er hätte kommen sollen, dann gab es Probleme mit seinem Visum und bis jetzt ist er in Leicester noch nicht aufgetaucht, obwohl sogar die ein Sonderausschuss mit der Visa-Beschaffung beauftragt worden ist. Simon Raiwalui, der lange Zeit Kapitän von Fiji und Rupeni war, sagte er sei immer dankbar gewesen, wenn er überhaupt auftauchte.

Caucau ist also gleichermaßen ein Magier und ein Alptraum; zugegeben ist er aus den meisten Betrachtungswinkeln schlicht ein unzuverlässiger und undankbarer Zeitgenosse. Leicester wäre gut beraten dies bei den Vertragsverhandlungen (so er denn überhaupt auftaucht) nicht aus den Augen zu verlieren. Der “Kugelblitz” hat diese Saison schon einen Vertrag bei Metro Racing unterschrieben, ist dort aber niemals erschienen, obwohl der Club ihm zweimal Tickets für den Flug von Fiji nach Paris zusendete. Sireli Bobo, einer seiner Teamkameraden im Team von Fiji, nahm sich kurzerhand selbst der Sache an und wollte Caucau in Paris abliefern. “Ich wartete auf ihn am Flughafen von Nadi (in Fiji) aber er tauchte nicht auf und ich habe ihm sogar Geld geschickt, aber er lehnte es ab zu kommen. Es ist wirklich eine Schande für alle Spieler Fijis”, so Bobo.

Die ganze Geschichte kommt einem irgendwie bekannt vor. Caucau verpasste zahlreiche Spiele weil er wegen Foulspiels gesperrt war, und er wurde in Agen positiv auf Cannabis getestet. Er wurde aus Fijis Kader geschmissen weil er ein Spiel gegen Samoa verpasst hatte, seine Ausrede für sein Nichterscheinen war der entzündete Zeh seiner Ehefrau. Auf diese Weise verlor er auch seinen Platz in Fijis Weltmeisterschaftskader für das Turnier in Frankreich 2007. Einmal kehrte er Fiji den Rücken zu und machte sich selbst verfügbar für die All Blacks, allerdings war dieser Flirt mit dem Team der Neuseeländer nur von kurzer Dauer, weil er nach Regeln des IRB für die All Blacks nicht spielberechtigt war. Zudem verpasste er die Tour der Pacific Islander im Jahr 2006, weil er angeblich seinen Ausweis verloren hatte. Es scheint so, als habe er mehr Flüge verpasst, als er erreicht hatte.

Sein Gastspiel bei Agen war eine Berg- und Talfahrt. Er war oft unglaublich, wurde sogar zum französischen Spieler des Jahres in der Saison 2005-2006 ernannt, stieg aber mit Agen aus der 1. französischen Liga ab, ein Hohn wenn man einen Blick in den mit internationalen Spitzenkräften besetzten Kader der Südfranzosen warf. Am erstaunlichsten war, dass er eins seiner besten Spiele für Agen machte, als es im Heineken Cup gegen Gloucester ging, kurz nachdem er mal wieder aus einem selbstauferlegten Heimarturlaub zurückkehrte und das mit gewaltigem Übergewicht, welches ihn mehr wie ein Sumoringer aussehen lies, als ein Außendreiviertel – trotzdem spielte er großartig.

Mitte letzter Saison hatten auch die Geduldigen Offiziellen in Agen die Schnauze voll von Caucaus Eskapaden und lösten seinen Vertrag. Seitdem hat er nur ein paar Spiele für Tailevu, einen Club auf Fiji, bestritten, er ist aber nicht im Kader der Pacific Islander für die Tour nach Großbritannien in diesem Herbst auf. Ermüdet von Caucaus zahlreichen Verfehlungen, begründete der Trainer von Fiji und den Pacific Islanders Ilie Tabua die Nichtberücksichtigung Caucunibuca für die Pacific Islanders damit, dass er keinen Lust mehr hätte sich ständig nur mit einem Spieler beschäftigen zu müssen.

Trotzdem ist Caucau immer noch das Objekt der Begierde von zahlreichen Spitzenclubs. Unter anderem waren/sind die NSW Warathas hinter ihm her und eben die Leicester Tigers – dieser pragmatische, durchorganisierte und anspruchsvolle Spitzenclub. Es scheint schon jetzt eine unheilvolle Verbindung, bevor sie überhaupt geschlossen wurde. Da Caucau wie jeder andere Spieler der Leicester Tigers nur einen Wutanfall oder einen infizierten Zeh seiner Frau von einem Rausschmiss entfernt wäre.

Wie wird er eine Woche Probetraining bei den Tigers überstehen, die sportliche Leitung und die Mitspieler werden gnadenlos nach seinen Schwachstellen suchen und ihn eben mit diesen konfrontieren. Nach solch einer Woche, wäre der Rückflug ins sonnige Fiji einer der wenigen Flüge die sogar Caucau nicht verpassen würde.

Aber kann dieser verrückte Plan, Rupeni nach Enland zu holen, überhaupt aufgehen? Zugegeben die Tigers müssen zur Zeit auf zwei Weltklasse Außendreiviertel verzichten: Alesana Tuilagi ist verletzt und Seru Rabeni, seineszeichens selbst eine hochtalentierter Mann von den Fiji-Inseln, hat seine Rotsperre verlängert bekommen, weil er trotz seiner Sperre 7er Rugby gespielt hatte, in der Hoffnung, dass ein riesiger Fiji mit Dreadlocks, der mit allen Gegenspielern Katz und Maus spielt nicht erkannt werden würde.

Mit Rabeni hätte Caucau bei Leicester zumindest einen Landsmann im Team und Leicester braucht trotz des Rufs humorlos zu sein, aufregende Außendreiviertel, sie müssen ihre Fans unterhalten und wenn Caucau nicht alles in kürzester Zeit verlernt hat, könnte er in England einschlagen wie eine Bombe und zum jetzigen Zeitpunkt seiner Karriere und im Alter von 28 Jahren, wäre er vermutlich sogar recht billig zu haben.

Vielleicht sollte Leicester bei allen Eskapaden von Caucau auch einen Blick hinter die Kulissen werfen und versuchen zu verstehen wo seine manchmal seltsam anmutenden Verhaltensweisen begründet liegen. Vor zwei Jahren als er aus Agen verschwand, rankten sich Gerüchte er wäre heim nach Fiji gegangen.

Daher begab sich ein hochdekorierter Offizieller des französischen Clubs, zum einen aus Fürsoge zum anderen um seine “Investition” zu retten, auf die Suche nach Rupeni. Diese Reise ist zu einer Legende geworden. Es gab einen Flug von Paris nach Auckland, einen weiteren nach Nadi (auf Fijis Hauptinsel Viti Levu) und noch einen weiteren auf eine Flugpiste in Savusavu, auf dem unterentwickelten Vabua Levo. Von dort ging es mit einem Jeep auf unbefestigten Straßen und ohne Verkehrsschilder, nach zahlreichen Irrfahrten, in ein Dorf, welches auf keiner Karte vermerkt ist. Caucau’s Dorf.

Dort gibt es kein fliessend Wasser oder Elektrizität und die einzigen erwähnenswerten Gebäude sind die Kirche und Caucau’s Haus. Als er Caucau entdeckte, schien dieser wirklich krank zu sein und es gab keine medizinische Einrichtung weit und breit – als Caucau das erste Mal in Agen aufschlug, musste er sich zunächst einer umfangreichen zahnärztlichen Behandlung unterziehen.

Agen’s Abgesandter wurde von Ian Borthwick begeleitet, einem Journalist der L’Equipe. Borthwick sagte hernach, als er die Umstände in Caucau’s Dorf gesehen hatte, die vielen Entbehrungen, wurde ihm klar, dass ein Großteil der Verfehlungen im Kulturschock und seinem Heimweh begründet lagen. “Sein Französisch und sein Englisch sind schlecht, d.h. schon die schlichte Kommunikation stellte ein Problem für ihn da”, so Borthwick.

Die Arroganz mit welcher Caucau sich auf dem Sportplatz bewegt, könnte also in diesem inneren Zwiespalt begründet liegen. Daher ist es kein Zufall, dass er sich in Auckland – nur 3 Flugstunden etnfernt von Fidji – am wohlsten fühlte. Wenn Leicester also zu dem Schluß kommt, dass Caucau körperlich in der Verfassung ist um Profirugby zu spielen, müssen sie sich um ihn kümmern. Sie müssen seine Familie nach England bringen und sein Leben mit dem von Rabeni verknüpfen und ihn wenn immer es die Saison zulässt heim nach Fiji fliegen um sein Heimweh in Griff zu bekomen.

So viele Leute fühlten sich von Caucau zu oft im Stich gelassen. Aber ganz wenig fühlten sich jemals von seiner Spielweise enttäuscht. Ein Spieler seines Kalibers wäre großartig für die Guinness Premiership. Die Frage ist nur wie risikofreudig Leicester sein wird?

Rupeni Caucaunibuca’s Eskapaden:

Oktober 2003 – Sperre für 2 Spiele nachdem er Frankreichs Olivier Magne beim World Cup geschlagen hatte.

November 2003 – Rücktritt aus Fijis Nationalmannschaft um zukünftig für die All Blacks zu spielen, da sie ihm mehr bezahlen können. Doch der IRB macht ihm einen Strich durch die Rechnung.

Juni 2005 – Ausschluss aus der Nationalmannschaft Fijis für ein Jahr, weil er ein Qualifikationsspiel gegen Samoa verpasst hatte, auf Grund einer Zehentzündung seiner Frau.

Oktober 2006 – Kommt verspätet aus Fiji und verpasst Agen’s Saisonstart (10 Spiele), Gründe hierfür sollen Typhus und die Präsentation seines Sohns in seinem Heimatdorf gewesen sein.

November 2006 – Bleibt einer Partie der Pacific Islanders gegen Wales fern, nach dem er angeblich seinen Ausweis verloren hat.

März 2007 – 3 Monatige Sperre, auf Grund eines positiven Tests auf Cannabis.

{youtube}S6qdM6O26CY{/youtube}

Würdet ihr Rupeni unter Vertrag nehmen?

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Kommentare (8)add comment

king carlos said:

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Also mein Lieblingsversuch von Caucau war der gegen Frankreich bei der WM 2003. Als Fan der Blues ist er mir eigentlich gut in Erinnerung geblieben - er gehörte zur Mannschaft die 2003 den Super-12-Titel gewann.
September 24, 2008

Cauacaunibuca said:

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sehr guter Artikel! vielen Dank!
rein spielerisch gesehen ist Caucau auch mein Lieblingsspieler :p
was ich jedoch nicht verstehe ist, warum er sich anscheinend so wenig selbst darum bemüht einen guten Vertrag zu erhalten. Schließlich muss er ja auch irgendwie sein Geld verdienen und in einem kleinen, altmodischen Dorf in Fiji wird das wohl nicht so gut möglich sein.
Ich würde ihn auf alle Fälle unter Vertrag nehmen ;p
September 24, 2008

king carlos said:

217
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Vielleicht muss Caucau gar kein Geld verdienen.^^ Das Dorf scheint ziemlich rückständig zu sein...anscheinend kommt man dort auch ohne aus :)
September 24, 2008

Cauacaunibuca said:

657
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stimmt und eine Zahnbürste ist dort anscheinend auch nicht üblich :D


Zitat aus dem Text:......."musste er sich zunächst einer umfangreichen zahnärztlichen Behandlung unterziehen. "
p.s weiß jemand zufällig die beste Zeit die Caucau mal über 100 meter gelaufen ist?würde micht echt interesieren^^
September 24, 2008

Cauacaunibuca said:

657
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alles was ich im Internet finden konnte war, dass er mal 10,7 gelaufen ist allerdings als er schon so "fettleibig" war ^^
September 24, 2008

Brefeldin said:

411
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Caucau war auch zu seinen besten Zeiten schon 'fettleibig'.

An einen Joe Rokokoco kommt er jedoch nicht heran und auch Habana hat über einen längeren Zeitraum auf einem unglaublich hohen Niveau bewiesen was er kann. Caucau ist viel zu unkonstant um 'DER' beste Spieler alles Zeiten zu sein auch wenn er sicherlich das Talent dazu hätte.
September 25, 2008

king carlos said:

217
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Mit "Der beste Spieler aller Zeiten" ist es immer so eine Sache. Wie soll man bitte z.B. einen Außendreiviertel mit einem Pfeiler vergleichen? Man könnte höchstens sagen wer der beste Außen war, und das ist mit Sicherheit David Campese. Außerdem vergisst man beim Spiel "Der beste Spieler aller Zeiten" viele alte Spieler wie eben Campese. Des weiteren ist für mich Shane Williams der beste Außen, der aktiv ist. Howlett und Rokocoko sehe ich auch vor Caucau.
September 25, 2008

Peter said:

209
Heimatverbunden
Der Artikel ist echt gut. Und trifft den Nagel auf den Kopf. Einen Fidjianer der dermaßen verwurzelt in seinem Dorf ist kann man wohl nicht länger im kalten Europa halten. Zumindest nicht, ohne dass er Depressionen bekommt und sich mit ein bissi Cannabis aufheitert...
September 26, 2008

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