RWC: TotalRugby-Formcheck Pool D
Geschrieben von TotalRugby Team   
Mittwoch, 7. September 2011

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Kapitän John Smit (links) und Coach Pieter de Villiers (rechts) gelten als die größten Schwachstellen der südafrikanischen Mannschaft

Die australische Nachrichtenagentur AAP, hat eingelenkt und sich den Regeln des iRB gebeugt. Die Australier werden ihre Leserschaft während dem Turnier mit Bildern und Berichten in Textform versorgen, verzichten aber auf das erstellen von Video-Clips. News Limited und Fairfax Media bleiben indes bei ihrem WM-Boykott, die beiden Newsagenturen werden zwar in vollem Umfang von dem Großereignis berichten, jedoch keine eigenen Journalisten in die Stadien entsenden. Beim Ausrichter besteht kurz vor dem WM-Start die Sorge, dass die Journalisten aus Down Under nicht die Einzigen sein könnten, die den Stadien fernbleiben. Sogar für die Eröffnungszeremonie am Freitag, im legendären Eden Park, sind noch mehr als 10 000 Karten erhältlich. Dennoch ist man beim Ausrichter zuversichtlich, die angestrebten Ziele erreichen zu können. „Natürlich werden die Ticket-Preise noch irgendwann fallen. Unser Fokus liegt jetzt darauf die Karten zu verkaufen, egal zu welchem Preis“ lautet die neue Marschroute des Marketingteams. Ob das die Rugbyfans freut, die sich frühzeitig zu weitaus höheren Preisen zugeschlagen haben?

Fidschi

Obwohl der Inselstaat einer der wenigen WM-Teilnehmer ist der keine allzu weite Anreise und/oder große Zeitumstellung zu verkraften hat, waren die „Zauberer der Südsee“ das erste Team welches seine Zelte in Neuseeland aufgeschlagen hat. Besonders verwunderlich ist dies deshalb, weil die World-Cup-Teilnahme des Pazifikstaates lange Zeit aufgrund angespannter finanzieller Verhältnisse als gefährdet galt. Noch größere Schlagzeilen als die klammen Verbandskasten schlug lediglich das Militärembargo, welches das Gastgeberland gegen den dreimaligen Viertelfinalisten (1987,1999, 2007) verhängt hatte. Dieses sieht vor, dass keine Angehörigen von Fidschis Militär neuseeländischen Boden betreten dürfen.

Zum Verhängnis geworden wäre diese Regelung beinah Zweite-Reihe-Stürmer Leone Nakarawa, der zunächst aus der Armee austreten musste, um seinen Traum von einer WM-Teilnahme nicht zu gefährden. Nicht ganz so einfach gestaltet sich die Situation für Fidschis Verbandspräsident Mosese Tikoitoga, der neben seiner Rugbytätigkeit als Kommandeur der Bodentruppen seines Landes fungiert und daher kein Einreisevisum für die Weltmeisterschaft erhalten hat.

Sportliche Schlagzeilen schrieb insbesondere die Rückkehr vom ehemaligen Top-Try-Scorer der französischen Liga Napolini Nalaga, Frankreichs Spieler der Saison 2008/2009 hatte sein Arbeitgeber Clermont 2010 aus persönlichen Gründen verlassen und soll danach von seiner Mutter an der Ausreise von den Inseln gehindert worden sein. Diese Geschichte erinnert an Fidschis größtes Talent der vergangenen Jahre, den unberechenbaren Rupeni Caucau, der immer wieder mit seinen europäischen Arbeitgebern in Konflikt geraten war, da er in seinem abgelegenen Heimatdorf unauffindbar untertauchte. Während es aber für Caucau trotz aufsteigender Form bei Stade Toulousian nicht für ein WM Ticket reichte, wird Nalaga, der sich zuletzt bei einem Amateur Club auf Fidschi in Form hielt und kommende Runde im Super Rugby für die australischen Western Force aufläuft, die Weltmeisterschaft zu seinem Comeback auf der großen Bühne nutzen wollen.

Die große Baustelle im Spiel der „Weiß-Schwarzen“ bleibt aber ohnehin der Sturm und nicht die trickreiche Dreiviertelreihe. „Wir arbeiten momentan sehr hart an unserem Sturmspiel, das Level unserer Spieler ist nach meiner Beurteilung auf allerhöchstem Niveau, es wird also viel davon abhängen wie wir unsere Fähigkeiten in den Spielsituation abrufen können. Hier sehe ich eine der großen Stärken in unserem Team, die Vergangenheit hat uns gelehrt, dass Nationalmannschaften Fidschis dazu in der Lage sind alle möglichen Hindernisse zu bewältigen und ihr Bestes für ihre Leute und Ihr Land zu geben – da unterscheiden sich die aktuellen Jungs nicht von den großartigen Mannschaften der Vergangenheit“ so Fidschis australischer Sturmtrainer Michael Foley.

Form:


Namibia

„Die Stimmung im Team ist sehr gut, wir sind alle voller Zuversicht und unsere Trainingseinheiten laufen super. Unser Kader hat nicht die Tiefer, als dass wir unsere Gegner locker ausspielen könnten, weshalb wir uns vorgenommen haben mehr und härter zu arbeiten als sie. Die Vorfreude ist riesig und wir können kaum warten bis es endlich losgeht“ berichtet Namibias Nummer 8 PJ van Lill seinen ehemaligen Meistertrainer Carsten Segert.

Die Aktien auf den ersten World-Cup-Sieg stehen für Afrikas Nummer zwei freilich auch im vierten Anlauf seit 1999 nicht sonderlich gut. Die Vorbereitung der zum Großteil aus Amateuren bestehenden Mannschaft aus der ehemaligen deutschen Kolonie wurde von irritierenden Querelen bezüglich der Finanzierung überschattet. Am Ende war sogar der Staat gefordert für den mittellosen Verband einzuspringen, die Zahlungen flossen direkt an die Spieler, da die korrupten Verbands-Funktionäre ihren Kredit bei den Staatsdienern in der Zwischenzeit längst verspielt hatten.

Vom iRB werden die Weltwitschias, genau wie die Deutsche Rugby-Nationalmannschaft, der dritten Stärkeklasse (tier 3) zugeordnet. „Wir glauben fest daran, dass wir gegen Fidschi gewinnen können. Namibia ging Fidschi wird eine ganz enge Kiste, bei der die Tagesform den Ausschlag geben wird. Ich bin sehr zuversichtlich, dass am Ende für uns der erste WM-Sieg dabei rausspringt“ macht Coach Johan Diergaardt kein Geheimnis aus den Ambitionen der Afrikaner.

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Samoa

Für Samoa wird die WM 2011 ein Heimspiel, das wurde spätestens beim frenetischen Empfang der Mannschaft aus dem 192.000 Einwohner Staat an Aucklands Flughafen deutlich. Doch nicht nur die Nähe zur Heimat, sondern vor allem das Vertrauen in die Stärke der eigenen Mannschaft, sorgt bei den Polynesiern für große Euphorie. War man 2007 nach schwachen Vorstellungen noch in der Gruppenphase gescheitert, soll dieses Jahr der ganz große Wurf gelingen.

Auf was sich die Gegner der Samoaner einstellen müssen, stellten die Rugbykrieger zuletzt beim Testspiel Sieg gegen den Weltranglistenzweiten Australien eindrucksvoll unter Beweis. Mit bedingungslosen Einsatz an den Kontaktpunkten und den charakteristischen krachenden Tacklings kauften die „Blauen“ dem Weltmeisterschafts-Mitfavoriten den Schneid ab.

Ähnlich wie Namibia ist auch Samoa eine ehemalige deutsche Kolonie, in der Weltrangliste werden die Insulaner allerdings auf Rang 10 und damit zehn Plätze höher als ihr Gruppengegner aus dem Süden Afrikas geführt.

„Unser Ziel ist es das Viertelfinale zu erreichen. Dafür müssen wir von Spiel zu Spiel denken. Jedes Spiel ist entscheidend und jeder Gegner wird sehr schwer“ erwartet auch Cheftrainer Dickie Tafua eine ausgeglichene Gruppe. Ganz ähnlich beurteilt Kapitän Mahonri Schwalger die Ausgangssituation: „2003 waren wir ganz nah dran England zu schlagen und 2007 war es knapp gegen Südafrika. Allerdings war der auch die Niederlage gegen Tonga und auch wenn wir vor jedem Gegner sehr großen Respekt haben, wollen wir so eine schmerzhafte Erfahrung diesmal vermeiden“.

Form:

 

Südafrika

Noch vor wenigen Wochen hätte kein Rugbyfachmann auch nur einen Pfifferling auf den amtierenden Weltmeister und seine „Rentnertruppe“ gesetzt. Doch der Sieg im letzten Tri-Nations-Spiel gegen die bis dato ungeschlagenen Kiwis lässt bei den Anhängern der „Bokke“ die Hoffnung aufkeimen, dass doch noch genügend Feuer in Kapitän John Smit und seinen treuen Weggefährten lodert, um als erstes Team in der World-Cup-Historie den William Webb Ellis Cup erfolgreich zu verteidigen.

Von den neuseeländischen Ureinwohnern, den Maori, wurde der redselige Übungsleiter Pieter de Villiers schon vor dem ersten Auftritt seiner Mannschaft zum „Ehrenkrieger“ ernannt. Vielleicht weil der umstrittene Schnauzbartträger auch im Land der Gastgeber als größter Hemmschuh der Springboks gilt? Der so geehrte, gelobte jedenfalls sich während der Titelkämpfe so zu verhalten, dass er seinen neuen Kriegerbrüdern keine Schande bereitet. Ähnliches wünschen sich vermutlich auch die knapp 50 Millionen Einwohner der „Rainbow Nation“ von ihrem Trainer.

Neben dem Trainer gilt Skipper John Smit als umstrittenste Personalie im Kader des Titelverteidigers. Auch wenn seine alten Weggefährten allen voran der gefürchtete Zweite-Reihe-Stürmer Bakkies Botha, der in der Auftaktpartie gegen Wales mit einer Achillessehnenentzündung auszufallen droht oder sein kongenialer Zweite-Reihe-Partner Victor Matfield, der mit Smit seit nunmehr zehn Jahren in der Nationalmannschaft spielt, ihrem in die Jahre gekommenen Kapitän plakativ die Treue halten, gilt es doch als ausgemacht, dass der deutlich jüngere und formstärkere Bismarck Du Plessis die bessere Wahl auf der Haklerposition wäre.

18 Veteranen vom Triumph 2007 stehen auch im 2011er Aufgebot und hoffen, dass der neuseeländische Frühling ein feuchter wird, damit sie ihr perfektioniertes Kick- und Gassespiel in die Waagschale werfen können.

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Wales

An den ersten Gruppengegner Südafrika hat der neue walisische Kapitän Sam Warburton keine allzu guten Erinnerung. „Ich habe mir meinen Kiefer in der ersten Spielminute bei meinem ersten Spiel gegen Südafrika gebrochen, ich weiß also aus eigener Erfahrung, dass die Südafrikaner sehr körperbetonte zu Werke gehen“ so der 22-jährige Aufsteiger, der als jüngster walisischer WM-Spielführer aller Zeiten nach Neuseeland reist.

Keine guten Erinnerungen dürfte man im walisischen Lager auch an die letzte Weltmeisterschaft haben, in Frankreich waren die „Roten Drachen“ im letzten und entscheidenden Gruppenspiel an Fidschi gescheitert und auch 2011 wartet zum Abschluss der Vorrunde der spielstarke Inselstaat.

Nicht im Aufgebot steht B-Promi Gavin Henson, dabei hatte der passionierte Tänzer bei seinen zwei vorweltmeisterschaftlichen Testspieleinsätzen durchaus Ansätze dessen gezeigt, was in 2005-2008 zu einem der besten Innendreiviertel Europas gemacht hatte.

Zur Vorbereitung weilten die Waliser in einem Trainingscamp im polnischen Spala. Die Einrichtung verfügt über eine einzigeartige Ultra-Kältekammer, welche eine beschleunigte Regeneration begünstigen und dadurch einen größeren Trainingsumfang erlauben soll.

„Wir haben ohne Zweifel sehr gute Spieler, die sich alle in einer sehr guten körperlichen Verfassung befinden. In der Vergangenheit fehlte uns aber manchmal die mentale Stärke, um entscheidende Spiele zu gewinnen“ weiß Warren Gatland, der neuseeländische Coach der Waliser, um die größte Schwäche seiner Truppe. Bei der Auftaktpartie womöglich fehlen werden mit Ryan Jones, Stephen Jones und Gethin Jenkins gleich drei Leistungsträger der „Roten“, alle drei laborieren an Wadenverletzungen.

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Kommentare (1)add comment

Volker Schütt said:

113
...
Herrlicher Schreibfehler bei der Fidschi-Einschätzung: "die Vergangenheit hat uns gelehrt, dass Nationalmannschaften Fidschis dazu in der Lage sind alle möglichen Hindernisse zu bewältigen und ihr Bestes für ihre Leute und IRLAND zu geben"
September 07, 2011

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